Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie (eBook)

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2016 | 2. Auflage
840 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-201672-9 (ISBN)

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Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie
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<p><strong>Wie verhalten sich Moleküle in unserem Körper, wie ist die Rückwirkung auf den menschlichen Organismus und wann ist ein Gift ein Gift?</strong></p> <p>Die Pharmakologie und Toxikologie zählt zu den wichtigsten Grundlagenfächern der Medizin. Mit der Dualen Reihe Pharmakologie und Toxikologie lernst du alles, was du im klinischen Studienabschnitt zu diesen Themen wissen musst.</p> <ul> <li>Alle prüfungsrelevanten und klinisch wichtigen Aspekte in leicht verständlicher Sprache - inkl. der für das Verständnis notwendigen Zusammenhänge.</li> <li>Maximaler Praxisbezug durch viele Klinik-Bezüge, interessante Fallbeispiele und konkrete Behandlungsempfehlungen für die wichtigsten Erkrankungen.</li> <li>Zahlreiche Merke-Kästen und Übersichtstabellen helfen Dir beim Einprägen der wichtigsten Inhalte.</li> <li>Hochwertige Grafiken erleichtern das Verständnis der Wirkungsmechanismen wichtiger Wirkstoffe, die vielen klinischen Abbildungen schlagen eine Brücke zu den klinischen Fächern.</li> <li>Aktuelle und übersichtliche Handelsnamen-Wirkstoff-Liste.</li> </ul> <p>Die 2. Auflage wurde vollständig aktualisiert und überarbeitet. Das bewährte Duale-Reihe-Konzept mit ausführlichem Lehrbuch und integriertem Kurzlehrbuch ermöglicht dir sowohl das gründliche und vertiefende Lernen als auch die gezielte und effektive Prüfungsvorbereitung. Sei gerüstet für die Medikamentenverordnung. Die Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie hilft dir, die Arzneimittellehre zu verstehen und Wirkstoffe richtig anzuwenden.</p> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.</p>

© Schlierner – Fotolia.com

2 Pharmakodynamik


2.1 Definition


Definition

Die Pharmakodynamik beschreibt den Aspekt der Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln bzw. Pharmaka und Mensch oder Tier, der sich mit den Pharmakonwirkungen beschäftigt. Sie untersucht Art und Ort der Pharmakonwirkungen und widmet sich den Wirkungsmechanismen.

2.2 Mechanismen der Pharmakonwirkung


Meist entsteht die Wirkung durch Bindung des Pharmakons an zelluläre Proteine (v. a. Rezeptoren).

Die meisten Pharmakonwirkungen werden durch Bindung des Pharmakons an zelluläre Proteine vermittelt. Diese lassen sich in Rezeptoren und rezeptorähnliche Proteine (z. B. Enzyme, Transporter) unterteilen. Nur wenige Pharmaka wirken ohne Mithilfe eines körpereigenen Proteins.

2.2.1 Rezeptorvermittelte Wirkungen


Rezeptoren vermitteln Wirkungen körpereigener Signalstoffe. Sie haben zwei Funktionen:

  • Bindung des Signalstoffs

  • Initiation eines Signals, das zelluläre Funktionen anregt oder hemmt.

Agonisten aktivieren Rezeptoren, Antagonisten unterdrücken ihre Funktion. Es gibt membranständige und intrazelluläre Rezeptoren ( ▶ Abb. 2.1).

Rezeptoren gehören zu einer Familie zellulärer Proteine, deren Aufgabe es ist, Wirkungen körpereigener Signalstoffe (z. B. Transmitter, Hormone, Wachstumsfaktoren) zu vermitteln. Sie haben zwei Funktionen:

  • Sie binden den Signalstoff.

  • Sie initiieren über rezeptorspezifische Transduktionswege ein Signal, das zelluläre Funktionen anregt oder hemmt.

Über viele solche Rezeptoren wirken auch Pharmaka. Man unterscheidet dabei Agonisten, die Rezeptoren aktivieren, von Antagonisten, die Rezeptoren nicht aktivieren und/oder in ihrer Funktion unterdrücken. Die verschiedenen Gruppen von Rezeptoren sind schematisch in ▶ Abb. 2.1 dargestellt. Man kennt membranständige und intrazelluläre Rezeptoren.

Schematische Darstellung der verschiedenen Rezeptorarten

Abb. 2.1 1: G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, 2: Ionenkanal-Rezeptoren, 3: Enzymrezeptoren (am Beispiel des Rezeptors für das atriale natriuretische Peptid = ANP), 4: Rezeptoren mit assoziierter Tyrosinkinase-Aktivität, 5: intrazelluläre Rezeptoren. R: Rezeptor; α, β und γ: Untereinheiten des heterotrimeren G-Proteins; Pr: Protein; -Y: Tyrosinrest; -Y-P: phosphorylierter Tyrosinrest.

2.2.1.1 Membranständige Rezeptoren

Verschiedene Typen sind in ▶ Abb. 2.1 (Nr. 1 – 4) dargestellt.

Man unterscheidet G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, Ionenkanal-Rezeptoren, Enzymrezeptoren und Rezeptoren mit assoziierter Tyrosinkinase (Nr. 1 – 4 in ▶ Abb. 2.1).

G-Protein-gekoppelte Rezeptoren

Synonym

Metabotrope Rezeptoren.

Diese Rezeptoren (Nr. 1 in ▶ Abb. 2.1) werden aufgrund ihrer Struktur auch als heptahelikale Rezeptoren bezeichnet. Der Signaltransduktionsweg verläuft in vier Phasen:

  • Der Agonist löst durch Bindung an den Rezeptor eine Konformationsänderung aus ( ▶ Abb. 2.2).

  • Dies aktiviert das intrazellulär assoziierte G-Protein.

  • Dieses zerfällt in zwei Proteinuntereinheiten (Gβγ und Gα in ▶ Abb. 2.2), welche die Konzentration intrazellulärer Botenstoffe steigern oder senken können.

  • Das Signal endet durch Hydrolyse von GTP, das G-Protein wird wieder inaktiv.

Diese Rezeptoren sind Membranproteine mit sieben transmembranären α-Helices sowie extrazellulärem N- und intrazellulärem C-Terminus (Nr. 1 in ▶ Abb. 2.1). Sie werden auch als heptahelikale Rezeptoren bezeichnet. Sie vermitteln Wirkungen von vielen Transmittern und Hormonen. Der Signaltransduktionsweg dieser Rezeptoren verläuft in vier Phasen:

  • Der Agonist (z. B. Transmitter) bindet an seine extrazelluläre Bindungsstelle am Rezeptor und ruft eine Konformationsänderung des Rezeptorproteins hervor ( ▶ Abb. 2.2).

  • Die Konformationsänderung des Rezeptors triggert die Aktivierung des mit dem Rezeptor intrazellulär assoziierten heterotrimeren G-Proteins, indem das an dieses Protein gebundene GDP durch GTP ersetzt wird (G-Protein = Guaninnukleotid-bindendes Protein).

  • Das aktivierte G-Protein zerfällt in seine GTP-bindende α-Untereinheit und den βγ-Komplex, die beide jeweils unabhängig voneinander verschiedene membranständige Effektorproteine (Enzyme oder Ionenkanäle) aktivieren oder hemmen können ( ▶ Abb. 2.2). Die Folge ist ein Konzentrationsanstieg oder -abfall intrazellulärer Botenstoffe (Second Messenger).

  • Das durch Bindung des Agonisten an den Rezeptor initiierte Signal wird nach Hydrolyse von GTP zu GDP beendet (die α-Untereinheit hat GTPase-Aktivität). Dadurch kehrt das G-Protein in seinen inaktiven Zustand (trimerer Proteinkomplex mit gebundenem GDP) zurück.

Merke

Die Komplexität des Transduktionsmechanismus von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren erklärt, warum es sich um relativ „langsame“ Rezeptoren handelt. Trotzdem kommen die durch solche Rezeptoren vermittelten Wirkungen innerhalb von Sekunden zustande.

Schema der G-Protein-vermittelten Signaltransduktion

Abb. 2.2 

(nach Behrends et al., Duale Reihe Physiologie, Thieme, 2012)

Wichtige G-Protein-gekoppelte Rezeptoren s.  ▶ Tab. 2.1.

Es gibt eine Vielzahl von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Hier sollen exemplarisch einige erwähnt werden, und zwar geordnet nach der Art der assoziierten G-Protein-Familie ( ▶ Tab. 2.1).

Tab. 2.1 Familien von G-Proteinen und die von ihnen angesteuerten Effektorproteine

G-Protein

Aktivierung z. B. durch Bindung von

aktivierte G-Protein-Untereinheit

Auswirkung auf Effektorproteine und Second Messenger

Gs

  • Noradrenalin an β-Rezeptoren

  • Histamin an H2-Rezeptoren

α

Aktivierung...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2016
Reihe/Serie Duale Reihe
Duale Reihe
Co-Autor Karl Heinz Graefe, Werner Lutz, Heinz Bönisch
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Pharmakologie / Pharmakotherapie
Medizin / Pharmazie Studium
Schlagworte Arzneimittellehre • Duale Reihe • Lehrbuch • Medizinstudium • Pharmakologie • Toxikologie • Wirkstoff-Liste
ISBN-10 3-13-201672-1 / 3132016721
ISBN-13 978-3-13-201672-9 / 9783132016729
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