Vormittag
Stephansplatz – Singerstraße – Schulerstraße – Bäckerstraße – Heiligenkreuzerhof – Fleischmarkt – Seitenstettengasse – Ruprechtsplatz – Judengasse – Hoher Markt – Salvatorgasse – Judenplatz – Am Hof – Freyung – Herrengasse – Michaelerplatz – Heldenplatz.
Mittag
Restaurant Kanzleramt, Schauflergasse 6, (01) 533 13 09, www.kanzleramt.wien, Mo–Sa 10–22, So 11–17 Uhr.
Nachmittag
Michaelerplatz – Kohlmarkt – Graben – Dorotheergasse – Neuer Markt – Albertinaplatz – Staatsoper – Kärntner Straße – Stephansplatz.
Kaum eine zweite Metropole der Welt macht es ihren Besuchern so leicht wie Wien: Alles Sehenswerte liegt hier auf engem Raum beisammen und ist bequem zu Fuß zu erreichen. Der Rundgang beginnt am
A Stephansdom H12, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen Wiens und von den Bürgern gern und liebevoll »Steffl« genannt. Der Monumentalbau wird optisch beherrscht vom bunt gedeckten Ziegeldach mit dem habsburgischen Doppeladler auf der Süd- und den Wappen der Stadt Wien und Österreichs auf der Nordseite. Das gotische Gotteshaus entstand etappenweise: Ab 1304 wurde der dreischiffige Hallenchor errichtet, dessen Netz- und Sternrippengewölbe von Bündelpfeilern gehalten wird. Ab 1359 erfuhr die Fassade eine Erweiterung und das Dach wurde steil nach oben gedrückt. Der 137 Meter hohe Südturm (Stephansturm) gilt als schönster Turm der europäischen Gotik neben dem des Freiburger Doms.
Das Wahrzeichen von Wien: der Stephansdom
Das Kircheninnere beeindruckt mit der von Anton Pilgram geschaffenen Kanzel mit ihrem reichen Figurenschmuck und dem
Wiener Neustädter Altar, einem gotischen Flügelaltar von 1447. Kaiser Friedrich III. und Prinz Eugen sind in dieser Kirche begraben. Unbedingt lohnt sich der Weg hinauf über 343 Stufen in die
Türmerstube, von wo man im Norden und Westen die grünen Hügel des Wienerwalds, im Osten das Riesenrad des Praters und daneben die Türme von Uno-City und Donau-City betrachten kann. Auch der Blick über die Dächerlandschaft der Inneren Stadt, den einst von Befestigungsanlagen umgebenen Stadtkern, lohnt sich. Deutlich markiert ist das Stadtzentrum von der Ringstraße und ihrem Mittelpunkt, der Kärntner Straße zwischen Oper und Stephansplatz. Die Singerstraße führt ins Idyll des Gassenwirrwarrs, das Wien an dieser Stelle, südlich des Stephansplatzes, besonders prägt. Hier ist die kleinteilige Welt des Mittelalters, wenngleich aufgelockert, noch nahezu perfekt erhalten. Hinter der Grünangergasse biegt man rechts ab zum
Franziskanerplatz H/J12mit der gleichnamigen Kirche. Wieder zurück, geht es über Kumpfgasse, Schulerstraße und Wollzeile in die Bäckerstraße mit der
Universitätskirche H12. Durch Jesuitengasse und Schönlaterngasse erreicht man den Heiligenkreuzerhof, einen wunderschönen barocken Platz, wie eine Oase eingelassen in die dicht bebaute Gassenwelt und nur durch eine Pforte zu betreten. Im Mittelalter hatte die Stadt hier ihr Zentrum, hier gab es Märkte wie den Fleischmarkt. Später erhielten die Häuser Innenhöfe mit Balkonen, sogenannten »Pawlatschen«.
Café in der Wiener Innenstadt
Hinter der Rotenturmstraße tritt man ins Bermudadreieck ein mit seinen Bars und Kneipen um Seitenstettengasse und Rabensteig. Am Ruprechtsplatz steht die winzige
Ruprechtskirche G12, um 740 gegründet und die älteste Kirche der Stadt. Der heutige Bau stammt aus dem 12. Jahrhundert, eines der Chorfenster besitzt die älteste Glasmalerei Wiens (13. Jahrhundert). Hier befand sich einst das Salzamt, unten am Kanal gingen die Salzschiffe aus dem Salzkammergut vor Anker. Salz war zeitweise fast so kostbar wie Silber und Gold, konnte es doch zum Konservieren und natürlich zum Würzen von Lebensmitteln verwendet werden.
Innenhof der Ruprechtskirche
Die vielen Modeboutiquen in der
JudengasseG/H12bieten Schickes und Trendiges für Modefreaks. Dann
Klassisches Repertoire am Graben: Straßenmusiker
folgt der
Hohe Markt, wo am Haus Nr. 3 noch Reste der römischen Legionssiedlung Vindobona zu sehen sind. Die
Ankeruhr, eine zehn Meter breite Jugendstiluhr, lässt täglich um zwölf Uhr mittags alle Stundenfiguren aufmarschieren. Die Salvatorgasse führt zur Kirche
Maria am Gestade G11, die ihren Namen erhielt, weil sich hier einst das Steilufer eines Donauarms befand. Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert bekam ihre heutige gotische Gestalt Ende des 14. Jahrhunderts. Die Innenstadt ist an dieser Stelle modern bebaut und weniger reizvoll. Vom Passauer Platz aus geht es zum
JudenplatzG11. 1421 fand hier ein Pogrom statt (»Wiener Geserah«), 210 Menschen wurden verbrannt, Tausende Juden enteignet, vertrieben oder eingekerkert. Die erst im späten 16. Jahrhundert wieder entstandene jüdische Gemeinde wurde unter Ferdinand II. in die Leopoldstadt verwiesen. Zum Gedenken an den Holocaust wurde im Oktober 2000 das
Museum Judenplatz eröffnet. Heute bestimmt die Gastronomie-Szene diesen zentralen Platz im Herzen des einstigen Ghettos.
Im ehemaligen Stadtpalais ist ein
Uhrenmuseum H11 mit einigen Raritäten zu besichtigen, darunter eine astronomische Uhr, die für eine einzige Umdrehung 20904 Jahre braucht.
Weiter geht es zur
Freyung G/H11 , einem der schönsten Wiener Plätze, weit und unregelmäßig und umgeben von imposanten Gebäuden. Dazu gehören die
Schottenkirche, das
Palais Daun-Kinsky mit eleganter Barockfassade (jüngst restauriert) und das mächtige
Palais Harrach H10/11. Der Name »Freyung« geht übrigens auf das mittelalterliche Asylrecht des Schottenstifts zurück. Wer es in seine Mauern geschafft hatte, war vor Verfolgung geschützt. Das
Jugendstil von Franz Matsch: Ankeruhr am Hohen Markt
aufwendig sanierte
Palais Ferstel bildet eine Passage zwischen Freyung und Herrengasse mit Geschäften, Modeboutiquen und Restaurants. Unter der Glaskuppel des Arkaden-Innenhofs lädt das legendäre
Café Central – Eingang an der Herrengasse – zu einer Kaffeepause ein. In das einstige Künstler- und Literatencafé ließ sich der Dichter Peter Altenberg sogar seine Post schicken. Als Pappmachéfigur nimmt er dort noch heute seinen Stammplatz ein.
Die sich windende Herrengasse stellt dem Besucher noch das alte Wien vor. Wie viele Hofräte und andere Würdenträger mögen hier schon entlanggelaufen sein!
Am
Michaelerplatz H11 mit der Wiener Hofburg wird es feudal. Doch zunächst betrachten wir das
Loos-Haus, ein 1910/11 von Adolf Loos errichtetes, nacktes Gebäude, das Kaiser Franz Joseph »Haus ohne Augenbrauen« nannte. Das verletzte den Künstler tief, hatte er doch für sein futuristisches Projekt im Innersten der Inneren Stadt ein Lob des Hofes erwartet, stattdessen handelte er sich ein Magengeschwür ein.
Die
B Hofburg H/J10/11, bis 1918
Prunkvoll: Palais Ferstel
Machtzentrale des Habsburgerreichs, ist ein Konglomerat aus 19 Höfen, 18 Haupt- und Nebentrakten, Toren, Rundbögen, versteckten Gängen und mehr als 2600 Räumen. Generationen von Baumeistern wirkten fast ein halbes Jahrtausend lang am Bau dieser prunkvollen Residenz mit, viele Pläne wurden allerdings nie realisiert. Doch von aufwendiger Hofhaltung verstanden die Habsburger eine Menge: Sie tanzten und feierten mit Europas Hochadel bis in den Untergang hinein.
An die Hofburg schließt sich der
Heldenplatz H/J10 an. Ursprünglich sollte das Gelände mit einem weiteren Flügel der Neuen Burg vor dem Burggarten bebaut werden, was jedoch nie geschah. So entstand mitten in der Innenstadt ein weiter Platz mit Grünflächen und den pompösen Reiterstandbildern des legendären Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl. Der Anblick von so viel Grün vor der barocken Hofburg ist faszinierend. Aus der Ferne grüßt über die Mauer des Volksgartens hinweg der schlanke Turm des Rathauses. Die Wiener sind um diese Stadtlandschaft zu beneiden, die vor allem im Sommer denn auch stark frequentiert ist. Das klassizistische
Äußere Burgtor von 1824 am Eingang zum Heldenplatz erinnert an die Völkerschlacht bei Leipzig gegen die Napoleonischen Truppen.
Wir durchqueren den kaiserlichen Irrgarten und begeben uns zurück zum Michaelerplatz. Von dort geht es über den Kohlmarkt, wo man sich beim k.u.k. Hofzuckerbäcker Demel (von 1786) hervorragend mit einem Großen Braunen oder Verlängerten und einem Apfelstrudel mit Schlagobers stärken kann, in die bürgerliche Stadt. Am 200 Meter langen und knapp halb so breiten
Graben H11 finden sich einige der exklusivsten Geschäfte Wiens: Juweliere, Edelboutiquen und angesagte Modeläden. Die barocke
Dreifaltigkeitssäule von 1693 in der Mitte des Grabens entstand aufgrund eines kaiserlichen Gelübdes im Pestjahr 1679 und wurde zum Vorbild vieler ähnlicher Monumente im Habsburgerreich. Einst bauten hier, im Schatten der Hofburg, Patrizier ihre Stadtpalais.
Durch die Dorotheergasse geht...