Die Bobath-Therapie in der Erwachsenenneurologie (eBook)

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2017 | 3. Auflage
Thieme (Verlag)
978-3-13-240071-9 (ISBN)

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Die Bobath-Therapie in der Erwachsenenneurologie - Bente Elisabeth Bassoe Gjelsvik, Line Syre
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<p><strong>Die Bobath-Therapie ist ein bewährtes und weitverbreitetes Konzept zur Behandlung von Menschen mit neurologischen Dysfunktionen.</strong></p> <p>Bente Gjelsvik, Physiotherapeutin und Bobath-Instruktorin, Dozentin an der Universität Bergen (Allied Health Science, Physiotherapy, Rehabilitation Medicine), möchte mit dieser überarbeiteten Neuauflage die Kompetenz der Therapeuten bei der Behandlung in der Neuroreha weiter verbessern. Hierfür werden verschiedene Aspekte in einen übergreifenden Zusammenhang gestellt.</p> <ul> <li>Struktur und Funktion des Zentralen Nervensystems</li> <li>posturale Kontrolle und Bewegung</li> <li>Behandlung von neurologischen Syndromen</li> </ul> <p>Besonders geeignet ist dieses Buch für alle Therapeuten, die die Bobath-Weiterbildung planen oder sich in ihr befinden. In den einzelnen Kapiteln wird aufeinander aufbauend die Bobath-Therapie praxisnah und leicht verständlich erklärt:</p> <ul> <li>Angewandte Neurophysiologie</li> <li>Prinzipien der Physiotherapie</li> <li>Untersuchung</li> <li>Fallbeispiele </li> </ul>

Bente E. Bassøe Gjelsvik Line Syre: Die Bobath-Therapie in der Erwachsenenneurologie
Innentitel 4
Impressum 5
Vorwort zur 3. Auflage 6
Über die Autoren 7
Ziele dieses Buches 8
Struktur dieses Buches 9
Danksagung 10
Inhaltsverzeichnis 11
1 Einleitung 15
Die Bobaths: eine historische Übersicht 15
International Bobath Instructors Training „Association – IBITA 16
Satzung der IBITA 16
2 Angewandte Neurophysiologie 19
Organisation des zentralen Nervensystems: ein Überblick 19
Bausteine des zentralen Nervensystems 19
Kommunikation innerhalb des Nervensystems 21
Systemkontrolle: an Bewegungsabläufen und der sensomotorischen „Integration beteiligte Systeme und Strukturen 27
Somatosensorisches System 28
Kortikales motorisches System 47
Kleinhirn 57
Hirnstamm 67
Vestibuläres System 71
Rückenmark 75
Neuromuskuläres System 80
Motorisches Lernen und Plastizität 91
Einführung 91
Motorisches Lernen 94
Neuroplastizität 97
Kortikale Plastizität 102
Plastizität im Rückenmark 103
Theorien zur Wieder„herstellung nach einer ZNS-Läsion 105
Konsequenzen und „Reorganisation nach ZNS-Läsionen 115
Läsionen der oberen „Motoneurone 116
3 Bewegung 124
Einführung 124
Gleichgewicht und „Bewegung 125
Bewegungskontrolle 125
Gleichgewicht 126
Neuronale Prozesse, die zur Entstehung posturaler „Kontrollmechanismen beitragen 131
Funktion der posturalen Kontrolle 132
Multisensorische Integration zur posturalen Kontrolle 134
Posturale Kontrolle und biomechanische Voraussetzungen 137
Rumpfkontrolle 138
Posturale Kontrolle und Kognition 139
Posturaler Tonus 139
Selektive Bewegung 143
Abweichungen von normaler Bewegung und „Gleichgewichtskontrolle 145
Kompensation 147
Interventionen – „Überlegungen und Auswahl 157
Posturale Sets 157
Analyse von Grundstellungen 159
Schlüsselregionen 180
Selektive Bewegung und funktionelle Aktivität 182
Beziehung zwischen „automatischer und willkürlicher Bewegung 185
Handling 189
Aktive Bewegung, erlernter Nichtgebrauch, Neglect und passive Bewegung 200
Kontrolle über assoziierte Reaktionen 204
Feedback 205
Übertragung (Carryover) 207
Weitere Interventionen 210
Krafttraining 210
Laufbandtraining 212
Constraint-Induced Movement Therapy 213
Interdisziplinäre „Zusammenarbeit 215
Hilfsmittel 216
4 Assessment 228
Einleitung 228
Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, „Behinderung und Gesundheit 228
Physiotherapeutisches Assessment 229
Anamnese 230
Kommunikation 231
Funktionelle Aktivität 231
Körperfunktionen und -strukturen 234
Sensorik, Wahrnehmung und erlernter Nichtgebrauch 238
Schmerzen 240
Clinical Reasoning 243
Ziele des Assessments 245
Ergebnismessungen 250
Messverfahren: „Körperdomäne 251
Aktivitätsmessungen 252
Selbstbewertung 253
Objektive Zielsetzung 254
Assessmentdiagramm 254
Evaluation und „Dokumentation 255
Schlussfolgerungen 255
5 Fallstudien 258
Chronischer Schlaganfall: Assessment, Behandlung und Evaluation 258
Soziale Vorgeschichte und Aktivitäten 258
Medizinische Vorgeschichte 258
Initiales Assessment 258
Clinical Reasoning und Bildung von Hypothesen 265
Interventionen 266
Evaluation 274
Diskussion 281
Zerebelläre Ataxie: „Assessment, Behandlung und Evaluation 281
Soziale Vorgeschichte und Aktivitäten 281
Medizinische Vorgeschichte 281
Initiales Assessment 282
Clinical Reasoning 283
Initiale Standhaltung 284
Hypothesen 284
Ergebnismessungen 285
Intervention 285
Evaluation 293
Ergebnismessungen 296
Diskussion 296
6 Literatur 300
Kapitel 1: Einleitung 300
Kapitel 1.1: Die Bobaths: eine historische Übersicht 300
Kapitel 2: Angewandte Neurophysiologie 300
Kapitel 2.1: Organisation des zentralen Nervensystems: ein Überblick 300
Kapitel 2.2: Systemkontrolle: an Bewegungsabläufen und der sensomotorischen Integration beteiligte Systeme und Strukturen 300
Kapitel 2.3: Motorisches Lernen und Plastizität 305
Kapitel 2.4: Konsequenzen und Reorganisation nach ZNS-Läsionen 308
Kapitel 3: Bewegung 309
Kapitel 4: Assessment 317
Kapitel 5: Fallstudien 319
Kapitel 5.1: Chronischer Schlaganfall: Assessment, „Behandlung und Evaluation 319
Kapitel 5.2: Zerebelläre Ataxie: Assessment, Behandlung und Evaluation 321
7 Sachverzeichnis 323

1 Einleitung


1.1 Die Bobaths: eine historische Übersicht


Die folgenden Abschnitte enthalten Auszüge aus dem Buch The Bobaths. A Biography of Berta and Karel Bobath von Jay Schleichkorn, PhD, PT ( ▶ [1]).

Karel Bobath und Berta Ottilie Busse wurden beide in Berlin geboren, Karel 1906 und Berta 1907. Karel studierte Medizin und erwarb seinen Doktortitel in Medizin in 1932. Berta absolvierte an der Anna-Herrmann-Schule eine Ausbildung zur Gymnastiklehrerin und erwarb dort ihr Wissen über normale Bewegungsabläufe und verschiedene Entspannungstechniken. Vor dem Zweiten Weltkrieg zogen sie nach London.

Die Entwicklung des Bobath-Konzepts für Erwachsene nahm ihren Anfang im Jahr 1943, als Berta gebeten wurde, Simon Elwes zu behandeln, einen 43-jährigen Portraitmaler, der einen Schlaganfall erlitten hatte. „Bei meinem ersten Besuch fand ich ihn im Bett vor. Sein Arm und seine Hand waren extrem versteift und flektiert, seine Hand war angeschwollen, er litt unter einem schweren Schulter-Hand-Syndrom, sein Bein war bedeckt …“ (S. 20). „Statt zu tun, was ich gelernt hatte – Übungen machen – beobachtete ich den Patienten. Langsam, durch Ausprobieren, Beobachtung und Schlussfolgerung, begann ich Zusammenhänge zwischen dem herzustellen, was ich tat und wie er darauf reagierte. Das funktionierte besser als alles, was ich zuvor ausprobiert hatte.“ (S. XI) … „Mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass die Spastizität eines Patienten dadurch entsteht, dass er in die Flexion zieht und dass die Spastizität somit kein unveränderlicher Zustand ist, den man nur durch die Dehnung spastischer Muskeln behandeln kann.“ (S. 20) Simon Elwes erholte sich gut und begann wieder zu malen. Berta behandelte Simon Elwes über einen Zeitraum von 18 Monaten und entdeckte, dass es sich bei dieser Behandlung erst um einen Anfang handelte. Es dauerte viele Jahre, um die Behandlung von dieser einfachen Methode zur Verminderung von Spastizität dahin weiterzuentwickeln, dass dem Patienten eine aktive Teilhabe ermöglicht wurde, ohne in einen Zustand der Spastizität zurückzufallen.

1950 legte Berta ihr Examen als Physiotherapeutin ab und wurde Mitglied der Chartered Society for Physiotherapists. 1951 eröffneten Karel und Berta ihr erstes Behandlungszentrum und 1957 folgte das Western Cerebral Palsy Centre. Dort wurden sowohl Kinder als auch Erwachsene mit verschiedenen neurologischen Störungen behandelt. Der Schwerpunkt lag auf der Behandlung von Kindern mit Zerebralparese. Berta brachte den Eltern bei, wie sie die Kinder bei täglichen Aktivitäten wie Baden und Ankleiden unterstützen konnten und dass sie die Kinder nicht wie leblose Puppen herumtragen sollten, sondern wie menschliche Wesen. Sie war eine ausgesprochene Verfechterin des multidisziplinären Ansatzes, insbesondere des Zusammenwirkens zwischen Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten. Die Physiotherapeutin Jenny Bryce, die später für lange Zeit Leiterin des Behandlungszentrums werden sollte, sagte „der Aspekt, der mich am meisten beindruckt hat, war Bertas tiefes Verständnis für normale Bewegungsabläufe. Dieses Verständnis brachte sie sowohl in die Behandlung von Kindern als auch in die von Erwachsenen ein“ (S. 35). 1990 sagte sie „die anhaltende Begeisterung für das Konzept entsteht dadurch, dass es ständig diskursiv weiterentwickelt wird und niemals der Gefahr des Stillstands unterliegt …“ (S. 36).

Karel suchte nach neurophysiologischen Erklärungsansätzen für Bertas Beobachtungen und Behandlungen. Über das Bobath-Konzept sagten beide im Jahr 1990: „Es basierte allein auf den empirischen Beobachtungen, die Berta Bobath bei Kindern und Erwachsenen mit neurologischen Läsionen und bei deren Reaktionen auf Behandlung machte […] das Konzept ist im Grundsatz hypothetisch, obwohl es durch jüngere Forschungsergebnisse zum Teil bestätigt und untermauert wurde. Wir hoffen, dass diese Forschungen auch zukünftig fortgesetzt werden.“ (S. IX)

Ab 1958 gingen Berta und Karel Bobath einer intensiven Reisetätigkeit nach, die sie in viele Teile der USA, nach Südafrika, Kanada, Europa, Australien und Lateinamerika führte, wo sie lehrten, Vorträge hielten und ihre Behandlungsmethoden demonstrierten. Berta Bobath wurde im Jahre 1978 der britische Verdienstorden M.B.E. (Member of the Order of British Empire) verliehen und sie erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen. Gemeinsam veröffentlichte das Ehepaar mehr als 70 Publikationen und verfasste zwischen 1948 und 1990 zahlreiche unveröffentlichte Artikel für Kongresse.

Beide verstarben am 20. Januar 1991.

1.2 International Bobath Instructors Training Association – IBITA


Seit der Zeit von Berta und Karel war das Bobath-Konzept vielen großen und bedeutenden Entwicklungen unterworfen. Die Bewertungsverfahren haben sich geändert und es gibt immer noch viele unbekannte Aspekte der Funktion, Kommunikation und Plastizität des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Probleme von Patienten, mit denen sich Therapeuten und Ärzte heutzutage konfrontiert sehen, unterscheiden sich zum Teil von jenen aus früheren Zeiten: Viele Patienten überleben aufgrund einer verbesserten Intensivmedizin. Sie werden in spezialisierten Abteilungen behandelt und früher aus Krankenhäusern und Rehabilitationszentren entlassen. Sie sind vielfältigen Anforderungen sowie unterschiedlichen Behandlungskonzepten und -methoden ausgesetzt. Theorien und klinische Praxis werden stetig weiterentwickelt und eine evidenzbasierte Praxis ist stark nachgefragt. Theoretische Annahmen verändern sich aufgrund der Verfügbarkeit neuen Wissens, was zeigt, dass der Berufsstand einer dynamischen Entwicklung unterworfen ist. Emerson Pugh drückte es 1977 so aus: „Wenn das Gehirn so einfach strukturiert wäre, dass wir es verstehen könnten, dann wären wir so einfach strukturiert, dass wir es nicht könnten.“ (S. 154) Medizinische „Wahrheiten“ haben eine kurze Lebensspanne. Wir Kliniker müssen bescheiden sein, akzeptieren, dass sich die Wissenschaft verändert, und unser Wissen stetig weiterentwickeln. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, klinisches Wissen, das auf Erkenntnis und Erfahrung beruht, nicht einfach zu verwerfen, nur weil die Wirksamkeit von Interventionen noch nicht bewiesen ist. Viele unserer Interventionen sind nicht dokumentiert oder erforscht. Veränderungen, die Therapeut und Patient gemeinsam in der klinischen Praxis wahrnehmen, tauchen vielleicht auf den heutzutage verwendeten klinischen Skalen allein deshalb nicht auf, weil die Sensibilität vieler der aktuell existierenden Instrumentarien zur Ergebnismessung schlicht nicht ausreicht.

Die International Bobath Instructors Training Association (IBITA) wurde 1984 gegründet und ist eine weltweit tätige Organisation qualifizierter IBITA-Instruktoren. Aktuell hat die IBITA rund 265 Mitglieder aus 31 verschiedenen Staaten.

1.2.1 Satzung der IBITA


Die IBITA charakterisiert sich selbst wie folgt (www.ibita.org, abgerufen im Februar 2015):

  • Die IBITA ist eine internationale Organisation von Instruktoren, welche die Anwendung des Bobath-Konzepts zur Beurteilung und Behandlung von Erwachsenen mit neurologischen Störungen lehren.

  • Die IBITA wurde 1984 speziell zu dem Zweck gegründet, ein Forum bereitzustellen, das den anhaltenden Austausch sowie die Aus- und Weiterbildung bereits existenter und zukünftiger Instruktoren definiert und die Statuten sowie Richtlinien der Organisation im Hinblick auf die weltweite Vermittlung des Bobath-Konzepts formuliert.

  • Heute vereint die IBITA Instruktoren (Physio- und Ergotherapeuten) aus der ganzen Welt.

  • Die IBITA ist ein Verband gemäß Artikel 60 ff. des Bürgerlichen Gesetzbuches der Schweiz.

  • Sitz des Verbandes ist Sankt Gallen, Schweiz.

  • Das Büro befindet sich in den Niederlanden.

Vision Auf der ganzen Welt werden Erwachsene mit neurologischen Störungen durch ein interdisziplinäres Team behandelt, das auf der Basis des Bobath-Konzepts und dessen stetiger Weiterentwicklung gemäß dem jeweils aktuellen Stand der Forschung in neurologischer Rehabilitation ausgebildet wurde (www.ibita.org).

Mission

  • Die Mitglieder der IBITA planen, organisieren und leiten weltweit Kurse, um Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten sowie Ärzte und Krankenschwestern in der Untersuchung und Behandlung von Erwachsenen mit...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2017
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Schlagworte Bobath • Erwachsenenbehandlung • Hemiparese • Neurologie • Neurophysiologie • Neuroreha • Physiotherapie • Schlaganfall
ISBN-10 3-13-240071-8 / 3132400718
ISBN-13 978-3-13-240071-9 / 9783132400719
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