G. F. Unger Western-Bestseller 2700 (eBook)
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6931-0 (ISBN)
Es ist schon später Nachmittag, als sie endlich vollzählig in Morg Taggerts Office versammelt sind, so wie sie es vor einem Jahr verabredet haben.
Jack Coburne kam von El Paso geritten. Sloan Yates traf von Nogales mit der Postkutsche ein.
John Lonnegan hatte von Laredo her den weitesten Weg. Und Burt O'Hara ist von Socorro gekommen.
Sie finden sich also bei Morg Taggert in dessen Office ein, denn Morg Taggert ist der Town Marshal von Paradise Peak in den Sacramento Mountains zwischen dem Rio Grande und dem Pecos.
Als Burt O'Hara eingetreten ist, erhebt sich Marshal Taggert hinter dem narbigen Schreibtisch.
Er betrachtet die vier Besucher noch einmal prüfend und fragt schließlich: »Wie immer?«
Sie nicken knapp, aber er kann deutlich spüren, wie angespannt und voller Jagdfieber sie sind. Ja, sie strömen etwas aus, was ihn erschrecken müsste, wäre er nicht selbst einer von ihrer Sorte ...
Die Jagd
Es ist schon später Nachmittag, als sie endlich vollzählig in Morg Taggerts Office versammelt sind, so wie sie es vor einem Jahr verabredet haben.
Jack Coburne kam von El Paso geritten. Sloan Yates traf von Nogales mit der Postkutsche ein.
John Lonnegan hatte von Laredo her den weitesten Weg. Und Burt O'Hara ist von Socorro gekommen.
Sie finden sich also bei Morg Taggert in dessen Office ein, denn Morg Taggert ist der Town Marshal von Paradise Peak in den Sacramento Mountains zwischen dem Rio Grande und dem Pecos.
Als Burt O'Hara eingetreten ist, erhebt sich Marshal Taggert hinter dem narbigen Schreibtisch.
Er betrachtet die vier Besucher noch einmal prüfend und fragt schließlich: »Wie immer?«
Sie nicken knapp, aber er kann deutlich spüren, wie angespannt und voller Jagdfieber sie sind. Ja, sie strömen etwas aus, was ihn erschrecken müsste, wäre er nicht selbst einer von ihrer Sorte ...
Jack Coburne fragt nur knapp: »Hast du wieder einen besonderen Burschen für uns?«
»Und was für einen.« Taggert grinst unter seinem schwarzen Sichelbart, dessen Enden tief unter den Mundwinkeln enden.
Sie grinsen zurück und strömen ihre Erbarmungslosigkeit und Härte noch stärker aus. Taggert deutet auf die Tür, welche zum Gefängnisraum führt, in dem es drei Gitterzellen gibt.
Dann sagt er mit einem Klang von Spott in der Stimme: »Den schafft ihr vielleicht nicht. Der ist euch vielleicht gewachsen. Es könnte für euch gefährlicher werden als sonst. Seht ihn euch an und überlegt es euch gut, ob er nicht ein zu gefährliches Wild für eure Jagd ist.«
Sie starren ihn an und zeigen im kopfschüttelnd wortlos grinsend ihre Zähne.
Er aber erwidert ihre Blicke und wird sich wieder einmal mehr darüber klar, dass sie erbarmungslose Menschenjäger sind, süchtig und verrückt, jedenfalls nicht normal.
Eigentlich gehörten sie eingesperrt wie Raubtiere in einen Käfig, denkt er.
»Na los, erzähl uns was von ihm«, verlangt Sloan Yates. »Bevor wir ihn jagen, müssen wir wenigstens ein paar Dinge über ihn wissen. Erzähl mal, warum er uns vielleicht gewachsen sein könnte.«
»Sein Name ist Joe Kincaid. Er ist Wildpferdjäger. Als Kind wurde er von Apachen geraubt und musste einige Jahre bei ihnen leben. Er wurde ein halber Apache. Dann aber brachten ihn weiße Skalpjäger zu einer Mission drüben in Sonora. Die Padres dort machten ihn wieder zu einem Weißen. Doch nach wenigen Jahren brach er ihnen aus. Damals war er noch ein junger Bursche. Jetzt ist er ein Mann. Er brachte ein Rudel zugerittener Pferde in meine Stadt und verkaufte sie an die Post- und Frachtlinie. Aber dann kamen die Shayne-Brüder und behaupteten, er hätte die Pferde von ihrer Weide gestohlen. Als sie zu ihren Revolvern griffen, schoss er sie von den Beinen. Sie hatten es eigentlich nicht anders verdient, denn sie griffen zuerst nach den Revolvern. Und überdies waren die Pferde alle ohne Brandzeichen. Er bekam dann später in Molly Polomskys Hurenhaus mit einigen Minenarbeitern Verdruss und prügelte sie hinaus. Sie standen zwar draußen immer wieder auf und wollten hinein, aber er ließ es nicht zu, obwohl er schon ziemlich betrunken war und nicht mehr sicher auf den Füßen stehen konnte. Molly Polomsky wollte natürlich ihre Kunden nicht verlieren, die ja zu den Mädchen hineinwollten, was er jedoch verhinderte. Sie schlug ihn von hinten mit einer vollen Flasche wie mit einer Keule von den Beinen. Die Minenarbeiter wollten ihn dann zertrampeln, aber ich kam zur rechten Zeit. Ich habe ihn zuerst nur in der Zelle aufbewahrt, damit er seinen Rausch ausschlafen konnte. Doch da fiel mir ein, dass er was für eure Jagd wäre. Er hatte ja auch eine Menge Beulen, Blutergüsse und angebrochene Rippen, auch eine Schusswunde. Molly fügte ihm mit der vollen Flasche eine Gehirnerschütterung zu. Er hat einen Schaden von mehr als zweihundert Dollar angerichtet. Allein im Hurenhaus der Spiegel ...«
»Zeig ihn uns«, verlangt Sloan Yates und unterbricht Taggert mit diesen fast gierig gesprochenen Worten.
»Ja, zeig uns diesen weißen Apachen«, verlangen auch die anderen, so als hätten sie die Worte eingeübt.
Er grinst sie an. »O ja, er ist ein zweibeiniger Tiger«, spricht er dann. »Der juckt euch, nicht wahr? Na gut, gehen wir.«
Er öffnet die Tür zum Zellenraum. Dieser liegt im Halbdunkel, denn die vergitterten Fenster sind klein. Aber sie erkennen den Mann auf der harten Pritsche, dessen Name Joe Kincaid sein soll und den der Marshal einen weißen Apachen nannte. Der Mann auf der harten Pritsche beobachtet sie über die Fußspitzen hinweg durch die Gitterstäbe seiner Zelle.
Morg Taggert aber sagt: »He, Kincaid, du bekommst Besuch. Die Gentlemen wollen dir ein Geschäft vorschlagen. Du kannst zehntausend Dollar verdienen oder deinen Skalp verlieren. Bist du interessiert?«
Kincaid richtet sich auf. Es ist eine geschmeidige Bewegung ohne erkennbaren Ansatz. Er steht plötzlich, und es wirkt so, als hätte sich ein Berglöwe von seinem Sonnenfelsen erhoben. Er tritt an die Gitterstäbe und betrachtet die Männer.
»Ich sehe da bei dir vier hartgesottene Hombres, Taggert«, murmelt er nach einer Weile. »Und wenn die jemandem ein Geschäft vorschlagen, dann ist die Sache krummer als ein Hundebein. Na, lasst trotzdem mal hören.«
Sie treten näher an die Zellengitterstäbe und betrachten ihn noch sorgfältiger. Und plötzlich wirken sie richtig gierig, lüstern, irgendwie angespannt lauernd, so als freuten sie sich auf etwas und könnten es kaum erwarten. Sie strömen Jagdfieber aus.
»Wir müssen dir das alles wohl erst noch gründlich erklären, Kincaid«, murmelt Jack Coburne.
»Na los, dann erklärt es mir«, verlangt Joe Kincaid. »Ihr macht es ziemlich spannend. Was soll ich für zehntausend Dollar für euch tun?«
Noch einmal betrachten sie ihn einige Atemzüge lang schweigend.
»Wir geben sie dir, sobald wir uns einig sind«, erklärt ihm John Lonnegan, welcher bis jetzt kaum ein Wort geredet hat. »Sie gehören dir, wenn wir sie dir nicht wieder abnehmen können. Wenn wir sie dir aber wieder abnehmen können, haben wir dich vorher getötet, weil wir die zehntausend Dollar nur einem toten Mann abnehmen wollen. Verstehst du?«
Joe Kincaid tritt einen Schritt zurück.
Dann fragt er aus der Zelle heraus: »He, Marshal, sind die verrückt?«
»Wahrscheinlich.« Morg Taggert grinst. »Weißt du, sie waren mal Kopfgeld- und Skalpjäger. Ihnen entkam keiner. Sie bekamen alle. Und sie hatten stets Spaß an der Jagd. So wurden sie schließlich süchtig nach diesem Nervenkitzel. Aber es geht ihnen nun wie Jägern, die nur noch Edelwild erlegen wollen – keine Hasen, Moschusschweine oder anderes Kroppzeug. Sie wollen Edelwild jagen. Aber das ist unter uns Menschen etwas knapp. Du wärest die Mühe wert. An dir könnten sie sich beweisen, dass sie immer noch die besten Jäger sind. Verstehst du jetzt, Kincaid?«
Dieser nickt langsam im Halbdunkel der Zelle.
»Ja, sie müssen verrückt sein«, murmelt er schließlich. »Die sind bei ihrer Menschenjagd als Kopfgeld- und Skalpjäger süchtig geworden. Die gehören in eine Klapsmühle, denke ich. Warum laufen sie noch frei herum?«
Als er verstummt, da grinsen sie alle. Ihre Zähne blinken.
Dann murmelt Sloan Yates: »Immerhin suchen wir uns für die Jagd wehrhaftes Wild aus und gehen eigenes Risiko ein. Oder bist du kein wehrhaftes Wild? Du könntest ja auch welche von uns töten. Und wenn du uns schaffst, dann gehören dir zehntausend Dollar. Ist das kein lohnendes Spiel?«
»Spiel?« So fragt Kincaid verächtlich. »Spiel nennt ihr das?«
Sie nicken gleichmäßig. Dann murmelt Jack Coburne: »Das ganze Leben ist ein Spiel. Und in unserem kannst du zehntausend Dollar gewinnen oder das Leben verlieren.«
»Einer gegen vier? Wo ist da die faire Chance? Auf was könntet ihr dabei stolz sein als Jäger?«
Er fragt es verächtlich. Doch dann schütteln sie so gleichmäßig ihre Köpfe, so wie sie zuvor nickten.
»Nein«, spricht John Lonnegan, »so würden wir es nicht machen. Du könntest in der Nacht losreiten. Wir wüssten nicht, in welche Richtung. Also müssten wir in allen Himmelsrichtungen nach dir suchen. Und du hättest eine ganze Nacht Vorsprung. Diese Jagd auf dich kann Wochen dauern. Selbst hinüber nach Mexiko würde dir zumindest einer von uns – wenn er es ist, der deine Fährte fand – folgen. Wenn du ihn erledigen könntest, dann ginge allerdings alles wieder von vorne los. Es würde vielleicht eine lange Jagd werden, eine sehr lange Jagd. Aber mit zehntausend Dollar in der Tasche könntest du dir unterwegs eine Menge Freunde kaufen. Ist das kein schönes Spiel für uns alle?«
»Ihr seid verrückt«, murmelt Joe Kincaid, wendet sich ab in seiner Zelle, geht zur harten Lagerpritsche zurück und streckt sich dort...
Erscheint lt. Verlag | 23.11.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp |
ISBN-10 | 3-7517-6931-5 / 3751769315 |
ISBN-13 | 978-3-7517-6931-0 / 9783751769310 |
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