Die Duellantin. Kein Herz ist unbesiegbar (eBook)
448 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-65937-3 (ISBN)
Regina Meissner wurde 1993 in Hessen geboren und hat sich einen Namen als Fantasy-Autorin gemacht. Sie ist mit Romanen von Jane Austen ('Stolz und Vorurteil') und Charlotte Brontë ('Jane Eyre') aufgewachsen und hat so ihre Liebe zur Literatur entdeckt. Auch die Faszination für das Fechten begleitet sie seit vielen Jahren. Mit 'Die Duellantin' hat sie sich nun einen Herzenswunsch erfüllt: einen New Adult Roman zu schreiben - im Setting des 19. Jahrhunderts über eine junge Frau, die sich über die Konventionen ihrer Epoche hinwegsetzt und ihrer großen Leidenschaft folgt. Ihre Begeisterung für Büchern teilt Regina auf Instagram und TikTok unter: regina_meissner_author.
Regina Meissner wurde 1993 in Hessen geboren und hat sich einen Namen als Fantasy-Autorin gemacht. Sie ist mit Romanen von Jane Austen ("Stolz und Vorurteil") und Charlotte Brontë ("Jane Eyre") aufgewachsen und hat so ihre Liebe zur Literatur entdeckt. Auch die Faszination für das Fechten begleitet sie seit vielen Jahren. Mit "Die Duellantin" hat sie sich nun einen Herzenswunsch erfüllt: einen New Adult Roman zu schreiben - im Setting des 19. Jahrhunderts über eine junge Frau, die sich über die Konventionen ihrer Epoche hinwegsetzt und ihrer großen Leidenschaft folgt. Ihre Begeisterung für Büchern teilt Regina auf Instagram und TikTok unter: regina_meissner_author.
Kapitel 1
Mailand, März 1850
Irgendwann fand ein jeder Mensch etwas, bei dem er sich lebendig fühlte. Bei dem er wusste, dass er am richtigen Ort zur richtigen Zeit war und sich alles irgendwie fügte.
Für mich war es der Moment, in dem ich meinen Degen aus der Scheide zog, die Finger um den Griff schlang und den Blick auf meinen Gegner richtete.
Matteo näherte sich mir mit schnellen Schritten, seine Klinge blitzte in der Sonne, ehe sie mit einem klirrenden Geräusch auf meine traf. Ich wich nach hinten aus und konterte mit einem Hieb, der Matteos Brust nur knapp verfehlte. Durch die feinmaschige Maske, die er trug, konnte ich seine Augen lediglich erahnen. Dennoch wusste ich genau, wie er in diesem Moment aussah: seine karamellfarbenen Augen zu Schlitzen verengt, die vor Anspannung pochende Ader auf seiner Stirn, seine Miene hoch konzentriert.
Mein Herz begann schneller zu schlagen, ein warmes Gefühl tobte durch meinen Körper, als ich zum nächsten Angriff ansetzte. Wie von selbst legten sich meine Lippen in ein Lächeln. Mit einem scharfen Zischen durchschnitt mein Degen die Luft. Matteo parierte, indem er seine Waffe hob und die Klingen aufeinandertrafen.
Vielleicht war das mein Lieblingsgeräusch.
Zügig kämpfte ich mich voran, trieb Matteo immer näher gegen die Häuserwand und ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Geschickt umrundete er einen der Blumenkübel, in dem die ersten Tulpen des Jahres blühten.
Meine Lippen waren fest aufeinandergepresst. Die Sonne schien erbarmungslos auf uns herab, es war ein ungewöhnlich warmer Frühlingstag. Auf meinem Rücken sammelten sich bereits Schweißtropfen.
Mehrmals berührten sich unsere Klingen, ohne dass einer einen Treffer landete. Kurz bevor Matteo gegen die Steinwand prallte, vollführte er eine geschickte Drehung nach links und schnellte auf mich zu. Im letzten Moment gelang es mir, seinen Angriff abzuwehren und seine Klinge nach unten rechts abzulenken. Matteos Atem ging schwer, als er zu einem kräftigen Stoß ansetzte. Unsere Degen trafen sich in der Luft, Stahl prallte auf Stahl. Meine Hand schloss sich fester um den Griff, während ich mein Gewicht gleichmäßig auf beide Beine verteilte. Die Welt um mich herum verschwand, es gab nur noch mich und ihn, nur noch uns beide, diesen Kampf und …
»Signorina Elena!«
Ich erstarrte in der Bewegung, den Degen noch erhoben – und sah, wie Matteo seine Waffe sinken ließ und sich die Maske vom Kopf zog. Sein Haar, so schwarz wie Pech, war durcheinandergeraten und an den Spitzen leicht zerzaust. Eine sanfte Röte stand auf seinen Wangen.
Der Hinterhof, in dem wir uns duellierten, war ein runder, offener Platz, der nur hier und da von einer Terrakottavase oder einer Sitzbank durchbrochen wurde. Auf dem Steinboden unter uns reflektierte sich die Sonne.
»Signorina Elena!«, erklang es erneut, was mich genervt aufseufzen ließ.
»Wir sehen uns morgen«, sagte Matteo mit einem Lächeln auf den Lippen und zwinkerte mir verschmitzt zu.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich, auch wenn er das unter meinem Gesichtsschutz gar nicht hören konnte. Und das tat es. Weil es nicht das erste Mal war, dass uns jemand unterbrach. Nicht das erste Mal, dass ich aufhören musste, das zu tun, das ich so sehr liebte.
Matteo verstaute seinen Degen in einem ledernen Futteral. Seufzend reichte ich ihm auch meine Waffe und drehte mich zu Rosalia, unserem Dienstmädchen, um. Ein missmutiger Zug lag um ihren Mund, der die Falten unter ihren Augen verstärkte. Gleichzeitig entdeckte ich Besorgnis in ihrem Blick.
»Signorina Elena, Ihre Tante hat schon überall nach Ihnen suchen lassen.«
Mit einem Ruck riss ich mir die Maske vom Kopf – und Rosalia die Augen auf. Mit den ungekämmten Haaren, die ich vor dem Kampf nicht einmal zusammengebunden hatte, musste ich ein erbärmliches Bild abgeben.
»Was hast du mit deinen Haaren angestellt?« Vor Schreck wechselte sie ins informelle Du, was sie sonst nur tat, wenn wir unter uns waren. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Wie sollen wir die ganzen Knoten aus deinen Locken bekommen? Die Zeit drängt, beeil dich!«
»Es tut mir aufrichtig leid, ich habe die Zeit vergessen.«
Ich warf Matteo einen schnellen Blick zu, woraufhin dieser meine Maske an sich nahm und sich mit einem Nicken verabschiedete. Als er um die Häuserecke verschwunden war, ergriff Rosalia meinen Arm. »Du musst dich beeilen. Livia ist bereits fertig und wartet im Salon.«
In ihrem Blick lag eine Dringlichkeit, die mich an etwas erinnerte. An ein Ereignis, das ich erfolgreich verdrängt hatte und welches sich jetzt mit Pauken und Trompeten in mein Bewusstsein drängte: der Ball im Palazzo dei Venti.
»Die Kutsche holt euch in weniger als einer Stunde ab, und du bist noch nicht einmal angekleidet.« Rosalia kam noch ein Stück auf mich zu. »Deine Tante stellt große Erwartungen an diesen Abend«, erinnerte sie mich. Sie klang streng, ein Charakterzug, den ich in den letzten Jahren immer öfter an ihr wahrgenommen hatte.
Um keine Zeit zu verlieren, ließ ich mich von ihr über den Hinterhof führen. Hier hielt sich für gewöhnlich niemand auf, weswegen es mein liebster Platz war, um fechtend gegen Matteo anzutreten. Ich ging die drei Stufen hinauf, bis ich über den Dienstboteneingang in unsere Villa gelangte. Tante Paola gefiel es nicht, wenn ich mich von hinten ins Haus schlich, aber was sie nicht wusste, hatte sie nicht zu kümmern.
Die altbekannte Note aus Duftwasser und frisch geschnittenen Blumen schlug mir entgegen und wurde stärker, als ich mich ein Stockwerk höher im Eingangsbereich wiederfand. Ein roter Teppich dämpfte meine Schritte. Ungehindert schien die Sonne durch die goldumrahmten Fenster und ließ den Raum, der weitflächig und rund geschnitten war, erstrahlen. Für einen Moment dankte ich Maria, der Muttergottes, dafür, dass die dunklen Tage vorüber waren und der Frühling Einzug gehalten hatte. Auf der Fensterbank standen Töpfe mit Magnolien und Narzissen, Boten einer Jahreszeit, die gerade erst begonnen hatte.
»Da bist du ja endlich!« Tante Paola wartete auf der obersten Treppenstufe im ersten Stock, die Arme missmutig vor der Brust verschränkt. Ihr rechter Fuß tippte energisch auf den Boden, und ich musste nicht eins und eins zusammenzählen, um zu verstehen, dass ich ihre Geduld überstrapaziert hatte. Ein Anflug schlechten Gewissens überkam mich. Eilig nahm ich zwei Stufen auf einmal, doch als ich bei ihr angekommen war, drängte sie mich gegen die Wand, an der das Gemälde einer Alpenlandschaft hing. »Was hast du schon wieder getrieben? Enrico holt uns gleich ab, und du siehst aus, als wärst du in einen Straßenkampf geraten.«
Peinlich berührt blickte ich auf meinen grauen einfachen Rock, der eine Wäsche dringend nötig hatte. Auch meine Stiefel strotzten vor Schmutz, doch ich hatte keinen Anlass gesehen, sie zu putzen. Obwohl Tante Paola mich mehrfach ermahnt hatte und wir dieses Gespräch nicht zum ersten Mal führten, schaffte ich es einfach nicht, mich um meine Kleidung zu kümmern. Sie erfüllte für mich allenfalls einen praktischen, nicht aber einen ästhetischen Zweck. Ich mochte alles, was angenehm und leicht zu tragen war – und mein Fechtkostüm, denn das war die einzige Art von Kleidung, in der ich mich wie ich selbst fühlte.
»Rosalia? Sorgen Sie dafür, dass meine Nichte vorzeigbar ist.« Tante Paolas Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst. »Dieser Abend ist für uns alle, vor allem aber für dich, Elena, von entscheidender Bedeutung.«
Rosalia, die noch am Fuß der Treppe neben der Eingangsbank stand, nickte dienstbeflissen, kam zu uns nach oben und führte mich in eines unserer Ankleidezimmer, das sich am Ende des Gangs befand. In dem Raum roch es immer etwas stickig, was nicht zuletzt auf das viel zu kleine Fenster zurückzuführen war.
Rosalia schloss die Tür geräuschvoll hinter mir. »Gefällt es dir?«, fragte sie, als wir uns allein wähnten. Sie machte eine ausholende Handbewegung, die die Hälfte des Zimmers, vor allem aber die Schneiderpuppe mit einschloss, die vor dem wuchtigen Kleiderschrank stand.
Mir klappte die Kinnlade herunter. Nicht etwa, weil das dunkelgrüne Kleid mir nicht zusagte, sondern weil es das prächtigste Gewand darstellte, das mir je unter die Augen gekommen war.
»Deine Tante hat es nach deinen Vorlieben anfertigen lassen. Das Dunkelgrün harmoniert wunderschön mit deinem braunen Haar. Du wirst bezaubernd darin aussehen.« Rosalia machte einen Schritt auf die Schneiderpuppe zu. »Dazu trägst du die Perlenkette, die du zum Geburtstag bekommen hast.«
Ungeduldig winkte sie mich zu sich heran, weil ich immer noch wie angewurzelt neben der Kommode stand.
Das hier war nicht nur ein Kleid. Es war ein Zeichen, ein Versprechen – vielleicht auch eine Drohung. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, Wut stieg in mir auf, weil ich in eine Rolle gesteckt wurde, die ich nicht fühlte. Ich wusste, wie viel Tante Paola sich von diesem Abend erhoffte – und welcher Druck deswegen auf mir lastete.
»Wirf mal einen Blick auf den Rock. Er besteht aus neun Schichten Seide und Tüll. Genauso wird es derzeit in Paris getragen.«
Endlich schaffte ich es, mich dem Kleid zu nähern. Es bestand kein Zweifel daran, dass es wunderschön war. Und dennoch breitete sich ein Engegefühl in meiner Kehle aus, als ich mit den Fingern über das mit Strasssteinchen verzierte Mieder fuhr. Ich hatte schon früher Tanzveranstaltungen besucht, allerdings in deutlich schlichteren Kleidern. Um keinen Ball hatte Tante Paola so einen Wirbel gemacht wie um den bevorstehenden im Palazzo dei...
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Adlige Liebesgeschichte • bridgerton ähnliche bücher • dana schwartz ähnliche bücher • dark secret • eine sehr gute Partie • Emanzipierte Heldin • enemies to lovers • Familientradition • Fechten • Fechtmeister • female gaze • Frauenemanzipation • Historical Romance • Historical Romance deutsch • Historical romance meets New Adult • Historische Liebesromane • historische liebesromane 19 jahrhundert • historische liebesromane italien • Illegale Fechtturniere • Italien • jane austen ähnliche bücher • Kein Herz ist unbesiegbar • knaurromance • Knaur Romance • Leidenschaft und Verrat • Liebe gegen Konventionen • Liebesroman • liebesromane adel • liebesromane mit starken frauen • Liebesromane Sport • matchmaking • mysteriöser Fremder • New Adult • new adults bücher • new adults historische romane • new romance bücher • opposites attract • romantische historische Romane • Selbstfindung in gesellschaftlichen Zwängen • Self-Empowerment • Slow Burn • spannende liebesromane • sports romance bücher • Standesgemäße Hochzeit • tödliche Kämpfe • Verbotene Anziehung |
ISBN-10 | 3-426-65937-9 / 3426659379 |
ISBN-13 | 978-3-426-65937-3 / 9783426659373 |
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