Das Haus Zamis 101 (eBook)

Ljudmilja

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-7286-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 101 - Catalina Corvo
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

In dem hübschen kleinen, mit filigranen Stelen verzierten Kuppelbau aus weiß schimmerndem Marmor hauste sie. Die uralte Ljudmilja, die man die älteste Hexe Russlands nannte.
Tagsüber bot die Urnenkammer einen friedvollen Anblick, doch bei Nacht offenbarte sich die wahre Natur des Gebäudes.
Blanke Schädel verschiedenster Form und Größe zierten die Spitzen des schmiedeeisernen Zauns. Die Augen der Schädel leuchteten in einem kalten, Unheil verkündenden Weiß.
Der Reliefbogen über dem Eingangstor erschien wie ein geöffneter Mund, die Gitterstäbe des Tores glichen den riesigen Zähnen eines urzeitlichen Monsters. Ein dumpfes, stetes Trommeln drang aus dem Inneren des Hauses hervor ...

2. Kapitel


Michael Zamis, Wien

Missmutig betrachtete der Hexer die Kugel mit dem handtellerbreiten Durchmesser, die aus reinem Obsidian bestand. Obwohl er den Raum mehrfach nach magischen Spuren abgesucht hatte, fand er keine Erklärung, wie sie in sein Arbeitszimmer und auf seinen Schreitisch gelangt war.

Ein Affront gegen das Haus Zamis. Schon wieder war ein Unbekannter ins Haus eingedrungen. Ein wütendes Knurren entrang sich Michaels Kehle. Nachlässig. Sie waren alle nachlässig geworden.

Sonst hatte sich die Familie schnell von den Angriffen anderer Mächte erholt. Aber seit Coco, das kleine Miststück, einfach so ihre eigenen Wege ging, klappte nichts mehr, wie es sollte. Jeder Tag brachte neue und unangenehme Überraschungen.

Der unbekannte Eindringling hatte sich nicht nur klug angestellt, sondern auch ein Gastgeschenk hinterlassen.

Grübelnd betrachtete Michael die rätselhafte Kugel. Das Geheimnis ihrer Herkunft widersetzte sich selbst magischen Untersuchungsmethoden. Immerhin ahnte er, um welche Art Gegenstand es sich handelte. Die Kugel war eine Botschaft. Für ihn allein bestimmt.

Schließlich setzte er sich an seinen Schreibtisch und gab der Kugel ein magisches Kommando.

Wie erwartet flackerte in ihrem Inneren ein Licht auf. Schatten tanzten vor der magischen Flamme und verdichteten sich schließlich zu einem kleinen, aber klaren Bild. Es fesselte Michaels Aufmerksamkeit und zog ihn ganz in seinen Bann.

Vor seinem geistigen Auge erschien Coco. Seine Tochter schwebte. Nein. Sie stürzte. Sie fiel von einem Hochhaus hinein in eine Straßenschlucht. Doch kurz vor dem Aufprall zog eine schwarze Wolke vorüber und hüllte Cocos Körper ein. Schwarz glänzende Schwingen und blitzende Schnäbel. Innerhalb von Sekunden waren sie überall. Ein lautstark krächzender Schwarm aus Raben.

Dann wurde Michael schwarz vor Augen. Als er sie wieder aufschlug, war die Kugel erloschen.

Er war, was die Herkunft des Gegenstandes betraf, nicht schlauer als zuvor. Unzufrieden grübelte er, wer ihm die seltsamen Bilder geschickt hatte. Und was der Unbekannte damit sagen wollte. Dass Coco tot war? Einen solchen Sturz konnte sie unmöglich überlebt haben. Aber ihren Tod hatte er zu keinem Zeitpunkt gespürt. Weder beim Betrachten der Kugel, noch zuvor. Obwohl Coco alle Bindungen zur Familie zerrissen hatte, würde sie niemals aufhören, eine Zamis zu sein.

Eigentlich war sich Michael sicher, dass Cocos Tod ihm nicht verborgen bleiben konnte. Er spürte es, wenn sein eigen Fleisch und Blut das Leben aushauchte, als würde eine Kerzenflamme verlöschen. Eigentlich. Es war so viel geschehen, und Coco immer mittendrin. War es möglich, dass sie selbst oder jemand anderes ihr Band zur Familie endgültig durchtrennt hatte? Wenn für ihre engsten Verwandten nicht einmal ihr Tod mehr zu spüren war, hieß es, dass sie sich bereits zu weit von der Familie entfernt hatte? Oder bedeutete es bloß, dass ihn der mysteriöse Absender der Botschaft auf eine falsche Fährte locken wollte?

Da Michael jedoch weder in seinen Gedanken noch bei weiterem Untersuchen der Kugel eine Lösung fand, beschloss er schließlich widerwillig, den Rest der Familie einzuweihen. Zumindest den kümmerlichen Rest, mit dem noch etwas anzufangen war.

Die Besprechung fand wie üblich im Wohnzimmer statt. Michael besserte seine Laune mit Whisky auf, Georg hielt sich an Espresso. Nur seine Gattin Thekla rührte ihren Gintonic nicht an.

Sie war noch immer viel zu apathisch für Michaels Geschmack. Aber er weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben. Seine Frau war stark. Sie hatte schon unzählige Feinde überlebt und Anschlägen standgehalten. Sie war durch und durch eine Zamis und würde sich auch diesmal nicht unterkriegen lassen. Es hatte Momente gegeben, wo er geglaubt hatte, dass sie wieder die Alte sei. Doch seit heute war sie wieder in ihre Lethargie gefallen. Sein Sohn Georg, der alte Schwarzseher, befürchtete natürlich gleich das Schlimmste und lag Michael damit in den Ohren, dass man ihres Zustandes wegen etwas unternehmen müsse.

Aber Michael weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben. Das war kein Dauerzustand. Das war eine Phase. Eine vorübergehende Phase. Nichts weiter.

Thekla saß still da und sah ihn an. Vielleicht blickte sie auch durch ihn hindurch. Nein, sie sah ihn an. Ein gutes Zeichen. Sie war da. Sie hörte zu.

Georg rührte ungeduldig den dritten Löffel Zucker in seinen Espresso. Das Gesöff wollte er noch trinken? Georg schien sich da selbst nicht mehr sicher zu sein. Denn als er schon dabei war, die Tasse an die Lippen zu führen, hielt er auf halbem Weg inne und stellte sie wieder auf dem Unterteller ab. Er hatte wohl genug Mut gefunden, um seinem alten Herrn in die Augen zu sehen. »Worum geht es denn nun, Vater?«

»Coco. Ich habe eine Botschaft erhalten ...«

Das leise Öffnen und Schließen der Wohnzimmertür stoppte Michaels Ausführungen. Sein anderer Sohn. Nein, seine beiden anderen Söhne. Sie schlenderten herein und nahmen neben Thekla Platz.

Irritiert und enerviert beobachtete Michael das seltsame Verhalten des schizophrenen Volkart. Wenn man das überhaupt so nennen konnte. Diese irrsinnige Körperteilung der Zwillinge. »Ich habe dich nicht herbestellt.«

»Wir sind aber trotzdem gekommen«, gab Volkart zurück. Oder war es Demian? Manchmal meinte Michael herauszuhören, dass Demian einen etwas anderen Tonfall benutzte. Volkarts Stimme war ein wenig weicher, und er sprach auch etwas monotoner. Andererseits war das nur ein vager Eindruck. Schon im Leben waren sich die Zwillinge naturgemäß zum Verwechseln ähnlich gewesen. Wie sollte man sie nun, da sie sich einen einzigen Körper teilten, auseinanderhalten?

»Ihr werdet nicht gebraucht.«

»Ich möchte aber bleiben. – Ich auch.«

Michael schnaubte. Die Mischpoke brachte ihn auf die Palme. Entweder abtrünnig oder in Rekonvaleszenz oder verrückt. Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Georg die nächste kräftige Macke entwickelte.

»Von mir aus«, blaffte Michael Zamis die Zwillinge an, dann wandte er sich wieder an den Einzigen im Raum, der den Eindruck machte, dass er halbwegs zuhören und verstehen würde.

»Zurück zu deiner Frage, Georg. Ich habe eine anonyme Botschaft erhalten. Eine Vision zeigte mir deine Schwester Coco, wie sie dem sicheren Tod entgegenstürzte. Ich habe aber nichts dergleichen gespürt. Ihr vielleicht?«

Fragend blickte er sowohl Georg als auch seine Gattin an.

Doch beide schüttelten den Kopf. Thekla schien von der Nachricht weder bedrückt, noch beunruhigt. Noch immer zeigte sie keinerlei Regungen. Aber wenigstens schien sie zugehört zu haben.

»Ich hätte es gemerkt, wenn sie auf die andere Seite hinübergewechselt wäre.« Volkarts Augen bekamen einen eigenartig verzückten Glanz. Doch nur für einen Augenblick. Schon wurden sie dunkel, und ein Ausdruck der Verärgerung huschte über sein Gesicht.

»Spiel dich nicht auf. Ich wüsste es genauso«, versetzte jetzt – vermutlich – Demian.

Michael weigerte sich, dem Selbstgespräch ... oder Zwiegespräch ... oder was auch immer weiter zuzuhören. »Also niemand hat etwas gespürt?«, wandte er sich an die Anwesenden.

Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort.

»Hast du denn auch den Aufprall gesehen?«, fragte Georg seinen Vater. Der schlaue Junge hatte offenbar sehr genau auf Michaels Formulierungen geachtet. Das war so anstrengend, wie es nützlich war.

»Nein«, gab das Familienoberhaupt zu.

Sein Sohn schien zu ahnen, dass diese Einsilbigkeit etwas verbarg. »Und war da sonst noch etwas?«

»Raben.«

»Raben?« Georg ließ nicht locker. Wie ein Terrier, der sich in ein Stück Fleisch verbissen hatte, setzte er nach. »Solche wie die, die zusammen mit den Todesboten aufgetaucht sind? In letzter Zeit spielen diese Tiere eine große Rolle in Cocos Leben.«

»Was weißt du schon über Cocos Leben«, brummte Michael und winkte ab. »Wir wissen nichts mehr über sie. Sie könnte sonst was getan haben und sich überall herumtreiben. Wir haben keine Ahnung, ob die Raben etwas zu bedeuten haben oder nicht.«

Georg schwieg, aber sein Gesichtsausdruck veränderte sich subtil. Er presste die Lippen zusammen, und eine skeptische Falte erschien auf seiner Stirn.

»Bist du etwa anderer Meinung?«

Georg hob die Schultern. Dann gab er sich einen sichtlichen Ruck. »Ich denke, dass dieses Ereignis, das du gesehen hast, vielleicht nicht mit den Todesboten zusammenhängt, aber möglicherweise mit dem, was du uns verschweigst.«

Michael schnaubte. »Fängst du schon wieder damit an?«

»Das Schwarze Zimmer, Vater«, beharrte Georg. »Erkläre uns endlich, was es damit wirklich auf sich hat. Vielleicht können wir das Rätsel dann gemeinsam lösen.« Er sah sich im Zimmer um. »Als Familie.«

Michael lachte auf. »Ich frage mich, was du siehst, Junge. Wenn du dich in diesem Raum umsiehst. Was für eine Familie siehst du dann?«

Georg hatte anscheinend...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-7286-3 / 3751772863
ISBN-13 978-3-7517-7286-0 / 9783751772860
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 3,1 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Eine fesselnde Liebesgeschichte zwischen Jess & Ana

von Anna L. Jaensch

eBook Download (2024)
epubli (Verlag)
7,99