Kommunikations-Coach für Pflegekräfte (eBook)
98 Seiten
Schlütersche (Verlag)
978-3-8426-9218-3 (ISBN)
Dr. Ursula Kriesten, MBA, ist Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin und verfügt seit mehr als 40 Jahren über Berufs- und Führungserfahrung im Bildungsbereich für Pflegeund Gesundheitsberufe. Sie ist Krankenschwester, Lehrerin für Gesundheits- und Pflegeberufe, Master of Business Administration und promovierte in Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Michael Becker fand nach einer Ausbildung und Tätigkeit in der Finanzverwaltung aus Interesse an der Psychologie den Weg in die Sozialpädagogik, die Geragogik und in die Mitarbeit und Verantwortung, sowie Weiterentwicklung sozialer Dienste im Bereich der Altenhilfe. Seit 2012 ist er freiberuflicher Dozent an Akademien für Gesundheitsberufe im Rheinland.
Dr. Ursula Kriesten, MBA, ist Gesundheits- und Pflegewissenschaftlerin und verfügt seit mehr als 40 Jahren über Berufs- und Führungserfahrung im Bildungsbereich für Pflegeund Gesundheitsberufe. Sie ist Krankenschwester, Lehrerin für Gesundheits- und Pflegeberufe, Master of Business Administration und promovierte in Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Michael Becker fand nach einer Ausbildung und Tätigkeit in der Finanzverwaltung aus Interesse an der Psychologie den Weg in die Sozialpädagogik, die Geragogik und in die Mitarbeit und Verantwortung, sowie Weiterentwicklung sozialer Dienste im Bereich der Altenhilfe. Seit 2012 ist er freiberuflicher Dozent an Akademien für Gesundheitsberufe im Rheinland.
Sprechen ist mehr als das Aneinanderreihen von Wörtern und Weitergeben von Informationen.
Hast Du manchmal das Gefühl, dass es in der Kommunikation hakt und Du nicht genau weißt, woran es gelegen hat? Ein Gespräch hat einen anderen Verlauf genommen, als Du geplant und erwartet hast. Du konntest in einem Gespräch nicht mehr »abbiegen« und dem Gespräch einen anderen Verlauf geben. Dir blieb nur noch Sprachlosigkeit oder das Gefühl der Starre.
Eine offene und grundsätzlich wertschätzende Haltung und eine bewusste und reflektierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstkonzept können helfen.
Tipp
Beginne mit der Analyse Deines Selbstkonzeptes, bevor Du mögliche Störfelder und Ursachen bei Deinem Gegenüber suchst.
2.1 Selbstbild und Selbstkonzept – Deine Reflexionsressourcen
Fühlst Du Dich »selbstkompetent« und bist Du Dir Deines »Selbstbildes« bewusst?
Der kritische Blick auf Deine eigenen Kommunikations- und Führungskompetenzen, Dein Verhalten und Dein Selbstkonzept helfen Dir dabei, Dein Wissen und Können zur Kommunikation zu erweitern und zu optimieren. Selbstbild und Selbstkonzept sollten Dir als Begriffe und Konstrukte bekannt und geläufig sein.
Die Begriffe »Selbstbild« und »Selbstkonzept« werden oft synonym verwendet. Beide beziehen sich auf das Wissen, das ein Mensch von sich selbst hat. Das Selbstbild beruht auf Selbstwahrnehmung; das Fremdbild ist das Bild einer Person, wie andere es von außen wahrnehmen. Das Selbstbild misst sich am Idealbild, also daran, wie jemand gerne sein möchte.
Selbstbild und Idealbild werden im Selbstkonzept (Selbstkonstruktion) zusammengefasst. Überlege Dir ein Beispiel, bei dem Selbst- und Idealbild nicht deckungsgleich sind, so wie es im Folgenden der Fall ist:
Beispiel Fremd- und Selbstbild sind nicht deckungsgleich
Yoko soll einer Angehörigen eine Demenz-Broschüre übergeben und sie über den Verlauf einer Demenz informieren. Yoko fühlt sich unsicher, obwohl ihre Pflegedienstleiterin sie für sehr kompetent hält.
Das bedeutet: Die Pflegedienstleiterin hat ein höheres Idealbild von Yoko, als Yoko von sich selbst hat.
Wenn das Ideal nicht dem Selbstbild entspricht, entstehen Unsicherheit, Angst und Scham. Es führt zur Verunsicherung der Identität und zu einem geringen Selbstwertgefühl.
Wichtig Selbstbild
Dein Selbstbild, wie Du Dich selbst wahrnimmst, misst Du am Idealbild, das Du für Dich entwickelt hast. Selbstbild und Idealbild werden im Selbstkonzept zusammengefasst.
Zum Selbstkonzept gehört das Wissen über persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten, Vorlieben, Gefühle und Verhalten.
Dein Selbstbild wird durch Interaktionsprozesse beeinflusst, in der Regel bleibt es aber relativ stabil, manchmal ist es sogar sozusagen starr. Soziale Interaktionserfahrungen sind die wesentlichen Modellierer Deines (starren) oder fluiden Selbstkonzeptes.
Erfahrungen und Übungen prägen Dein weiteres Verhalten. Du bist Baumeister*in Deines eigenen Selbstkonzeptes.
Tipp
Hast Du Dich schon einmal gefragt, welches Bild Du von Dir selbst hast? Wie sieht Dein (Selbst-) Konzept für Deine Zukunft aus? Bist Du motiviert, Dein möglicherweise negativ ausgeprägtes Selbstkonzept zu optimieren, z. B. durch Fortbildung, Reflexion mit Anderen oder Kollegiale Beratung?
Es ist wichtig, dass Du über Dein Bild von Dir selbst und über Dein Selbstkonzept nachdenkst. Dein Selbstkonzept entwickelte sich während Deiner Kindheit und Schulzeit, abhängig von sozialen, umweltbedingten und genetischen Faktoren, von Erfolgen und Misserfolgen, kongruentem und inkongruentem Feedback. Zu Deinen ererbten Faktoren gehören Temperament, gewisse Persönlichkeitsdispositionen usw., auch wenn der Anteil des genetischen Einflusses in der Forschung umstritten ist.4
Dein Selbstkonzept beeinflusst die Entfaltung Deiner Kompetenzen. Je nachdem, welche Erfahrungen und Rückmeldungen Du aufgenommen hast, beeinflussen diese den weiteren Umgang mit Deinen Kompetenzen. Erfährst Du positive Resonanzen, motiviert Dich das, weiter an Deiner Kompetenzentwicklung dranzubleiben und diese auszubauen.
Menschen mit einem starren bzw. negativen Selbstkonzept weisen meist eine geringe Erwartung an sich selbst auf als Individuen mit einem positiv ausgeprägten Selbstkonzept.
Wir alle erleben in unseren Settings, sei es Familie, Job oder Freizeit, Situationen, die mehr oder weniger planbar sind und wir reagieren häufig ebenso ungeplant. Du solltest aber die Zusammenhänge von Rollen und Verhaltensmustern erkennen können.
Durch Reflexion, Austausch und Lernen erweiterst Du Deinen Horizont. Du solltest wissen: Es gibt durchaus Reaktionen beim Gegenüber, die gar nichts mit Dir und Deiner ursprünglichen kommunikativen Absicht zu tun haben. Es kann sein, dass Dein Gegenüber unwirsch auf Deine Bitte Dir zu helfen reagiert – dafür ist aber weniger Deine Bitte verantwortlich als vielmehr eine Überforderung, die der andere verspürt.
Dennoch ist es wichtig, bei Dir selbst und Deinem Selbstkonzept zu beginnen und zu überlegen, welche Ursachen es für Dein eigenes Kommunikationsverhalten gibt.
Beispiel Yoko ist über Svens Reaktion entsetzt
Die Pflegeschülerin Yoko bittet ihren Praxisanleiter Sven um Unterstützung beim Anfertigen einer Pflegeplanung. Sven entgegnet: »So ein Quatsch. Das brauchst Du doch nie mehr in Deinem Berufsalltag. Damit werde ich mich nicht befassen und Du müsstest es doch seit einem Jahr können, sonst wirst Du die praktische Prüfung nicht bestehen.« Yoko ist verunsichert und über die Reaktion von Sven entsetzt.
Erklärung:
Sven hat sich nie mit dem Erstellen von Pflegeplanungen befasst und reagiert widersprüchlich und nicht professionell. Er bewertet Pflegeplanung negativ. Er wertet Pflegeplanung ab und lehnt das Schreiben von Pflegeplanungen ab. Er übt auf Yoko Druck aus, mit den Worten, dass sie Pflegeplanungen seit einem Jahr beherrschen müsste und verunsichert sie mit dem Nichtbestehen der praktischen Prüfung. Sven reagiert überfordert, nicht authentisch und nutzt seine Kommunikation nicht wertschätzend, positiv wirkend und fördernd. Die Kommunikation von Sven wirkt destruktiv und inkongruent.
Auswirkungen:
Nun kommt es auf Yokos Reaktion an. Menschen mit geringer Selbstachtung versuchen, ihre leicht verletzbare Selbststruktur und ihre geringe Selbstachtung zu verteidigen und zu schützen. Erfahrungen, die ihr Selbstkonzept gefährden und noch mehr in Frage stellen, werden als bedrohlich wahrgenommen.
Für Yoko bleibt zu hoffen, dass sie sich weder verteidigt noch verletzt fühlt und vielmehr mit positiver und ausgeprägter Selbstachtung, einem möglichst realistischen und wertschätzenden Selbstbild (Selbstliebe) die Aufgabe Pflegeplanung ohne die Mitwirkung von Sven löst.
2.2 Vom starren zum fluiden Selbstkonzept
Menschen mit großer Selbstliebe und Selbstachtung verfügen über ein fluides Selbstkonzept. Sie haben das Talent, Widersprüche, Ansichten und Meinungen anderer zu akzeptieren. Durch diese Offenheit erweitern sie ihr eigenes (starres) Selbstkonzept und es entwickelt sich weiter zu einem fluiden. Das fluide Selbstkonzept wird zunehmend stimmiger, weil Erfahrungen und Erlebnisse integriert werden. Eine zunehmende Kongruenz (eine Übereinstimmung ihrer Verhaltensweisen mit ihrem Selbstkonzept) zeichnet diese Menschen aus. Sie wirken authentisch. Menschen, die ihr Selbstkonzept neuen Erfahrungen nicht anpassen können, erstarren in diesem. Sie verlieren Selbstachtung und Selbstwertgefühl (oder können dieses nicht entwickeln). Dadurch sind sie weniger in der Lage, Krisen zu überwinden und mit Konflikten umzugehen.
Beispiel Yoko achtet sich selbst
Yoko hat sich insofern in ihrem Selbstbild und Selbstkonzept positiv weiterentwickelt, als dass sie sich bei Vorwürfen nicht rechtfertigt.
Sie entgegnet dem Praxisanleiter Sven, der Pflegeplanungen grundsätzlich abwertet und auf Yoko Druck ausübt, mit den Worten: »Sven, ich nehme wahr, dass Dich das Thema Pflegeplanung nervt. Danke für Deine offene Meinung und die Darstellung Deiner Sichtweise. Ich beherrsche die Struktur der Pflegeplanung schon gut und möchte sie gerne hier in der Fachabteilung praktisch anwenden und umsetzen. Vielleicht kannst Du mir eine Person nennen, die mir ein fachliches Feedback zur meiner geschriebenen Pflegeplanung, vor allem zum Evaluationsteil, geben kann.«
Durch nicht überwundene und verarbeitete Verletzungen und negative Erfahrungen können Menschen dazu neigen, ihr altes Selbst und ihr starres Verhalten zu verteidigen. Sie können ihren inkongruenten Zustand nicht optimieren. Man spricht von Inkongruenz, wenn das aktuelle Verhalten und Erleben eines Menschen mit dem bestehenden Selbstkonzept und dem Verhalten,...
Erscheint lt. Verlag | 30.10.2024 |
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Reihe/Serie | Pflege Praxis |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege |
Schlagworte | Empathie • Gesprächsführung • Handlungskompetenz • Kommunikationstraining • Konfliktlösung • Pflegekommunikation • Professionelle Kommunikation • Teamkommunikation |
ISBN-10 | 3-8426-9218-8 / 3842692188 |
ISBN-13 | 978-3-8426-9218-3 / 9783842692183 |
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