Begriffsgeschichte der Naturwissenschaften (eBook)

Zur historischen und kulturellen Dimension naturwissenschaftlicher Konzepte
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2008
400 Seiten
De Gruyter (Verlag)
978-3-11-021303-4 (ISBN)

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Begriffsgeschichte der Naturwissenschaften -
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The increasing cultural significance of the natural sciences presents conceptual history with the task of reorganising its categories and methods. The greatest challenge here is the merging of conceptual history and the history of science and the integration of the natural sciences in the project of an interdisciplinary cultural history. The present volume is the first to tackle this desideratum in a systematic manner. The contributions by renowned representatives of the most disparate disciplines bear witness both to the diversity of the new perspectives and to the difficulties of such an undertaking.



Ernst Müller, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin; Falko Schmieder, Freie Universität Berlin und Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin.

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Ernst Müller, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin;Falko Schmieder,Freie Universität Berlin und Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin.

Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 11
Begriffsgeschichte epistemischer Objekte 25
Schwelle, Grad, Intensität. Zur Formierung dynamischer Denkfiguren im Wissensdiskurs des 18. Jahrhunderts 37
Vom Prinzip zum Begriff. Theodor Schwann und die Entdeckung der Zelle (1835–1838) 51
Katalysator – Annäherung an einen Schlüsselbegriff des 20. Jahrhunderts 77
,Entwerfungsarten‘ im Zusammenhang. Zur interdisziplinären Geschichte des Projektionsbegriffs 97
Haben naturwissenschaftliche Begriffe eine Geschichte? Anmerkungen zum Zusammenhang von Metaphorologie und Begriffsgeschichte bei Hans Blumenberg 121
Von der ‚Großen Kette der Wesen‘ zur ‚Kette der Cultur‘? Eine Frage zur Verbindbarkeit von Traditionsgehalten 141
Übertragungen im Informationsbegriff 153
Dreifache Dezentrierung. Canguilhem und die Geschichte wissenschaftlicher Begriffe 173
Die Sprache des Fehlers. Foucault liest Canguilhem (und Darwin) 189
Kontinuität und Kontamination. Georges Canguilhems Begriffsgeschichte des Reflexes 199
Reflex. Begriff und Experiment 227
Begrifflich angeleitete Natursimulation im physikalischen Experiment von Galilei bis Hertz – Zur historischen Rekonstruktion physikalischer Grundbegriffe 239
Die Konstruktion semantischer Kontinuität in der wissenschaftlichen Begriffsbildung 247
Funktionen der Begriffsgeschichte 265
Begriffsgeschichte des Mediums oder Mediengeschichte von Begriffen? Methodologische Überlegungen 277
Die Emotion in der Maschine 299
Oszillation und Reversibilität. Neue Begrifflichkeiten in der Krebsforschung? Vom Querdenken innerhalb von Begriffstraditionen 311
Monods Tagtraum. Begriff und Gestalt 325
Die Geschichte der Begriffe als Geschichte des Wissens. Methodische Überlegungen zum ‚practical turn‘ in der Historischen Semantik 351
Begriff und Praxis am Beispiel der Elektrizitätslehre um 1800 369
Zu den Autoren 389
Personenregister 395

Die Konstruktion semantischer Kontinuität in der wissenschaftlichen Begriffsbildung (S. 223-225)

1. Das Ende der konstanten Begriffe

Der Begriff des ‚Begriffs‘ ist in der analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie seit der Abkehr von den ‚Dogmen des Empirismus‘1 mit großer Skepsis betrachtet worden. So unverfänglich die Annahme der Existenz von Begriffen in unserem alltäglichen Sprachgebrauch auch sein mag, so offenbart sie doch aus philosophischer Perspektive eine ganze Reihe von schwerwiegenden Problemen. Ein erstes Problem betrifft die Annahme einer objektiven Aufteilung menschlichen Wissens in analytische und synthetische Anteile. Analytisches Wissen über die Welt beruht nach herkömmlichem Verständnis unabhängig von der Beschaffenheit der Welt allein auf dem korrekten Verständnis von Begriffen. Es ist in den jeweiligen Begriffen selbst enthalten und kann durch Begriffsanalyse aus ihnen entnommen werden.

Der Begriff ‚Hund‘ impliziert nun einmal den Begriff ‚Lebewesen‘, daher drückt der Satz ‚Hunde sind Lebewesen‘ eine analytische Wahrheit aus. Nach Willard van Orman Quine können wir nun aber grundsätzlich für alle Wahrheiten den Status der ‚analytischen‘ Wahrheit reklamieren. Wenn wir ‚Begriffsinhalte‘ abstecken, so Quine, entscheiden wir uns dafür, bestimmte Sätze als ‚begriffsdefinierend‘ und damit analytisch anzusehen und andere nicht. ‚Hunde sind Lebewesen‘ betrachten wir in der Regel als begriffsdefinierend für den Begriff ‚Hund‘ und damit als analytisch, während dies für den Satz ‚Der Besitz von Hunden ist steuerpflichtig‘ nicht gilt.

Entscheidend ist aber, dass es sich dabei lediglich um eine Entscheidung darüber handelt, wie wir den Ausdruck ‚Hund‘ zweckmäßiger Weise verwenden sollten, nicht um die Anerkennung einer objektiven Tatsache. Der Aufteilung des Wissens in analytische und synthetische Anteile entspricht eben, so Quine, keiner Tatsache in der Welt. Daraus folgt, dass Begriffe bei einschneidenden Änderungen in unserem Wissen über die Welt nicht unverändert bleiben können.

In Fällen, in denen wir zur Einsicht kommen, dass vormalige Wahrheiten, die wir als begriffsdefinierend betrachtet haben, in Wirklichkeit kontingent (oder möglicherweise gar keine Wahrheiten) sind, werden sich auch die Begriffe ändern, die wir auf solche Wahrheiten gestützt haben. Quines Auffassung des pragmatischen Status der Analytizität hat also zur Folge, dass der Wandel des Wissens unmittelbar auch mit einem Wandel der Begriffe verbunden ist. Quine war der Auffassung, dass sich aus der Aufgabe des herkömmlichen Analytizitäts-Begriffs noch schwerwiegendere Konsequenzen ergeben.

Da mit dem Begriff der Analytizität auch der Begriff der Bedeutungsgleichheit sich verflüchtigt, kann auch nicht mehr an der Idee eines Bedeutungskerns festgehalten werden, der bei Übersetzungen eines Ausdrucks unverändert bestehen bleibt. Ein solcher übersetzungsinvarianter Bedeutungskern aber macht nach herkömmlicher Auffassung die Identität des mit sprachlichen Ausdrücken verknüpften Begriffes aus.

Damit steht nicht mehr nur die Konstanz der Begriffe im Wandel unseres Wissens in Frage, sondern ganz grundsätzlich ihre Existenz als (abstrakte) Gegenstände. Aus der Lage, in die uns Quines Kritik des Bedeutungsbegriffs geführt hat, können verschiedene Wege herausführen. Ein erster Weg ist es ‚Begriffe‘ als nicht-explizierbar aus der philosophischen Diskussion zu verbannen. In diese Richtung gehen eine Reihe von wissenschaftstheoretischen Stellungnahmen, z. B. Ian Hacking,3 die ‚Begriff‘ und ‚Bedeutung‘ eine psychologische Relevanz zubilligen, jedem Versuch der philosophischen Theoriebildung zu (wissenschaftlichen) Begriffen aber ablehnend gegenüberstehen.

Erscheint lt. Verlag 26.2.2009
Verlagsort Berlin/Boston
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Naturwissenschaften
Technik
Schlagworte Begriffsgeschichte • Conceptual History • Conceptual History, Natural Sciences • Natural Sciences • Naturwissenschaften
ISBN-10 3-11-021303-6 / 3110213036
ISBN-13 978-3-11-021303-4 / 9783110213034
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