Halblingszorn - Dennis L. McKiernan

Halblingszorn

Roman
Buch | Softcover
352 Seiten
2009
Heyne, W (Verlag)
978-3-453-52557-3 (ISBN)
7,95 inkl. MwSt
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Die große Halblingssaga


Mit seinen epischen Abenteuern rund um Tolkiens Völker begeistert Dennis L. McKiernan Millionen von Lesern. Dies ist die wahre Geschichte des kleinsten und tapfersten Volks der Fantasy: der Halblinge. Schon überfluten dunkle Kreaturen ganz Mithgar, und die jungen Halblinge machen sich auf die gefährliche Reise, die Völker im Kampf gegen das Böse zu vereinen …


Dennis L. McKiernan wurde am 4. April 1932 in Missouri geboren. Im Alter von 18 Jahren trat er in die Air Force ein und kämpfte vier Jahre als Soldat im Korea-Krieg. Nach seiner Militärzeit studierte McKiernan Elektrotechnik. 31 Jahre lang arbeitete er al

Nicht ganz zwei Tage, ehe der Dusterschlund über die Feste Challerain kam, brach Prinzessin Laurelin mit der letzten Flüchtlingskarawane nach Süden auf. Langsam holperte der Wagen den Berg hinab, die Prinzessin aber weinte leise, während Saril, ihre Begleiterin und älteste Hofdame, von belanglosen Dingen plapperte und sich über die Unbequemlichkeit des Gefährts beklagte. Was die Prinzessin in diesem Augenblick gebraucht hätte, wäre ein Arm gewesen, der sie gehalten, und eine Hand, die ihr übers Haar gestrichen hätte, wenngleich auch das ein verzweifeltes Herz nicht geheilt haben würde, denn dies vermag nur die Zeit allein. Saril jedoch schien die Bedürfnisse und die stille Not der weinenden Maid nicht einmal zu erahnen, die mit tränenblinden Augen durch die offene Leinenplane auf das vorüberziehende Hügelland hinausschaute - immerhin reichte die Hofdame der Prinzessin ein linnenes Taschentuch, als Laurelin ihr eigenes nicht fand. Ächzend rumpelte das Gefährt weiter; es war das letzte in einer Reihe von hundert Wagen, die auf der Poststraße nach Süden zogen. Hinab durch die Vorberge ging es und hinaus auf die verschneiten Ebenen. Schließlich versiegte Laurelins Tränenfluss, doch nun kniete sie auf Decken vor der Ladeklappe, blickte unablässig zur Feste zurück und sprach kein Wort. Die Zeit verstrich, und langsam rollten die Meilen vorüber, während die Leinenplane der Kutsche flatterte, Deichseln und Harnische knarrten und rasselten und die Pferdehufe trampelten. Gelegentlich hörte man den Befehl eines Wagenführers und über allem das Mahlen der Achsen und der eisenbeschlagenen Räder auf dem gefrorenen Schnee. Am Nachmittag fuhr der Wagenzug eine lang gestreckte Anhöhe hinauf, mit schneebedeckten Hängen zu beiden Seiten. Laurelins Blick war noch immer starr gen Norden, zur fernen Burg gerichtet. Doch zuletzt erreichte ihr Wagen die Hügelkuppe, und als er auf der anderen Seite wieder abwärts fuhr, war die Feste Challerain schon nicht mehr zu sehen. "O je, Saril, ich fürchte, ich habe dein Taschentuch völlig aufgeweicht", sagte Laurelin und hielt das zerknüllte Leinen so, dass ihre Begleiterin es sehen konnte. "Sorgt Euch nicht darum, Herrin", sagte Saril und nahm das Tuch. "Du liebe Güte, das ist aber wirklich nass! Da müssen ja alle Tränen für die nächsten Jahre drin sein." Sie hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger an einer Ecke. "Am besten, wir breiten es aus, sonst friert es durch die Kälte zu einem steinharten Klumpen." "Nun, vielleicht sollten wir es einfach gefrieren lassen", erwiderte Laurelin und versuchte zu lächeln. "Dann könnte ein Krieger es als Wurfgeschoss benutzen und gegen Modru schleudern." Bei der Erwähnung des Feindes in Gron machte Saril eine rasche Geste, als schriebe sie eine Rune in die Luft, um das Erscheinen des Bösen abzuwehren. "Ich glaube, es ist besser, diesen Namen nicht auszusprechen, Herrin, denn ich habe gehört, allein das schon zieht seine Niedertracht auf den Sprecher, so sicher, wie Eisen von einem Magneten angezogen wird." "Aber, Saril", schalt Laurelin, "nun sorgst du dich ganz unnötig, denn was sollte er von Frauen und Kindern oder den Alten und Lahmen wollen?" "Das weiß ich nicht, Herrin", entgegnete Saril, und Angst lag in ihren matronenhaften Zügen, da sie einen raschen Blick über die Schulter warf, als könnte jemand von hinten herangekrochen sein. "Doch habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie der Magnetstein eine unsichtbare Hand ausstreckte und das Eisen schnappte. Deshalb weiß ich, dass es stimmt. Also gibt es keinen Grund zu glauben, dass das andere nicht genauso zutrifft." "Ach, Saril", erwiderte Laurelin, "aus dem einen folgt doch nicht das andere." "Vielleicht nicht, Herrin", sagte Saril nach einer Weile. "Dennoch würde ich ihn nicht in Versuchung führen." Sie sprachen nicht weiter davon, Sarils Worte aber hingen den ganzen restlichen Tag über wie ein lautloses Echo in Laurelins Gedanken. Genau zum Sonnenuntergang schlugen sie rund zwanzig Meilen südlich der Feste Challerain ein Lager auf. Zwar hatte der Zug mehrmals unterwegs angehalten, damit man die Pferde versorgen, die Beine ausstrecken und andere Bedürfnisse befriedigen konnte, doch war das nicht das Gleiche, wie aus den Wagen herauszukommen und ein Nachtlager zu beziehen. Und da sie nun zur Abendzeit Halt machten, marschierte Laurelin die gesamte Länge des Zuges ab, etwa zwei Meilen hin und wieder zurück. Sie sprach Alten und Jungen gleichermaßen neuen Mut zu, und unterwegs begegnete sie Igon, der das Gleiche tat. Als die Prinzessin schließlich zur Feuerstelle neben ihrem Wagen zurückkehrte, hatte Saril bereits einen Eintopf über der kleinen Flamme zubereitet. Der verwundete Haddon saß auf einem Holzklotz am wärmenden Feuer und aß; er trug den Arm in einer Schlinge, sein Appetit indes war gewaltig, auch wenn seine Züge blass und abgehärmt aussahen. "Prinzessin", entfuhr es ihm erschrocken, als Laurelin plötzlich aus dem Dunkel auftauchte, und er bemühte sich, auf die Beine zu kommen: Doch die Angesprochene gebot ihm, sitzen zu bleiben. "Und nun, Krieger Haddon", sprach die Prinzessin, nachdem sie mit einer Schüssel Eintopf und einer Tasse Tee neben dem Soldaten Platz genommen hatte, "erzählt mir von Fürst Galen, denn ich möchte hören, wie es ihm erging." Und bis spät in die Nacht hinein berichtete Haddon von Überfällen, Scharmützeln und Erkundungen, die Galens Hundertschaft in der bitterkalten Winternacht im Norden unternommen hatte. Während der Erzählung des Kriegers kam auch Igon ans Feuer, um sein Mahl einzunehmen, und mit ihm erschien Hauptmann Jarriel, der nicht von der Seite des Prinzen wich. Igons Augen funkelten im Feuerschein, als er hörte, wie sie im Dusterschlund nach Modrus Horde gesucht hatten. "An den Silberhügeln entlang ritten wir und zur Rigga hinauf", sagte Haddon, während sich sein Blick in der Erinnerung verlor, "doch fanden wir nichts: Modrus Finsternis verbarg alles. Sodann wandten wir uns gen Norden zum Nordmeer, und endlich trug unsere Suche Früchte - wenngleich es bittere Früchte waren. Denn wir entdeckten die riesige Horde, und sie bewegte sich entlang dieses rauen Gebirgszugs nach Süden und kam gerade von den westlichen Ausläufern der Rigga herab. Aus dunklen Spalten und undurchdringlichen Gehölzen in dieser schroffen Felsengegend schwärmten sie, und ihre Reihen schwollen immer weiter an.

Erscheint lt. Verlag 14.4.2009
Reihe/Serie Heyne Bücher
Mithgar-Romane
Übersetzer Fred Kinzel
Sprache deutsch
Original-Titel Shadows of Doom
Maße 118 x 187 mm
Gewicht 285 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Fantasy
ISBN-10 3-453-52557-4 / 3453525574
ISBN-13 978-3-453-52557-3 / 9783453525573
Zustand Neuware
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