10 Wochen - 7 Etappen (eBook)
116 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-8667-1 (ISBN)
Margrit Brockhage wurde 1963 in Norddeutschland geboren. Sie lernte den Beruf der Krankenschwester und machte sich später als Heilpraktikerin selbstständig. Innerlich wissend, dass dies nicht ihrer wahren Berufung entspricht, machte sie sich auf der Suche zu sich selbst. Einen Schlüssel dazu entdeckt sie im Reisen, im Unterwegssein. 10 Wochen - 7 Etappen ist ihr erstes Buch, welches sie veröffentlicht. Aufrichtig teilt sie ihre Gedanken und Erlebnisse, welche nicht nur von fernen Orten berichten, sondern auch ihre innere Reise beschreibt.
MOOREA
Moorea soll die schönste Insel Polynesiens sein. Das glaube ich sofort. Vom Boot aus ist die Silhouette zu bewundern: Grün bewachsene Berge, die etwas schroff wirken, und trotzdem geht ein Willkommen von der Insel aus, welches meine Vorfreude weckt.
Mittwoch, 20.11.2019
Das Hotel ist wunderschön. Doch es liegt recht einsam, vor allem wenn man, wie ich, kein Auto hat. Zum nächsten größeren Ort muss ich 25 Minuten die Straße entlanglaufen. Ein kleiner Supermarkt liegt zehn Minuten zu Fuß entfernt, aber in der anderen Richtung. Auf Moorea gibt es nur eine Hauptstraße, die einmal rund um die Insel führt und 62 km misst.
Eigentlich ist hier immer Urlaubswetter, doch Ende November scheint Nebensaison zu sein. Im Hotel werde ich gefragt, ob ich zum Abendessen komme – außer mir haben nur zwei weitere Gäste (ein Paar) eingecheckt. Vielleicht bekommt der Koch sonst frei heute?
Darüber gerate ich in Disharmonie mit mir selbst und frage mich immer wieder, was ich überhaupt hier will. Zweifel melden sich: Warum habe ich diese weite Reise auf mich genommen? Zwölf Stunden Zeitverschiebung! Ist das notwendig? Zu Hause ist es doch auch schön. Musste es wirklich sein, so viel Geld auszugeben?
Mich selbst finden – ja, aber …
Hoffen, meine Mauern bröckeln zu lassen – ja.
Hoffen, meine Bestimmung zu finden – ja.
Ist alles gut und schön. ABER: Muss es denn so weit weg sein?!? Meine innere Selbstsabotage zieht alle Register und ich gehe sehr streng mit mir ins Gericht. Das ist nicht schön. Zum Glück erreicht mich dann die E-Mail einer Patientin. Sie fragt nach einer homöopathischen Empfehlung. Dank der Apps habe ich ein großes Repertorium bei mir. Ich fühle, dass ich gebraucht werde, und finde das passende Mittel für sie. In diesem Moment ist es das größte Geschenk, das ich bekommen kann: etwas zu tun, gebraucht werden. Das Tätigsein holt mich aus meinen selbstkritischen, anklagenden Gedanken heraus.
Donnerstag, 21.11.2019
Nachdem ich gestern Abend die Ruhe in mir wiedergefunden habe, habe ich in der Nacht wunderbar geschlafen. Jetzt bin ich in der Lage, mich hier einzufinden. Ich plane mir Unternehmungen für die nächsten Tage. Für Samstag habe ich mir schon eine Aktivität ausgesucht: »Aquablue« – unter Wasser laufen mit einem Helm. Getaucht bin ich noch nie. Da ich eine Brille trage, kam die Unterwasserwelt für mich nie in Frage. Natürlich gibt es Taucherbrillen in Sehstärken. Doch diesen Aufwand werde ich nur betreiben, wenn ich vorhabe, häufiger zu tauchen. Beim »Aquablue-Diving« mit Helm und Sauerstoffanschluss werde ich meine Brille aufbehalten können. Ich bin gespannt, wie das sein wird, und freue mich schon sehr darauf. Für ein »Whale Watching« ist es leider schon zu spät im Jahr. Die Wale sind längst weitergezogen und alle Tour-Anbieter haben geschlossen.
Für heute Nachmittag habe ich eine Halbtagestour gebucht, die mich zu den schönsten Plätzen auf Moorea führen wird. Morgen werde ich mir ein E-Bike ausleihen und am Samstag ist das Tauchen angesagt. Sonntag und Montag kann ich später planen. Nachdem ich mir die Woche so weit vorstrukturiert habe, werde ich ruhiger und kann meinen Rucksack ausräumen. Ich sortiere alles in den Schrank ein und spüre: Dieses Ordnen tut mir gut.
Pünktlich um 14:30 Uhr werde ich zur Halbtagessafari am Hotel abgeholt. In dem offenen zitronengelben Geländewagen sitzen bereits andere Urlauber. Insgesamt sind wir eine kleine Gruppe von acht erwartungsvollen Teilnehmern. Wir werden wahrlich nicht enttäuscht. Die Safari ist herrlich. Wir alle staunen über die üppige Schönheit dieser Insel. An einem Aussichtspunkt haben wir einen fantastischen Blick auf den »Pyramidenberg« – so nenne ich ihn – und auf die der Insel vorgelagerten Lagunen. Im Anschluss besichtigen wir eine alte Tempelanlage, eine Ananasplantage und eine landwirtschaftliche Schule, wo uns alles über die Plantagen hier erzählt wird. Am hoch gelegenen Aussichtspunkt »Belvedere« genießen wir eine besonders schöne Panoramaaussicht auf die »Cooks Bay« und gleichzeitig auf die »Opunohu Bay«.
Freitag, 22.11.19
Als Lektüre habe ich mir ein Buch mitgebracht, welches meine Gedanken anregen und mich inspirieren soll: »Die Wolke über dem Heiligtum« von Karl von Eckartshausen.
Gestern Abend habe ich darin gelesen und für mich gedacht:
»Es geht darum, sich selbst zu lieben.
Gott ist in uns. Wenn wir uns selbst lieben,
erkennen wir Gott und lernen, ihn zu lieben und ihm zu vertrauen.«
Vielleicht ist dies nur der erste Schritt, aber es ist ein wesentlicher Schritt!
Sich selbst zu lieben, bedeutet, in die Tat zu kommen.
Dies ist die eigentliche Umsetzung.
Das Tun. Ritter meines eigenen Selbst zu sein.
Mutig zu wissen, wo ich hingehöre.
Den Mut haben, mich zu lieben.
Den Mut haben, meinen Weg zu gehen.
Und den Mut haben, für mich selbst einzustehen und meine Grenzen zu verteidigen.
Das darf ich nicht nur tun, das muss ich tun.
Das ist die Umsetzung all meines Gelernten im Leben.
Die folgende Nacht ist sehr traumreich. Einen Traum habe ich mir notiert:
Wir sind mehrere Personen in einer weißen Wohnung. Wir bereiten gerade die gemeinsame Flucht aus der DDR vor. Jeder hat eine Aufgabe dazu beizutragen. Am Abend vor der Flucht kündigt sich eine Polizeikontrolle an. Da es nicht meine Wohnung ist, verstecke ich mich mit den anderen unter einem Regalboard, wie unter einem Tisch. Ich stelle einen Karton vor mir auf. Die Polizisten tun so, als würden sie nichts bemerken. Sie sind uns freundlich gesinnt. Einer stimmt ein Lied an, aus dem hervorgeht, welche Straßen gesperrt und welche frei sind.
Über diesen Traum bin ich sehr dankbar. Er zeigt mir, dass der Weg über meine Grenzen gut vorbereitet ist und unter wohlwollender Führung steht.
Schon gleich um 9:00 Uhr bekomme ich ein E-Bike zum Hotel gebracht. Die Straße um die Insel ist 62 km lang und ich denke, dass ich das mit elektronischer Unterstützung locker schaffen kann. Dieser Tag gestaltet sich als sehr eindrucksvoll, aber auch extrem anstrengend. An den schönsten Plätzen halte ich an, lasse meinen Blick übers Meer schweifen, über die wundervollen weißen Sandstrände, über das üppige Grün. Kurz vor der Rückkehr zum Hotel bummele ich durch den nächstgelegenen Ort. Es ist wenig los, alle sind in relaxter Stimmung. Dann entdecke ich eine Champagnerbar. Hier kehre ich ein und gönne mir ein Glas Veuve Clicquot. Meine Gedanken wandern zu der Zeit, als wir mit Freunden im Skiurlaub oder auf Motorradtouren waren. Wir hatten viel Spaß und tranken mit Freude Champagner. Verschiedene Szenen lasse ich Revue passieren. »Wir hatten schöne Zeiten zusammen, Jürgen«, sage ich in Gedanken zu meinem Mann und erfreue mich über diesen Moment.
Wieder im Hotel angekommen studiere ich die abendliche Menükarte. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich vollkommen erschöpft fühle nach dem ganzen Radeln heute. Wieder überkommen mich kritische Gedanken. Ich spüre, dass mich das Thema »Geld« stark beschäftigt. Ein Mangeldenken herrscht in mir. Es fällt mir extrem schwer, mir für mich alleine Genuss zu erlauben.
Meine Gedanken zum Thema Geld:
Geld ist eine Energieform, eine Form der Kommunikation und des Austausches.
Geld ist neutral. Die Energie ist neutral.
Es liegt an mir, wie ich es bewerte:
a. Fühle ich Angst um den Verlust? Dies führt zu Geiz. Festhalten wollen. Enge.
b. Sehe ich es als Mittel der Kommunikation, des Austauschs? Dies fühlt sich aufbauend an, schenkt mir Fülle. Sich gegenseitig Fülle schenken, Reichtum schenken. Es ist ein Geben und Nehmen.
Die zweite Sichtweise ist mir doch viel lieber. Diese Form der Energie nehme ich gerne an.
Samstag, 23.11.2019
Heute endlich werde ich die Unterwasserwelt erkunden. »Walk under the sea«. Unter Wasser laufen – ich bin sehr gespannt. Auch für dieses Abenteuer werde ich am Hotel abgeholt und zu einer ganz besonders schönen weißen Lagune mit aquamarinblauem Wasser gebracht. Schon allein dieser Anblick hier lässt mich ehrfürchtig tiefer durchatmen. Nie hätte ich gedacht, dass die Unterwasserwelt so faszinierend ist. Es ist eine eigene Welt. Voller Ruhe und voller Schönheit.
Ich habe Glück, denn ein Teilnehmerpaar hat abgesagt. So bin ich alleine auf dem Boot und auch unter Wasser. Eintauchen in eine andere Welt: ohne Menschen, ohne Zeit. Ich bin NUR Betrachter.
Am Ende der Tour gab es Fotos und Videos zu kaufen.
Wieder meldete sich das Geldthema … Ich mag nicht mehr darüber nachdenken, doch scheinbar will es sich auflösen auf dieser Reise. Ich entscheide mich für die Fülle und dafür, für mich einzustehen, und kaufe sowohl das Video als auch die Fotos. Für mich einstehen: Ritter meines Selbst sein. So hoch siedele ich diesen inneren Dialog mittlerweile an. Meine eigenen Zurechtweisungen mag und will...
Erscheint lt. Verlag | 10.10.2023 |
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Sprache | deutsch |
ISBN-10 | 3-7583-8667-5 / 3758386675 |
ISBN-13 | 978-3-7583-8667-1 / 9783758386671 |
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