Sozialverträglicher Tourismus in Südafrika. Möglichkeiten und Probleme (eBook)
113 Seiten
Diplomica Verlag GmbH
978-3-8366-0404-8 (ISBN)
„Eine Welt in einem Land“ ist der Slogan, mit dem die südafrikanische Tourismusindustrie Gäste aus aller Welt für das Land am Kap begeistern möchte. Doch nicht nur die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, die unterschiedlichen Landschaftsformen und eine Vielzahl kultureller Strömungen kennzeichnen das Land, sondern auch eine große Schere zwischen armer und reicher Bevölkerung gehören zur südafrikanischen Realität. Der Großteil der Bevölkerung - vorrangig schwarze Südafrikaner- lebt immer noch in großer Armut und die junge Republik ist durch eine hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. Besonders durch einen Ausbau im Tourismusbereich erhofft sich die südafrikanische Regierung, die Ungleichheiten überwinden zu können.
Im Laufe der aufkommenden Nachhaltigkeitsdiskussionen der letzten Jahrzehnte haben sich viele neue touristische Erscheinungsformen herausgebildet. Insbesondere sozialverträgliche Formen des Tourismus - wie beispielsweise der Community-Based-Tourism - die auf eine Partizipation lokaler, oftmals benachteiligter Bevölkerungsgruppen ausgelegt sind, scheinen für ein Land wie Südafrika prädestiniert zu sein. Die neue politische Entwicklung der südafrikanischen Republik knüpft daran an und beinhaltet, dass viele nationale Initiativen und Programme seitens der Regierung die Integration dieser Bevölkerungsgruppen fördern. Aber auch auf Seiten der Privatwirtschaft oder nichtstaatlicher Organisationen sind viele touristische Ansätze erkennbar, die in ähnlicher Weise versuchen, die Altlasten der Apartheidära aufzuarbeiten.
„Sozialverträglicher Tourismus in Südafrika – Möglichkeiten und Probleme“ zeigt innovative Ansätze und tourismuspolitische Strategien des südlichen Afrikas, die nicht nur helfen sollen, die Wirtschaft des eigenen Landes anzukurbeln sondern möglicherweise auch richtungweisend für andere Länder sein können.
Constanze Lux, Diplom Kauffrau, studierte nach Ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau an der Universität Lüneburg Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Tourismusmanagement und Marketing. Sie lebte selbst eine Zeit in Südafrika und arbeitet derzeit als Projektkoordinatorin in einer Hamburger Marketing- und Kommunikationsagentur.
Kapitel 3.3.2, Der öffentliche Sektor:
Zum öffentlichen Sektor im Fremdenverkehr gehören alle Organisationen, die öffentliche Interessen vertreten, nichtkommerzielle Ziele verfolgen und politisch durch Instrumente der Gesetzgebung und der Regulierung sowie durch Steuereinnahmen und -ausgaben den Tourismus beeinflussen können. Zu diesen Organisationen gehören unter anderem verschiedene Tourismusbehörden, die Gemeinde- und Regionalverwaltungen, Wirtschafts- und Außenministerien sowie Umwelt- und Naturschutzministerien.
In der Entwicklung und Verwirklichung nachhaltiger Tourismusformen wird staatlichen Organisationen häufig eine führende Rolle zugeteilt. Gemäß Swarbrooke liegt dies daran, dass der öffentliche Sektor nicht nur besondere Interessengruppen, sondern gewöhnlich die gesamte Bevölkerung repräsentiert und zudem meistens als unparteiisch anzusehen ist. Außerdem verfolgen staatliche Organisationen zumeist längerfristig angelegte Ziele, die für nachhaltige Entwicklungsstrategien von großer Bedeutung sind, anstatt nur kurzfristig ökonomische Gewinne anzustreben. Nationale Regierungen sehen in der Förderung sozialverträglicher Tourismusprojekte vielfach die Möglichkeit zur Diversifikation des Tourismus sowie die Chance auf eine wirtschaftliche Entwicklung in kommunalen Gebieten. Durch letztere hoffen sie, regionale Disparitäten überwinden zu können. Im besonderen Interesse lokaler Gemeindeverwaltungen liegt z.B. der Ausbau einer entsprechenden Infrastruktur (etwa die Verbesserung des Straßennetzes oder der Wasserversorgung), welche grundsätzlich Voraussetzung für jegliche Form von Tourismus ist.
Weitere Interessens- und Wirkungsgebiete des öffentlichen Sektors sind die Raumplanung und die Bodennutzung, der Schutz von Nationalparks und Reservaten sowie von bestimmten Bevölkerungsgruppen, die Festlegung von Normen (z.B. die internationale Umweltmanagementnorm ISO 14001) und die Schaffung eines einheitlichen Zertifizierungssystems für umwelt- und sozialverträgliche Produkte.
An dieser Stelle sei allerdings darauf hingewiesen, dass es sich bei den Akteuren, die hinter den staatlichen und zwischenstaatlichen Organisationen sowie den gesellschaftlichen Verbänden der internationalen Tourismuspolitik stehen, häufig um sehr heterogene Gruppen handelt, deren vielfältige Interessen nur sehr schwierig auf einen Nenner zu bringen sind.
Kapitel 3.3.3, Die private Tourismuswirtschaft:
Die private Tourismusindustrie beinhaltet alle touristischen Anbieter mit Gewinnbestrebungen, die nach Swarbrooke – gemäß geographischen Aspekten – in die folgenden Sektoren unterteilt werden können:
- Die erzeugende Zone (Generating Zone): Unternehmen, die in den touristischen Quellgebieten agieren, wie beispielsweise Reiseveranstalter, Reisebüros, Marketingagenturen und die Reisemedienbranche.
- Die Übergangszone (Transition Zone): Unternehmen, die den Transport der Touristen vom Quell- zum Zielgebiet übernehmen, z.B. Flug-, Bus-, Bahn- und Fährgesellschaften.
- Die Zielzone (Destination Zone): Unternehmen, die Dienstleistungen im Zielgebiet anbieten, wie etwa Hotellerie, Gastronomie, lokale Verkehrsdienstleister, Touristenführer und touristische Informationsbüros.
Für die Akteure der privaten Tourismuswirtschaft sind vor allem die Erschließung neuer Reiseziele, die Verbesserung der Infrastruktur und die Qualitätserhaltung in Zusammenhang mit der Entwicklung sozialverträglicher Tourismusprojekte relevant. Aufgrund ihres Know-hows im Bereich der Unternehmensführung und des Marketings sowie bezüglich des vorhandenen Kapitals bieten sich die Akteure der privaten Tourismuswirtschaft vielfach für eine effektive Zusammenarbeit an. Für Reiseveranstalter kann beispielsweise die Aufnahme des „Kulturaspekts“ in das jeweilige Reiseprogramm von großem Interesse sein, da dadurch das Angebot an Attraktivität und Vielfalt gewinnen kann.
Anzumerken ist, dass in der privaten Fremdenverkehrsindustrie bei den meisten Unternehmen immer noch überwiegend ökonomische Ziele – wie Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit – verfolgt werden, und weniger soziale.
Kapitel 3.3.4, Nichtstaatliche Organisationen:
Nichtstaatliche Organisationen (NGOs) sind – vereinfacht ausgedrückt – alle vom Staat unabhängigen, nicht am Gewinn orientierten und auf freiwilliger Arbeit basierenden Organisationen, die zwischen Markt und Staat wirken. Der Begriff umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen Organisationstypen: transnationale entwicklungs- und sozialpolitisch ausgerichtete Organisationen, national ausgerichtete Gewerkschaften, Lobby-Vereinigungen und Verbände sowie Sport-, Freizeit- und Kulturvereine.
Gemäß den Vereinten Nationen versuchen NGOs, auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene unterschiedliche humanitäre Funktionen wahrzunehmen, Bürgeranliegen bei Regierungen vorzubringen, die politische Landschaft zu beobachten und das politische Engagement der Bevölkerung zu wecken.
Bei der Umsetzung und Überprüfung einer umweltverträglichen und sozial ausgewogenen nachhaltigen Entwicklung, wie sie in der „Agenda 21“ angestrebt wird, sollen NGOs als Partner angesehen werden und zur Verwirklichung der gesetzten Ziele beitragen. Ihre unabhängige Rolle innerhalb der Gesellschaft gilt als ein besonderes Merkmal und stellt eine gute Voraussetzung für eine wirkliche Partizipation dar. Die Interessen- und Tätigkeitsgebiete der NGOs sind in Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung vielfältig und können unter anderem in folgenden Bereichen liegen:
- In der Entwicklungszusammenarbeit.
- Im Umwelt- und Klimaschutz.
- Im Arbeitsschutz (z.B. in Bezug auf Kinderarbeit).
- In der Frauen- und Gleichberechtigungsbewegung sowie hinsichtlich der in ihrer Existenz bedrohten oder benachteiligten Völker.
Durch ihre fachspezifischen Kenntnisse, den Zugang zu Fördermitteln und einen direkten Kontakt zur lokalen Bevölkerung sind NGOs oftmals besser als private oder staatliche Unternehmen in der Lage, ökologische sowie soziokulturelle Gegebenheiten der betreffenden Regionen abzuschätzen. Dies ist für die Umsetzung und Überprüfung einer umweltverträglichen und sozial ausgewogenen nachhaltigen Entwicklung von großer Bedeutung. Dadurch kann vielfach eine angepasste und zielorientierte Produktentwicklung mit allen dazu notwendigen Maßnahmen sowie eine spätere Vermarktung besser ermöglicht werden. NGOs versuchen zudem, die recht unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Akteure zu koordinieren. So können sie z.B. bei sozialverträglichen Tourismusprojekten helfen, diese erfolgreich in einem Nischenmarkt zu etablieren. Auch die Kontrolle, die Beratung und andere Hilfestellungen bei der Organisation der an diesen Projekten Beteiligten (z.B. der betroffenen Communities) sowie die Durchführung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen können in ihren Tätigkeitsbereich fallen."
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2007 |
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Reihe/Serie | Diplomica |
Zusatzinfo | pdf-Format |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte ► Afrika |
Wirtschaft | |
Schlagworte | Apartheid • Community Based Tourism • Sozialverträglichkeit • Südafrika • Tourismus |
ISBN-10 | 3-8366-0404-3 / 3836604043 |
ISBN-13 | 978-3-8366-0404-8 / 9783836604048 |
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Größe: 821 KB
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