Nach der Geburt (eBook)

Heller-Konzept: Therapie des weiblichen Beckenbodens

Angela Heller (Herausgeber)

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2021 | 3. Auflage
448 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-244285-6 (ISBN)

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Nach der Geburt -
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<p>In der Zeit des Wochenbetts finden physiologische Veränderungen im Körper der Frau statt. Lernen Sie mehr darüber und erfahren Sie, wie wichtig eine gezielte Rückbildungsgymnastik ist. Sehr praxisnah beschreibt Angela Heller die Befundaufnahme und Behandlung. Für die Gestaltung der Rückbildungsgymnastik erhalten Sie wertvolle Hilfe. Einzelne gezielte Übungen werden ebenfalls vorgestellt. Neben dem normalen Verlauf der Rückbildung sind auch Komplikationen und deren Therapie berücksichtigt z.B. bei:</p> <ul> <li>Wundheilungsstörungen im Bereich des Beckenbodens,</li> <li>Miktionsstörungen,</li> <li>Symphysen- und Iliosakralgelenksprobleme,</li> <li>urogynäkologischen und proktologischen Spätfolgen.</li> </ul> <p>Darüber hinaus spricht die Autorin über Themen wie Partnerschaft und Sexualität nach einer Geburt, das Finden der Elternrolle, aber auch die Probleme der Frauen bei Früh- oder Totgeburten. Dieses Buch unterstützt alle, die Frauen im Wochenbett beraten und behandeln.</p>

2 Befundaufnahme


Weshalb empfehle ich dringend den beiden Berufsgruppen Hebammen und Physiotherapeuten, im Frühwochenbett eine so gründliche Befundaufnahme bei der Wöchnerin durchzuführen? Deckt doch der Behandlungsauftrag „Rückbildungsgymnastik im Früh und Spätwochenbett“ nur einen Aspekt der vielen Verordnungen und Maßnahmen ab, die von Seiten der Ärzte, Hebammen, Kinderkrankenschwestern durchgeführt werden. Über Jahrzehnte habe ich Wöchnerinnen behandelt und dabei gelernt, dass im Frühwochenbett die meisten der Rückbildungsvorgänge Richtung Normalität geschehen, andererseits ist das frühe Wochenbett aber auch der Zeitraum, in dem sich die meisten Abweichungen von der Norm bis hin zu Komplikationen abzeichnen und bei aufmerksamer Begleitung festgestellt werden können.

Es war für mich eine tägliche Herausforderung, diese Abweichungen von der Norm und Komplikationen zu erkennen, um hilfreiche Unterstützung zu geben, geeignete Maßnahmen einleiten und anwenden zu können. Das jedoch immer unter Berücksichtigung der individuellen Art und Weise, wie jede dieser jungen Mütter ihr Wochenbett erlebt und gestaltet, oft leider auch erleidet, weil Beschwerden, Schmerzen oder Probleme mit dem Kind die Freude auf das Kind gar nicht so ungetrübt erleben lassen, wie sich die Frau das, als sie noch „guter Hoffnung“ war, für sich erwartet hatte.

Wenn wir „Behandler“ motiviert, gesund und dynamisch eine „neue“ Frühwöchnerin am ersten Tag post partum begrüßen, um sie in ihrem Bett zu behandeln - undenkbar, dass dies in einem Gruppenraum stattfindet - sollten wir immer im Kopf haben, dass diese Wöchnerin...

  • vielleicht eine Monate währende anstrengende/ problembehaftete Schwangerschaft hinter sich hat,

  • vielleicht eine sehr anstrengende, langewährende, ihre Erwartungen weit übersteigende Geburtsarbeit hinter sich hat,

  • vielleicht über sich selbst und das, was sie vermochte, enttäuscht ist, auch über die ausgebliebenen Hilfen, die sie für sich erwartet hatte,

  • durch eine mit Kaiserschnitt beendete Geburt evtl. zunächst eine tiefe Enttäuschung durchlebt,

  • vielleicht über den Gesundheitszustand ihres Kindes besorgt oder ängstlich gestimmt ist

  • und vieles mehr, wovon wir keine Ahnung haben.

So sind die nachfolgend aufgezeigten allgemeinen und speziellen Fragen zur Anamnese eine Möglichkeit, um mit der Wöchnerin ins Gespräch zu kommen und eine Vertrauensbasis zu entwickeln.

Die Befundung der Wöchnerin kann, wenn die Hebamme/Physiotherapeutin geübt ist, zwischen Gespräch, Inspizieren und Palpieren abwechseln und dauert dann nur wenige Minuten.

Die „neue“ Wöchnerin fühlt sich gut, weil sie über ihren jetzigen Körperzustand etwas erfährt, sich betreut und angenommen fühlt. Deshalb ist sie motiviert, die Wochenbettgymnastik als etwas zu sehen, was die Rückbildung zur Normalität unterstützt.

2.1 Anamnese


Informationen aus Wöchnerin-Kurve, Mutterpass und durch Befragen der Frühwöchnerin, um sich vor der ersten Behandlung ins Bild zu setzen.

1. Parität des Kindes

2. Geschlecht, Gewicht, Größe, evtl. Kopfumfang des Kindes, Stellung des Kindes in utero

Merke: Für das Übungsangebot im Wochenbett ist Kenntnis von der Stellung des Kindes in utero wichtig:

  • Rücken des Kindes war in Längslage zur linken Körperseite der Mutter (I. Stellung),

  • Rücken des Kindes war in Längslage zur rechten Körperseite der Mutter (II. Stellung).

Die hypotonere Bauchseite, da, wo der Rücken des Kindes war, muss auch noch im Spätwochenbett häufiger üben, da sonst diese Seite die schwächere, hypotonere Bauchmuskulatur zurückbehält.

Bei Mehrgebärenden ist das, wenn die Kinder alle in gleicher Stellung in der Gebärmutter lagen, meist noch Jahre später sicht- und tastbar.

3. Zustand des Kindes:

  • gesundes Kind

  • Kind mit Anpassungsproblemen, Apgarscore

  • Kind mit Behinderung

  • frühgeborenes Kind

  • totgeborenes Kind

  • Kind bei der Mutter

  • Kind in Kinderklinik verlegt.

4. Spontangeburt, Damm intakt

5. Spontangeburt mit Naht

  • nach Episiotomie: mediolateral oder median geschnitten

  • nach Dammriss (DR) I., II., III., IV. Grades

  • nach Scheiden-/Labien-/Klitorisriss

6. Vaginal operativ beendete Geburt

  • mit Forzepsextraktion (Geburtszange)

  • mit Vakuumextraktion (Saugglocke)

7. Geburtsdauer insgesamt und Dauer der Austreibungsphase

8. Letzte Geburtsphase:

  • wurde in vertikaler/halbvertikaler Gebärposition geboren?

  • wurde das Kind herausgeschoben?

Hinweis: Schieben beeinflusst nachhaltig das positive Gebärerlebnis der Frau, nämlich aus eigener Kraft geboren zu haben!

oder

  • wurde in „klassischer“ Rückenlage-Position, der sog. Steinschnittlage (Knie unterfasst, abge spreizte Beine und Kopf in die Luft hochgehoben) geboren?

  • wurde mit angehaltenem Atem (Valsalva-Press- druck) zum Pressen angeleitet und mitgepresst?

Hinweis: Die Frage, wie die letzte Geburtsphase von der Frühwöchnerin erlebt wurde, drängt sich geradezu auf, wenn die Wöchnerin mit einem Hypo- sphagma, das sind flächenhafte, lackartig, scharf begrenzte subkonjunktivale Blutungen im Auge oder mit Petechien, das sind Einblutungen im Gesicht, angetroffen wird. Kommentar dieser Wöchnerinnen: „Ich habe alles falsch gemacht,“ oder „Ich habe falsch gepresst“! Ursache war die falsche Anleitung zum Pressen, die sie wörtlich umgesetzt hat.

Vgl. „Pressen versus Schieben“ in meinem Buch „Geburtsvorbereitung Methode ▶ [105].

9. Wie wurde das Gebären/die Geburtsarbeit von der Wöchnerin im Nachhinein empfunden?

10. Mehrlingsschwangerschaft oder sehr großes Kind (ab 4000 g), auch ein Hydramnion (die Schwangere hatte weit über dem Normalbereich liegende Fruchtwassermenge) ist von Interesse, weil eine verstärkt hypotone (überdehnte) Bauchmuskulatur zu erwarten ist.

11. Falls abdominal operativ beendete Geburt: Sectio caesarea (Schnittentbindung/Kaiser- schnitt, siehe ▶ 4.2.3).

2.2 Befundaufnahme Frühwochenbett


2.2.1 Vaginale Geburt


  • bei intaktem Damm

  • bei Dammnaht nach Episiotomie, Dammriss, Scheidenriss

Befunderhebung erfolgt durch:

A. Befragen/Kurven- einsicht (2.2.1.1)

B. Sichtbefund (Inspektion) (2.2.1.2)

C. Tastbefund (Palpation) (2.2.1.3)

D. Funktionsprüfung (2.2.1.4)

ASTE*) Rückenlage

Haut (s. ▶ 1.3.4.3)

Pigmentierung

  • Linea fusca

  • Chloasma uterinum

  • Warzenhof

Striae gravidarum (s. Kap. 1.3.4.4)

  • Bauch

  • Oberschenkel/Gesäß

  • Brüste (auch auf Rötung achten)

ASTE*) Rückenlage

Uterus

ASTE*) Rückenlage

Blutdruck und...

Erscheint lt. Verlag 9.6.2021
Co-Autor Beate Carrière
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe Hebamme / Entbindungspfleger
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Gynäkologie / Geburtshilfe
Schlagworte Beckenboden • Miktionsstörungen • Physiotherapie • Rückbildung • Rückbildungsgymnastik • Wochenbett
ISBN-10 3-13-244285-2 / 3132442852
ISBN-13 978-3-13-244285-6 / 9783132442856
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