Mânil (eBook)
590 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-32284-5 (ISBN)
Mein Name ist Desiderius M. Rainbow, ich bestehe zur Hälfte aus Tinte und Papier und ich habe mein Herz schon vor langer Zeit an die Contemporary-Fantasy verloren. Ich schreibe ausschließlich das, was ich auch selbst gern lesen wollen würde, und kümmere mich, wie in jedem Bereich meines Lebens, nicht darum, was andere erwarten. Bei mir gibt es absurde Dialoge, Wortspielereien, Situationskomik und schrullige Protagonisten, gemixt mit überraschender Tiefgründigkeit und ernsten Themen. Mir gefällt der Kontrast zwischen Happyplace und Psychochaos, ich liebe Subtext und das Thema Machtgefälle. Außerdem lege ich ebenso viel Wert auf die persönliche Entwicklung der Charaktere wie auf die eigentliche Handlung. Wenn ich nicht gerade schreibe, bin ich Tänzer mit Tanzstudio und eigener Show aus Flensburg. Zeitgenössische Fantasy Geschichten habe ich jedoch schon geschrieben, ehe ich auch nur übers tanzen nachgedacht habe. Ich bin trans und das Schreiben war für mich lange Zeit der einzige Ort, an dem ich der sein konnte, der ich wirklich bin. Besonders habe ich mich mit den beiden Hauptcharakteren dieser Buchreihe identifiziert, weshalb ich 2020 bei meiner Vornamens- und Personenstandsänderung Mânil als meinen neuen Rufnamen habe eintragen lassen (Wobei Mânil im Buch zwar queer, aber nicht trans ist). Um Verwirrung zu vermeiden, lasse ich mich in der Öffentlichkeit trotzdem lieber Desiderius nennen - die Grenzen zwischen mir und der Geschichte sind ohnehin schon sehr verschwommen.
Mein Name ist Desiderius M. Rainbow, ich bestehe zur Hälfte aus Tinte und Papier und ich habe mein Herz schon vor langer Zeit an die Contemporary-Fantasy verloren. Ich schreibe ausschließlich das, was ich auch selbst gern lesen wollen würde, und kümmere mich, wie in jedem Bereich meines Lebens, nicht darum, was andere erwarten. Bei mir gibt es absurde Dialoge, Wortspielereien, Situationskomik und schrullige Protagonisten, gemixt mit überraschender Tiefgründigkeit und ernsten Themen. Mir gefällt der Kontrast zwischen Happyplace und Psychochaos, ich liebe Subtext und das Thema Machtgefälle. Außerdem lege ich ebenso viel Wert auf die persönliche Entwicklung der Charaktere wie auf die eigentliche Handlung. Wenn ich nicht gerade schreibe, bin ich Tänzer mit Tanzstudio und eigener Show aus Flensburg. Zeitgenössische Fantasy Geschichten habe ich jedoch schon geschrieben, ehe ich auch nur übers tanzen nachgedacht habe. Ich bin trans und das Schreiben war für mich lange Zeit der einzige Ort, an dem ich der sein konnte, der ich wirklich bin. Besonders habe ich mich mit den beiden Hauptcharakteren dieser Buchreihe identifiziert, weshalb ich 2020 bei meiner Vornamens- und Personenstandsänderung Mânil als meinen neuen Rufnamen habe eintragen lassen (Wobei Mânil im Buch zwar queer, aber nicht trans ist). Um Verwirrung zu vermeiden, lasse ich mich in der Öffentlichkeit trotzdem lieber Desiderius nennen – die Grenzen zwischen mir und der Geschichte sind ohnehin schon sehr verschwommen.
Im Haus trennte ich mich von den anderen und ging in mein Zimmer. Einerseits war ich erschöpft und legte mich noch ein bisschen aufs Bett, in der Hoffnung, dass meine Arme sich schnell wieder erholten. Andererseits hatte ich Einiges, worüber ich nachdenken musste. Zur Entspannung vollzog ich später ein paar Verwandlungen und fühlte mich danach wieder etwas besser.
Das Abendbrot ließ ich ausfallen. Ich war viel zu nervös, um etwas zu essen. Was Suketo über den König gesagt hatte, lag mir schwer im Magen. Was für eine Bestrafung mochte er verlangen? Als ich am späteren Abend vor Suketos Tür stand und klopfte, hatte sich zumindest die Taubheit in meinen Armen wieder gelegt. Drinnen sah ich als erstes, dass er mal wieder umgeräumt hatte. Der riesige dunkle Schrank, der lange Zeit direkt vor der Tür gestanden hatte, war verschwunden. Doch verhinderten einige andere wuchtige Möbel trotzdem einen genaueren Blick ins Zimmer und führten mich erst einmal eine schmale Gasse an der Wand entlang, bevor mich das Möbellabyrinth in den Raum hineinführte. Auch das Zentrum des Wohnzimmers hatte er umgestaltet. Die roten Sofas waren einer riesigen, u-förmigen flaschengrünen Couch gewichen, deren Ausmaße mein altes Zimmer vermutlich gesprengt hätte.
Suketo grinste breit und wies mit einer großzügigen Geste neben sich. „Setz dich. Da du nicht mehr fusselst, darfst du auch aufs Sofa.“
„Wenn du der Versuchung, mich zu kraulen, widerstehen kannst. Laut Lilian habe ich sehr weiche Haare“, gab ich zurück und setzte mich.
„Du wirkst aber nicht mehr so knuddelig – da kann ich mich gerade noch beherrschen. Übrigens nett von dir, dass du den Vorfall vor den anderen nicht erwähnt hast.“
Ich zuckte mit den Schultern: „Ich bin halt deutlich netter als du.“
„Ich betrachte das als Kompliment. Niemand bezahlt mich dafür, nett zu sein.“
Wir schwiegen eine Weile, dann begann er: „Weshalb du hier bist…“
„Moment“, unterbrach ich ihn. „Ich muss dich vorher noch etwas Anderes fragen.“ Er runzelte die Stirn und ich fuhr fort, ehe mich der Mut verließ, davon zu sprechen: „Die Blitze, die wir heute Nachmittag erzeugt haben – können die einen wirklich umbringen?“
Er überlegte kurz und sagte: „Nicht generell, nein. Es kommt auf die Kraft an, die dahintersteckt. Die von Amadeus dürften schmerzhaft sein, aber nicht viel Schaden anrichten. Shela kann kontrollieren, wie stark die Kraft ist. Deine Blitze, auf eine Person oder eine Sache gerichtet, würden nichts übriglassen. Deshalb solltest du als Allererstes lernen, besser zu zielen und deine Kräfte zu dosieren. Beantwortet das deine Frage?“
„Einer davon auf mich selbst gerichtet…“
„…würde dich pulverisieren. Geht es deinen Armen schon besser?“
Ich nickte und fragte: „Was ist mit Mai, im letzten Jahr?“
„Da durften wir einen ersten und sehr gründlichen Blick auf das werfen, was in dir steckt. Ich war damals sehr froh, dass du weder auf mein Haus noch auf dich selbst gezielt hast, auch wenn es zweimal so ausgesehen hat. Es wäre nichts übriggeblieben, was ich deiner Familie hätte zurückschicken können.“
„Es hat nicht nur so ausgesehen“, sagte ich leise. „Aber ich bin nicht tot.“
„Bist du sicher?“
„Ich weiß, dass ich blass bin – so blass jedoch auch wieder nicht“, rettete ich mich in einen Scherz, weil mir das Thema unheimlich war. Er hob nur eine Augenbraue. „Todsicher“, bestätigte ich. „Ich glaubte, es zerfetzt mich.“
Nachdenklich sah er mich an. Hoffentlich fiel ihm langsam mal ein, an wen ich ihn erinnerte, wenn er mich so ansah.
„Sei so lieb und vermeide es in Zukunft, dich selbst mit Blitzen zu beschießen, okay? Selbst der beste Defensivzauber hilft einem nicht, wenn man die eigene Zerstörungsmagie gegen sich selbst richtet. Ich kenne nur wenige Kellrah’seret, die eine solche Konfrontation mit sich selbst unbeschadet überstehen könnten. Du scheinst also noch stärker zu sein, als gedacht.“ Ich nickte nur, es war klar, dass er mehr darüber nicht sagen würde. „Du wirst die heutige Übung übrigens trotzdem in Zukunft regelmäßig machen.“
Ich brummte unwillig, nickte aber nur. Vielleicht hatte er ja recht und es war keine schlechte Idee, dass ich lernte, es zu kontrollieren…
„Du wolltest mir erzählen, was der König gesagt hat.“ Ich hatte nicht vorgehabt, so kleinlaut zu klingen.
„Hoffentlich war es dir den ganzen Ärger wert, Tyrone auf die Nase zu binden, dass du es warst, dem er seine neue Narbe zu verdanken hat.“
Ich nickte. „Ich hatte mehrere gute Gründe.“
„Anfangs hat der König verlangt, der Fall solle beim Chuncasgalda vorgetragen werden. Ebenso forderte er einen Abbruch deiner Ausbildung bei mir, da ich dich nicht im Griff habe.“ Suketo klang beunruhigend ernst. Ich schluckte. „Ich will, dass du das im Kopf behältst bei dem, was auf dich zukommt, klar?“
Er ließ mir einen Moment Zeit, das Gesagte sacken zu lassen, bevor er fortfuhr: „Ich konnte ihn davon überzeugen, dass du noch sehr jung, undiszipliniert, unkontrolliert und vor allem nicht bösartig bist. Außerdem habe ich behauptet, du lägest mir am Herzen. Du hörst, ich habe den König, dem ich verdanke, dass ich meine Lehrlizenz überhaupt noch habe, nach Strich und Faden angelogen.“ Er schmunzelte, als ich betreten den Teppich anstarrte. „Außerdem habe ich ihm gesagt, dass ich plane, dich in die Chuncasgaldaprüfung zu schicken.“
„Du hast was?!“ Je weniger Leute davon erfuhren, umso besser, fand ich.
„Eine inoffizielle Information, die er an niemanden weitergeben wird. Nicht mal an seinen geliebten Neffen.“
„Wenn du das so sagst, klingt das, als hätte er kein sehr inniges Verhältnis zu Tyrone“, wagte ich anzumerken.
„Kannst du dir Menschen vorstellen, die ein inniges Verhältnis zu dem Prinzen hegen? Außer Leopold – den ich aber nicht zähle“, entgegnete Suketo. „Ich schätze, diesem Umstand hast du es zu verdanken, dass die Strafe so milde ausfällt. Dass ich das mit dem Bestrafen bereits erledigt hatte, konnte ich ihm ja nicht sagen, insbesondere wenn ich Gefahr laufen muss, dass der Chuncasgalda von meiner Vorgehensweise erfährt.“
Ich musste spontan darüber kichern, dass seine Methoden bisweilen so gar nicht chuncasgaldakonform waren und er sah erschrocken auf. „Verflucht noch mal!“, fuhr ich ihn an. „Du könntest langsam echt mal anfangen, darauf zu vertrauen, dass ich weder jetzt noch in Zukunft vorhabe, irgendwem etwas zu erzählen, was dir ernsthaft schaden könnte, meinst du nicht auch?!“ Wütend funkelte ich ihn an. „Ich will schließlich hierbleiben. Nelly ist eine tolle Köchin.“
Er schüttelte nur den Kopf und schien nun seinerseits etwas verlegen.
„Entschuldige“, brummte er. „Ab und zu befürchte ich eben, irgendwann eine Grenze zu viel zu überschreiten.“
„Ich weiß und das nervt. Falls das mal passiert, sage ich das“, beschied ich ihn unfreundlich. „Und jetzt will ich endlich wissen, was der König Fürchterliches mit mir anstellen will.“
„Bedenke bitte, wenn es nach Tyrone ginge, würdest du vermutlich öffentlich ausgepeitscht und eingekerkert werden. Da mein Haus über keinen Kerker verfügt und Tyrone diesbezüglich noch nichts zu sagen hat, haben seine Majestät Fritz-Heino und ich uns auf etwas Humaneres geeinigt. Nimm deinen Halsschmuck ab.“
Verwirrt löste ich die Schnalle und nahm das Halsband ab. „Den Rest auch?“, fragte ich und wies auf die restlichen Lederbänder und Ketten und Suketo schüttelte den Kopf.
„Nein, das reicht.“ Er holte ein anderes schmuckloses, schwarzes Halsband hervor, dessen einzige Besonderheit eine Öse an der Schnalle war. Durch diese konnte man ein kleines Vorhängeschloss durchziehen, damit man die Schnalle nicht mehr öffnen und das Halsband nicht lösen konnte.
„Was ist das?“, fragte ich skeptisch.
„Das wirst du vierzehn Tage lang tragen, es liegt ein Zauber darauf.“
Langsam wurde es mir unheimlich, da Suketo ein so ernstes Gesicht machte und jegliche Häme fehlte.
„Was für einer?“
„Das sage ich dir, sobald ich es angebracht habe. Ich will dich nicht durch mein gesamtes Haus jagen müssen, um es dir umzulegen.“
„Ich bin dafür, dass wir die Frage, ob du mir so was anlegen darfst, neu verhandeln“, versuchte ich einen scherzhaften Ton, der völlig misslang.
„Da verhandle ich nicht, das hatte ich doch bereits klargestellt“, entgegnete er mit hochgezogener Augenbraue. „Nimm deine Haare beiseite.“
„Wenn du ein bisschen mehr Schadenfreude an den Tag legen würdest, würdest du mir nicht solche Angst machen“, gestand ich, klang deutlich kläglicher als ich wollte, gehorchte aber.
„Darauf musst du diesmal verzichten“, erwiderte er, legte mir das Band um und verschloss es. Das Klicken des kleinen Schlosses klang grässlich endgültig, mir wurde umgehend schwarz vor Augen und ich kippte um.
Ich war nicht lange bewusstlos, und als ich zu mir kam, lag ich auf Suketos Sofa und er wirkte fast besorgt, als er auf mich herabsah. Obwohl mit meiner Atmung alles in Ordnung war, fühlte ich mich, als bekäme ich nicht genug Luft. Es war, als funktioniere ein existenzieller Teil von mir nicht mehr.
„Was ist das?“, ächzte ich und hasste, wie ängstlich ich klang.
„Es sollte etwas sein, das dir wehtut“, sagte Suketo behutsam. „Der König verlangte anfangs ein halbes Jahr, aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass das deine Ausbildung zu sehr behindern würde und dass auch zwei Wochen für dich bereits...
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2024 |
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Reihe/Serie | Mânil |
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Absurde Dialoge • Academy • Bisexualität • Enemies to Something else • Gespaltene Persönlichkeit • Gestaltwandler • Machtgefälle • Magische Duelle • Morally Grey • Subtext • Turmkobolde • Verwandlungsmagie |
ISBN-10 | 3-384-32284-3 / 3384322843 |
ISBN-13 | 978-3-384-32284-5 / 9783384322845 |
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