Andrej Sacharow
Springer Basel (Verlag)
978-3-0348-0473-8 (ISBN)
Wie und weshalb wurde aus dem eigentlich politikfernen theoretischen Physiker Andrej Sacharow (1921-1989), allgemein anerkannter Vater der sowjetischen Wasserstoffbombe, ein Vorkämpfer für Menschenrechte und der erste Friedensnobelpreisträger Russlands? Dies ist die erste Biografie, die Sacharow als Physiker und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens gleichermaßen gerecht wird. Das Buch stützt sich auf bislang der Öffentlichkeit unzugängliche Dokumente sowie auf Auskünfte von zahlreichen Zeit- und Augenzeugen, die Sacharow als Studenten, Physiker und Menschenrechtsverteidiger, vom beruflichen und politisch-gesellschaftlichen Tätigkeitsbereich und privaten Umfeld her persönlich kannten. Damit gelangt der Autor zum Ergebnis, zwar habe die sowjetische Atombombe aufgrund von Spionage-Information über die bereits eingesetzte US-amerikanische Atombombe rascher gebaut werden können, jedoch sei die sowjetrussische Wasserstoffbombe eigenständig, unabhängig von Spionagedaten, entwickelt worden. Gorelik erhellt zudem die Beweggründe, weshalb der unter strengsten Geheimhaltungszwängen arbeitende Sacharow scheinbar unvermittelt 1968 an die Öffentlichkeit trat, als sein regimekritischer Artikel ,,Gedanken über Fortschritt, friedliche Koexistenz und geistige Freiheit" durch die Untergrundpresse in der Sowjetunion illegal verbreitet und zur Publikation in den Westen geschleust wurde. Wie unlängst freigegebene Dokumente belegen, war der Umbruch in Sacharows Leben durch seine Berufsbelange bedingt, insbesondere als beide Supermächte ihr Raketenabwehrsystem aufzubauen begannen. Sacharows Insider-Kenntnisse über die Vorgehensart auf den oberen sowjetischen Führungsebenen bestärkten ihn in seiner Überzeugung, die Zielsetzungen Frieden, Fortschritt, Menschenrechte seien untrennbar miteinander verknüpft. Sacharows kompromisslos freies, unabhängiges Denken und Fühlen kommt in seiner Hoffnung zum Ausdruck, dass in Zukunft wissenschaftliche Denkweiseund religiöses Empfinden eine tiefgründige Synthese eingehen werden.
Gennady Gorelik ist ein russischer Physiker von seiner Ausbildung her und Wissenschaftshistoriker von Beruf. Er hat zehn Bücher verfasst, unter anderem eine Biografie von Lew Landau (1908 -1968), Nobelpreistrger, brillantester theoretischer Physiker der Sowjetunion, und von Matwej Bronstein (1906 -1938), Pionier der Quantengravitation, der dem Stalinschen Terror zum Opfer fiel. Darüber hinaus hat G. Gorelik eine Vielzahl wissenschaftshistorischer und populärwissenschaftlicher Artikel veröffentlicht. Um das hier vorgelegte Buch zu schreiben, erhielt G. Gorelik sowohl ein Guggenheim-Stipendium als auch ein Stipendium vom MacArthur-Stiftungsprogramm für Frieden und internationale Zusammenarbeit. Helmut Rotter war als Kernphysiker in der Forschung tätig. Seine Russischkenntnisse erwarb er sich im Vereinigten Institut für Kernforschung in Dubna während eines mehrjährigen Arbeitsaufenthaltes als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Er übersetzte den von G. Gorelik verfassten Band "Meine antisowjetische Tätigkeit..." - Russische Physiker unter Stalin ins Deutsche, 1995 publiziert vom Vieweg-Verlag. Über einige Physiker Sowjetrusslands schrieb er zusammen mit G. Gorelik in der ersten Hälfte der 1990er Jahre Artikel für die Physikalischen Blätter, damalige Mitgliederzeitschrift der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.
Vorwort.- Teil I. Physik im Zarenreich und ihr Aufschwung im Sowjetreich.- 1. Druck des Lichts und Druck der Verhältnisse.- 2. Die schwierige Geburt des FIAN.- 3. Der Hochschullehrer Leonid Mandelstam und seine Schule.- 4. Die Terrorzeit 1937.- Teil II. Von der Atombombe in Stalins Hand zum Wasserstoffbombenprojekt im FIAN.- 5. Moralische Beweggründe für das Nuklearprojekt.- 6. Tamms Doktorand Andrej Sacharow.- 7. Der Direktor des FIAN - seit 1945 zugleich Akademiepräsident.- 8. Das Nuklearprojekt unter Berijas Kommando.- 9. Sowjetrusslands Physiker zu Zeiten von Kosmopolitismus.- 10. Das Wasserstoffbombenprojekt im FIAN.- Teil III. Im nuklearen Archipel.- 11. Das OBJEKT.-
12. Die heroische Arbeitsetappe.- 13. Theoretische Physiker und sowjetische Praxis.- 14. Herausforderungen an Sacharows soziales Verantwortungsbewusstsein.- 15. Rückzug aus der Kernwaffenphysik in die Kosmologie.- 16. Wissenschaft und Politik im Weltmaßstab.- 17. Geistige Freiheit anno 1968.- Teil IV. Physiker und Anwalt der Menschenrechte
18. Sacharow und Solschenizyn.- 19. Unwiderruflich auf der Gegenseite.- 20. Andrej und Lusja.- 21. Wissenschaft und Freiheit.- 22. Woran Sacharow glaubte.
Aus den Rezensionen:
"... Das Buch ist flüssig geschrieben ... ein exzellentes und wichtiges Werk, das in keinem Bücherregal fehlen sollte." (Michael Schaaf, in: Physik Journal, 2014, Vol. 13, Issue 2)
Erscheint lt. Verlag | 24.6.2013 |
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Übersetzer | Helmut Rotter |
Zusatzinfo | XVI, 489 S. 60 Abb., 7 Abb. in Farbe. |
Verlagsort | Basel |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Andrei Sakharov. Nauka i Swoboda. |
Maße | 155 x 235 mm |
Gewicht | 930 g |
Themenwelt | Naturwissenschaften ► Physik / Astronomie ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | Biografisch • Frieden • Menschenrechte • Regimekritik • Sacharow, Andrej D. • sowjetische Wasserstoffbombe • Verbannung • Wissenschaftler (Biografien/Erinnerungen); Sacharow, Andrej D. |
ISBN-10 | 3-0348-0473-3 / 3034804733 |
ISBN-13 | 978-3-0348-0473-8 / 9783034804738 |
Zustand | Neuware |
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