Talk! (eBook)
325 Seiten
Rheinwerk Computing (Verlag)
978-3-8362-9770-7 (ISBN)
Sind Sie es leid, bei öffentlichen Reden anderen den Vortritt zu lassen, weil Sie Angst haben, nervös zu wirken oder sich unsicher zu fühlen? Stellen Sie sich vor, wie es wäre, selbstbewusst und überzeugend zu sprechen und Ihre Ideen klar und wirkungsvoll zu präsentieren. Thomas Pyczak, ein erfahrener Coach, Trainer und Autor, teilt seine tiefen Einblicke und persönlichen Erfahrungen als Chefredakteur und Geschäftsführer, um Ihnen zu helfen, Ihre Sprechängste zu überwinden. Entdecken Sie die Kunst der überzeugenden Rhetorik, basierend auf den Weisheiten antiker griechischer Rhetoriker und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, TED Talks und Business Storytelling. Lernen Sie praktische Tipps und Tricks, die sofort anwendbar sind, um Ihre Präsentationsfähigkeiten zu verbessern. Thomas Pyczak zeigt Ihnen, wie gerade introvertierte Menschen zu herausragenden Rednern werden können. Nehmen Sie Ihre Kommunikationsfähigkeiten in die Hand und lernen Sie, Ihr Publikum zu bewegen und mit Ihren Worten zu überzeugen. Beginnen Sie Ihre Reise zu herausragenden Präsentationsfähigkeiten mit Thomas Pyczak und machen Sie den ersten Schritt zu einem selbstsicheren und überzeugenden Auftreten.
Aus dem Inhalt:
- Recherchieren: die richtigen Fragen
- Storyfizieren: den roten Faden entwickeln
- Trainieren: die souveräne eigene Stimme
- Präsentieren: ein Gespräch mit dem Publikum führen
- Lernen: nach dem Vortrag ist vor dem Vortrag
- Checklisten, Grafiken, Canvases, Worksheets
Thomas Pyczak ist Buchautor und strategischer Storyteller. Sein Credo: Erzählen heißt Grenzen überschreiten. Als Trainer, Consultant und Blogger zeigt er, wie sich die Kraft guter Geschichten für den eigenen Erfolg nutzen lässt. Thomas Pyczak verknüpft drei Dinge: Journalismus, Management und Literatur. Er studierte Philosophie und Literatur, arbeitete als Journalist, war bis Herbst 2014 CEO von CHIP, davor Chefredakteur der reichweitenstärksten deutschen Männermarke. Seitdem folgt er seiner Passion für das Erzählen, im Business und als Romanautor. Spannende Geschichten sind für Thomas Pyczak das MIttel der Wahl, um Aufmerksamkeit zu bekommen, Zuhörer zu fesseln, zu überzeugen und in Erinnerung zu bleiben.
Recherchieren
Die richtigen Fragen stellen
Präsentationen und Vorträge beginnen mit einer Recherche. Dieser Abschnitt macht Sie mit den wichtigsten Schritten in der Phase des intensiven Sammelns von Daten vertraut.
Am Anfang steht die Recherche. Ich stelle sie mir vor wie eine Fragereise, die zu drei verschiedenen Stationen führt: meinem Thema, meinem Publikum und schließlich zu mir selbst. Sie sammeln Daten, sortieren und priorisieren sie, sodass Sie am Ende der Recherche drei klare Bilder haben.
Das Thema eines Vortrags lässt sich am besten in einer guten Headline formulieren. Steht der Titel, können Sie anfangen. Vorher macht es keinen Sinn, obwohl ich immer wieder erlebe, dass in der Recherchephase munter ins Blaue geschossen wird, in der Hoffnung, dabei ins Schwarze zu treffen. Das kann ich nicht empfehlen: Titel und auch Ziel des Vortrags sollten am Ende der Recherchereise auf den Punkt formuliert sein.
Auch das Publikum erfordert besondere Aufmerksamkeit. Es gibt dieses Bonmot, dass jemand, der eine Präsentation entwickelt, ohne ein Publikum im Kopf zu haben, demjenigen gleicht, der einen Liebesbrief mit »Sehr geehrte Damen und Herren« beginnt. Ein einfaches, doch effektives Tool hilft, das zu verhindern.
Unsere Fähigkeiten und Einstellungen prägen, wie wir präsentieren. Und ob wir überhaupt präsentieren. »Ich bin perfekt für die zweite Reihe«, ist ein Satz, den ich häufig höre. Dabei ist gerade dieser tiefe Respekt vor der Bühne eine hervorragende Voraussetzung dafür, erfolgreich zu präsentieren. Daher führt der Rechercheteil von »Talk!« zu Fragen nach Ihrem Mindset, nach Introversion und Extraversion und zu einem kleinen Videoselbstcheck Ihrer Vortragskompetenz.
Information oder Transformation?
Wann eine Präsentation Sinn macht – und wann nicht
»Es gibt bei Amazon keine PowerPoint-Präsentationen«, schrieb Gründer und CEO Jeff Bezos 2017 in seinem Brief an die Aktionäre. »Stattdessen verfassen wir sechsseitige Memos, die erzählend strukturiert sind. Wir lesen eines davon zu Beginn jeder Sitzung in einer Art ›Study Hall‹ leise durch.«[ 2 ] Das Memo, verfasst von einem Team und nicht von einer einzelnen Person, enthält die Hintergrundinformationen, den Grund für das Meeting und das, was zu entscheiden ist. Nachdem alle es gelesen haben, sind sie sprichwörtlich auf derselben Seite. Es folgen Verständnisfragen, Diskussion und schließlich der Prozess der Entscheidungsfindung. Bezos erklärt in seinem Aktionärsbrief ausführlich an einem Beispiel folgende Logik: Unter der Voraussetzung, dass die Memos eine hohe Qualität haben, sei dieser Weg viel effektiver, als das Meeting mit einer Präsentation zu eröffnen.
Ist das die Lösung für High-Performance-Organisationen: Memos statt PowerPoint? Lesen statt Vortragen? Ja und nein. Ich würde es vielmehr so sagen: Wenn wir auf Präsentationen, Reden, Vorträge verzichten können, dann sollten wir es tun. Nicht nur, weil wir Zeit sparen, sondern auch weil so deren Wert erhalten bleibt. Und der liegt eben nicht darin, uns nur Informationen zu vermitteln. Da ist es in der Tat viel effizienter, wenn wir ein Dokument in unserem eigenen Tempo lesen, wenn wir vor- und zurückblättern können sowie Fragen und Anmerkungen an den Rand schreiben. Präsentationen, Reden und Vorträge dagegen haben die Macht, ihr Publikum und damit auch die Welt zu verändern. Sie sind der perfekte Weg, um dem, was Menschen denken, fühlen und tun, eine neue Richtung zu geben. Martin Luther Kings Rede »I have a dream«, die iPhone-Einführung von Steve Jobs oder Greta Thunbergs »Unser-Haus-brennt«-Reden hätten als Memo à la Amazon schwerlich ihre Wirkung entfalten können.
Ein Zeitsprung in die Antike. »Die Rhetorik«, schrieb der griechische Philosoph Aristoteles vor rund 2.400 Jahren, »sei also als Fähigkeit definiert, das Überzeugende, das jeder Sache innewohnt, zu erkennen.«[ 3 ] Für ihn gab es drei Arten von Reden: die Gerichtsrede, die politische Rede und die Festrede.
Abbildung 2 Eine gute Rede verbindet diese Elemente: Charakter und Persönlichkeit, Emotionen und Stimmungen, Argumente und Logik.
Sie sind verknüpft durch drei Arten von Überzeugungsmitteln, die zusammenwirken. Es sind der Charakter des Redners (Ethos), die Fähigkeit, Zuhörerinnen und Zuhörer in eine bestimmte Gefühlslage zu versetzen (Pathos) und schließlich die Argumentation (Logos). Für Aristoteles waren Reden ein Kernelement der Demokratie. Mit ihrer Hilfe erziele die demokratische Gemeinschaft einen Konsens darüber, was das Beste für sie sei.
Wenn wir den Aktionärsbrief im Lichte der Rhetorik von Aristoteles lesen, wird deutlich, dass die Amazon-Memos auf Logos zielen, auf die Fakten und die Argumente. Es geht weder um den Charakter des Einzelnen oder des Teams noch um das Erzeugen von Gefühlen. Darum geht es in der Tat bei vielen Präsentationen nicht, die im Unternehmenskontext gehalten werden. Sie informieren über Quartalszahlen, eine Marketingaktion, neue Produktfeatures. Kurzum: Es handelt sich um klassischen Lesestoff.
Ein schöner erster Schritt auf der Reise in die Welt überzeugender Vorträge und Präsentationen wäre meiner Meinung nach, sich dafür stark zu machen, nur noch Präsentationen zu halten, die im Sinne der Rhetorik ein spezifisches Publikum mit den Mitteln der öffentlichen Rede überzeugen und inspirieren wollen, auf eine bestimmte Art zu handeln. Diese würden so viel stärker zur Geltung kommen. Sie würden nicht in letzter Minute entstehen, sondern exakt wie die Memos bei Amazon intensiv vorbereitet werden. Motto: Wenn wir präsentieren, dann richtig. So hätten sie auch eine viel stärkere Aufmerksamkeit. Wie eine ambitionierte politische Rede würden sie von der Zukunft handeln.
Die Präsentationen wären das Gegenstück zu den Memos, die nur auf einen überschaubaren Kreis zielen. So ein Vortrag kann das gesamte Unternehmen erreichen, ob online oder offline. Er wäre im Amazon-Kontext so etwas wie ein zugespitzter Aktionärsbrief, den wir uns ja auch als Video an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorstellen können. Der zu Beginn des Kapitels zitierte Brief von Jeff Bezos enthält viele brillante Elemente von Rhetorik. Entlang der Story einer Freundin, die Handstand lernen will, erklärte der CEO darin zum Beispiel die Amazon-Kultur der hohen Standards, um in der Gunst der Kunden das Unternehmen Nummer eins zu bleiben.
Diese Standards, schrieb er, seien erlernbar, genau wie ein ausgezeichneter Handstand. Bezos übertrug dieses Beispiel auch auf die Memos, die bei Amazon geschrieben werden. Sie seien harte Arbeit, es dauere eine Woche oder länger, diese 6 Seiten zu schreiben, Feedback dazu einzuholen, sie wieder und wieder zu überarbeiten. Doch das Resultat mache all die Mühe wett, weil es für bestmögliche Entscheidungen sorge.
Alles, was Bezos schrieb, lässt sich direkt auf Vorträge und Präsentationen übertragen. Sie sind aufwendig vorzubereiten, und anders als bei Memos, die still gelesen werden, kommt hier noch das Einüben hinzu, der Vortrag. Doch wenn sie gelingen, inspirieren gute Vorträge das Publikum dazu, einen Schritt zu machen, den sie auf Basis eines Textes wahrscheinlich nicht gemacht hätten. Weil sie stärker fühlen, wie wichtig und dringlich ein Thema ist. Und weil sie zur Rednerin oder zum Redner ein Vertrauen entwickeln, das sich auf Papier nur schwer vermitteln lässt.
Die Ursprünge der Redekunst: Volksgerichte in Athen
Die Rhetorik entstand im antiken Griechenland. Deren Grundidee entspricht genau der Grundidee von »Talk!«: Menschen, die eben keine professionellen Redner sind, dabei zu unterstützen, andere Menschen zu überzeugen. In Athen war die Situation folgende: In einem Volksgericht sprachen die beiden Prozessparteien vor einer Gruppe von Personen, die alle den gleichen Rang als Richter hatten. Sie waren weder professionelle Juristen noch wussten sie etwas über den Fall. Die Prozessparteien mussten ihre Sache persönlich vortragen. Sie konnten dafür eine für sie verfasste Rede auswendig lernen. Das Gericht entschied sofort unter dem Eindruck der Reden. Der Verlierer zahlte die Geldbuße.
Man wollte also auf jeden Fall gewinnen – und nutzte dafür einen neuen Berufszweig, den der Rhetoriker, die überzeugende Reden verfassten. Heute würde man sagen: Redenschreiber. Daraus wurde im Laufe der Zeit eine eigene Wissenschaft, die sich auf Politik und Festrede ausweitete. Sie ist bis heute umstritten. Die Rhetorik, sagen deren Gegner, wie zum Beispiel der griechische Philosoph Platon, findet das Überzeugende in den Dingen, ohne aber selbst auf einer ethischen Grundlage zu stehen. Sie stellt sich nicht in den Dienst einer bestimmten Sache, sondern hilft jeder gewünschten Sache zum Ziel. Der römische Meisterredner Cicero zielte daher genau darauf ab, die Ausbildung zum Redner mit einem bestimmten Menschenbild zu verknüpfen, das die höchsten humanen Möglichkeiten verkörpert.[ 4 ]
Take-away
Macht ein Vortrag oder eine Präsentation überhaupt Sinn oder ist es nicht vielleicht klüger, ein Dokument zu...
Erscheint lt. Verlag | 4.10.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Mathematik / Informatik ► Informatik |
Wirtschaft | |
ISBN-10 | 3-8362-9770-1 / 3836297701 |
ISBN-13 | 978-3-8362-9770-7 / 9783836297707 |
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