Ernährungsberatung in Schwangerschaft und Stillzeit (eBook)

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2014 | 3. Auflage
192 Seiten
Hippokrates (Verlag)
978-3-8304-5539-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ernährungsberatung in Schwangerschaft und Stillzeit -  Ute Körner,  Ruth Rösch
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Eine gesunde Ernährung unterstützt die Entwicklung des Kindes, fördert die Gesundheit von Mutter und Kind und kann zahlreiche Schwangerschaftsbeschwerden lindern. Maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Hebammenarbeit liefert dieses Praxisbuch u. a. + Grundlagenwissen für die Ernährungsberatung + Nahrungsmitteltabellen + Praxistipps und Hilfestellungen für die Beratung + Beispielhafte Tagespläne für unterschiedliche Situationen in der Schwangerschaft + Ratschläge bei Schwangerschaftsbeschwerden + Ernährungsberatung bei besonderen Problemen in der Stillzeit + Beikosteinführung + Besonderheiten bei allergiegefährdeten Säuglingen + Rezepte mit besonders empfehlenswerten Gerichten Dabei wurden neueste Forschungsergebnisse aufgenommen. Ernährungsberatung - ein wichtiger Bestandteil der Hebammenarbeit.

Ute Körner, Ruth Rösch: Ernährungsberatung in Schwangerschaft und Stillzeit 1
Innentitel 4
Impressum 5
Vorwort 6
Inhaltsverzeichnis 7
Teil 1 Grundlagen 12
1 Ernährungsphysiologische Grundlagen 14
Verdauung 14
Resorption 16
Energie 16
Protein (Eiweiß) 17
Fette 18
Kohlenhydrate 20
Vitamine 22
Mineralstoffe 24
Sekundäre Pflanzenstoffe 25
Vollwerternährung und vollwertige Ernährung 26
Grundsätze der Vollwerternährung 26
Vegetarische Ernährungsformen 27
Ovo-lakto-vegetabile Kost 27
Vegane Kost 28
2 Besonderheiten 29
Gewichtsentwicklung 29
Pränatale Programmierung 31
Energiebedarf 31
Nährstoffbedarf 32
Kritische Nährstoffe 34
Vitamin D (Calciferol) 34
Folat (Folsäure) 34
Eisen 35
Jod 35
Weitere Nährstoffe 36
Vitamin A (Retinol) 36
B-Vitamine 36
Vitamin C (Ascorbinsäure) 36
Magnesium 37
Kalzium 37
Teil 2 Ernährungsberatung in der Schwangerschaft 38
3 Ernährungsberatung 40
4 Methodik und Didaktik 42
Individuelle Ernährungsberatung 42
Anamnese 42
(Teil-)Ziele festlegen 43
Strategien umsetzen 47
Abschlussgespräch 47
Weiterführende Beratung 47
Gruppenberatung 47
Kooperation mit Ernährungsfachkräften 47
5 Sicherstellung der Versorgung mit Hauptnährstoffen 48
Eiweiß 48
Fette und Fettsäuren 48
Kohlenhydrate und Ballaststoffe 49
6 Kritische Nährstoffe 51
Kritische und weitere wichtige Nährstoffe 51
Folat/Folsäure 51
Kann zu viel Folsäure schaden? 53
Werden die Empfehlungen von Schwangeren umgesetzt? 54
Jod 54
Kann zu viel Jod schaden? 55
Jodprophylaxe in der Schwangerschaft und Stillzeit 56
Eisen 58
Vitamin D 60
Kalzium 61
Kann zu viel Kalzium schaden? 63
Magnesium 63
7 Nahrungsergänzungsmittel 66
8 Tipps zur Lebensmittelauswahl 68
Yollwertige Ernährung 68
Lebensmittelverzehrsmengen und Tagespläne 68
Getränke 80
Gemüse und Obst 81
Brot, Getreide und Beilagen 83
Ausmahlungsgrad/Typenzahl 83
Milch und Milchprodukte 85
Fleisch und Wurst 86
Seefisch 87
Eier 89
Fette, Öle und fettreiche Lebensmittel 89
Zucker und Süßwaren 92
Kräuter, Gewürze und Salz 92
Produkte aus ökologischem Landbau 93
Lebensmittelauswahl 96
Besonderheiten bei vegetarischer Ernährung 96
9 Mahlzeitenverteilung und -organisation 97
Zwei kalte Hauptmahlzeiten pro Tag 97
Eine warme Hauptmahlzeit pro Tag 97
Zwei bis drei Zwischenmahlzeiten pro Tag 98
Mahlzeitenorganisation für berufstätige Schwangere 98
10 Schwangerschaftsbeschwerden 101
Müdigkeit 101
Emesis gravidarum und Hyperemesis gravidarum 101
Eisenmangelanämie 102
Hämorrhoiden 102
Heißhunger 103
Sodbrennen 103
Ödeme 103
Verstopfung 104
Wadenkrämpfe 104
Gestationsdiabetes 104
Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 107
Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH) 108
Hypotonie 108
Listeriose 108
Toxoplasmose 110
Phenylketonurie (PKU) 111
11 Drogenkonsum 113
Rauchen in der Schwangerschaft 113
Alkohol in der Schwangerschaft 114
Drogen in der Schwangerschaft 115
12 Allergieprävention in der Schwangerschaft 116
Allergierisiko des Kindes 116
Leitlinie Allergieprävention 116
Vorbeugende Maßnahmen in der Schwangerschaft 117
Nicht rauchen 117
Tipps für die Einrichtung des zukünftigen Kinderzimmers 118
Lebensmittelallergien 118
Teil 3 Ernährungsberatung in der Stillzeit 122
13 Einfluss auf das Stillen 124
Stillraten 124
Einflussfaktoren auf das Stillen 124
Argumente für das Stillen 125
14 Die Zusammensetzung der Muttermilch 127
Eiweiß 127
Fett 127
Kohlenhydrate 127
Nährstoffsupplemente im ersten Lebensjahr 129
Unterschiede zu anderen Säugetiermilchen 129
15 Die Ernährung der stillenden Mutter 130
Vollwertige Ernährung 130
Lebensmittelverzehrsmengen 130
Häufiger Fehler: einseitige Lebensmittelauswahl 133
Zusätzliche Maßnahmen zur Förderung der Laktation 134
16 Stillberatung in besonderen Situationen 135
Prophylaxe von Blähungen beim Kind 135
Abpumpen von Muttermilch 135
Stillen von Frühgeborenen 136
Stillen bei Diabetes mellitus der Mutter 137
17 Säuglings- und andere „Milch“-Nahrungen 138
Anfangsnahrungen und Folgenahrungen 138
Selbst hergestellte Säuglings-„Milch“ 140
Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch 140
Sojanahrungen 141
18 Einführung von Beikost 142
Der erste Brei: Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei 143
Der zweite Brei: Vollmilch-Getreide-Brei 144
Der dritte Brei: Getreide-Obst-Brei 144
Übergang zur Familienkost 145
B(r)eikost-Rezepte 146
19 Ernährung allergiegefährdeter Säuglinge 148
Stillen 148
Allergenarme Diät der Mutter 149
Stillen und Probiotika 149
Muttermilchersatz für allergiegefährdete Säuglinge 150
Einführung von Beikost 151
Keine Allergenvermeidung 153
Auftreten allergischer Symptome 153
Teil 4 Rezepte 156
20 Beispielhafte Rezepte für eine gesunde Ernährung 158
Frühstücksideen 158
Für Zwischendurch 159
Salate 161
Suppen 162
Gemüsegerichte 163
Fischgerichte 165
Fleischgerichte 167
Getreide und Hülsenfrüchte 169
Brot und Brötchen 170
Desserts und Kuchen 172
Teil 5 Anhang 174
21 Adressen 176
Familienplanung 176
Ernährungsfachkräfte 177
Selbsthilfegruppen Allergie / Neurodermitis 177
Drogen und Alkohol 177
Informationsstelle für den Bezug von Bio-Produkten 178
Bezugsquellen für Materialien 178
Informationen über Listeriose und Toxoplasmose 179
Informationen über Sport und Schwangerschaft 179
22 Literatur 180
Grundlagen 180
Ernährungsberatung in der Schwangerschaft 181
Ernährungsberatung in der Stillzeit 185
Rezepte 188
23 Sachverzeichnis 189
24 Die Autorinnen 192

2 Physiologische und metabolische Veränderungen in Schwangerschaft und Stillzeit


2.1 Gewichtsentwicklung


„Wie viel darf ich zunehmen?“, fragen viele Schwangere. Wichtiger ist allerdings, zunächst nach dem Ausgangsgewicht der Mutter vor der Schwangerschaft zu schauen. Heute geht man davon aus, dass sich das Gewicht, mit dem die Frau schwanger wird, stärker auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirkt als die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft [Koletzko et al. 2012].

Problematisch ist dabei die steigende Zahl übergewichtiger und adipöser Frauen zwischen 20 und 39 Jahren. Bei übergewichtigen und adipösen Frauen erhöht sich das Risiko für Gestationsdiabetes (s. Kap. ? 10.10), Bluthochdruck, Frühgeburten und Geburtskomplikationen. Beim Kind erhöht sich dadurch das Risiko für Übergewicht und die daraus resultierenden Folgeerkrankungen und für diverse Fehlbildungen [Koletzko et al. 2012].

Deshalb sollten Frauen mit Über-, aber auch Frauen mit Untergewicht ihr Körpergewicht nach Möglichkeit vor der Schwangerschaft normalisieren.

Die Angaben zu normalen Gewichtszunahmen während der Schwangerschaft sind je nach Quelle unterschiedlich. Sie liegt nach den Empfehlungen der WHO bei 10 bis 14 kg, nach einer anderen Quelle bei 10 bis 16 kg [Goldberg 2003]. Diese Angaben können aber nicht pauschal auf alle Schwangeren übertragen werden.

Fallbeispiel

Rechenbeispiel:

Bei einer Gesamtzunahme von 12,5 Kilogramm kann sich die Gewichtszunahme wie folgt verteilen:

Mutter

Uterus: 970 Gramm

Brust: 405 Gramm

Blut: 1250 Gramm

Wasser: 1680 Gramm

Fett: 3345 Gramm

Kind

Fetus: 3400 Gramm

Plazenta: 650 Gramm

Fruchtwasser: 800 Gramm

Die Gewichtsentwicklung kann Rückschlüsse auf die Entwicklung der Schwangerschaft ermöglichen. Hier liegt ein gewisses Dilemma: Einerseits ist die Kontrolle der Gewichtsentwicklung sehr wichtig, andererseits soll sich die Schwangere dadurch nicht unter Druck gesetzt fühlen.

Manche Wissenschaftler geben unterschiedliche „Soll-Bereiche“ für unterschiedliche Ausgangsgewichte an. So empfiehlt etwa das amerikanische Institute of Medicine (IOM) für normalgewichtige Frauen eine Gewichtszunahme von 11,5 bis 16 kg, während übergewichtige und adipöse Frauen weniger zunehmen sollen. Diese Angaben sind jedoch umstritten. Verschiedene Studienergebnisse zeigen, dass die Datenlage insgesamt noch nicht ausreicht, um die o.g. Empfehlungen für deutsche Frauen zu übernehmen [Koletzko et al. 2012].

Laut den Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben“ sollten übergewichtige und adipöse Schwangere in der Beratung besonders auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung hingewiesen werden.

Die Energiezufuhr stark übergewichtiger schwangerer Frauen darf nur so weit reduziert werden, wie die empfohlene Zufuhr aller Nährstoffe noch gewährleistet ist.

Der beispielhafte Tagesplan für stark übergewichtige Schwangere (s. Kap. ? 8.2) enthält eine Fischmahlzeit, die eiweiß- und jodreich ist, sowie einen hohen Gehalt an Gemüse, Obst und Vollkornprodukten.

Zusammen mit ballaststoffreichen Lebensmitteln erhöhen eiweißreiche Mahlzeiten das Sättigungsgefühl der schwangeren Frau und versorgen sie gleichzeitig mit vielen wichtigen Nährstoffen.

Die empfohlene Eisenzufuhr wird in diesem Tagesplan etwas unterschritten. Der Plan beinhaltet jedoch eine bewusste Auswahl Vitamin-C-reicher Lebensmittel (z. B. Orange zum Müsli, Paprikastreifen zum Mehrkornbrötchen), welche die Eisenresorption aus den pflanzlichen Lebensmitteln fördert. Zusätzlich wird empfohlen, zwei- bis dreimal pro Woche eine kleine Portion mageres Fleisch und fettarme Wurst zu essen.

Bei untergewichtigen Frauen erhöht sich das Risiko eines zu niedrigen Geburtsgewichtes des Kindes und einer Frühgeburt. Besonders kritisch wird es, wenn die tägliche Energiezufuhr 1500 bis 1800 Kilokalorien unterschreitet. Dies kann zu einer ungenügenden Ausdehnung des Plasmavolumens führen, wodurch Uterus und Plazenta nicht ausreichend durchblutet werden. Die Größenentwicklung der Plazenta ist behindert; Nährstoffe und schließlich auch Sauerstoff gelangen nur noch in ungenügender Menge zum Kind, das kindliche Wachstum bleibt zurück.

Untergewichtige Schwangere haben häufig Mühe, während der Schwangerschaft genug an Gewicht zuzunehmen. Oft tragen Schwangerschaftsbeschwerden oder äußere Lebensumstände (z. B. Beruf, Geschwisterkinder) dazu bei, dass es diesen Frauen an Appetit fehlt. Eine Situationsanalyse und Ernährungsanamnese gibt Aufschluss über „appetithemmende“ Faktoren sowie Verzehrsgewohnheiten und Mahlzeitenhäufigkeit. Dies ermöglicht die Ableitung individueller Empfehlungen.

Grundsätzlich gelten auch für untergewichtige Frauen die oben beschriebenen Empfehlungen für eine bedarfsgerechte Ernährung mit dem Unterschied, dass die „fettarme“ Komponente nicht im Vordergrund steht. Es sollte jedoch vermieden werden, eine erhöhte Energiezufuhr überwiegend durch tierische Fette in Form von Wurst, Sahne und fetten Käsesorten oder fettreichen Snacks und Süßigkeiten wie Kartoffelchips, Pommes frites, Nougat-Creme und Schokoriegel zu erreichen. Durch ihren hohen Gehalt an gesättigten und Transfettsäuren begünstigen sie die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Dagegen sind pflanzliche Fettquellen (z. B. Rapsöl, Olivenöl, Nüsse, Oliven, Avocados) und fetter Seefisch zu bevorzugen. Sie liefern wertvolle einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die einer Arteriosklerose vorbeugen. Langkettige mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie Omega-3-Fettsäuren im fetten Seefisch und Linolsäure in pflanzlichen Ölen, fördern außerdem die kindliche Gehirnentwicklung.

Auch größere Mengen an Zucker und zuckerreichen Süßigkeiten sind zu vermeiden, da sie das Risiko für einen Gestationsdiabetes erhöhen.

Der beispielhafte Tagesplan für untergewichtige Schwangere (s. Kap. ? 8.2) hat das Ziel, dass die Schwangere mindestens 2 bis 3 kg in ein bis zwei Monaten an Gewicht zunimmt. Dies gelingt vor allem durch eine Erhöhung der Energie- und Fettzufuhr. Da es untergewichtige Frauen oft nicht gewohnt sind, große Portionen zu sich zu nehmen, enthält der Plan drei kleinere Hauptmahlzeiten und vier kleinere, aber energiereiche Zwischenmahlzeiten. Die empfohlene Zufuhr der kritischen Nährstoffe Folat und Jod wird erreicht. Hinsichtlich der Eisenzufuhr gelten die gleichen Empfehlungen wie bei Plan 4 (Übergewichtige Schwangere).

Tipps für untergewichtige schwangere Frauen

  • Öfters am Tag essen, pro Tag mindestens 5 bis 7 Mahlzeiten einplanen.

  • Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte bevorzugen (z. B. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Milch, Käse, Fisch, Fleisch).

  • Suppen, Soßen, Gemüsebeilagen und Hauptspeisen mit Pflanzenölen, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind (Raps- und Olivenöl), anreichern.

  • Speisen nach Geschmack mit Sahne, Crème fraîche, Schmand oder ...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2014
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe Diätassistenz / Ernährungsberatung
Schlagworte Allergieprophylaxe • Ernährungsberatung • Hebammenarbeit • Schwangerschaft • Stillzeit • Wochenbettbetreuung
ISBN-10 3-8304-5539-9 / 3830455399
ISBN-13 978-3-8304-5539-4 / 9783830455394
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