Hasenpfefferschwindel (eBook)

Provinzkrimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
351 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-5999-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hasenpfefferschwindel - Mila Kuhn
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Spätsommer, Erntezeit im Rheinland: Ein junger Landwirt wird gewaltsam aus seinem Traktor gezerrt. Kurze Zeit später findet man seine Leiche am sogenannten Siebenschuss, einer alten Landmarke mit Hasenrelief - versehen mit einer Ohrmarke für Schweine. Kommissarin Melly Papen wendet sich an Mombert Gryn von Frenz, seines Zeichens Landwirtschaftskontrolleur: Kann er vielleicht herausfinden, woher die Marke stammt?

Melly, Mombert und Dorfpolizist Heinz Heckenbusch ermitteln wieder mal gemeinsam: Das Opfer hatte offenbar nicht nur Geldprobleme, sondern auch eine Affäre mit der Geliebten seines besten Freundes. Und dann gibt es da noch eine unheimliche alte Wahrsagerin, die sich Runhilda nennt ...

Spannend, liebenswert-skurril, lustig - der dritte Fall für den ermittelnden Graf Mombert aus dem Rheinland.

Alle Fälle in der richtigen Reihenfolge:

1. Reibekuchenmord

2. Sauerbratentod

3. Hasenpfefferschwindel

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.





<p><strong>Mila Kuhn,</strong> Jahrgang 1966, ist in Ippendorf bei Bonn am Rande des Kottenforsts aufgewachsen. Dieser tiefe Wald, seine Geheimnisse und Wahrzeichen, um die sich zahlreiche Legenden ragen, haben sie früh geprägt. Heute lebt die Lektorin und zweifache Mutter mit Mann (und sechs Hühnern) im Bergischen Land. Ihr Heimweh bekämpft die bekennende Rheinländerin mit ihrem ersten Regionalkrimi um den Ermittler Graf Mombert, der sich so gar nicht gräflich verhalten will und damit gern mal bei seiner Familie aneckt.</p>

Präriehund


»Wo steckt er denn?«, frage ich Vorarbeiter Florim Dobrev.

Der rumänische Erntehelfer deutet mit dem Kinn in Richtung Haupthaus und knurrt: »Drinnen. Er wieder will auswandern. Nach Texas.« Der hagere Mann zuckt die Achseln und grinst schief. Dann zeigt er mit dem Daumen hinter sich auf das Feld, wo ein Traktor mit Anhänger wartet. »Ich muss los. Pause vorbei.«

Er wirft die aufgerauchte Kippe weg, die zwischen seinen Zähnen geklemmt hat. Dann folgt er einer Gruppe von Frauen und Männern in Arbeitskleidung, die über den Acker stapfen, um sich die nächste Reihe mit Kohlköpfen vorzunehmen.

Am liebsten würde ich auf dem Absatz kehrtmachen. Wenn Landwirt Matzerath nach Texas will, verspricht die Betriebskontrolle wieder mal besonders erbaulich zu werden. Seufzend schelle ich an der Haustür.

Kai Matzerath sieht mich aus geröteten Augen unter einem Cowboyhut hervor an. »Ach nee! Der Herr Graf von Grütz-Franz«, nuschelt er mit schwerer Zunge. Er hätte meinen Namen vermutlich auch nüchtern falsch ausgesprochen. So wie neunzig Prozent der Leute, die mit meinem Familiennamen Gryn von Frenz überfordert sind. Was man übrigens verstehen kann. Mir selbst geht das auch so. Und ich lebe schon bald vier Jahrzehnte damit. Von meinem Vornamen Mombert will ich gar nicht erst reden.

»Guten Morgen, Herr Matzerath.« Ich versuche, flach zu atmen, weil eine beißende Whiskyfahne zu mir herüberweht. »Ich möchte heute die Nachprüfung machen. Bei Ihrer Dokumentation gab’s beim letzten Mal Mängel. Sie wissen es sicher noch.«

»Und Sie wissen sicher, dat der ganze Papierscheiß nix als Schikane ist. Es wird immer schlimmer, verdamp noch emol! Ich muss jeden Schritt aufschreiben, den ich mache«, lallt er erbost. »Sogar die Fahrspur vom Trecker aufm Feld wird aufgezeichnet. Bekloppt! Bald muss ich noch notieren, wann ich aufs Klo geh und wat ich da …«

»Herr Matzerath!«, bremse ich ihn. »Könnten wir vielleicht einfach anfangen?« Dabei muss ich zugeben, er hat gar nicht so unrecht. Es gibt eigentlich keinen Handgriff mehr, den ein Landwirt nicht festhalten muss. »Heute bräuchte ich Ihre Aufzeichnungen zu den Betriebsmitteln«, sage ich. »Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel, Sie wissen schon. Da gab’s letztens Defizite.«

»Defizite!«, äfft er mich nach. Dann schiebt er sich den Hut nach hinten. »Schon gut, Sie kriegen, wat ich dahabe. Ob’s reicht, ist mir egal. Ich bin eh bald weg.« Jetzt sieht er mich triumphierend an. »Ich kauf mir nämlich ’ne Farm. In Texas. Da kann ein Bauer noch Bauer sein. Dort wissen sie noch, was Freiheit ist.« Sein Blick geht an mir vorbei in die Ferne. Statt seiner Kohlfelder sieht er offenbar endlose Prärien vor sich, am Horizont begrenzt von blauen Bergen. Seine Augen glänzen.

Ich wünsche es mir auch so sehr. Dass er nach Texas geht, meine ich. Aber der Traum wird sich kaum erfüllen, denn von Amerika schwadroniert der Landwirt schon, seit ich vor sechs Jahren das erste Mal hier war.

Drei Stunden und ein paar neu entdeckte Lücken in seiner Dokumentation später rolle ich in meinem Passat Kombi erschöpft vom Hof.

Es ist inzwischen Mittag, und ich brauche dringend etwas, das mich aufrichtet. Ich werde zur »Sitzenden Wildsau« fahren, meinem Lieblingslokal. Es ist in einem ehemaligen kleinen Bahnhof am Rande des Kottenforsts untergebracht. Hier gibt’s die besten rheinischen Gerichte. Schlechte Laune hat gegen diese Hochgenüsse nicht den Hauch einer Chance. Ich überlege, ob es wohl heute Endiviengemenge mit Flönz, also Endiviensalat mit knusprigen Speckwürfeln und gerösteter Blutwurst gibt. Das hatte ich lange nicht. Ich merke, wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft.

Kurz bevor ich auf die Bundesstraße Richtung Kottenforst abbiegen will, klingelt mein Handy. Ich drücke den kleinen Schalter an meinem In-Ear und melde mich.

»Grüß dich, Mo, ich bin’s, Melly!«

Ich bin überrascht. »Melly, du? Das ist aber schön! Wie geht’s dir?«

»Mir geht es gut. Und wie geht es dir?«, sagt sie betont förmlich. Dann kichert sie. »Ach, prima geht’s mir. Du, ich hätte da was, wobei ich deine Hilfe brauche. Es geht um Ohrmarken.«

Ich frage mich, was der Job einer Kriminaloberkommissarin mit Viehhaltung zu tun hat.

»Ohrmarken?«, echoe ich. »Du meinst, für Tiere?«

»Ach, es gibt noch andere?«, fragt sie spöttisch. Dann wird sie ernst. »Ich kann das schlecht am Telefon erklären. Können wir uns kurz sehen?«

»Ich bin gerade unterwegs zu Jupps Lokal. Wenn du noch nicht Mittag gemacht hast, komm doch auch dahin.«

»Hm, nix gegen den Jupp, aber lass uns diesmal ins ›Wurzelzwerg‹ in Bonn gehen. Zu dem Veganer.«

Ein veganer Wurzelzwerg? Hektisch suche ich nach einer Ausrede, doch mir fällt auf die Schnelle keine ein. Verflixt. Andererseits bin ich so oft in der »Sitzenden Wildsau«, dass ein bisschen Abwechslung ehrlicherweise nicht schaden würde. Und gesund ist es schließlich auch, das Pflanzenzeug. Unwillkürlich sehe ich auf meinen Bauchansatz runter.

»Okay«, seufze ich schicksalsergeben.

»Prima, dann bis gleich.« Melly klickt sich weg.

Während ich an der Kreuzung bedauernd in Richtung Grünfutter abbiege, statt in Richtung Speckwürfel, ist mir noch aus einem anderen Grund unbehaglich. Wenn Mariella Papen, die lieber Melly genannt wird, sich mit mir treffen will, dann geht es meist um einen neuen Fall. Doch nachdem mich meine Einmischung in polizeiliche Ermittlungen schon zweimal fast umgebracht hätte, kann mich das definitiv nicht mehr locken. Vielleicht braucht Melly ja auch bloß irgendeine Info von mir. Einigermaßen beruhigt beschleunige ich den Wagen.

Dreißig Minuten später sehe ich die junge Kriminalistin über einen Berg aus Taboulé, Quinoa und anderen fremdartigen Substanzen hinweg an. Wir sitzen an einem Zweiertisch. Ich und ein junger Mann mit Rastalocken am Nebentisch sind die einzigen Männer in dem Lokal.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass Melly auch Heinz Heckenbusch herbitten würde. Heinz ist Polizeiobermeister, und wir haben bei unseren letzten Fällen mit ihm zusammen ermittelt. Auch er ist längst ein Freund. Es ist zwar schade, dass Heinz nicht da ist, doch ich werte das als gutes Zeichen. Vermutlich will mich Melly wirklich nur kurz was fragen.

Mitten in meine Gedanken hinein stöhnt sie begeistert auf, nachdem sie den ersten Bissen von einem kleinen Blätterteig-Quadrat mit Spinat und Ziegenkäse genommen hat. »Woah, das war genau das, was ich jetzt brauchte.«

Mir geht das nicht ganz so. Misstrauisch sehe ich auf das krümelige Getreide auf meinem Teller. Und auf den Porzellanbecher mit Labbertee, den ich statt eines Malzbiers vor mir stehen habe. »Hier gibt’s keine zuckerhaltigen Getränke. Du kannst Matetee haben«, hatte mir die Bedienung erklärt und mich dabei abschätzig gemustert.

Ich nehme vorsichtig etwas von dem grießähnlichen Bulgur auf die Gabel und bin von dem frischen Geschmack nach Zitrone und Kräutern angenehm überrascht.

Die blonde Kommissarin beobachtet mich unter ihrem Pony hinweg. »Sag ich doch! Ist gut, ne?« Sie grinst.

»Gar nicht so übel«, gebe ich kauend zu. »Aber jetzt sag mal: Was ist das für eine Sache mit den Ohrmarken, die du am Telefon erwähnt hast?«

Sie legt die Gabel ab, verschränkt die Finger und sieht geistesabwesend aus dem Fenster. Dann schaut sie mich an. »Also, wenn’s nicht so makaber wäre, wär’s fast originell«, beginnt sie zögernd.

Ich sehe sie fragend an.

»Wir haben einen Ermordeten. Mit einer Ohrmarke.«

»Wie. Wirklich am Ohr? Also richtig dort festgemacht?«, stammle ich.

»Ja. Fachmännisch reingeknipst. Mit allem Drum und Dran. Gelb und mit Zahlen drauf.«

Ich schlucke trocken und lege die volle Gabel, die ich gerade zum Mund führen wollte, auf den Teller.

»Ich muss wissen, von wo die Marke stammt. Vermutlich führt sie uns auf direktem Wege zum Mörder.«

»Hm, für Tierhaltung sind wir vom Landwirtschaftsamt nicht zuständig, das ist das Veterinäramt.«

»Schon«, gibt sie zu. Dann sieht sie mich mit einem Blick an, der offenbar tiefstes Vertrauen ausdrücken soll. »Aber du hast da doch sicher auch deine Möglichkeiten.«

»Na ja«, sage ich zögerlich. »Auch wir haben Zugriff aufs HIT.«

»Und das ist was?«

»Das ›Herkunftssicherungs- und Informationssystem Tiere‹. Dort sind alle Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe registriert, mitsamt ihren Ohrmarken-Nummern.«

»Ah, das gläserne Tier sozusagen. Perfekt! Kannst du da mal für mich nachgucken? Schau mal, hier kannst du die Marke sehen.« Sie tippt auf ihrem Handy herum, dann hält sie mir das Display entgegen. Auf dem Bildschirm ist die Seite eines Männerkopfs zu sehen, und an dessen Ohr hängt eine ziemlich große gelbe Marke, wie man sie für Schweine verwendet. Wo der Plastik-Pin mit der kleinen Metallspitze durch die Ohrmuschel gestochen wurde, ist etwas Schwarzes. Getrocknetes Blut.

Mir wird dezent schlecht. Welcher Irre macht denn so was?

»Ja. So etwas hab ich bisher auch noch nicht gesehen«, sagt die junge Oberkommissarin nachdenklich, als hätte sie meine Gedanken gehört. Fasziniert schaut sie sich das Foto nun selbst noch mal an. »Ich bin so was von gespannt, wie sich das mit der Marke klären wird.« Aus ihren Augen sprüht die pure Neugier, und mir wird wieder mal klar, dass sie genau den richtigen Beruf ergriffen hat.

»Wo habt ihr ihn denn gefunden?«, frage ich. »Es ist doch ein Mann, oder?«

»Jep. Nicht wir haben ihn gefunden, sondern eine Joggerin. Ganz früh heute Morgen.« Melly wischt wieder auf ihrem Smartphone herum und hält es mir erneut hin. Die Leiche ist nun im...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2024
Reihe/Serie Mombert ermittelt im Rheinland
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bauer Krimi • Bonn • Filz • Klüngel • Kottenforst • Krimi Bonn • Krimis • Landwirtschaft • Meckenheim • Regionalkrimi • Umwelt Krimi
ISBN-10 3-7517-5999-9 / 3751759999
ISBN-13 978-3-7517-5999-1 / 9783751759991
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