Wenn der Po Hilfe braucht - Expertenrat bei Beschwerden in der Tabuzone (eBook)
192 Seiten
Südwest (Verlag)
978-3-641-25763-7 (ISBN)
Beschwerden 'da unten' sind vielen peinlich und werden deshalb sehr oft tabuisiert. Viele Menschen zögern aufgrund von Scham den Arztbesuch lange hin, manchmal so lange, bis ein irreversibler Schaden entsteht. Das muss nicht sein!
Die meisten Beschwerdebilder im Analbereich lassen sich mit der entsprechenden Behandlung gut in den Griff kriegen und in den meisten Fällen auch heilen. Dr. Peter Ambe, anerkannter Spezialist im Bereich der Proktologie und mit vielen Jahren Berufserfahrung, vermittelt in diesem Patientenratgeber das nötige Wissen, damit wir keine Angst mehr haben müssen, wenn es am Po mal nicht so gut läuft.
Ob Analfissur, Hämorrhoiden, Inkontinenz oder Verstopfung: Dr. Ambe klärt über (chirurgische und nicht chirurgische) Behandlungsmöglichkeiten auf, gibt Ratschläge und Wissen an die Hand, beschreibt den Ablauf einer proktologischen Untersuchung, nimmt den Betroffenen die Angst und bereitet auf den Arztbesuch vor. Ein Buch zu einem Themenbereich, über den man schon längst hätte sprechen müssen.
Priv.-Doz. Dr. med. Peter Ambe, Jahrgang 1977, ist Facharzt für Viszeralchirurgie, spezielle Viszeralchirurgie und Proktologie. Er ist auf diesem Gebiet seit vielen Jahren tätig. Im Laufe seiner Laufbahn hat er vielen Patienten dabei geholfen, Probleme im Analbereich anzupacken und ihnen somit eine höhere Lebensqualität ermöglicht. Dr. Ambe lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Hürth.
Die Proktologie
Haben Sie schon einmal den Fachbegriff »Proktologie« gehört? Die Proktologie ist eine Fachrichtung, die sich mit Enddarm- und Analerkrankungen beschäftigt. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wird die Proktologie von Viszeralchirurgen (Bauch- und Eingeweidechirurgen) praktiziert. Eine weitere Fachrichtung, die sich mit der Ausübung der Proktologie beschäftigt, ist die Gastroenterologie (Internisten mit Spezialisierung für Magen-Darm-Krankheiten). Aber auch alle anderen Fachärzte können die Qualifikation für die Proktologie erwerben, denn sie ist keine eigenständige Facharztqualifikation, sondern bezeichnet lediglich eine zusätzliche Spezialisierung. Da jeder Arzt nach der Approbation ohne wesentliche Einschränkung Medizin praktizieren darf, kann die Bezeichnung »Proktologe« beziehungsweise »Proktologin« von jedem Facharzt erworben werden.
Wie erwirbt man die Zusatzbezeichnung Proktologie?
Damit Sie einen Eindruck davon bekommen, was hinter dieser Bezeichnung steckt, welche theoretischen und praktischen Erfahrungen ein Arzt sammelt und welche Prüfungen er absolvieren muss, gebe ich Ihnen hier einen kleinen Überblick über die Ausbildung zum Proktologen.
Die Ausbildung dauert in der Regel zwölf Monate. Als Facharzt kann man diese Zusatzqualifikation erwerben, wenn man eine Mindestanzahl proktologischer Eingriffe unter Anleitung und auch selbstständig durchgeführt hat. Das sind Eingriffe, die im Rahmen der Behandlung von Hämorrhoiden, von Abszessen und Geschlechtskrankheiten, von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen im Po-Bereich sowie von Erkrankungen des Enddarms wie eines Prolapses (Darmvorfall; was das ist, erkläre ich Ihnen im Kapitel »Prolaps – Hilfe, mir fällt was aus dem Po«) und auch bei Enddarm- und Mastdarmkrebs durchgeführt werden. Zusätzlich stehen eine Mindestanzahl an Untersuchungen im Pflichtenheft, vor allem Enddarm- und Dickdarmspiegelungen. Die Enddarmspiegelung heißt in der Fachsprache »Rektoskopie«.
Darüber hinaus muss man Ultraschalluntersuchungen, die sogenannte Endosonografie des Enddarms – auch »Mastdarm« genannt – durchgeführt haben und darin eine gewisse Expertise vorweisen können. Diese Eingriffe und Untersuchungen werden während der Ausbildung in einem Logbuch beziehungsweise Operationskatalog festgehalten und vom ausbildenden Proktologen kontrolliert und unterschrieben.
Hat man diese Voraussetzungen erfüllt, kann man sich für die Prüfung anmelden. Dafür braucht man eine Bescheinigung von seinem Ausbilder, dass man die Befähigung zum selbstständigen Ausüben der Proktologie hat. Die Zulassung zur Prüfung erfolgt durch die zuständige Ärztekammer, die Prüfung selbst durch zwei erfahrene Proktologen. Diese Kollegen prüfen das Wissen des angehenden Proktologen, indem ganz reale Krankheitsbilder und medizinische Szenarien durchgespielt werden. Wenn man diese Prüfung bestanden hat, darf man die Zusatzbezeichnung »Proktologie« führen beziehungsweise sich »Proktologe« oder »Proktologin« nennen, proktologische Eingriffe durchführen und mit entsprechender Genehmigung der Ärztekammer angehende Proktologen ausbilden. Aber – das hatte ich bereits erwähnt – Ärzte dürfen auch ohne diese Zusatzqualifikation proktologische Eingriffe durchführen.
Im angloamerikanischen Raum (zum Beispiel in den USA und in England) wird die Proktologie als Bestandteil der Darmchirurgie betrachtet. Hier bezeichnet man mit dem Begriff »Koloproktologie« ein Spezialgebiet, das sich mit der Chirurgie des Darms und der Proktologie beschäftigt. Auch hierzulande geht die Entwicklung erfreulicherweise in diese Richtung. Es entstehen zunehmend Subspezialitäten in den chirurgischen Kliniken, die sich hauptsächlich mit der Proktologie befassen.
Sie sehen: Ein auf Proktologie spezialisierter Arzt verdient Ihr Vertrauen und Sie sind mit Ihren Problemen in gut ausgebildeten und erfahrenen Händen.
Wie läuft eine proktologische Sprechstunde ab?
Nachfolgend stelle ich Ihnen kurz einen typischen Ablauf in meiner Sprechstunde dar. Das Wichtigste ist, dass ein Vertrauensverhältnis zwischen dem Patienten und dem Arzt entsteht. Der Patient beziehungsweise die Patientin muss sich sicher und geschützt fühlen; es muss ein Klima des Vertrauens herrschen, das es dem Hilfesuchenden erlaubt, uneingeschränkt über Ängste und Probleme sprechen zu können.
Meine Patienten sind für mich keine Fälle oder Krankheitsbilder, sondern Menschen mit individuellen Merkmalen und Eigenschaften. Ich achte ihre Persönlichkeit und ihre Befindlichkeiten. Beim Gespräch mit dem Patienten sitzen wir uns gegenüber, dadurch können wir auch nonverbal kommunizieren. Augenkontakt ist wichtig, und auch die Körperhaltung zeigt ja, wie wir uns fühlen, und das macht es leichter, aufeinander einzugehen.
In der Regel beginne ich mit einer offenen Frage, zum Beispiel »Wie kann ich Ihnen helfen?« oder »Was führt Sie zu mir?«. Dadurch hat der Patient die Möglichkeit, seine Beschwerden in eigenen Worten darzustellen. Meist weiß ich schnell, worauf das Ganze hinausläuft. Bei dem einen Patienten braucht man fünf Minuten, bei dem anderen 20 Minuten, aber immer nehme ich mir die Zeit, die ich brauche – und gebe auch meinen Patienten die Zeit, die sie brauchen.
Während der Patient spricht, mache ich mir Notizen, und wenn er mit der Schilderung fertig ist, fasse ich zusammen, was ich glaube verstanden zu haben. Dann frage ich noch mal nach, ob ich irgendetwas ausgelassen habe. Anhand der gesammelten Informationen formuliere ich zunächst eine Vermutung, die ich dem Patienten mitteile. Anschließend erkläre ich, welche Untersuchungen notwendig sind, um die vermutete Diagnose zu sichern. Die Untersuchungen werden kurz erläutert. Dabei wird auch die Notwendigkeit eines leeren, sauberen Enddarms angesprochen. Da die wenigsten Patienten vorbereitet kommen, was auch nicht erforderlich ist, bekommt der Patient in der Sprechstunde einen Einlauf.
Dazu geht der Patient zunächst in die Umkleidekabine, macht den Unterkörper frei und bindet sich eine Decke um. In manchen Praxen und Kliniken gibt es sogenannte Proktologiehosen: eine kurze Hose, die zwischen den Beinen eine Öffnung für die proktologische Untersuchung hat. Dann erhält der Patient den Einlauf und geht auf die Toilette, die er direkt vom Sprechzimmer aus erreichen kann.
Der Enddarm dient unter anderem der Speicherung des Stuhls bis zum Stuhlgang. Der Einlauf reizt nun den Enddarm und führt dazu, dass der Stuhl herausgedrückt wird. Da es eine Weile dauert, bis neuer Stuhl in den Enddarm nachrückt, bleibt dieser Bereich zwischenzeitlich leer. Der Sinn des Einlaufs also ist es, den Enddarm leer und sauber zu kriegen, damit er gut untersucht werden kann.
Die Erstuntersuchung
Die proktologische Untersuchung wird bevorzugt auf einem Proktologiestuhl durchgeführt, der ähnlich wie ein gynäkologischer Stuhl mit Beinschalen ausgestattet ist. Damit kann der Patient quasi in eine sitzende Position – etwa so, wie wenn er auf der Toilette sitzen würde – oder in eine halbwegs aufrechte Position gebracht werden, sodass eine Untersuchung optimal durchgeführt werden kann.
Wenn das nicht möglich ist, zum Beispiel bei Patienten, die die Beine nicht spreizen können, kann die Untersuchung auch in Seitenlage auf der Liege vorgenommen werden. Wichtig dabei ist, dass die Beine möglichst angezogen sind. Ich bitte den Patienten deshalb, die Knie so weit wie möglich zum Bauch zu ziehen. Der Po wird dadurch herausgedrückt, was die proktologische Untersuchung vereinfacht.
Unabhängig von der Untersuchungsposition (Stuhl oder Liege) gehe ich immer gleich vor. Ich erkläre meinen Patienten jeden Schritt der Untersuchung, bevor ich ihn durchführe. Zunächst taste ich den Rektalbereich aus; dazu schmiere ich reichlich Vaseline an den Darmausgang, damit keine Reibung entsteht. Beim Auftragen des Gleitgels nehme ich wahr, wie die Haut um den Po auf meine Berührung reagiert. Durch die Berührung wird nämlich ein Reflex ausgelöst und es kommt zu kleinen Zuckbewegungen im Po-Bereich. Damit weiß ich, dass kein Nervenschaden in diesem Bereich vorliegt.
Um den Po austasten zu können, wende ich einen Trick an und fordere den Patienten auf, tief in den Bauch einzuatmen und dann wie beim Stuhlgang zu pressen. Weshalb ich das mache? Ein Patient, der tief in den Bauch einatmet, kann diesen nicht gleichzeitig anspannen. Denn wenn ein Patient den Bauch anspannt, überträgt sich die Spannung auch auf den Po und mein untersuchender Finger würde gegen einen hohen Widerstand arbeiten, was für uns beide, den Patienten und mich, nicht angenehm wäre. Ebenso kann der Patient nicht gleichzeitig den Stuhl herauspressen und dabei den Po zukneifen. Genauso wenig, wie man beispielsweise gleichzeitig sprechen und schlucken kann.
Durch diese zwei Aktivitäten (Einatmen und Pressen) entsteht eine Entspannung am Schließmuskel, sodass ich den untersuchenden Finger ohne viel Widerstand in den Po einführen kann. Der Schließmuskel ist idealerweise so entspannt, wie es bei sonst wachen Patienten nicht besser sein kann. Dann informiere ich den Patienten, dass ich mit dem Abtasten beginne.
Beim unauffälligen Befund ist eine glatte und weiche Schleimhaut im Po-Kanal zu ertasten. Danach bitte ich den Patienten, einmal zu husten. Durch das Husten wird die Bauchmuskulatur zum Teil angespannt. Diese Spannung wirkt sich, wie oben beschrieben, auch auf den Schließmuskel aus und wird von meinem Finger wahrgenommen.
Nun bitte ich den Patienten, den Po zuzukneifen, als würde ein Pups kommen und er wolle nicht, dass er rauskommt. Danach weiß ich genau,...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2020 |
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Zusatzinfo | mit ca. 20 farbigen Abbildungen |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Innere Medizin | |
Schlagworte | Adenom • Analendosonographie • anale Probleme • Analfistel • Analmanometrie • Analprolaps • Analwarze • Anastomose • Anus • Anus praeternaturalis • Colitis indeterminata • Darmdekompression • Darmkrebs • Darmkrebsvorsorge • Darmspiegelung • Darmvorfall • Defäkation • eBooks • Fisteltherapie • Flatulenz • Hämorrhoidopexie • Hernie • Ileo-Pouch • Kock-Pouch • Krebsvorsorge • Mastdarmvorfall • Medizin • Mega-Colon • Obstipation • Pan-Colitis • parastomale Hernie • perianaler Abszess • perianale Venenthrombose • Polyp • Pouch • Proktologie • Prolaps • pupsen • Ratgeber • Rektoskop • Rektozele • Rektum • Schließmuskel • Sphinkter • Sphinkter-Repair |
ISBN-10 | 3-641-25763-8 / 3641257638 |
ISBN-13 | 978-3-641-25763-7 / 9783641257637 |
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Größe: 5,9 MB
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