Letzte Lügen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller
eBook Download: EPUB
2024
560 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0783-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Letzte Lügen -  Karin Slaughter
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Du bist nicht so allein, wie du denkst ...

Ridgeview Lodge, am Anfang des Appalachian Trail, ist ein luxuriöses Anwesen, perfekt für Eskapismus. Pro Woche können maximal 12 Gäste die 6 abgelegenen, privaten Hütten buchen, um in der Einsamkeit zu entspannen.

Als Will Trent und Sara Linton hier für ihre Flitterwochen einchecken, hoffen sie auf größtmögliche Ablenkung von ihrem hektischen Alltag als Ermittler und Medical Examiner für das Georgia Bureau of Investigation. Doch gleich in der ersten Nacht hören die beiden einen schrecklichen Schrei - und eine Frau wird brutal ermordet aufgefunden.
Will und Sara finden sich plötzlich inmitten einer Mordermittlung wieder. Der Druck steigt weiter, als der Teenagersohn der Toten verschwindet. Und mit einem Mörder, der nur darauf wartet, wieder zuzuschlagen, wird der Traumurlaub schnell zu einem Rennen gegen die Zeit ...

Karin Slaughter ist eine der weltweit berühmtesten Autorinnen und Schöpferin von über 20 New York Times-Bestseller-Romanen. Dazu zählen »Cop Town«, der für den Edgar Allan Poe Award nominiert war, sowie die Thriller »Die gute Tochter« und »Pretty Girls«. Ihre Bücher erscheinen in 120 Ländern und haben sich über 40 Millionen Mal verkauft. Ihr internationaler Bestseller »Ein Teil von ihr« ist 2022 als Serie mit Toni Collette auf Platz 1 bei Netflix eingestiegen. Eine Adaption ihrer Bestseller-Serie um den Ermittler Will Trent läuft derzeit erfolgreich auf Disney+, weitere filmische Projekte werden entwickelt. Slaughter setzt sich als Gründerin der Non-Profit-Organisation »Save the Libraries« für den Erhalt und die Förderung von Bibliotheken ein. Die Autorin stammt aus Georgia und lebt in Atlanta. Mehr Informationen zur Autorin gibt es unter karinslaughter.com

PROLOG


Will Trent setzte sich am Seeufer auf die Erde, um seine Wanderstiefel auszuziehen. Die Ziffern seiner Uhr leuchteten im Dunkeln. Eine Stunde vor Mitternacht. In der Ferne war eine Eule zu hören, und eine leichte Brise flüsterte in den Bäumen. Der Mond war eine vollkommene Scheibe am Nachthimmel, die Gestalt im Wasser reflektierte sein Licht. Sara Linton schwamm auf die Badeplattform zu. Ihr Körper war in kühles Blau getaucht, als sie durch die sanften Wellen glitt. Dann drehte sie sich langsam auf den Rücken und lächelte Will an.

»Kommst du rein?«

Will brachte kein Wort heraus. Er wusste, dass Sara an sein unbeholfenes Schweigen gewöhnt war, aber diesmal war es etwas anderes. Ihr bloßer Anblick machte ihn sprachlos. Sein einziger Gedanke war: Was zum Teufel fand sie nur an ihm? Es war genau das, was alle dachten, die sie zusammen sahen. Sie war so ungeheuer klug, witzig und wunderschön, und er bekam nicht einmal seine Schnürsenkel im Dunkeln auf.

Er zerrte sich den Stiefel vom Fuß, als sie in seine Richtung schwamm. Ihr langes kastanienrotes Haar schmiegte sich um den Kopf. Die nackten Schultern ragten aus dem dunklen Wasser. Sie hatte ihre Kleidung abgelegt, ehe sie in den See getaucht war, und hatte über seine Bemerkung gelacht, dass es vielleicht keine so gute Idee war, mitten in der Nacht in ein Gewässer zu springen, das man kaum sehen konnte, zumal niemand wusste, wo sie waren.

Aber es war vielleicht eine noch schlechtere Idee, sich dem Wunsch einer nackten Frau zu verweigern, die ihn bat, zu ihr ins Wasser zu kommen.

Will zog seine Socken aus, dann stand er auf, um seine Hose aufzuknöpfen. Sara ließ einen leisen, beifälligen Pfiff hören, als er sich auszuziehen begann.

»Hey, mach mal langsamer«, sagte sie.

Er lachte, aber er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, dass ihm so leicht ums Herz war. Will hatte ein anhaltendes Glücksgefühl wie dieses noch nie erlebt. Sicher, er hatte freudige Momente gekannt – der erste Kuss, der erste Sex, der erste Sex, der länger als drei Sekunden dauerte, der Collegeabschluss, zum ersten Mal einen echten Gehaltsscheck zur Bank tragen, und der Tag, an dem es ihm endlich gelang, sich von seiner hassvergifteten Ex-Frau scheiden zu lassen.

Das hier war anders.

Will und Sara hatten vor zwei Tagen geheiratet, und die Euphorie, die er während der Trauung empfunden hatte, war nicht abgeklungen. Wenn überhaupt, wurde das Gefühl mit jeder Stunde stärker. Sie brauchte ihn nur anzulächeln oder über einen seiner schlechten Witze zu lachen, und es war, als verwandelte sich sein Herz in einen Schmetterling. Was kein besonders männlicher Gedanke war, wie er sehr wohl wusste, aber es gab Dinge, die dachte man, und Dinge, die teilte man mit, und genau das war einer der zahlreichen Gründe, warum er lieber unbeholfen schwieg.

Sara johlte, als Will eine Riesenshow daraus machte, sein Hemd abzustreifen, bevor er ins Wasser ging. Er war es nicht gewöhnt, nackt herumzulaufen, schon gar nicht im Freien, deshalb tauchte er sehr viel rascher unter, als gut für ihn war. Das Wasser war kalt, auch jetzt zu Mittsommer, und die Kälte stach wie mit Nadeln in seine Haut. Seine Füße versanken im Schlamm. Dann schlang Sara ihre Arme und Beine um ihn, und Will hatte plötzlich keine Beschwerden mehr.

»Hallo«, sagte er.

»Hallo.« Sie strich ihm das Haar aus der Stirn. »Warst du schon einmal in einem See?«

»Nicht freiwillig«, gab er zu. »Bist du sicher, dass man hier gefahrlos baden kann?«

Sie dachte darüber nach. »Kupferkopfottern sind eher in der Dämmerung aktiv. Und für Wassermokassinschlangen sind wir wahrscheinlich zu weit nördlich.«

An Schlangen hatte Will gar nicht gedacht. Er war im Zentrum von Atlanta aufgewachsen, inmitten von schmutzigem Beton und gebrauchten Spritzen. Sara kam aus einer kleinen Universitätsstadt im südlichen Georgia und kannte sich aus in der Natur.

Einschließlich Schlangen, wie es schien.

»Ich muss etwas gestehen«, sagte sie. »Ich habe Mercy erzählt, dass wir sie belogen haben.«

»Dachte ich mir schon«, sagte Will. Die Auseinandersetzung zwischen Mercy und ihrer Familie heute Abend war heftig gewesen. »Wird sie zurechtkommen?«

»Wahrscheinlich. Jon scheint ein guter Junge zu sein.« Sara schüttelte den Kopf, weil alles so sinnlos war. »Es ist schwer, ein Teenager zu sein.«

Will versuchte, einen heiteren Ton in das Gespräch zu bringen. »Es hat seine Vorteile, in einem Waisenhaus aufzuwachsen.«

Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, womit sie vermutlich sagen wollte, dass sie es nicht komisch fand. »Schau mal nach oben.«

Will blickte hoch. Dann legte er ehrfürchtig den Kopf in den Nacken. Er hatte noch nie richtige Sterne am Himmel gesehen. Keine Sterne wie diese jedenfalls. Helle, einzelne Lichtpunkte in der samtschwarzen Weite der Nacht. Nicht gedämpft von Lichtverschmutzung. Nicht getrübt von Smog oder Dunst. Er holte tief Luft. Spürte, wie sich sein Herzschlag verlangsamte. Das Einzige, was er hörte, waren tatsächlich Grillen. Das einzige menschengemachte Licht war ein schwaches Funkeln von der umlaufenden Veranda des Haupthauses.

Es gefiel ihm hier.

Sie waren fünf Meilen durch felsiges Gelände gewandert, um zur McAlpine Familien-Lodge zu gelangen. Die gab es schon so lange, dass Will bereits als Kind von ihr gehört hatte. Er hatte davon geträumt, eines Tages hierherzukommen. Kanu fahren, Stand-up-Paddeln, Mountainbiking, Wandern, Marshmallows an einem Lagerfeuer rösten. Dass er diesen Ausflug nun mit Sara machte, dass er ein glücklich verheirateter Mann in den Flitterwochen war, brachte ihn noch mehr zum Staunen als sämtliche Sterne am Himmel.

»An Orten wie diesem kratzt man ein wenig an der Oberfläche, und alle möglichen schlimmen Dinge kommen zum Vorschein«, sagte Sara.

Will wusste, dass sie immer noch an Mercy dachte. An den brutalen Streit mit ihrem Sohn. An die kalte Reaktion ihrer Eltern. Ihren armseligen Bruder. An ihren Ex-Mann, der ein totales Arschloch war. Ihre exzentrische Tante. Dann waren da die anderen Gäste mit ihren Problemen, die durch den reichlich ausgeschenkten Alkohol beim gemeinsamen Abendessen noch stärker an die Oberfläche getreten waren. Was Will daran erinnerte, dass er die Anwesenheit anderer Leute nicht einkalkuliert hatte, wenn er als Junge von diesem Ort träumte. Vor allem nicht die eines ganz bestimmten Arschlochs.

»Ich weiß, was du sagen wirst«, fuhr Sara fort. »Deshalb haben wir gelogen.«

Es war nicht genau das, was er sagen wollte, aber es war nahe dran.

Will war Special Agent beim Georgia Bureau of Investigation. Sara war ausgebildete Kinderärztin und arbeitete gegenwärtig als Medical Examiner beim GBI, dem Georgia Bureau of Investigation. Beide Berufe führten häufig zu ausführlichen Äußerungen von Fremden, die nicht alle angenehm und manchmal richtig übel waren. Sie hatten gedacht, ihre Flitterwochen besser genießen zu können, wenn sie ihre Jobs verheimlichten.

Andererseits hielt es einen nicht davon ab, das eine zu sein, wenn man sich als das andere ausgab. Sie waren beide die Sorte Mensch, denen andere Menschen nicht egal waren. Insbesondere Mercy nicht. Sie schien im Augenblick die ganze Welt gegen sich zu haben. Will wusste, wie viel Kraft es erforderte, den Kopf oben zu halten, immer weiterzugehen, wenn einen seine ganze Umgebung hinunterziehen wollte.

»Hey.« Sara umarmte ihn fester und schlang die Beine um seine Mitte. »Ich muss noch etwas gestehen.«

Will lächelte, weil sie lächelte. Der Schmetterling in seiner Brust begann sich zu regen. Dann regten sich noch andere Dinge, da sie ihren Körper heiß an seinen presste.

»Was wolltest du noch gestehen?«, fragte er.

»Ich kann nicht genug von dir bekommen.« Sara bedeckte seinen Hals mit Küssen und versuchte, ihm mit den Zähnen eine Reaktion zu entlocken. Die Gänsehaut war wieder da. Ihr Atem in seinem Ohr flutete sein Gehirn mit Verlangen. Er ließ die Hand langsam abwärtswandern. Ihr Atem stockte, als er sie berührte. Er spürte, wie ihr Busen sich an seiner nackten Brust bewegte.

Dann gellte ein lauter, heller Schrei durch die Nacht.

»Will!« Sara erstarrte. »Was war das?«

Er hatte keine Ahnung. Er hätte nicht sagen können, ob der Schrei von einem Menschen oder einem Tier stammte. Sehr schrill war er gewesen, es stockte einem beinahe das Blut in den Adern. Kein Wort oder Hilferuf, sondern ein Laut ungezügelten Entsetzens. Ein Geräusch, das in den Kernbereichen des Gehirns einen Flucht- oder Kampfreflex auslöste.

Will war nicht für Flucht geschaffen.

Er nahm Saras Hand, und sie wateten rasch ans Ufer. Er hob seine Kleidung auf und gab Sara ihre Sachen. Während er sein Hemd anzog, starrte Will über die Wasserfläche. Er wusste aus der Karte, dass sich der See in der Form eines schlummernden Schneemanns ausdehnte. Der Schwimmbereich war am Kopf. Um die Biegung des Unterleibs verschwand die Uferlinie in der Dunkelheit. Geräusche waren schwer zu lokalisieren. Es war naheliegend, dass der Schrei von dort gekommen war, wo die Menschen sich befanden. Vier andere Paare und ein männlicher Single wohnten in der Lodge. Die Familie McAlpine logierte im Haupthaus. Ohne Will und Sara waren die Gäste in fünf der zehn Hütten untergebracht, die fächerförmig um den Speisesaal angeordnet waren. Damit befanden sich insgesamt achtzehn Menschen auf dem Gelände.

Jeder von ihnen konnte geschrien haben.

»Das streitende Paar beim Abendessen.« Sara knöpfte ihr Kleid...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2024
Sprache deutsch
Original-Titel This is why we lied
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
ISBN-10 3-7499-0783-8 / 3749907838
ISBN-13 978-3-7499-0783-0 / 9783749907830
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