Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz (eBook)
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46849-4 (ISBN)
Beril Kehribar, geboren 1991, lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen zwei Katzen in einem alten Haus im Grünen - mit eigener kleiner Bibliothek. Sie hat einen Hang zu allem, was düster ist, und erschafft am liebsten ebenso dunkelschattierte Charaktere und geheimnisumwobene Welten. Das Schreiben war für sie schon immer eine Zuflucht und 2021 ist es ihr gelungen, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. Das sogar mehr als erfolgreich: Ihr Debüt Schattenthron eroberte mit beiden Bänden wiederholt die SPIEGEL-Bestsellerlisten und begeistert bis heute tausende von treuen Leserinnen und Lesern. Auf Instagram (@beril.kehribar) teilt die Autorin regelmäßig Neuigkeiten aus ihrem Lese- und Schreiballtag, aber auch aus ihrem Privatleben.
Beril Kehribar, geboren 1991, lebt mit ihrem Mann und den gemeinsamen zwei Katzen in einem alten Haus im Grünen - mit eigener kleiner Bibliothek. Sie hat einen Hang zu allem, was düster ist, und erschafft am liebsten ebenso dunkelschattierte Charaktere und geheimnisumwobene Welten. Das Schreiben war für sie schon immer eine Zuflucht und 2021 ist es ihr gelungen, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. Das sogar mehr als erfolgreich: Ihr Debüt Schattenthron eroberte mit beiden Bänden wiederholt die SPIEGEL-Bestsellerlisten und begeistert bis heute tausende von treuen Leserinnen und Lesern. Auf Instagram (@beril.kehribar) teilt die Autorin regelmäßig Neuigkeiten aus ihrem Lese- und Schreiballtag, aber auch aus ihrem Privatleben.
Zuvor
Aubervilliers bei Rivière in der République Adrasteau
Kapitel 1
Und wenn du einmal groß bist, wirst du Ärztin, nicht wahr, Zoé? Dann machst du mich wieder gesund.«
Ich hielt in meiner Bewegung inne. Wie jeden Abend saßen wir zu zweit im Wohnzimmer, und ich kämmte meiner Mutter das Haar, bevor ich sie zu Bett brachte. Zwischen den abgetragenen Vorhängen fiel silbernes Mondlicht in den kleinen Raum und malte unsere Schatten an die Wand. Ich seufzte leise.
»Ja, Maman.«
Es war gleich, wie oft ich sie daran erinnerte, dass ich bereits einundzwanzig Jahre alt war und dass aus mir niemals mehr eine Ärztin werden würde. Dass wir nicht das nötige Geld dafür hatten, um mich auf eine Universität zu schicken. Dass ich noch nicht einmal eine nennenswerte Schulbildung vorweisen konnte, weil ich schon als Kind für unseren Lebensunterhalt hatte aufkommen müssen.
Ja, früher, als ich noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatten wir mal davon geträumt. Ich hatte Ärztin werden und ihre Krankheiten heilen wollen. Aber heute fühlte sich diese Erinnerung an wie aus einem völlig anderen Leben. Dieses Mädchen war ich nicht mehr. Aber für meine Mutter würde ich es immer bleiben. Sie war auf ewig in der Vergangenheit gefangen.
»Das ist wunderbar.« Sie klang erleichtert, vielleicht sogar ein wenig stolz. »Du bist so ein artiges, braves Kind.«
Ich krallte eine Hand in das Polster des Sessels, und für einen Moment war es still zwischen uns. Mein Blick glitt zu der Kommode unter dem Fenster, auf dem ein eingerahmtes Bild stand, das ich vor siebzehn Jahren gemalt hatte. Es zeigte mich und Maman und wie ich ihr selbst gepflückte Rosen aus unserem geliebten Garten schenkte. Man benötigte vielleicht ein wenig Fantasie, um das zu erkennen, dennoch bedeutete das Bild mir viel. Es war zu einer Zeit entstanden, in der es meiner Mutter noch gut ging.
»Aber wer passt auf mich auf, wenn du weg bist, Zoé? Du musst an die Universität im Zentrum von Rivière, damit du Ärztin wirst.«
Ich hörte das Zittern in ihrer Stimme, und es versetzte meinem Herzen einen Riss. Irgendwann hatte ich damit aufgehört, die Kratzer und Hiebe zu zählen, die es über die letzten Jahre bereits hatte erdulden müssen. Irgendwann hatte ich Mauern darum errichtet, und es hatte aufgehört, wehzutun. Vermutlich war es nicht sonderlich zuträglich, den Schmerz nicht an mich heranzulassen, aber ich wusste, dass mich nur diese Taubheit davor bewahren konnte, endgültig auseinanderzubrechen.
»Ich gehe nicht weg, Maman. Ich passe auf dich auf. Ich werde immer auf dich aufpassen.« Auch wenn die Worte nur geflüstert über meine Lippen kamen, waren sie ein Versprechen, an das ich mich halten würde.
»Das ist gut. Danke, mein Kind. Mein einziges Kind.« Bevor ich reagieren konnte, drehte sie sich zu mir um, und ich blickte in ihre blassblauen Augen, die wie immer durch mich hindurchsahen. Sie wirkten viel zu alt, viel zu traurig für das junge Gesicht, erzählten von all den Ungerechtigkeiten, die meiner Mutter ihr Leben lang widerfahren waren. Sie hatte alles ertragen. Und wofür? Anstatt ihre schreckliche Vergangenheit endlich vergessen zu können, war es ihr aufgrund dieser elendigen Krankheit nicht mehr möglich, neue Erinnerungen zu schaffen. Sie würde ihren Albträumen nie entkommen.
»Du bist mein Leben, das weißt du, oder, Zoé?«
Ich spürte, wie die Schuldgefühle von innen an meinen Mauern kratzten. Wenn sie wüsste, was ich tat, während sie schlief, würde sie diese Worte niemals sagen.
Sosehr ich mein viel zu weiches Herz vor anderen versteckt hielt – manchmal vergaß ich, dass ich es auch vor mir selbst schützen musste.
»Ich weiß, Maman.« Ich löste meine Hand aus dem Sesselpolster und strich ihr über die glatte Wange. »Und du bist meines.«
Sie nickte und wandte sich zurück zum Kamin, in dem ein knisterndes Feuer prasselte und vergeblich versuchte, den Winter fernzuhalten. »Und bald kannst du mich heilen. Du wirst doch Ärztin, Zoé, nicht wahr?«
Meine Schultern verkrampften, mein nächster Atemzug ging mühsam, und ich kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an.
»Ja, Maman.«
Die Nacht war kalt und unerbittlich. Ich schlang mir den Mantel enger um meinen zitternden Leib, während ich der Rue de Lorraine bis runter ins Trou folgte. Jenes Viertel Rivières, das man lediglich Loch nannte. Freudenhäuser, Spielhallen und Tavernen reihten sich hier aneinander, zwielichtige Gestalten bewegten sich in den Schatten leer stehender Häuser, die oftmals nichts weiter waren als Schauplätze dubioser Geschäfte. Kurz: Das Trou war ein Ort, der von der Sünde lebte.
Das einzige Geräusch weit und breit war das Klackern meiner Absätze auf den Pflastersteinen. Um diese Uhrzeit – es musste weit nach Mitternacht sein – trieb sich niemand mehr auf den Straßen herum, es sei denn, er war ein Gauner, ein Mörder oder wie ich – eine Hure.
»Vite, vite!«, schnitt eine glockenhelle Stimme durch die ansonsten vollkommene Stille der Finsternis. Marie stand vor der rot gestrichenen Tür des Salon Rouge und gestikulierte in meine Richtung.
Ich beschleunigte meine Schritte, achtete darauf, dass ich mit den spitzen Absätzen meiner Stiefel nicht umknickte oder in den groben Fugen hängen blieb. Eilig lief ich an der Schlachterei vorbei, die um diese Uhrzeit natürlich schon längst geschlossen war.
»Du bist zu spät, Claire!« Marie hatte die Hände in ihre üppigen Hüften gestemmt, ihr Gesichtsausdruck wirkte jedoch sanft und strafte ihren Ton Lügen.
Claire war der Name, den ich auf der Arbeit benutzte, obwohl sein Klang mir jedes Mal einen Stich versetzte, mich an einen Verlust erinnerte, den ich wohl nie überwinden würde. Aber er bot mir Schutz. Ich konnte mich hinter ihm verstecken, jemand anderes sein. Sie sein. Zumindest für die Nacht.
Jeden Abend, wenn ich das Gebäude betrat, schaffte ich es für einen Moment, mir einzubilden, es wäre das letzte Mal. Nur noch eine Nacht, und dann würde mir eine andere Lösung für meine Geldprobleme einfallen. Doch es folgte stets eine weitere Nacht, und alles begann von vorn. Ein Teufelskreis, in den ich mich eigenständig manövriert hatte und aus dem ich in nächster Zeit auch nicht ausbrechen konnte. Nicht nur, weil ich allein für Mamans Versorgung verantwortlich war, sondern auch, weil ich mich aus meiner Not heraus auf Dinge eingelassen hatte, für die ich noch immer bezahlte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Einzig der Gedanke, eines Tages irgendwo anders ein neues Leben anfangen zu können, hielt mich bei Verstand.
»Ich habe Jean-Paul für die nächsten zehn Minuten hingehalten.« Marie führte eine glimmende Zigarette an ihren Mund, ohne mich aus den Augen zu lassen. Einen Zug später füllte sich die klare Nachtluft mit Rauch. Ihre samtroten Lippen zuckten amüsiert. »Hast du noch einen privaten Kunden bedient?«
»Nein«, erwiderte ich sofort, weil der Gedanke absurd war. Und verboten. »Du weißt doch, meine Mutter, sie …«
Maries Mundwinkel sanken herab, ehe sie erneut an dem Gift zog, das ihre Lungen verpestete. »Geht es ihr immer noch nicht besser?«
Es würde ihr nie besser gehen, aber das wusste meine Freundin nicht. Ihr hatte ich erzählt, dass meine Mutter an den Spätfolgen einer Schwindsucht litt, statt an dem Hirnschaden, der sie mir für immer geraubt hatte. Ich wollte nicht, dass man Rückschlüsse auf meine wahre Identität zog. Und obwohl ich Marie mehr vertraute als irgendjemandem sonst, wollte ich dieses Risiko auch bei ihr nicht eingehen.
Also schüttelte ich den Kopf.
»Das muss so schwer für dich sein.«
Ich senkte den Blick, weil ich das Mitleid, das Maries Stimme färbte, nicht in ihren Augen sehen wollte. Sie hatte doch selbst ein Leben, um das sie niemand beneidete. Ich fragte mich oft, wie es ihr gelang, die Schatten aus ihrem Kopf zu vertreiben. Wie konnte sie in ihrer Situation Lebensfreude versprühen, während ich die Arme um meinen Körper schlang, in dem verzweifelten Versuch, Halt zu finden?
»Ich komme zurecht.« Ich lächelte, ein wenig verkrampft.
»Das sagst du immer. Und du denkst, ich kaufe dir dieses Lächeln ab. Das beleidigt mich.«
»Marie …« Ich sah nun doch in ihr Gesicht und begegnete dem warmen Blick aus ihren himmelfarbenen Augen.
Marie schüttelte den Kopf, was ihre weizenblonden Locken zum Wippen brachte und den ihr so eigenen schweren Duft zu mir herübertrug. »Ich weiß, dass du Geheimnisse vor mir hast, und das ist in Ordnung. Du musst mir nichts erzählen, aber wenn du es möchtest, bin ich für dich da. Du musst mir nur versprechen, dass du zu mir kommst, bevor du an alldem erstickst. Ja?«
Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete, und nickte nur, weil ich meiner Stimme nicht traute.
»Jean-Paul macht mich einen Kopf kürzer, wenn ich nicht auf sein bestes Mädchen aufpasse.« Marie lachte trocken und drückte ihre Zigarette am Mauerwerk aus, ehe sie den Stummel wegschnipste.
Diesmal war mein Lächeln echt. »Ich verspreche es.«
»Nun gut, dann zieh dich aus, und ran an die Arbeit! Noch mehr Ausreden für dein Wegbleiben kann ich mir nicht einfallen lassen, und sosehr ich Männer liebe, werde ich es nicht schaffen, deine Kunden auch noch zu befriedigen. Irgendwann herrscht selbst bei...
Erscheint lt. Verlag | 2.9.2024 |
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Reihe/Serie | Empire of Sins and Souls |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | age gap • all the fairy tales are true • Beril Kehribar Bücher • berilria.books • BookTok Bücher • Book Tropes • Daddy Issues • Dämonen • Dark Fantasy • dark romance fantasy bücher • Dark Romantasy • dark secret • Deutsche Autorin • Diebin • dunkle Geheimnisse • dunkler Prinz • emotional scars • EMPIRE OF SINS AND SOULS • enemies to lovers • enemies to lovers bücher • enemies to lovers to enemies • Fantasy Bücher • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy Liebesromane • Fantasy Romance Bücher • Fantasy Serien • hidden world • Hölle • is it all as it seems? • liebesgeschichte buch • Love Triangle • magische Artefakte • morally grey cast • new adult bücher • New Adult Fantasy • Pageturner • Prinz Kaspar • Romantasy Bücher • Romantasy Bücher für Erwachsene • Romantic Fantasy Bücher • Royale Fantasy • Schattenmagie • Schattenthron • shadow daddy • smutty Bücher • SPICE • Spicy Bücher • Spicy Fantasy Bücher • spicy romance Fantasy • Spiegelbestseller Autorin • strangers to lovers • the quest • TikTok Bücher • touch her and I kill you • Touch her and you die • Unterwelt • Vampir • Vampir-Dämonen • who did this to you • Xanthia • Xathyr • Zoé Durand |
ISBN-10 | 3-426-46849-2 / 3426468492 |
ISBN-13 | 978-3-426-46849-4 / 9783426468494 |
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Größe: 2,2 MB
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