Barfuß in Köln (eBook)

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2024 | 1. Auflage
221 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3594-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Barfuß in Köln -  Reinhard Rohn
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Kommissar Schiller möchte nur eines tun: sich um seine kranke Frau Carla kümmern. Doch dann wird die Intendantin des Theaters ermordet. Der Täter tötete sie mit dem Pfeil einer Armbrust - und nahm ihre Schuhe mit. Da sie mehr Feinde als Freunde hatte, scheint die Liste der Tatverdächtigen schier endlos. Doch einer ist besonders verdächtig: der Schauspieler Lars Becker. Ausgerechnet mit ihm hat Birte Jessen, Schillers Kollegin, die Nacht verbracht. Wenig später wird ein zweiter Theatermann ermordet - und wieder ist der Tote barfuß ...



Reinhard Rohn wurde 1959 in Osnabrück geboren und ist Schriftsteller, Übersetzer, Lektor und Verlagsleiter. Seit 1999 ist er auch schriftstellerisch tätig und veröffentlichte seinen Debütroman 'Rote Frauen', der ebenfalls bei Aufbau Digital erhältlich ist.

Die Liebe zu seiner Heimatstadt Köln inspirierte ihn zur seiner spannenden Kriminalroman-Reihe über 'Matthias Brasch'. Reinhard Rohn lebt in Berlin und Köln und geht in seiner Freizeit gerne mit seinen beiden Hunden am Rhein spazieren.

 

4.


Jan machte sich tatsächlich auf, um irgendwo im Haus einen Kaffee zu besorgen. Birte beobachtete von der Tür, wie Schroeter an die Arbeit ging. Grauer von der Spurensicherung begann Fotos zu machen, und später würde vermutlich auch Hinrichs auftauchen. Als Pressesprecher der Kölner Polizei nutzte er jede Gelegenheit, sich ihr zu nähern.

»War das Kind von mir?«, hatte er sie gestern Abend am Telefon gefragt. Als sie aus dem Fenster geblickt hatte, hatte sie gesehen, dass er in ihrem Innenhof stand, an dem künstlich angelegten Teich, und zu ihr heraufschaute. Ein Schauer war ihr über den Rücken gefahren.

»Nein«, hatte sie gesagt. »Nicht von dir …«

»Von wem dann?« Er hatte die Worte förmlich ins Telefon gespien.

Es geht dich nichts an, hatte sie erwidern wollen. Wie kommst du darauf, dass du irgendwelche Rechte hast, etwas über mich zu wissen, nur weil wir einmal zusammen ins Bett gestiegen sind? Aber sie fühlte sich zu schwach, um ihm auf die harte Tour zu kommen.

»Es gibt noch einen anderen Mann – in Hamburg«, hatte sie beinahe schuldbewusst geflüstert.

Dann war sie durch die Tiefgarage zur Straßenbahnhaltestelle gelaufen und in die Stadt geflohen. Das Licht in ihrer Wohnung hatte sie brennen lassen.

Als ihr Handy klingelte, fürchtete sie, Hinrichs habe schon von diesem neuen, spektakulären Fall erfahren. Manchmal schien er ihre Gedanken lesen zu können.

»Bella«, sagte Jan, »du siehst so traurig aus. – Komm mal auf die Empore. Hier hat offenbar eine Party stattgefunden.«

»Bin schon auf dem Weg«, erwiderte Birte. Sie unterbrach die Verbindung und sah Schroeter, den Rechtsmediziner, mit seinem Metallkoffer den Gang entlangkommen. Er nickte stumm, bevor er in das Büro der Intendantin eilte. Plötzlich fragte Birte sich, warum sie nicht mit ihm ins Bett gegangen war. So ein Mann, groß, blond und selbstbewusst, hätte ihr nicht solche Schwierigkeiten gemacht, aber dann wischte sie diesen absurden Gedanken beiseite. Was war los mit ihr – wieso kam ihr überhaupt so eine Frage in den Sinn?

Vor dem Eingang standen drei Frauen mit blassen, ratlosen Gesichtern. Eine trug ein Kopftuch und war offenbar Türkin.

»Sie sind einbestellt worden – sollten hier heute früh putzen«, rief einer der beiden Polizisten ihr zu, der ihren fragenden Blick bemerkt hatte und zur Sicherung des Tatorts abgestellt war.

»Schicken Sie die Frauen nach Hause«, erklärte Birte. »Sie sollen am Nachmittag wiederkommen.«

Vor dem Haus hatten sich die ersten Schaulustigen eingefunden. Lange würde es nicht mehr dauern, dann würde auch die Presse von diesem Mord Wind bekommen. Eine tote Intendantin war eine fette Schlagzeile wert.

Mit einem Kaffeebecher in der Hand stand Jan am Ende der Treppe und blickte zu einer langen Theke hinüber, an der für gewöhnlich die Theatergäste in der Pause mit Sekt und Mineralwasser versorgt wurden. Nun sah die Szenerie wie ein Schlachtfeld aus: überall Flaschen und leere Gläser, umgeworfene Aschenbecher, ein vergessener Schal und sogar eine blaue Bluse. Auch vor der Theke, auf kleinen Tischen und zwischen Sesseln waren überall Flaschen verstreut.

»Kein Wunder, dass unten drei Putzfrauen warten«, erklärte Birte.

Jan nickte und trank von seinem schwarzen, süßen Kaffee, dann hielt er ihr den Pappbecher hin. Dankbar nahm sie einen Schluck.

»Hier wurde richtig gesoffen – merkwürdiger Ort für eine Party.« Jan blickte hinter sich, als hätte er gespürt, dass ihn jemand anschaute. Ein Mann schleppte sich die Treppe hinauf, die Hand am Geländer, als hätte er Angst zu stürzen. Birte glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Der Mann blieb auf der letzten Stufe stehen und blickte in den weitläufigen Raum, aber anscheinend, ohne sie zu registrieren. Er war offenkundig außer Atem, ein Raucher mit grauer Haut, schütteren blonden Haaren, vielleicht Anfang sechzig.

»Wo ist sie?«, fragte er heiser. »Wo ist Inka?«

»Ich bin Hauptkommissar Schiller«, sagte Jan.

»Edgar Blaschek«, erwiderte der Mann tonlos, immer noch ohne jeden Blick für sie. Mit einiger Mühe nahm er die letzte Stufe.

Birte begriff, dass er der Anrufer war, mit dem Jan am iPhone der Toten gesprochen hatte.

»Der Mord ist in ihrem Büro passiert«, sagte Jan leise. »Leider haben wir noch keine Spur …«

Blaschek lehnte sich gegen die Wand und zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner gelben Cordhose, die so verknittert aussah, als hätte er in ihr geschlafen. Er inhalierte tief.

»Ich habe es immer geahnt«, sagte er, »dass jemand irgendwann einmal seine Wut an ihr auslässt … Sie war einfach zu extrem, zu egomanisch … Aber doch nicht an ihrem fünfzigsten Geburtstag.« Er nahm einen weiteren tiefen Zug.

Jan deutete in den Raum. »Das hier war eine Geburtstagsfeier?«, fragte er.

Blaschek zog erneut an seiner Zigarette. Er nickte. Birte bemerkte, dass seine Augen rot unterlaufen waren und seine Hände zitterten.

»Nicht die eigentliche Feier, die sollte am nächsten Wochenende stattfinden … im Alten Wartesaal … Inka wollte alle Mitglieder des Ensembles begrüßen. Die neue Spielzeit beginnt in drei Wochen, aber dann …« Er brach ab und drückte seine Zigarette auf dem Geländer aus, bevor er sie achtlos zu Boden warf.

»Dann?«, versuchte Jan ihm auf die Sprünge zu helfen. Von unten waren Stimmen zu hören. Offenbar hatte Schultke noch mehr Leute angefordert; aber wenn sie auch hier Spuren sichern müssten, würden sie noch ein paar Tage zu tun haben.

»Dann ist alles aus dem Ruder gelaufen … Wir hatten alle schon ziemlich getrunken, und Inka hat eine ihrer berüchtigten Reden gehalten. ›Ich bin die Sonnenkönigin, und die anderen sind alles Stümper.‹ So etwas hat sie gern gemacht. Hat sich die Kollegen in den anderen Häusern vorgenommen – den schleimigen Koneffke in Berlin, den Großkotz Stiegler in Hamburg und dann die Stadttheater der Republik. Das war ihre liebste Beleidigung – besonders für Schauspieler und Dramaturgen. ›Geh doch ans Stadttheater nach Osnabrück!‹ Wer das dreimal gehört hatte, wusste, dass er auf der Abschussliste stand, und schaute sich besser nach einem neuen Engagement um.«

Blaschek fingerte fahrig nach der nächsten Zigarette. Birte fiel auf, dass überall Verbotsschilder hingen.

»Wieso ist alles aus dem Ruder gelaufen?«, fragte Jan ungeduldig.

Blaschek lächelte. »Ich bin übrigens aus Osnabrück – habe da am Theater angefangen. Mein Vater war Kapellmeister, hat sogar mal eine Oper komponiert, die allerdings nur zehnmal aufgeführt worden ist, weil sie zu schwierig zu spielen war. Nun ja … So war jede Beleidigung auch immer gegen mich gerichtet.« Er schob sich die Zigarette kalt zwischen die Lippen.

Was hat dieser Mann mit einer schönen und zumindest in ihren Kreisen mächtigen Frau wie Inka Boog zu tun?, fragte Birte sich und glaubte, die Antwort schon zu kennen. Er war der geborene Lakai, der Kofferträger und Seelentröster, ohne den auch eine Frau wie die Intendantin nicht auskam.

»Irgendwann hat Inka sich den jungen Becker vorgenommen; sie hat ihn ausgezogen, und dann … Nun, wenn ich sage, dass sie übereinander hergefallen sind, ist das wohl eine glatte Untertreibung. In einem Pornoschuppen muss man für so etwas richtig viel Geld bezahlen, aber hier bei uns … Die Party war schlagartig zu Ende. Es macht irgendwie keinen Spaß, Leuten beim Vögeln zuzusehen.« Blaschek verzog für einen Moment das Gesicht, als hätte er Schmerzen.

»Wie viele Leute waren hier?«, fragte Jan. Er hatte ein Notizbuch hervorgenommen.

»Achtzig, neunzig … Keine Ahnung.« Blaschek hatte plötzlich Mühe zu atmen. »Wo ist sie?«, fragte er heiser. »Ich muss sie sehen. Hat man sie erwürgt oder wie …« Er zerrte an seinem schwarzen Hemd und stöhnte.

...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller 2024 • Köln • Krimi • neuerscheinung 2024 • Regionalkrimi • Ruhrgebiet • Ruhrpott • Thriller
ISBN-10 3-8412-3594-8 / 3841235948
ISBN-13 978-3-8412-3594-7 / 9783841235947
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