Gesundheitsfördernde Maßnahmen in der Ausbildung: Eine Bedarfsanalyse
Diplomica Verlag
978-3-95934-879-9 (ISBN)
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass sich neben dem Dauersitzen am Arbeitsplatz ein Großteil der Bevölkerung auch in der Freizeit nur selten bewegt. Besonders für junge Erwachsene kommt der hohe Medienkonsum als fester Bestandteil des Tagesablaufes erschwerend hinzu. Belegt ist in diesem Zusammenhang, dass das Erlernen von gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen im jungen Erwachsenenalter das Risiko, im späteren Erwachsenenalter an Zivilisationskrankheiten zu leiden, deutlich minimieren kann.
Über eine frühzeitige und spezifische Förderung kann eine effektive und nachhaltige Verbesserung der Gesundheit und somit der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit der Auszubildenden erreicht werden. Letztere gewinnt für die Betriebe mit Blick auf die demographische Entwicklung, eine zunehmende Arbeitsverdichtung sowie steigende psychosoziale Anforderungen stetig an Bedeutung. Da in deutschen Unternehmen erst seit einigen Jahren ein Anstieg an gesundheitsorientierten Programmen für Auszubildende festzustellen ist, muss das Bewusstsein über die Notwendigkeit und das Wissen über die Möglichkeiten der zielgruppenspezifischen Gesundheitsförderung bei den Verantwortlichen weiter verbreitet werden. Die vorliegende Arbeit gibt zunächst einen Überblick über die gesundheitliche Situation und die lebensphasenspezifischen Belastungen der Auszubildenden in Deutschland und zeigt einige erfolgreiche Programme der BGF in der Berufsausbildung auf. Sie zielt außerdem darauf ab, Anregungen und Impulse für zielgruppenspezifische betriebliche Präventions- und Gesundheitsförderungsstrategien für ausbildende Unternehmen darzustellen.
Textprobe:
Kapitel 3.2 Zielgruppenspezifische Gesundheitsförderung in der dualen Berufsausbildung:
Auszubildende bilden in Deutschland zahlenmäßig die größte Gruppe in der Erwerbsbevölkerung. Im Jahr 2010 befanden sich laut Statistischem Bundesamt insgesamt 1_508_328 Personen in einer beruflichen Ausbildung. In Deutschland beenden jährlich 950_000 Jugendliche die allgemeine schulische Ausbildung. Etwas die Hälfe davon entscheidet sich für einen Ausbildungsberuf im dualen Berufsbildungssystem (Statistisches Bundesamt, 2012). Dennoch ist die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im dualen System in den letzten Jahren rückläufig. Im Jahr 2012 wurden demnach 3,1% bzw. 17_700 Verträge weniger abgeschlossen als im Jahr 2011 (Statistisches Bundesamt, 2013). Die Mehrheit der Auszubildenden wird im dualen System ausgebildet, welches schwerpunktmäßig aus betrieblichen und schulischen Unterweisungen (Teilzeitberufsschule und außerbetriebliche Ausbildung) besteht (BMBF, 2010). Auch die Auszubildenden der vorliegenden Untersuchung werden im dualen System ausgebildet.
Die duale Berufsausbildung in Deutschland erstreckt sich in der Regel über einen Zeitraum von drei Jahren und findet sowohl im Ausbildungsbetrieb als auch in der Berufsschule statt, wobei im Betrieb eine überwiegend praktische Ausbildung vorzufinden ist. In der Berufsschule wird diese durch theoretische, berufsbezogene und allgemeinbildende Inhalte ergänzt. Die Ausbildung zielt darauf ab, die jungen Erwachsenen auf die wandelnden Berufsanforderungen vorzubereiten und gleichzeitig auch die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten des einzelnen zu fördern (BIBB, 2013). Die Auszubildenden müssen dabei unterstützt werden, die zur Ausübung eines Berufes notwendigen Kenntnisse, Fertigkeiten, Erfahrungen und Fähigkeiten zu erlangen und die sozialen Anforderungen am Arbeitsplatz und in der Berufswelt zu bewältigen. Durch die gewonnene berufliche Qualifikation sollen den Jugendlichen langfristige Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnet werden, gleichzeitig sollen Betriebe von einem qualifizierten Fachkräftenachwuchs profitieren (BiBB, 2013).
Der Tagesablauf der jungen Erwachsenen ist stark reglementiert und bietet, verglichen mit der vorausgehenden Schulzeit meist nur wenig Abwechslung. Die Rahmenbedingungen der betrieblichen Ausbildung können die Jugendlichen sowohl während der Arbeitszeit als auch in der Freizeit stark einschränken (Neuber & Wentzek, 2005). Pünktliches Erscheinen und gewissenhaftes Erfüllen von Arbeitsaufträgen wird unbedingt vorausgesetzt. Mitbestimmungsrecht und Eigenverantwortung werden zwar formal gefordert, finden in der Ausbildungspraxis häufig aber keine Umsetzung. Für die Mehrzahl der Auszubildenden ist diese, für sie neue Verbindlichkeit die Hauptanstrengung in der Berufsausbildung. Das frühe Aufstehen und der zunächst ungewohnt lange Arbeitstag führen dazu, dass Freizeitaktivitäten in den Abendstunden vernachlässigt oder ganz aufgegeben werden (Lemke-Goliasch, 2001).
Neben den körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz werden die Auszubildenden mit neuen psychischen Belastungen konfrontiert. Einen guten Ausbildungsplatz bekommen zu haben, wird vom sozialen Umfeld der Auszubildenden häufig mit der Verpflichtung verbunden, allen Anforderungen gerecht zu werden und nicht versagen zu dürfen (Neuber & Wentzke, 2005).
Wenn man bedenkt, dass Auszubildende während ihrer Erstausbildung im dualen System in der Regel über drei Jahre hinweg parallel in zwei zentralen Settings (der Berufsschule und dem Betrieb) erreichbar sind, lässt sich hier vermutlich ein großes Potenzial für gesundheitsförderliche Maßnahmen und den Aufbau von Gesundheitskompetenz erkennen.
In den letzten Jahren ist nach Aussagen von Reik et al. (2010) ein Anstieg an betrieblichen Gesundheitsförderungsprogrammen für Auszubildende zu erkennen (s. hierzu auch Kap. 3.3). Im Jahr 2005 dagegen beschrieben Neuber und Wentzek (2005), dass sich Maßnahmen
Erscheinungsdatum | 17.02.2016 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 155 g |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege |
Schlagworte | Betriebliche Gesundheitsförderung • Köln |
ISBN-10 | 3-95934-879-7 / 3959348797 |
ISBN-13 | 978-3-95934-879-9 / 9783959348799 |
Zustand | Neuware |
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