Goschamarie Zwergenaufstand (eBook)
281 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-8187-0493-3 (ISBN)
Stefan Mitrenga wurde am 22. März 1969 in Tettnang geboren. Er wuchs in Ailingen bei Friedrichshafen auf, wo er die Grundschule besuchte. Nach dem Abitur am Graf-Zeppelin-Gymnasium in Friedrichshafen 1988 absolvierte er seinen Wehrdienst in Sigmaringen. Es folgte eine Ausbildung an der Elektronikschule in Tettnang. Parallel dazu arbeitete er seit 1991 bei mehreren Radiosendern als Moderator und Redakteur und absolvierte in Weingarten ein Kompaktstudium Journalismus. Er machte sich 2005 als Sprecher mit eigenem Tonstudio selbständig. Seit August 1998 wohnt er mit seiner Familie in Dürnast in der Gemeinde Taldorf. In seiner Freizeit spielt er Volleyball, arbeitet gerne in Garten und Wald und besucht den ein oder anderen Stammtisch. Gutes Essen und der eigene Most sind ihm sehr wichtig.
Stefan Mitrenga wurde am 22. März 1969 in Tettnang geboren. Er wuchs in Ailingen bei Friedrichshafen auf, wo er die Grundschule besuchte. Nach dem Abitur am Graf-Zeppelin-Gymnasium in Friedrichshafen 1988 absolvierte er seinen Wehrdienst in Sigmaringen. Es folgte eine Ausbildung an der Elektronikschule in Tettnang. Parallel dazu arbeitete er seit 1991 bei mehreren Radiosendern als Moderator und Redakteur und absolvierte in Weingarten ein Kompaktstudium Journalismus. Er machte sich 2005 als Sprecher mit eigenem Tonstudio selbständig. Seit August 1998 wohnt er mit seiner Familie in Dürnast in der Gemeinde Taldorf. In seiner Freizeit spielt er Volleyball, arbeitet gerne in Garten und Wald und besucht den ein oder anderen Stammtisch. Gutes Essen und der eigene Most sind ihm sehr wichtig.
Vorspiel
Zartes Vogelgezwitscher drang vom Garten herein und Walter öffnete widerstrebend die Augen. Wie an den Tagen zuvor musste er sich erst orientieren: die beigefarbenen Wände, die schweren, dunklen Möbel, Schlagläden, die - obwohl sie geschlossen waren - den Raum nicht komplett verdunkelten. Die Fenster standen weit offen, um die kühle Nachtluft ins Schlafzimmer zu lassen. Doch schon jetzt mit den ersten Sonnenstrahlen kehrte die Hitze des toskanischen Sommers zurück. In ein bis zwei Stunden würde das Thermometer wieder die dreißig Grad Marke erreichen.
Seufzend schlug Walter das dünne Laken zurück und kroch vorsichtig aus dem Bett. Liesl schlief noch und drehte sich mit einem Grunzen auf die andere Seite. Nur mit der Unterhose bekleidet, verließ Walter das Schlafzimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Die Terrakottafliesen fühlten sich unter seinen nackten Füßen kühl an, als er in der Küche Wasser in die Espresso-Kanne füllte. Nachdem er Kaffeepulver in die kleine Schale gedrückt hatte, stellte er sie auf den Herd und drehte das Gas auf. Erst beim dritten Versuch zündete die Flamme und Walter vergewisserte sich, dass sie auch wirklich brannte. Er hatte großen Respekt vor dem Gasherd. Nicht auszudenken was passieren konnte, wenn das Gas unverbrannt ausströmte.
Er ließ den Kaffee vor sich hin köcheln und ging zur Terrassentür, drückte den Hebel nach unten und schob sie weit auf. Sofort erfüllte der Duft von Millionen blühender Kräuter den Raum. Walter hätte nicht sagen können, welche Pflanzen es genau waren, doch in der Summe roch es wie eine penetrante italienische Gewürzmischung. Die leichte Feuchtigkeit der Nacht verstärkte den Effekt noch und gab der Luft eine fast schlierige Konsistenz.
Er trat hinaus und stellte sich breitbeinig an den Rand der Terrasse. Noch immer trug er nur seine Unterhose und genoss die Wärme der aufgehenden Sonne auf seiner Haut. Er schloss die Augen und breitete die Arme aus. Was für ein herrliches Gefühl.
Ihr Ferienhaus war Teil einer Anlage mit insgesamt sieben Wohneinheiten, die alle um den großen Pool im Zentrum herum angeordnet waren. Trotzdem war man vor den Blicken der Nachbarn gut geschützt: riesige Oleanderhecken trennten die einzelnen Grundstücke voneinander, lediglich ein schmaler, gepflasterter Weg brach sich durch die grüne Wand.
„Buongiorno, Signore“, hörte Walter eine Frauenstimme.
Schlagartig wurde Walter sich seiner Nacktheit bewusst und griff panisch nach einem Badehandtuch, das zum Trocknen über einer Stuhllehne hing.
„Äh … si … äh … buongiorno, Simona“, stammelte er und grinste verlegen.
Simona war die Verwalterin der Ferienhäuser. Walter schätzte sie auf Mitte dreißig. Mit ihrem dunklen Teint, den langen, fast schwarzen Haaren und ihrer kurvenreichen Figur, entsprach sie zu hundert Prozent Walters Vorstellung einer heißblütigen Italienerin.
„Ich habe gebracht … pane?“, sagte sie unsicher und lächelte Walter mit strahlend weißen Zähnen an.
„Du meinst Brot“, korrigierte Walter und zeigte auf das geflochtene Körbchen in ihren Händen, in dem vier Brötchen lagen.
„Brot“, sagte er noch einmal und hielt eines der Brötchen hoch.
„Ah, si … Brot!“ Simona nickte. Sie hatte das Wort mit einem kurzen „o“ ausgesprochen, als würde man es mit zwei „t“ schreiben. Walter fand ihren Akzent bezaubernd.
„Das …“, Simona zeigte auf das Handtuch, das Walter sich um die Hüfte gewickelt hatte, „…das … molto … äh … HA HA.“
Walter runzelte die Stirn. Was sollte „HA HA“ denn nun wieder bedeuten? Er sah an sich herunter. Das große Badehandtuch war ein Werbegeschenk einer Ravensburger Brauerei gewesen, die ihr Bier mit dem Slogan „Immer ein Treffer“ anpries. Um die Aussage zu illustrieren, war eine Dartscheibe abgebildet, mit einem Pfeil im Bullseye. Es sah aus, als stecke er direkt in Walters besten Teilen.
„Das … HA HA“, lachte Simona erneut und Walter verstand, dass sie das lustig fand.
„Ja … HA HA“, nuschelte er und schob das Handtuch an seiner Hüfte weiter, bis die Dartscheibe nach hinten verschwunden war. Kurz fragte er sich, ob es nun so aussah, als würde ihm der Pfeil im Hintern stecken. Er beschloss, sich auf keinen Fall umzudrehen. Er brauchte kein weiteres „HA HA“.
Immer noch lachend, drückte ihm Simona das Brotkörbchen in die Hand und verabschiedete sich. Als sie zwischen den Oleander verschwunden war, tauschte Walter das Badehandtuch sofort gegen seine Shorts und ein ärmelloses T-Shirt.
Walter deckte den Frühstückstisch. Zu den frischen Brötchen, gab es italienische Salami, Käse und Marmelade, alles vom Wochenmarkt in Siena, den sie gestern besucht hatten. Sie waren nun schon drei Tage hier. Sie waren mit dem Zug über München nach Florenz gefahren und hatten dort einen zweitägigen Zwischenstopp eingelegt, um die Stadt zu besichtigen. Dann waren sie, wieder mit dem Zug, nach Siena gefahren. Es war ihre Hochzeitsreise, die Liesl ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, nachdem er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Ihr Hauptziel war das Palio, das weltberühmte Pferderennen, das zweimal im Jahr im Zentrum Sienas stattfand. Heute war es endlich soweit. Sie wollten so früh wie möglich aufbrechen und den ganzen Tag in der Stadt verbringen.
„Guten Morgen“, säuselte Liesl, als sie gähnend aus dem Schlafzimmer kam.
„Rieche ich da etwa Kaffee?“
Walter gab ihr einen Kuss. „Ist gerade fertig. Und Brötchen gibt es auch schon. Simona hat sie gerade vorbeigebracht.“ Die Einzelheiten seiner Begegnung mit der Verwalterin behielt er für sich.
Sie schnitten die Brötchen auf und belegten sie mit Salami und Käse. Eigentlich bevorzugte Walter dunkleres Brot, doch das war hier nicht zu bekommen.
Als er weitere Rädchen von der Salami schnitt, meldete sein Handy mit einem „Ping“ den Eingang einer neuen Nachricht. Er wusste genau, wer ihm zu dieser Uhrzeit schrieb. Trotzdem öffnete er die Nachricht und tippte auf das angehängte Foto. Als er Balu, Chiara und Fred auf Georgs Sofa sah, wurde ihm warm ums Herz. Als klar gewesen war, dass sie verreisen würden, hatte seine größte Sorge Balu gegolten. Den Reisestress hatte er ihm nicht zumuten wollen, doch wo sollte er während seiner Abwesenheit bleiben? Seine Sorgen waren unbegründet gewesen. Georg hatte sofort zugesagt, sich um den Wolfsspitz zu kümmern. Um Walter zu beruhigen, schickte er jeden Morgen ein neues Foto.
„Geht es Balu gut?“, wollte Liesl wissen und Walter nickte.
„Schau mal … findest du nicht auch, dass er lächelt?“
Walter hielt ihr das Handy hin.
„Du spinnst ja“, lachte Liesl. „Hunde können nicht lächeln. Aber ich muss zugeben … ja … er sieht glücklich aus.“
Beruhigt steckte Walter sein Handy weg und widmete sich wieder der Salami.
Ping.
Erneut war eine Nachricht eingegangen und Walter schaute auf sein Handy.
„Komisch - keine Nachricht“, murmelte er.
„Dann war das wohl meins“, vermutete Liesl und kontrollierte ihre WhatsApp-Nachrichten.
„Die ist von Andrea und Hannes. Sie sind schon auf dem Weg und fragen, ob wir gemeinsam Mittagessen sollen?“
Sie hatten das Ehepaar aus Bad Tölz schon in Florenz kennengelernt und festgestellt, dass sie die gleiche Reiseplanung hatten. Anscheinend wollte jeder zum Palio.
„Perfekt“, freute sich Walter, der die beiden auf Anhieb gemocht hatte. „Mach einen Treffpunkt aus, sonst finden wir uns nie!“
Nur Sekunden später erhielt sie eine Nachricht mit den Koordinaten. Dank der Karten-App auf dem Handy, konnten sie später in Siena die Navigation verwenden.
Eine knappe Stunde später stiegen sie in den Shuttle-Bus. Zum Glück war er klimatisiert, denn die Sonne brannte erbarmungslos von einem wolkenlosen Himmel herab. Entlang der Straße hielten sich die Sträucher an den Straßengräben ganz gut, doch nur wenige Meter weiter waren Gras und Büsche braun. Der Bus wirbelte hinter sich eine Staubwolke auf, die sekundenlang in der Luft stand. Der Fahrer schien es eilig zu haben und fuhr für Walters Geschmack viel zu schnell. Immer wieder überholte er, nicht ohne vorher mehrmals auf die Hupe zu drücken. Walters Hände krampften sich um die Rückenlehne seines Vordermanns.
„Scheißndreckn“, murmelte er, als der Bus, trotz Gegenverkehr, erneut zu einem Überholmanöver ansetzte. Walter lief der Schweiß den Rücken hinunter. Dann kam endlich die Stadt in Sicht. Walter löste seinen Blick vom Fahrer und der Straße und sah den Hügel hinauf, wo die ersten Gebäude zu sehen waren. Sie schienen am Hang zu kleben, aus der Entfernung waren zwischen den Häusern keine Wege oder Straßen zu erkennen. Walter wusste, dass es sie gab, doch sie waren so schmal, dass man sie nur mit einem Roller oder Motorrad befahren konnte. Selbst die charakteristischen italienischen Dreiräder der Firma Piaggio waren für viele der Durchfahrten zu breit.
„Dieser Anblick überwältigt mich immer wieder“, säuselte Liesl und zeigte auf einen Turm, der die gesamte Stadt überragte. Der Duomo di Siena war das Wahrzeichen der Stadt. Neben dem Turm glänzte die Kuppel des Doms golden in der Sonne. Die Häuser drumherum, schienen sich an ihn zu schmiegen.
Die vorherrschende Farbe war ein helles Braun, in dem nahezu alle Häuserfassaden erstrahlten, wobei doch jedes einzelne um Nuancen abwich, wodurch eine seltsame Buntheit entstand. Walter erinnerte sich an den Wasserfarbkasten, den er als Kind im Kunstunterricht benutzt hatte. Eine der Farben darin hatte die Bezeichnung „Gebrannte Siena“ gehabt. Was er damals nicht verstanden hatte,...
Erscheint lt. Verlag | 27.10.2024 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Goschamarie • Goscha Marie • Krimi • Ravensburg • Schwäbisch • Taldorf • Tierkrimi |
ISBN-10 | 3-8187-0493-7 / 3818704937 |
ISBN-13 | 978-3-8187-0493-3 / 9783818704933 |
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Größe: 920 KB
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