Verborgen (eBook)
250 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-94554-5 (ISBN)
Menschen zwischen Illegalität und Krankheit Für Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten, bedeutet Krankheit ein fast unlösbares Problem. Faktisch sind sie komplett von der deutschen Gesundheitsversorung ausgeschlossen und deren Inanspruchnahme würde zu einer Aufdeckung des illegalen Status mit Abschiebung führen. Dieses Dilemma führt häufig dazu, dass Krankheiten verschleppt werden, Leiden sich chronifizieren und Infektionskrankheiten wie Tbc sich verbreiten. Die vorliegende Studie analysiert die Gesundheitssituation und -versorgung versteckt lebender MigrantInnen in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis 8
Danksagung 14
Geleitworte 16
Vorwort 22
1 Einführung 24
2 Forschung 30
Forschende Bereiche 30
Stand der Forschung 31
Forschungszugänge und -problematiken 33
3 Fragestellungen 36
4 Literaturrecherche 38
5 Begriffswahl und -definition 40
Begriffswahl 40
Definition 43
6 Ergebnisse 46
Grundlagendaten 46
Gesundheitliche Situation und besondere gesundheitliche Belastungen 54
Rechtliche Rahmenbedingungen 84
Gesundheitsversorgung versteckter MigrantInnen 102
Ein Blick in die Schweiz 156
Lösungsansätze 193
7 Resümee und Diskussion: Wo ist die Pflege? 208
Die Rolle der Pflege in der Gesundheitsversorgung versteckter MigrantInnen 208
Aufgabenfelder der Pflege und Pflegewissenschaft 209
Ein Lösungsvorschlag der Pflege 211
Ein Beispiel der Pflege in der Schweiz 215
Nachtrag 218
Literaturverzeichnis 222
Anhang 232
Sachwortverzeichnis 248
Geleitwort
Der Umgang mit MigrantInnen ohne geregelten Aufenthaltsstatus, den in der Schweiz so genannten «Sans-Papiers», ist eine zusätzliche Herausforderung für die Gesundheitsversorgung. «Sans-Papiers» leben und arbeiten meist in prekären Verhältnissen, haben oft keine Krankenversicherung und verstehen häufig die lokale Sprache nicht. Zudem verhindert die Angst vor Entdeckung immer wieder deren rechtzeitige Inanspruchnahme von Dienstleistungen des Gesundheitswesens. Dies führt dazu, dass Krankheiten schlecht oder gar nicht behandelt werden oder infolgedessen gar eine notfallmäßige Einlieferung ins Krankenhaus notwendig werden kann. Dass alle Menschen in Notlagen, also auch in medizinischen Notfällen, ein Recht auf Hilfe haben, ist unbestritten. Nach wie vor ungeklärt ist jedoch die Rechtslage in Bezug auf die allgemeine Grundversorgung von «SansPapiers». Verschiedene Angebote außerhalb der Gesundheitsversorgung versuchen daher die dadurch entstandene Lücke zu schließen. Auch das Schweizerische Rote Kreuz bietet seit einem Jahr in Bern eine Anlaufstelle für «Sans-Papiers» im Ambulatorium für Folterund Kriegsopfer an. Das Angebot erfreut sich einer zunehmenden Nachfrage, was den Bedarf für solche Stellen belegt. Doch solche Angebote können und sollen immer nur den Weg zur Regelversorgung öffnen und einen Beitrag dazu leisten, dass alle Menschen, die sich in einem Land aufhalten, eine geregelte Behandlung, Betreuung und Therapie für ihre Gesundheitsprobleme erhalten.
Doch damit Behörden, aber auch die Dienstleister im Gesundheitswesen, für die Problematik in der Gesundheitsversorgung von «Sans-Papiers» sensibilisiert werden können, braucht es gute, auch wissenschaftlich abgestützte Argumente. Das vorliegende, sehr umfassende Werk bietet für die anwaltschaftliche Arbeit in diesem heiklen Themenbereich einen umfassenden Überblick über die Datenlage in Deutschland, mit einem zusätzlichen Blick in die Schweiz. Es thematisiert aber auch Forschungsund Wissenslücken, die zu schließen für die Gesundheitspolitik meist Voraussetzung ist, um in diesem Bereich zu handeln. Die EU-Kommission hat kürzlich das länderübergreifende Forschungsprojekt «NowHereLand» bewilligt, das insbesondere auch auf der Angebotsseite eine Landkarte der bestehenden Dienstleistungen sowie deren Praxistauglichkeit erstellen wird. Dies lässt hoffen, dass die Gesundheitsversorgung von «Sans-Papiers» nicht länger im Schatten von Anlaufstellen außerhalb der Regelversorgung geleistet wird, sondern in Zukunft auch die offizielle Gesundheitspolitik sich diesem Thema annehmen wird. Erst auf diesem Boden wird die gesundheitliche Chancengleichheit für alle Menschen einen weiteren Schritt voran kommen.
Dr. Dagmar Domenig
Leiterin Departement Gesundheit und Integration
Schweizerisches Rotes Kreuz
Im April 2008
Vorwort
Dieses Buch basiert auf der Bachelorarbeit «Statusbericht über die Gesundheitssituation und -versorgung versteckter Migranten und Migrantinnen in Deutschland. Literaturanalyse nationaler Veröffentlichungen der Jahre 1998 bis 2006», die ich im Rahmen meines pflegewissenschaftlichen Studiums unter der Betreuung von Frau Dr. Angelika Zegelin und Herrn Prof. Dr. Wilfried Schnepp am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke verfasst habe. Die Informationen bezüglich der Schweiz wurden nachträglich, im Rahmen dieses Buches recherchiert und eingearbeitet. Da es sich hier um eine Literaturanalyse handelt, also eine Zusammenfassung der vorhandenen (spärlichen) schriftlichen Erkenntnisse, kann dieses Buch nur Einblicke oder Hinweise auf die tatsächliche Gesundheitsversorgung und -situation versteckt lebender MigrantInnen geben. Aus diesem Grund bleiben u.a. vermutlich viele Initiativen im Rahmen der «Parallelmedizin» unerwähnt.
Ein umfassender oder annähernd vollständiger Überblick wird erst durch zukünftige Forschungsanstrengungen verschiedener Bereiche, u. a. der Pflegewissenschaft, und der Verknüpfung der Ergebnisse möglich sein. U.a. müssen dabei Parallelstrukturen in der medizinischen und pflegerischen Versorgung versteckt lebender MigrantInnen sichtbarer und ihre Erfahrungen vermehrt von den Wissenschaften genutzt werden. Es wäre wünschenswert, dass solche Anstrengungen in naher Zukunft unternommen werden, und sich die entsprechenden Disziplinen in verstärkter Form um eine Wissensgenerierung bemühen. Es muss ein differenziertes Bild entstehen, das nicht nur die Unumgänglichkeit des Handelns auf politischer Ebene deutlich macht und so die Akteure öffentlich in die Verantwortung ruft und zu einer Diskussion zwingt, sondern auch eine entsprechende Entscheidungsgrundlage bietet, auf der für Deutschland angemessene und sinnvolle Lösungen erarbeitet werden können.
Dass Lösungen erarbeitet werden müssen, liegt auf der Hand. Bei der Recherche wurde mir deutlich, dass die mögliche Notlage im Falle einer Erkrankung oder Schwangerschaft von einer Vielzahl von Menschen, die hierzulande zwar im …
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2008 |
---|---|
Verlagsort | Bern |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege |
Schlagworte | chronifizieren • Deutschland • Gesundheitssituation • Gesundheitsversorgung • Infektionskrankheiten • Krankheit • Leiden • Migrantinnen • Pflegeforschung • Pflegepraxis • Schweiz • Tbc • Versorgung |
ISBN-10 | 3-456-94554-X / 345694554X |
ISBN-13 | 978-3-456-94554-5 / 9783456945545 |
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