Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 53 (eBook)

Die Lasso-Mannschaft

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7327-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 53 - Rex Hayes
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Dodge Silver ist ein mächtiger Mann. Er ist Rancher, Saloonbesitzer - und Bandenanführer. Er terrorisiert eine ganze Stadt mit seiner Lasso-Mannschaft und ist verantwortlich für den Mord an Marshal Parry. Bill Alamo, der berühmte Texas-Ranger, soll die Lasso-Bande zur Strecke bringen, aber bei Marshal Parry kommt er zu spät. Gegen den Widerstand aller nimmt er den Stern des Marshals und beginnt, mit eisernem Besen zu kehren. Es ist keine Frage, dass er sich dadurch den tödlichen Hass Dodge Silvers zuzieht. Bill Alamos Lage ist wenig beneidenswert, denn er steht allein gegen ein Dutzend Revolvermänner, für die Mord eine alltägliche Beschäftigung ist ...

Die Lasso-
Mannschaft

Von Rex Hayes

Red Rock liegt vor uns, als wir den letzten Dünenkamm der Wüste überquert haben. Es ist ein kleines Nest, mitten zwischen einem Haufen von roten Felsen, die ihm den Namen gegeben haben, und sieht verteufelt trocken und staubig aus.

Shadow scharrt mit den Hufen. Er will ans Wasser, und mich zieht es zu einem kühlen Bier in der schattigen Dämmerung einer Bodega.

Von der Nähe betrachtet sieht Red Rock noch trostloser aus als aus der Ferne. Aber schließlich bin ich nicht verwöhnt, und Shadow ist es auch nicht. Das, was wir suchen, werden wir hier schon finden: etwas gegen den Durst und den Hunger, ein Bett für eine Nacht, eine Box und eine anständige Schwinge voll Hafer für meinen tüchtigen Gaul ...

   

Red Rock hat schon ganz etwas von der Art der südlichen Wüstenstädte an sich. Die einzige Straße öffnet sich zu einer großen Plaza, deren Mittelpunkt ein Brunnentrog mit einer Winde bildet. Auf der linken Seite dieser Plaza befindet sich ein flaches, weißgekalktes Haus, aus Adobelehm errichtet, dem natürlichen Baustoff hierzulande. Die Fenster dieses Hauses sind vergittert, und über der Veranda schaukelt ein verblichenes Schild. »Marshal´s Office« steht darauf.

Auf der anderen Seite der Plaza, dem Office genau gegenüber, steht ein festgefügtes, zweistöckiges Gebäude, dem man seinen Zweck schon von Weitem ansieht, bevor man das grellfarbige Schild mit der Aufschrift »Come in« gelesen hat.

Vorerst aber interessiert mich das alles nicht. Mich interessiert nur der Brunnen, auf den Shadow eifrig zustrebt. Ich sitze ab und werfe den Eimer an der Haspel in den Schacht. Den ersten bekommt Shadow in den Trog, den zweiten gieße ich mir kurzerhand über den Kopf.

Als ich den Eimer zum dritten Mal emporwinde, fällt ein Schatten vor mir auf den roten Staub. Der Schatten eines ziemlich großen, breitschultrigen Mannes. Ein zweiter drängt sich neben den ersten.

Ich hebe den Kopf. Zwei Männer stehen neben dem Brunnentrog und beobachten mich. Der Große trägt die Tracht der Weidereiter, wie sie im Panhandle-Distrikt üblich ist. Der Kleinere, mit braunhäutigem Gesicht und krummen Säbelbeinen, ist wie ein mexikanischer Vaquero jenseits des Rio Grande gekleidet. Trotzdem haben sie mit dem Viehjob nichts zu tun – es sei denn, sie sind Rinderdiebe. Auf der ganzen Welt haben alle Krähen die gleiche Farbe.

»Hallo, Fremder«, sagt der Große und hakt die Daumen hinter den Waffengurt. Ein langläufiger Peacemaker 45 schaukelt in einem abgewetzten Lederholster auf seiner rechten Hüfte. »Sie haben einen mächtig feinen Gaul, nur etwas müde. Sind Sie schon lange unterwegs?«

Ich grinse. Die Art dieser Revolverhelden, ein Gespräch anzufangen, das sie im Handumdrehen in eine Schießerei verwandeln können, ist nicht neu.

»Ziemlich lange.«

Der kleine Greaser starrt mich aus schwarzen, ausdruckslosen Augen an.

»Sie sind nicht sehr gesprächig, Señor.«

»Sicher nicht.«

Ein Schatten huscht über sein Gesicht. Seine Augen werden plötzlich kalt und grausam.

»Woher des Weges und wohin, Señor?« Die ölige Höflichkeit in seiner Stimme kann mich nicht täuschen.

Ich deute mit dem Daumen über die Schulter. »Von dort her.« Dann zeige ich nach Westen. »Und dort hin.«

»Dave, dieser verdammte Satteldrücker wird auch noch frech«, stellt der Greaser erstaunt fest.

Der Große schiebt seinen durchschwitzten Stetson ins Genick.

»Ja, Joaquin, aber wir werden es ihm versalzen.«

Seine Faust schießt vor. Sie trifft mein Kinn, denn auf diese Art der Reaktion war ich nicht vorbereitet. In meinem Gehirn explodiert plötzlich eine Ladung Dynamit. Als ich wieder klar sehen kann, hocke ich im Staub, die beiden Banditen stehen über mir.

»Nun, mein fremder Freund?«, sagt der kleine Greaser sanft.

Das Blut schießt mir in den Schädel. Ich will in die Höhe fahren, aber als ich den Kopf hebe, starre ich in die dunkle Mündung eines .45er-Revolvers, der sich auf mich richtet.

»Nur ruhig, Freundchen«, warnt der Große. »Bleiben Sie hübsch unten sitzen, ich habe einen etwas nervösen Finger.«

Ich weiß, dass hier im Süden schon andere Männer wegen geringerer Kleinigkeiten erschossen wurden. Deshalb bleibe ich unten.

Der Große wendet sich an seinen Freund. »Jetzt bring seinen Gaul weg, Joaquin. Verdammt will ich sein, wenn das nicht das beste Pferd ist, dem ich je begegnet bin.«

Im Bruchteil einer Sekunde wird mir alles klar: Es geht um Shadow. Diese Burschen, im Sattel aufgewachsen, haben seine große Klasse erkannt und beschlossen, ihn sich unter den Nagel zu reißen.

»Mann, Sie können mich nicht von meinem Pferd trennen«, sage ich. »Wenn Sie das tun, werde ich Sie eines Tages umbringen.«

Der Große grinst nur, der Peacemaker in seiner Faust bleibt fest auf meinen Kopf gerichtet.

»Vielleicht fangen wir mit dem Umbringen an – nicht Sie, Freundchen. Nun, wie würde Ihnen das gefallen?«

Ich muss gestehen – in dieser Sekunde fange ich an zu schwitzen. Da drüben ist das Office eines Marshals, und hier, keine hundert Schritte entfernt, werde ich ausgeplündert. Warum greift der Mann nicht ein? Ist er fort? Oder hat man ihn vielleicht sogar ...

Mein Hemd auf dem Rücken wird nass. Ich beschließe, mich auf mich selbst zu verlassen.

Der dürre Greaser nähert sich Shadow vorsichtig und angelt nach den schleifenden Zügeln. Der Rappe rollt die Augen, schnaubt und späht nach mir, aber noch hält er sich zurück. Langsam tastet sich dieser Bursche Joaquin an ihn heran und langt nach dem Horn. In dieser Sekunde stoße ich einen hohen, grellen Pfiff aus. Shadow wirbelt herum. Seine Hinterhufe fetzen hinaus und treffen den Greaser. Der Mann verschwindet so rasch aus meinem Blickfeld, als habe ihn ein Wirbelsturm hinweggefegt.

Der Große, der von seinem Partner Dave genannt wird, fährt auf seinen Absätzen herum.

»Zur Hölle!«, brüllt er; sein Colt kommt für eine Sekunde aus der Richtung. Eine Sekunde, die mir genügt. Ich schnelle mich vorwärts, mein Schädel trifft krachend seinen Brustkorb und schleudert ihn auf den Rücken. Im nächsten Augenblick bin ich auf den Füßen und blicke mich um.

»Nun, meine Freunde, wie sehen Sie jetzt aus?«

Ein Geräusch lässt mich herumfahren. Der kleine Greaser lehnt am Brunnentrog; Shadows Hufe haben ihn nur gestreift und nicht vollständig außer Gefecht gesetzt. Er trägt einen Revolver, aber seine Hand fährt auf seinen Rücken, verschwindet unter der schmutzigen roten Schärpe, die er anstelle eines Gürtels trägt, und kommt mit einem schweren Wurfmesser, dessen Griff mit Blei ausgegossen ist, wieder zum Vorschein. Er knirscht einen mexikanischen Fluch und schwingt die Hand über die Schulter zurück. Der blaue Stahl der Messerklinge blitzt in der Sonne.

Hier ist keine Sekunde zu verlieren, ich kenne die Geschicklichkeit dieser Männer von jenseits der Grenze genau, die sie mit ihren lautlosen Messern entwickeln. An Sicherheit und Schnelligkeit können sie es mit jedem nordamerikanischen Revolverhelden aufnehmen.

Mein Colt fliegt aus dem Holster, der Schuss kracht.

Der Greaser schreit auf und lässt seine Hand sinken. Das Messer, schwach geschleudert, beschreibt einen flirrenden Kreis und bohrt sich zehn Zentimeter von meinen Stiefelspitzen entfernt in den Boden. Der Mann starrt erst auf mich und dann auf seine getroffene Hand, über deren Rücken die Kugel eine lange, blutige Furche gerissen hat. Etwas wie Angst erscheint in seinen schwarzen Knopfaugen.

Ein Geräusch in meinem Rücken alarmiert mich. Dave, der Große, fällt mir wieder ein. Aber bevor ich etwas unternehmen kann, kommt eine tiefe Stimme über die Plaza: »Dave Stuart, nimm ja die Finger von deinem Schießeisen, oder ich lasse das Tageslicht durch dich scheinen! Ich habe dich im Visier!«

Ich drehe mich um. Der große Revolverheld hockt reglos im Staub, seine Finger schweben über dem Kolben seines Colts, der vor ihm liegt. Aber er wagt es nicht, ihn zu berühren. Er starrt auf die Veranda des Marshal-Office hinüber. Ich folge seinem Blick und sehe, wie sich ein Mann aus dem Schatten des Vordaches löst. Der Mann ist ziemlich groß – fast so groß wie ich –; der Marshalstern blinkt auf dem dunklen Tuch seines Rockes. Er hält eine Winchester-Repetier, Kaliber 44, in der Armbeuge, die Mündung fest auf den Mann am Boden gerichtet. Langsam kommt er über die Plaza herüber.

Im Vorbeigehen streift er mich mit einem seltsam ironischen Blick.

»Sie können jetzt Ihr Schießeisen wieder einstecken, Fremder.«

Er geht an mir vorüber und wendet sich an Stuart. »Steh auf und verschwinde, bevor ich es mir anders überlege. Und sag Dodge Silver: Das ist das letzte Mal, dass ich so etwas hinnehme. Der nächste Mann von der Lasso-Ranch, der in dieser Stadt einen Streit vom Zaun bricht, kommt...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bill • Caddo Hunter • Hal Warner • Italowestern • Jack Farland • Jack Morton • King-Miller-Rebellen • Old Jed & Jivaro • Revolverheld • Schlitzohr-Halunken • Teufelskerle • Tex Hondo • Western-Hit • Wilder Westen
ISBN-10 3-7517-7327-4 / 3751773274
ISBN-13 978-3-7517-7327-0 / 9783751773270
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