Das flüsternde Haus (eBook)

Roman

(Autor)

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2024
384 Seiten
Penhaligon Verlag
978-3-641-31602-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das flüsternde Haus - Christina Henry
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Eine mutige Frau in einer gruseligen Villa - aber sie ist nicht allein ... Der neue Roman der Horror-Fantasy-Queen Christina Henry!
Harry Adams liebt Horrorfilme, daher ist es kein Zufall, dass die junge Mutter den Job als Haushaltshilfe für den berühmten Filmregisseur Javier Castillo annimmt. Dessen gruselige Villa ist von oben bis unten mit furchterregenden Requisiten und Kostümen vollgestopft - und Javier legt höchsten Wert auf Diskretion. Doch dann hört Harry Geräusche hinter einer verschlossenen Tür. Geräusche, die wie eine menschliche Stimme klingen, die um Hilfe ruft ...

Düster, gruselig, einfach phantastisch - verpass nicht die anderen Bücher von Christina Henry wie »Die Dunklen Chroniken« oder »Böse Mädchen sterben nicht«.

Die Amerikanerin Christina Henry ist als Fantasy-Autorin bekannt für ihre finsteren Neuerzählungen von literarischen Klassikern wie »Alice im Wunderland«, »Peter Pan« oder »Die kleine Meerjungfrau«. Im deutschsprachigen Raum wurden diese unter dem Titel »Die Dunklen Chroniken« bekannt und gehören zu den erfolgreichsten Fantasy-Büchern der letzten Jahre. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin liebt Langstreckenläufe, Bücher sowie Samurai- und Zombiefilme. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Chicago.

Eins


Es war die schiere Größe des Hauses, die Harry vor allem beeindruckte. Natürlich hatte sie schon früher Häuser dieser Größe gesehen, in den einschlägigen Vierteln Chicagos, riesige Häuser, die aufgrund ihrer Ausmaße eigentlich in die Vorstadt gehört hätten. Dieses Stadthaus hingegen war keiner dieser gesichtslosen Kästen, wie man sie so häufig in den Vorstädten sah, diese überdimensionalen Behausungen derjenigen, die ihr Vermögen oder zumindest die Höhe ihrer Schulden zur Schau stellen wollten.

Es war definitiv nicht neu, kein Domizil für einen Ter­min-Broker oder Investmentbanker. Es hatte dieselbe graue Steinfassade wie das kleine Mietshaus, in dem Harry wohnte – eine fünfzehnminütige Busfahrt, wirtschaftlich gesehen jedoch eine halbe Welt entfernt –, aber es war doppelt so groß. Das Haus erstreckte sich über zwei Grund­stücke, und ein drittes daneben gehörte auch dazu, für ei­nen kleinen Garten. Als Bewohnerin einer Mietwohnung musste sie nicht oft über Grundsteuern nachdenken, aber allein die Tatsache, dass sich der Besitz über drei Grundstücke erstreckte, weckte übelkeiterregende Gedanken an mehrstellige Summen.

Das Gebäude verfügte über drei Etagen und ein Kellergeschoss. Im Erdgeschoss waren die Fenster sehr hoch, im ersten Stock etwas weniger und im Obergeschoss geradezu winzig, sodass das Gebäude, wenn man es von unten nach oben betrachtete, den Eindruck erweckte, als schlösse es langsam die Augen.

Abgesehen von den verschieden großen Fenstern wies es keine besonderen architektonischen Eigenheiten auf, außer zweien. An der nordöstlichen Ecke des Dachs ragte eine steinerne Skulptur hervor wie ein Wasserspeier von Notre Dame – ein gemeißelter Pferdekopf mit Hals. Die Lippen des Pferds waren zurückgezogen, die Augen wild gerollt. Um das Pferd loderten täuschend lebendig wirkende Flammen aus Stein auf. Wenn sie für alle Ewigkeit in lodernden Flammen gefangen wäre, dachte Harry oft, würde sie auch so eine Grimasse ziehen.

Das zweite bemerkenswerte Stilelement war der Bogen über der Haustür, in den ein Name eingemeißelt war: BRIGHT HORSES.

Das gesamte Grundstück wurde von einem drei Meter hohen schwarzen Eisenzaun geschützt. Das Tor, vor dem sie stand, und das Schiebetor zur Garage an der Rückseite des Hauses waren die einzigen Zugänge zum Grundstück.

Harry streckte die Hand nach der Gegensprechanlage aus, um sich anzumelden, hielt aber inne, als sie das Handy in ihrer Tasche pingen hörte. Sie zog es heraus und sah auf dem Display eine Nachricht von Gabe.

Hab meine Chemiehausaufgaben vergessen! Liegen auf meinem Tisch?, gefolgt von einem Emoji mit betenden Händen.

Bin schon auf der Arbeit, schrieb sie zurück und fügte das Emoji mit der Frau hinzu, die die Hände schulterzuckend hochhielt.

Sie arbeitete nur an drei Tagen pro Woche. An einem anderen Tag wäre sie vielleicht in den Bus gestiegen und hätte ihm seine Hausaufgaben noch gebracht. Vielleicht. Vielleicht musste er aber auch endlich mal lernen, dass es Konsequenzen hatte, wenn er nicht vorausschauend genug war, um die Aufgaben gleich am Abend in seine Tasche zu stecken. Andererseits wollte sie gern nachsichtig mit ihm sein, denn es war sein erstes Jahr am College und die erste Woche, in der die Schule nach der Pandemie wieder in Präsenz stattfand, wenn auch nur drei Tage pro Woche.

Doch sie war sogar für diese zwei freien Tage in der Woche dankbar, die ihr das verschaffte, denn ihr arbeitsloser Frühling (beurlaubt von ihrem Job als Kellnerin, in den sie nie wieder hatte zurückkehren können) in Verbindung mit der Beaufsichtigung des Fernunterrichts für einen Vierzehn-jährigen mit ADHS hatte bei beiden regelmäßig zu dra­matischen emotionalen Zusammenbrüchen geführt. Dass ­Gabes Lernen künftig wieder von qualifizierten Fachleuten überwacht wurde, war eine große Erleichterung für sie.

Harry beobachtete, wie sich die Antwortblasen auf ih­rem Display bewegten, bis Gabes Antwort auftauchte. Ein Emoji mit einem traurigen Gesicht, gefolgt von einem achselzuckenden Jungen.

Aus der Sprechanlage ertönte ein lautes Knistern, dann sagte ein tiefer Bariton: »Wollen Sie den ganzen Tag da stehen bleiben, oder möchten Sie vielleicht zum Arbeiten hereinkommen?«

Harry blickte zu der Kamera an der oberen Ecke des Zauns. Die vielen Kameras im und um das Haus herum bereiteten ihr immer ein mulmiges Gefühl, auch wenn sie die Notwendigkeit verstand. Nun, zumindest verstand sie die Notwendigkeit einiger davon. Nach Harrys Meinung waren es ein paar zu viel, aber das behielt sie sorgsam für sich.

»Sorry, Mr. Castillo«, sagte sie, und das Tor summte.

Harry stieß es auf und eilte den Weg hinauf zum Haus, als Javier Castillo die Haustür öffnete und sie beobachtete.

»Wir fangen heute im blauen Saal an«, sagte er, während sie die Treppe hinaufjoggte.

»Kein Problem«, sagte sie und blieb an der Tür stehen. Sie holte ihre Hausschuhe aus dem Rucksack – schlichte graue Frotteeslipper, die sie eigens für die Castillo-Residenz gekauft hatte und nur dort benutzte –, stellte sie im Eingangsbereich auf den Boden und streifte nacheinander ihre Turnschuhe ab, wobei sie mit jedem Fuß direkt in einen der Hausschuhe schlüpfte, ohne den Boden zu berühren.

Harry hob die Turnschuhe auf, trug sie ins Haus und stellte sie in das dafür vorgesehene Regal links neben der Tür. Kein Schmutz, keine Feuchtigkeit und keine Keime von außen durften den Boden in Bright Horses berühren.

Der Platz, an dem ihre Turnschuhe untergebracht waren, erinnerte an eine Kindergartengarderobe: unten ein Regal für die Schuhe, Haken für Taschen und Mäntel in der Mitte und darüber eine Ablage für Hüte oder andere Kleidungsstücke. Unter dem aufmerksamen Blick von Mr. Castillo zog Harry ihre schwarze Windjacke aus und hängte sie an den Haken, dann steckte sie ihr Handy in den Rucksack zurück. Im gesamten Haus herrschte striktes Handyverbot. Ein Verstoß gegen diese Regel war ein Grund für eine fristlose Kündigung, obwohl sie in ihrer Mittagspause nach draußen oder in die Küche gehen durfte, um Nachrichten abzurufen.

Mr. Castillo hielt ihr die Schachtel mit den Latexhandschuhen hin, die auf einem Beistelltisch hinter der Tür stand. Harry zog die Handschuhe an und wand sich innerlich ein wenig. Sie verabscheute das ziepende Gefühl, mit dem sich das Material an ihre Haut zu heften schien. Sobald sie die Handschuhe angezogen hatte, störten sie sie nicht mehr sonderlich, obwohl sie es genoss, sie am Ende des Arbeitstags auszuziehen und ihre Haut wieder atmen zu lassen.

Harry rückte ihre medizinische Maske zurecht – außer in der Küche, wenn sie aß oder trank, durfte sie die Maske im Haus niemals abnehmen, – sodass nur noch ihre blassblauen Augen und der Teil ihrer Stirn zu sehen war, der zum Vorschein kam, wenn sie ihr glattes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammenzog. Sie folgte Mr. Castillo durch den Flur und die Treppe hinauf in den ersten Stock.

Der Eingang des Hauses war bewusst neutral gehalten – der schlichte graue Teppich und die verblasste Tapete schrien geradezu: »Hier gibt es nichts zu sehen!« Doch sobald man die Halle im Erdgeschoss verließ und einen der Räume betrat, zeigte sich die wahre Natur des Gebäudes.

Es begann schon auf der Treppe, da, wo sie nach den ersten paar Stufen nach links abbog und vom Eingangsbereich nicht mehr einsehbar war. Dort hing ein großes gerahmtes Poster, auf dem eine üppige Blondine in einem roten Kleid abgebildet war. Um ihre rechte Schulter wand sich eine zähnefletschende Raubkatze, der Blut aus dem Maul troff, und daneben die Worte: »Sie war geschlagen mit dem Fluch derer, die bei Nacht schleichen, buhlen und töten.« Über ihrem Kopf schwebten die Worte CAT ­PEOPLE über einer Uhr, deren Zeiger Mitternacht anzeigten.

Harry musste immer über dieses Plakat lächeln, denn es war einer ihrer Lieblingsfilme, obwohl Mr. Castillo sich beeilt hatte, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Replik und nicht um den Originaldruck handelte. Die meisten Plakate, die die Wände entlang der Treppe säumten, waren Kopien, aber es gab auch ein paar Originale – alle vier britischen Plakate von Hammers Frankensteins Fluch, das grellrote Kinoplakat für den französischen Film Augen ohne Gesicht, ein US-amerikanisches Foyer-Plakat für American Werewolf.

Sie kamen nur langsam die Treppe hinauf, da Mr. Castillo wie immer auf halber Höhe außer Atem geriet und stehen bleiben musste. Harry sagte nie etwas dazu und bot auch keine Hilfe an. Beim ersten Mal hatte sie diesen Fehler gemacht und gesagt, sie wolle ihm ein Glas Wasser holen.

»Mir geht es gut«, hatte Mr. Castillo sie angeschnauzt. »Ich bin nur zu fett.«

Harry führte seine Atemlosigkeit auf einen Mangel an regelmäßiger Bewegung zurück und nicht auf sein Gewicht – sie kannte einige dicke Menschen, die ohne Schwierigkeiten Treppen hochkamen, weil sie regelmäßig laufen gingen oder Krafttraining machten, und viele dünne Menschen, die schon nach einem halben Block zu Fuß ermüdeten. Aber das hatte sie nicht gesagt.

Sie hatte nichts Unnötiges oder auch nur annähernd Persönliches gesagt, weil es ihr erster Tag gewesen war. Sie war dankbar dafür, wieder Arbeit zu haben, und wollte auf keinen Fall ihre neue Einkommensquelle aufs Spiel setzen.

Selbst jetzt, mehr als einen...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2024
Übersetzer Sigrun Zühlke
Sprache deutsch
Original-Titel The House that Horror Built
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2024 • Bestseller • Böse Mädchen sterben nicht • craig russell • der geisterbaum • der knochenwald • devil's playground • Die Chroniken von Alice • Die Dunklen Chroniken • eBooks • Fantasy • fantasy neuerscheinung 2024 • Gothic • Horror • Horrorfilm • horror neuerscheinung 2024 • horrortok • Neuerscheinung • silberne geister • silvia moreno • spiegel bestseller • the house that horror built
ISBN-10 3-641-31602-2 / 3641316022
ISBN-13 978-3-641-31602-0 / 9783641316020
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