G. F. Unger Sonder-Edition 308 (eBook)

Lost-River-Partner

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7155-9 (ISBN)

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G. F. Unger Sonder-Edition 308 - G. F. Unger
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Lance Scott arbeitet seit vielen Tagen hart an seinem Floß. Mit einem Frachtwagen kam er vor fast zwei Wochen hier an. Die kleine Siedlung am Fluss heißt Lost River Lodge. Eine Woche lang fällte Lance Scott auf den bewaldeten Hängen Bäume und zog sie dann mit seinem Maultiergespann abwärts bis zum Flussufer. Dann begann er das Floß zu bauen.
Nun ist es fast fertig.
Manchmal hält er inne und betrachtet sein Werk. Er ist ein großer blonder, hagerer Mann in Lederkleidung, der sich wunderbar leicht und geschmeidig bewegt und dem die Arbeit keinerlei Mühe bereitet, so schwer sie auch sein mag. Manchmal nimmt er seinen schwarzen Stetson ab, der so gar nicht zu seiner befransten Lederkleidung passt, und wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

Lost-River-Partner

Lance Scott arbeitet seit vielen Tagen hart an seinem Floß. Mit einem Frachtwagen kam er vor fast zwei Wochen hier an. Die kleine Siedlung am Fluss heißt Lost River Lodge. Eine Woche lang fällte Lance Scott auf den bewaldeten Hängen Bäume und zog sie dann mit seinem Maultiergespann abwärts bis zum Flussufer. Dann begann er das Floß zu bauen.

Nun ist es fast fertig.

Manchmal hält er inne und betrachtet sein Werk. Er ist ein großer blonder, hagerer Mann in Lederkleidung, der sich wunderbar leicht und geschmeidig bewegt und dem die Arbeit keinerlei Mühe bereitet, so schwer sie auch sein mag. Manchmal nimmt er seinen schwarzen Stetson ab, der so gar nicht zu seiner befransten Lederkleidung passt, und wischt sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

Und dann schweift sein Blick auch den Uferhang hinauf bis zur Veranda des großen Blockhauses, in dem sich ein Store und ein Gasthaus befinden.

Auf der Veranda sitzen drei Männer. Das tun sie schon seit einigen Tagen. Es hat den Anschein als wären sie Müßiggänger, deren ganzer Lebenszweck oder -sinn es wäre, andere Menschen bei der Arbeit zu beobachten. Zumeist rauchen sie. Dann und wann holt einer Bier aus dem Gasthaus.

Es ist Spätsommer. Das Laub beginnt sich zu färben, und es tut wirklich gut, hier so dicht an diesem wilden Fluss auf der Veranda zu sitzen.

Als Lance Scott wieder einmal bei der Arbeit innehält und zu ihnen hinaufblickt, da sagt einer von ihnen zu den beiden anderen: »Das wird nicht einfach mit dem da. Der ist eine harte Nummer.«

»Das sind wir auch – jeder von uns«, erwidert ein anderer lässig.

Und der dritte Mann ihres Kleeblatts nickt dazu. Schließlich öffnet er doch seinen hartlippigen Mund und murmelt: »Und wir sind zu dritt. Er aber ist verdammt allein, nicht wahr?«

Da nickten sie alle drei, und es herrscht irgendwie ein grimmiges oder gnadenloses Einverständnis zwischen ihnen.

Wieder schweigen sie eine Weile und sehen dem Mann unten am Ufer zu, der nun wieder seine Arbeit aufgenommen hat.

Ja, sie sind drei harte Burschen, so hart wie dieses Land hier in den Bitter Roots des nordwestlichen Montanas, schon fast in Idaho.

Aus der Tür hinter ihnen tritt nun eine Frau.

Auch sie kam vor einigen Tagen hier an und fand Arbeit im Gasthaus, weil die Frau des Storehalters und Gasthauswirtes im neunten Monat schwanger ist und fast stündlich darauf wartet, dass es »losgeht«, wie sie manchmal sagt.

Es ist eine mehr als nur hübsche Frau, die vor einigen Tagen von irgendwoher auf einem Maultier angeritten kam.

Nun geht sie mit zwei Holzeimern zum Fluss hinunter, um dort Wasser zu holen.

Die drei Hartgesottenen sehen ihr nach, bis sie außer Hörweite ist. Dann murmelt einer: »Die hätte ich gerne einen langen Winter in meiner Hütte und unter meiner Decke. Die wäre mal was anderes als eine Squaw, nicht wahr? Ich wette mit euch, dass die da nur äußerlich so blond und kühl wirkt. Unter ihrer Oberfläche brennt sicher ein heißes Feuer, das nur mühsam von ihr niedergehalten wird. Ja, ich möchte...«

»Verkneif es dir«, unterbricht ihn einer der beiden anderen Kerle. »Wir wollen nicht noch Ärger mit dem Wirt und dessen Gehilfen. Wir werden schon genug Ärger mit dem da unten bekommen, wenn wir ihm klarmachen, dass er das schöne Floß allein für uns gebaut hat. Vielleicht schafft er sogar einen von uns.«

»Wir müssen ihn einkeilen«, spricht einer. »Wenn wir ihm klarmachen, dass er ohne Lohn nur für uns gearbeitet hat, dann müssen wir ihn vorher eingekeilt haben. Er darf keine Hoffnung mehr auf die kleinste Chance haben.«

Nun nicken sie alle drei, und sie sind ein aufeinander eingespieltes Kleeblatt.

Indes hat die Frau – nein, sie ist gewiss kein Mädchen mehr, obwohl noch jung an Jahren – mit den beiden Holzeimern den Wasserrand erreicht, nicht weit entfernt von dem arbeitenden Mann, der sich Lance Scott nennt.

Er hält inne mit der Axt in der Hand und sieht sie an. Seinen Blick erwidert sie fest und schenkt ihm eine etwas herbes Lächeln.

Dann spricht sie: »Die drei bösen Pilger dort oben wollen Ihr Floß.«

»Ich weiß.« Er lächelt. »Die sind zu faul und zu dumm, um ein Floß zu bauen, das diesen wilden Fluss besiegen kann. Die müssen versuchen, sich eines zu stehlen. Aber machen Sie sich keine Sorgen um mich, Ma'am.«

Sie erwidert nichts und füllt erst beide Holzeimer mit dem klaren, reinen Wasser des rauschenden Flusses, der wenig weiter zwischen zwei steilen Felswänden mit gewaltigem Druck wie durch eine enge Röhre abwärts schießt.

Ein Boot könnte sich in den wirbelnden Strudeln gewiss nicht halten. Doch ein breites und flaches Floß, dem es nichts ausmacht, wenn es über die Klippen rutscht, hat da sehr viel größere Chancen als ein Boot.

Bevor die junge Frau die beiden Holzeimer aufnimmt, spricht sie noch einmal einige Worte mit ruhiger Stimme: »Wenn Sie nur mit meiner Hilfe überleben und das Floß behalten können, dann wird uns das zu Partnern machen, Mister. Dann werden Sie mir was schuldig sein.«

Nach diesen Worten geht sie den mäßig ansteigenden Hang hinauf. Die beiden mit Wasser gefüllten Eimer, die gewiss nicht leicht sind, trägt sie mühelos. Dabei ist sie nur mittelgroß für eine Frau und wiegt wahrscheinlich nicht mehr als hundertzwanzig Pfund, eher etwas weniger.

Auf der Veranda grinsen die drei Kerle sie an.

»Schwesterchen«, sagt einer, »das hätten wir für Sie getan. Für ein Lächeln und ein freundliches Bitten würden wir sogar noch mehr als das tun. Und bisher waren alle Schönen dieser Erde mit uns sehr zufrieden. Haben wir denn gar keine Chancen bei Ihnen?«

Sie verhält kurz und sieht sie der Reihe nach an.

»Nein«, erwidert sie, »keiner von euch hat eine Chance.«

In ihrer Stimme ist ein Klang, der ihren Worten noch einen tieferen Sinn zu geben scheint, und den scheinen die drei Kerle nun plötzlich zu spüren.

Und so nehmen sie ihre Blicke von ihr und richten sie auf den Mann dort unten am Ufer, wo das Floß nun fertig ist. Es schwimmt im Fluss, ist festgemacht mit zwei Leinen, die hinauf zu zwei Bäumen reichen.

Der Mann beginnt den Frachtwagen zu entladen. Dieser Wagen steht dicht beim Floß, ebenfalls am Ufer. Lance Scott muss die Ladung nicht weit tragen. Er beginnt sie auf dem Floß zu verstauen und festzubinden. Das dauert länger als eine Stunde. Zum Schluss deckt er alles mit der Wagenplane zu und zurrt auch sie gründlich fest.

Den Wagen und auch das Gespann hat er schon vor Tagen dem Besitzer dieser Siedlung verkauft.

Man sieht ihm nun an, dass er fertig ist.

Er zieht sich die Handschuhe aus.

Die ganze Zeit trug er diese Handschuhe, so als legte er besonderen Wert darauf, seine Hände zu schonen und sie nicht von der schweren Arbeit zu hornig werden zu lassen.

Und stets hatte er sein Gewehr in Reichweite.

Nun nimmt er seinen Revolvergurt vom Fahrersitz des Wagens und wirft ihn sich mitsamt dem Colt im Holster um die Hüften.

Es ist eine lässige und doch so schnelle Bewegung.

Einer der drei Kerle auf der Veranda pfeift leise durch die Zähne.

»Habt ihr das gesehen?« So fragt er heiser.

Die beiden anderen nicken stumm.

Aber dann entschließen sie sich im stillschweigenden Einverständnis. Sie verlassen die Veranda und gehen Lance Scott entgegen. Genau in der Mitte zwischen Flussufer und Gasthaus treffen sie sich, halten an.

Die Entfernung zwischen ihnen beträgt kaum zehn Yard.

Einige Sekunden lang herrscht noch Schweigen.

Dann spricht einer der drei Hartgesottenen: »Du hast es gewiss schon geahnt, Bruderherz, nicht wahr? Wir wollen dein schönes Floß. So gut hätten wir es niemals zusammenzimmern können. Du verstehst wirklich eine ganze Menge vom Floßbau. Zimmere dir ein neues zusammen. Es kostet dich nur zwei Wochen.«

Nach diesen Worten weichen sie auseinander. Die beiden Partner des Sprechers rechts und links von diesem wollen Lance Scott umgehen. Und so wird er bald schon richtig eingekeilt sein, sie nicht mehr alle drei vor sich haben.

Er kann nicht mehr warten. Denn sonst muss er sich nach drei Seiten verteidigen.

Und so zieht er, gibt damit zugleich auch ihnen das Zeichen.

Sie brüllen auf und schnappen nach ihren Waffen.

Drei gegen einen sind sie, aber das war schon oft so auf ihren rauchigen Wegen und der ständigen Suche nach Beute.

Die Revolver beginnen zu krachen.

Lance Scott ist schnell, so schnell, wie ein Revolvermann nur sein kann. Ja, es wird in dieser Sekunde – dieser schwarzen Sekunde – klar, dass er ein Revolvermann ist.

Doch das sind die drei bösen Pilger ebenfalls, wenn auch gewiss von der schlechten und bösen Sorte, die man verächtlich Revolverschwinger nennt.

Lance Scott schafft zwei der drei Kerle.

Als er herumwirbelt, um seinen Revolver auf den dritten zu richten, da hört er bereits den Knall einer Schrotflinte.

Und er sieht, wie die Ladung, die aus beiden Läufen kommt, den dritten Mann ohne Gnade...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • Western • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-7155-7 / 3751771557
ISBN-13 978-3-7517-7155-9 / 9783751771559
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