So einen wie dich habe ich noch nie gesehen (eBook)
304 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-0023-0 (ISBN)
Micky Molken, Jahrgang 1976, lebt und arbeitet im schönen Norden von Mecklenburg-Vorpommern. Das Buch -So einen wie dich habe ich noch nie gesehen - (Die Rettung) ist seine vierte Veröffentlichung. Bisherige Veröffentlichungen: - Reinkarnation vs. Tod - Ferien, die bleiben - So einen wie dich habe ich noch nie gesehen- (Die Begegnung)
Kapitel 1
FALSCHE FREUNDE ...?
Fanta hielt den Telefonhörer noch eine Weile in der Hand, dann legte sie traurig auf und das Besetztzeichen verstummte. John ging nicht ans Telefon und das schon seit Tagen nicht. Für einen Moment war es still. Noch immer hatte sie tiefe Schuldgefühle. Schwer seufzend schaute sie gedankenverloren aus dem Fenster. Sie musste mit ihm sprechen, koste es, was es wolle. Hitzig verließ sie das Zimmer. Ihr Nachtkleid, das nicht nur bis auf den Boden reichte, sondern auch mit bunten Schmetterlingen bedruckt war, berührte jede einzelne Treppenstufe. Fast wäre sie mit ihren nackten Füssen darüber gestolpert und hätte sich beinahe eine ihrer rot lackierten Zehen gebrochen. Das war das Letzte, was sie jetzt brauchte.
„Wo willst du hin?“, knurrte Mister X. Eine klaftertiefe Stirnfalte bohrte sich senkrecht durch seine Miene.
„Auf die Toilette, das werde ich wohl noch dürfen“, fauchte sie barsch. „Oder soll ich hier auf den Boden machen?“
Na toll. Fanta hatte gehofft, dass ihr Aufpasser vielleicht schlafen würde. Doch leider war er genauso putzmunter wie sie selbst und schaute sich irgendeine belanglose Sendung im Fernsehen an. Schon seit Tagen hatte sie Hausarrest und das ausgerechnet zum Beginn der Ferien. Es war die Strafe für ihr vorlautes Mundwerk gegenüber ihrem Vater.
„Das Bad ist jetzt für eine Weile besetzt“, klärte sie Mister X mit einem kratzbürstigen Unterton auf. „Wenn du also musst, solltest du die Gästetoilette nehmen.“
Ihr Aufpasser nickte stumm mit dem Kopf, ohne sie anzuschauen. Dann zuckte er in sich zusammen. So laut wie mit einem Paukenschlag verschloss Fanta die Tür hinter sich zu. Mister X war sichtlich genervt. Seine Gedanken kreisten nur um eine Person: Fanta. Am liebsten hätte er sie für immer irgendwo eingesperrt. In einen Keller oder besser noch in ein dunkles, feuchtkaltes Verlies. Fantas Laune war für ihn nicht zum Aushalten.
Ihren Vater behandelte sie wie Luft und ihn wie einen Blutegel an ihrer Wade, einen, den man einfach nicht loswird.
Während Fanta die Badewanne befüllte, summte sie zu einem Lied, welches im Badezimmerradio lief.
Verflixte Göre, dachte er.
„Um diese Uhrzeit noch baden! Als wenn man keine anderen Sorgen hätte. Ins Bett gehört sie. Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe. Aber nein, wegen dieser kleinen ungezogenen Göre muss ich hier stundenlang ausharren. Auf sie aufpassen, damit sie bloß keine Dummheiten anstellt“, murmelte er und atmete dabei tief ein und aus.
Viel lieber säße er mit einem gut gefüllten Glas Bier in der Hand, irgendwo in einer Kneipe. Ein kühles Blondes mit einer schaumigen Bierkrone. Seine Augen leuchteten bei diesem Gedanken. Widerwillig nahm er einen trotzigen Schluck aus der Wasserflasche. Dabei verzog er das Gesicht, als hätte er in eine bittere Pampelmuse gebissen.
Wütend stellte er die Flasche auf den Tisch und drehte sich zur Badezimmertür um.
Jetzt musste er sich auch noch das heitere Gesumme von ihr anhören. Die nachlaufende Toilettenspülung, die wie ein kräftiger Applaus einer tobenden Fangemeinde einer Rockband klang, raubte ihm seinen letzten Nerv. Gereizt erhöhte er die Lautstärke des Fernsehgerätes.
So war es gleich besser. Viel besser.
Seine zur Faust geballte Hand entspannte sich. Doch die innere Zufriedenheit wurde abrupt unterbrochen.
Warum macht sie das? Sie will mich ärgern.
„Verdammte …“, schrie er kurz auf, sprach den Satz aber nicht aus. Wütend knirschte er mit Unter- und Oberkiefer,
Ach was solls, die will ja nur, dass ich mich aufrege, doch diesen Gefallen tue ich ihr nicht, winkte er innerlich genervt ab.
Zwar war das unerwünschte Geräusch der Toilettenspülung vorbei, doch was nun zu hören war, war laute Musik, die das Einlassen der Badewanne übertönte.
Er schüttelte den Kopf und machte den Fernseher so laut, wie es nur möglich war.
„Geht doch!“, lächelte er zufrieden.
Der Fernsehapparat kämpfte mit der Lautstärke gegen das Radio im Badezimmer an.
Die kleine Rotzgöre kriegt mich nicht klein. Da hat sie sich den Falschen ausgesucht. Mit mir nicht! Dieses Machtspielchen gewinne ich.
Mit verschränkten Armen saß er auf einem Ohrensessel und verfolgte weiter lautstark die Sendung.
Fanta regulierte inzwischen den Wasserzulauf auf ein Minimum, obwohl der Wannenboden nur leicht bedeckt war. Dann stürmte sie aus dem Fenster, welches zur Hofseite lag.
Zur gleichen Zeit führte John seinen Hund Gisela Gassi. Die Sonne neigte sich dem Tag und schaffte Platz für, den Wächter der Nacht, dem Mond mit seiner allmächtigen Energie.
Fasziniert blieb er stehen und schaute hinauf zum hell leuchtenden Vollmond.
„Du bist so stark, dass du Unmengen an Wasser einfach so bewegen kannst. Das würde ich auch gerne können: Die Kraft des Wassers einzusetzen, um Gutes zu tun oder um Gerechtigkeit auszuüben.“
Menschen, die ihm wehgetan hatten, einfach so, mit einer Flut aus Hass und Wut aus seinem Leben hinauszuspülen.
„Ach was soll’s!“
Schulterzuckend warf er den Gedanken fort und folgte Gisela, die ausgelassen an allen Ecken und Kanten umherschnupperte.
Mit der Dämmerung war auch eine Vielzahl von nachtaktiven Insekten unterwegs. Leider auch Mücken. Diese gefräßigen Biester. Allerdings nur die Weibchen. Doch wie sollte man die von den Männlichen unterscheiden? Das war fast unmöglich. Also versuchte John sich von allen Blutsaugern fernzuhalten. Was sich allerdings als sehr schwierig erwies, denn auch das hektische Umherfuchteln mit den Armen brachte nicht den gewünschten Erfolg.
„Gierige Kreaturen“, fluchte er und kratzte sich am Kopf. Kurzerhand griff er zu seinem dunklen Kapuzenpulli und schirmte so einen Großteil seines Kopfes ab.
Anscheinend hatte Gisela mehr Glück. Ihr dichtes Fell schützte sie vor diesen gierigen Blutsaugern. John beugte sich zu ihr hinunter und streichelte sie liebevoll.
„Du hast es gut!“, lächelte er seinem Vierbeiner zu. Nur einen Wimpernschlag später blieb ihm die Spucke im Hals stecken, als er aufblickte.
Was ist das? Das kann nicht sein? Oder doch?
Erschrocken verharrte John und rieb sich die Augen, als er ein Gespenst auf sich zukommen sah. Ein Geist, der aus dem Schatten der dunklen Nacht plötzlich vor ihm auftauchte. Es kam immer näher und das ziemlich schnell. Fast versagte ihm der Atem.
„Hast du mich erschreckt“, sagte er erleichtert, als er seinen Irrtum erkannte, und legte seine Hand an die Brust. Natürlich wusste er, dass es keine Geister gab. Doch in diesem Moment sah es wirklich so aus, als wenn … Stumm fasste er sich an sein heftig pulsierendes Herz. Gisela wusste allerdings sofort, wer auf sie zugekommen war, und wedelte mit ihrem Stummelschwanz.
„Wo willst du hin und warum rennst du hier halbnackt umher?“, fragte er Fanta, die nur leicht bekleidet und barfüßig vor ihm stand.
„Ich wollte zu dir.“
Sie kniete sich hinunter, um Gisela zu begrüßen und ihm kräftig hinter den Ohren zu streicheln. Dann richtete sie sich wieder auf.
„Warum gehst du nicht ans Telefon?“, fragte sie atemlos. Sie war den ganzen Weg gerannt und hatte keine Zeit zu verlieren.
Johns Gesicht versteinerte sich. Seine anfängliche Erleichterung wich. Seine Stirn bekam unschöne, wenn auch nur kleine Falten.
„Geh mir aus dem Weg“,murrte er und versuchte seitlich an Fanta vorbeizukommen.
„Nein das werde ich nicht.“
Sie stellte sich ihm erneut in den Weg.
„Was willst du von mir? Lass mich vorbei!“, sagte er laut.
„Erst nachdem du mir zugehört hast.“
„Wieso sollte ich? Wegen dir habe ich einen Freund verloren. Du bist an all dem schuld! Geh mir aus den Augen“, sagte er die unschönen Worte. Doch Fanta ließ sich nicht beirren und versuchte sich, zu erklären.
„Ja kann sein, vielleicht? Und wenn …, Clumsy war auch mein Freund. Mein Vater hat mir versprochen, dass es ihm gut gehen würde und wir ihn jeden Tag besuchen könnten.“
„Und?“, presste John die Lippen aufeinander.
„Mein Vater hat mich belogen. Und deshalb werden wir Clumsy aus dem Labor befreien“, atmete sie schwer.
„Dass ich nicht lache! Wie zum Teufel willst du das anstellen? Das ist unmöglich. Verstehst du? Unmöglich!“, erklärte er stark gestikulierend.
„Und jetzt geh mir verdammt nochmal aus dem Weg, bevor ich mich vergesse.“ Aufgebracht schob er Fanta zur Seite.
„John!“, rief sie ihm hinterher.
Er blieb stehen und drehte sich um.
„Und wenn wir es tatsächlich schaffen sollten?“, erklärte er mit erhobenem Zeigefinger. „Wo sollen wir Clumsy hinbringen? Wieder zu mir nach Hause, Hm?“, sagte er laut.
„Wir...
Erscheint lt. Verlag | 30.7.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | All Age • Dinosaurier • Fantastische Geschichte • Fantasy • Forest Calling |
ISBN-10 | 3-7597-0023-3 / 3759700233 |
ISBN-13 | 978-3-7597-0023-0 / 9783759700230 |
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