Wohlfühlort Wald (eBook)
239 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-785-9 (ISBN)
Peter Butenuth ist als Geschäftsführer in der Medienbranche tätig sowie als Trainer, Coach und Berater. Er hält Vorträge und Workshops in der von ihm gegründeten Initiative »natural life-art« zum Themenbereich Pilgern und Wald / Waldbaden, außerdem engagiert er sich als aktiver Pilgerbegleiter. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Nordhessen. www.peterbutenuth.de Instagram: peterbutenuth Facebook: Peter Butenuth
Raum der Heilung – 1. Teil
»Der Wald ist der beste Erholungsort für unseren Körper und unsere Seele.«
Peter Butenuth
Der Wald als ein Raum der Heilung ist wie eine Klinik direkt vor deiner Haustür: Er hat jederzeit für dich geöffnet und bietet dir ein vielseitiges Angebot an wohltuenden und spannenden Behandlungsmethoden.
Allerdings finde ich es schade, wenn man hier nur dem aktuellen Trend des sogenannten Waldbadens folgt. Für mich besteht die heilsame Wirkung des Waldes aus vier eng miteinander verbundenen und ineinander überfließenden Komponenten:
Atmung – Achtsamkeit – Waldbaden – Resilienzförderung
In dem folgenden 1. Teil möchte ich dich einladen, die Bedeutung deiner Atmung besser zu verstehen, den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen und die Praxis des Waldbadens kennenzulernen. Zusätzlich kannst du einige hilfreiche Übungen ausprobieren und erfährst, wie du mehr Achtsamkeit in deinen Alltag integrieren kannst. Im späteren 2. Teil möchte ich dir neben weiteren Übungen gerne vermitteln, wie du – vergleichbar mit einem Baum – starke Lebenswurzeln entwickeln und deine Resilienz fördern kannst.
Richtig atmen – wie geht das eigentlich?
Wenn du in den Wald gehst, spürst du es instinktiv: Die Waldluft, die du einatmest, tut dir gut.
Atmen ist die grundsätzliche Voraussetzung für unser Leben, und wenn du den Wald mit allen Sinnen genießen möchtest, sollten wir mit der Frage des »richtigen« Atmens beginnen.
Von dem verstorbenen schweizer Pfarrer und Dichter Kurt Marti stammen diese wunderschönen Worte, die deutlich machen, welche Lebensfreude mit unserem Atmen verbunden ist:
»Mein Atem geht – was will er sagen?
Vielleicht: Schau! Hör! Riech! Schmeck! Greif! Lebe!
Vielleicht: Gott atmet in dir mehr als du selbst.
Und auch: In allen Menschen, Tieren, Pflanzen atmet er wie in dir.
Und so: Freude den Sinnen! Lust den Geschöpfen! Frieden den Seelen!«
Warum können wir im Wald so gut durchatmen?
Bäume produzieren viel Sauerstoff und deshalb ist davon im Wald reichlich vorhanden. Außerdem enthält Waldluft bis zu 90 % weniger Staubteilchen als Stadtluft und ist insbesondere für Asthmatiker und andere lungenkranke Menschen aufgrund der Staubfilterwirkung bestens zur Entlastung der Atemwege und Regenerierung der Lunge geeignet. Die Luft im Wald ist so staubarm, wie du es sonst nur im Gebirge oder am Meer erleben kannst.
Erwiesen ist auch, dass die Waldluft viele Stoffe enthält, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken: Der typische würzige Waldgeruch entsteht durch die Terpene – wichtige aromatische Bestandteile (Duftstoffe) von Harzen, Pflanzensäften und ätherischen Ölen der Bäume. Bei jedem Waldspaziergang atmest du diese Terpene ein, mit denen Pflanzen untereinander Botschaften austauschen, und stärkst dein Immunsystem. Die Konzentration dieser Terpene im Wald ist übrigens vor allem im Sommer und nach Regen oder Nebel am höchsten. Studien des japanischen Mediziners Qing Li (Nippon Medical School, Tokio) haben bewiesen, dass die Terpene das Immunsystem stärken und sogar sogenannte Killerzellen aktivieren, die Tumore bekämpfen. Diesen Untersuchungen zufolge steigert ein Tag im Wald die Anzahl der körpereigenen Abwehrzellen um bis zu 40 %. Zudem wirken die bioaktiven Substanzen in der Waldluft bei organischen und psychischen Krankheiten wie Depressionen vorbeugend und therapieunterstützend.
Wald – Atmen – Lunge. Drei Wörter, die in direktem Zusammenhang stehen. Damit der Wald seine heilende Wirkung richtig entfalten kann, möchte ich dir gerne etwas über deine Lunge und die »Kunst des Atmens« erklären.
»Kunst des Atmens?«, fragst du vielleicht. Es stimmt, wir atmen ganz automatisch. Aber – die richtige Atemtechnik kann Schmerzen lindern, heilen, Verdauungsstörungen beheben und das Gehirn aktivieren. Wie das geht, erfährst du in diesem Kapitel.
Unsere Lunge ist eine echte Wundermaschine
Für die meisten von uns ist Atmen völlig selbstverständlich, jede Minute atmen wir mehrfach ein und aus – meistens völlig unbewusst. Unsere Lunge übernimmt dabei eine der lebenswichtigsten Aufgaben in unserem Körper, sie versorgt bei jedem Atemzug deine Muskeln, Organe und jede einzelne Zelle mit frischem Sauerstoff. Der Sauerstoff gelangt durch die dünnen Wände der Lungenbläschen ins Blut und das Kohlenstoffdioxid geht über die Blutkapillaren zurück in die Lungenbläschen der Lunge, um von dort aus wieder ausgeatmet zu werden.
Besonders beeindruckend finde ich die Werte über die tägliche Leistung unserer Lunge:
80 Quadratmeter – so groß wie eine Dreizimmer-Wohnung – ist die Oberfläche aller deiner ca. 300 Milliarden Lungenbläschen zusammen.
10.000 bis 15.000 Liter Luft atmest du jeden Tag ein und aus, so viel wie als Wasser in ca. 80 Badewannen passt. Bei jedem Atemzug nimmt deine Lunge etwa einen halben Liter Luft auf, von der rund ein Fünftel aus Sauerstoff besteht. Beim Sport oder bei körperlicher Anstrengung erhöht sich deine Atemfrequenz und die Menge an eingeatmeter Luft verringert sich durch den verkürzten Atemvorgang.
20.000 Atemzüge benötigst du ungefähr pro Tag, um diese Luftmenge aufzunehmen, und atmest dafür im Schnitt 12- bis 18-mal pro Minute. Zum Vergleich: Babys atmen aufgrund ihrer höheren Atemfrequenz 40- bis 50-mal pro Minute. Ein Blick in die Tierwelt: Kolibris machen ca. 250 Atemzüge in dieser Zeit, Elefanten nur 6.
In meinen Seminaren werde ich häufig gefragt, wie richtiges bzw. bewusstes Atmen im Wald (und im Alltag) eigentlich funktioniert oder ob es Übungen dafür gibt:
Genau wie du denke ich normalerweise nicht über meine Atmung nach – ich tue es einfach. Meine erste Empfehlung zu dieser Frage wäre deshalb, deinen eigenen Atemvorgang zukünftig bewusster wahrzunehmen und dabei eine tiefe Atmung zu forcieren bzw. zu trainieren. Bevor du jetzt weiterliest, lege kurz das Buch zur Seite und achte auf deine momentane Atmung:
- Wie regelmäßig ist deine Atmung gerade?
- Atmest du tief in den Bauchraum hinein oder nur flach in die Brust?
- Fühlt sich deine Atmung entspannt oder eher gepresst an?
»Deine Atmung beeinflusst auch deine Gesundheit – deshalb öfter einfach mal tief durchatmen!«
Das Atmen wird bereits seit Jahrtausenden in der Naturmedizin als Heil- und Therapiemittel genutzt, es beeinflusst viele Vorgänge im Körper und regt die elektrochemischen Prozesse in allen Körperzellen an. Der eingeatmete Sauerstoff ist eine wichtige Ressource für unsere Zellen und an allen Prozessen im Körper beteiligt. Unsere Zellen benötigen Sauerstoff für ihren Stoffwechsel und schon wenige Minuten ohne Sauerstoff bringen unseren Körper zum Stillstand. Leider kann unser Körper Sauerstoff nicht lange speichern und wir müssen ständig mittels Gasaustauschs in den Lungenbläschen neuen zuführen: Sauerstoff wird von der Lunge an den Körper abgegeben, das entstandene Kohlendioxid mit der Luft dann wieder ausgeatmet. Je besser die Zellen mit Sauerstoff versorgt sind und je effektiver so der Abtransport von Giftstoffen erfolgt, desto stärker und gesünder wirst du dich fühlen – sowohl körperlich als auch geistig.
Grundsätzlich gilt: Wenn du durch die Nase atmest, atmest du automatisch tiefer und länger und dadurch auch entspannter als andere, die durch den Mund atmen. Um Spannung schnell abzubauen und Stress zu reduzieren, reichen schon einige bewusste und tiefere Atemzüge aus. Unsere automatische Atmung im Alltag läuft oftmals leider viel zu flach ab, in der Regel atmen wir nur über den Brustkorb ein und aus. Tiefere Atemzüge bis in den Bauchraum hinein dagegen erhöhen die Konzentration von Sauerstoff im Blut sowie die Sauerstoffversorgung des Gehirns. Mit etwas Übung bist auch du in der Lage, durch eine bewusste Verlangsamung und Vertiefung deiner Atmung die Herzfrequenz sowie den Blutdruck zu senken und bei Bedarf deine psychische Anspannung zu reduzieren.
Man unterscheidet zwischen zwei Atemtechniken: der Brustatmung, bei der du nur flach atmest, also lediglich deine Schultern und die Brust am Atemprozess beteiligt sind. Dabei nutzt du nur einen Teil deines gesamten Lungen- und Atemvolumens aus. Der Atem kann so nicht tief und lang werden. Falls du überwiegend nur bis in die Brust atmest, kann sich das negativ auf deinen Körper und dein mentales Wohlbefinden auswirken, da nicht die gesamte Lunge, sondern nur der obere Teil mit Sauerstoff versorgt wird. Als Folge entstehen unter Umständen Kopfschmerzen, Müdigkeit sowie Energiemangel und du hast teilweise Probleme, dich zu fokussieren.
Hinweis: Insbesondere Menschen, die zeitweise unter einer Angst- oder Panikstörung leiden, sollten oberflächliche Brustatmung vermeiden, da die Symptome dadurch ggf. noch verstärkt werden können.
Besser ist die sogenannte Vollatmung, also eine Bauch- und Zwerchfellatmung – eine Technik, bei der dein gesamter Brust- und Bauchbereich am Atemprozess...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2023 |
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Sprache | deutsch |
ISBN-10 | 3-96362-785-9 / 3963627859 |
ISBN-13 | 978-3-96362-785-9 / 9783963627859 |
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