Der Ural. Reisen entlang der Grenze von Europa und Asien - Tatjana Kuschtewskaja

Der Ural. Reisen entlang der Grenze von Europa und Asien

Geschichte und Geschichten
Buch | Softcover
224 Seiten
2018
Wostok (Verlag)
978-3-932916-71-7 (ISBN)
17,00 inkl. MwSt
Der Ural und seine Geschichte

Als ich klein war, glaubte ich, Reisen sei das Interessanteste im Leben. Heute, da ich älter bin, weiß ich: "Es stimmt!" "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt", so heißt es in einem deutschen Volkslied. Im Ural gibt es einen anderen Anlass, beim Reisen an Gott zu denken. Denn hier lautet ein altes Sprichwort: "Der Sinn einer jeden Reise besteht darin, dass es Gott nicht langweilig wird." Im Ural wird es ihm gewiss nicht langweilig, und Ihnen auch nicht.
Wo genau liegt der Ural? Der Ural ist die Grenze zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil Russlands. Der Bergrücken des Ural verläuft von Norden nach Süden auf einer Länge von etwa 2500 Kilometern entlang eines Meridians. Im Norden beginnt er am Polarmeer, und im Süden endet er in der Halbwüste, dabei wechseln sich Tundra, Waldzone, Gebirge, Waldsteppe und Steppe als Landschaftsformen ab.
Wo sich heute die Uralberge erheben, erstreckte sich einst ein gigantisches Meer: Vor 500 bis 600 Millionen Jahren tummelten sich hier menschengroße Tintenfische, Seesterne von der Größe eines Autos, Gliederfüßer mit Köpfen mit beinahe menschlichen Gesichtszügen. In den sonnenbeschienenen Meereswogen brodelte das Leben.
Und plötzlich, vor 300 Millionen Jahren, suchten sich unter dem Meer im Inneren der Erde geschmolzene Massen von Magma einen Weg nach außen. Die flüssigen Steinmassen suchten Schwachstellen in der noch dünnen Erdkruste. Zwischen den beiden Kontinentalplatten, der europäischen und der asiatischen, fanden sie sie.
Stellen Sie sich das dramatische Bild vor, wie ein Feuerwerk kommen Funkenflug, Donnergrollen, Explosionen und Feuer aus der Tiefe der Erde und teilen die Meereswellen. Glühende Steinmassen schießen hoch, heißer als 1000 Grad Celsius. Die Berge des Ural wurden geboren!
Dann erodierten diese Berge und verschwanden beinahe, doch vor 20 bis 30 Millionen Jahren kamen sie wie mit einem Aufzug unerwartet wieder aus den Tiefen der Erde emporgefahren. Und seither sind sie da! Die einzigartigen Berge! Geologisch gibt es auf der Erde kein vergleichbares Gebirge!
So dicht wie hier lagern die Schätze der Erde an keinem anderen Ort des Planeten. Dabei geht man davon aus, dass erst 20 Prozent der Lagerstätten erschlossen sind. Besonders reich ist der Ural an Eisenerz. Seit dem 17. Jahrhundert arbeitet ganz Russland mit Eisenwerkzeugen aus dem Ural. Pflüge und Sicheln, Äxte und Beile haben hier ihren Ursprung. In Kriegszeiten wurden aus diesem Eisen Waffen geschmiedet.
Den Krieg gegen die Schweden gewann Russland mit Eisen aus dem Ural. Napoleon wurde mit Eisen aus dem Ural besiegt. Im Ural gibt es heute mehr als 200 große metallurgische Betriebe, die vom einfachen Nagel bis zum Raumschiff alles herstellen, was sich aus Eisen machen lässt.
Doch zurück zu den Ursprungslegenden des Ural. Die Mansen erzählen eine Geschichte: Der Tochter der obersten Gottheit Numi-Torum gefiel es nicht, dass die Erde am Anfang sumpfig und morastig war, sogar schwankte und von Zeit zu Zeit bebte. Auf Bitten seiner Tochter legte Numi-Torum in der Mitte der Erde seinen Gürtel ab, der mit großen steinernen Knöpfen besetzt war. Der Gürtel hielt die Erde zusammen, so dass sie nicht länger schwanken konnte. Die Knöpfe wurden zu Bergen. So entstand der Ural, ein Steingürtel. Er ist die Mitte der Erde, das behaupten zumindest die Mansen.
Die Uraler waren sich immer sicher, dass Noah mit seiner Arche seinerzeit an den Uralbergen anlandete. Viele im Ural ansässige Völker haben einen Mythos, der der Geschichte von der Sintflut ähnelt. Interessant ist, dass in diesen Mythen die Menschheit nicht im Wasser umkommt, wie in der Bibel, im Gilgamesch-Epos der Babylonier oder dem Atrahasis-Epos der Sumerer. Die Uraler "warteten, bis die Fluten vorüber sind", indem sie sich auf die Gipfel der Berge zurückzogen. Der Untergang der Welt fand also nicht statt. So ist das Echo realer Katastrophen, die d

Tatjana Kuschtewskaja, geboren 1947 in der Turkmenischen SSR in der Wüstenoase Dargan-Ata; verbrachte ihre Jugend in der Ukraine; Studium der Musikpädagogik an der Musikhochschule von Artjomowsk (Diplom); arbeitete acht Jahre lang als Musikpädagogin in Jakutien; 1976 bis 1981 Studium an der Fakultät für Drehbuchautoren der Filmhochschule Moskau (Diplom), wo sie 1983 bis 1991 einen Meisterkurs für Drehbuchautoren leitete und als freie Journalistin tätig war; verfasste zahlreiche Drehbücher und Reportagen; unternahm Reisen durch alle Regionen der ehemaligen UdSSR; lebt seit 1991 in Deutschland. Veröffentlichungen in deutscher Sprache: „Ich lebte tausend Leben“, Velbert, 1997; „Russische Szenen“, Berlin, 1999; „Mein geheimes Rußland“, Düsseldorf, 2000; „Transsibirische Eisenbahn“, Berlin, 2002; „Die Poesie der russischen Küche“, Düsseldorf, 2003; „Meine sibirische Flickendecke“, Düsseldorf, 2005; „Hier liegt Freund Puschkin. Spaziergänge auf russischen Friedhöfen“, Düsseldorf, 2006; „Sibirienreise – Die Lena“, Berlin, 2007; „Küssen auf Russisch“, Düsseldorf, 2007; „Der Baikal“, Berlin, 2009; „Tolstoi auf’m Klo“, Berlin, 2010; „Liebe – Macht – Passion. Berühmte russische Frauen“, Düsseldorf, 2010; „Die Wolga“, Berlin, 2011; „Russinnen ohne Russland“, Düsseldorf, 2012; „Florus und Laurus. Meine russischen Tiergeschichten“, Berlin, 2013; „Der Jenissei“, Berlin, 2014; „Zu Tisch bei Genies“, Düsseldorf, 2014; „Am Anfang war die Frau“, Düsseldorf, 2016; „Die Küche Sibiriens“, Berlin, 2016, „Kamtschatka – Unterwegs in Russlands Fernem Osten“, Berlin, 2017, „Aus der Apotheke meine Babuschka“, Berlin, 2017, „Geheimnisse schöner Frauen“, Düsseldorf, 2018.

Der Ural und seine Geschichte.......................................................................................5
Jekaterinburg – Hauptstadt des Ural...........................................................................13
Das Gebiet Swerdlowsk: Der Silberring des Ural
Jekaterinburg, Newjansk, Nischni Tagil, Katschkanar, Werchoturje, Merkuschino, Alapajewsk, Werchnjaja Sinjatschicha, Nischnjaja Sinjatschicha, Irbit..........................................................................................................43
Perm – die Kulturhauptstadt des Ural...................................................................57
Die Region Perm: Eine Reise um die Welt.
Kungur, Beresniki, Solikamsk, Tscherdyn, Tschussowoi, Moljobka und die Permer Anomalie..........................................................................69
Republik Udmurtien
Ischewsk, Ludorwai, Sarapul, Wotkinsk, Glasow....................................................83
Republik Baschkortostan
Ufa, Belorezk, Naturpark Iremel, Naturschutzgebiet Schulgan-Tasch, Sterlitamak, Schichane von Sterlitamak, Insersker Zinnen, Naturpark „Schlucht von Muradymowo“.............................................................................105
Gebiet Orenburg
Der Fluss Ural, Tatarskaja Karlaga, Sol-Ilzek, See Raswal, Saraktasch, Berg Polkownik..............................................................................................................123
Gebiet Tscheljabinsk
Arkaim, Naturschutzgebiet Ilmen, Karabasch, Slatoust, Nationalpark „Taganai“, Satka, Nationalpark „Sjuratkul“, Magnitogorsk, Schichane von Arakul, Kasli, Troizk..............................................................................................137
Kurgan, Schadrinsk.......................................................................................................165
Nördlicher Ural, Subpolarural und Polarural.......................................................171
Wassersportler unterwegs auf den Ural-Flüssen........................................................187
Informationen................................................................................................................204

Erscheint lt. Verlag 28.12.2018
Übersetzer Steffi Lunau
Zusatzinfo zahlreiche sw Abbildungen
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 150 x 228 mm
Gewicht 338 g
Themenwelt Reisen Reiseberichte
Reisen Reiseführer Europa
Reisen Reiseführer Asien
Schlagworte Baschkortostan • Belorezk • Gebiet Orenburg • Gebiet Swerdlowsk • Gebiet Tscheljabinks • Georgien, Geschichte • Georgien; Reiseführer • Georgien; Volkskunde • Insersker Zinnen • Iremel • Jekaterinburg • Kurgan • Magnitorsk • Moljobka • Nischni Tagil • Nördlicher Ural • Perm • Permer Anomali • Polarural • Region Perm • Subpolarural • Udmurtien • Ufa • Ural
ISBN-10 3-932916-71-9 / 3932916719
ISBN-13 978-3-932916-71-7 / 9783932916717
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Daniela Schetar; Friedrich Köthe

Buch | Softcover (2024)
Reise Know-How (Verlag)
15,95
individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

von Eberhard Fohrer

Buch | Softcover (2024)
Michael Müller (Verlag)
20,90