Lassiter 2714 (eBook)

Die letzte Fahrt der Southern Belle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6939-6 (ISBN)

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Lassiter 2714 - Katja Martens
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'Verdammter Bastard.' Chad Hardwick bewegte seinen Zigarrenstummel von einem Mundwinkel in den anderen, während er auf seinen Gefangenen hinabstarrte. Sekundenlang war es so still im Lager, dass nichts als das Schlagen der Wellen auf dem Missouri zu hören war.
Wie eine mächtige Schlange wand sich der Fluss durch die endlosen Weiten des Westens. Hier war das Gesetz dünn gesät, und die Zivilisation hatte ihre Fesseln noch nicht ausgebreitet. Männer wie Hardwick standen dafür, dass das auch so blieb. Sein Gefangener hielt schützend die Arme vor das zerschlagene Gesicht.
'Wo ist er?' Hardwick holte aus und versenkte seine Faust in der Magengrube des anderen Mannes. Er war noch lange nicht fertig mit dem Kerl. Wenn die Bewohner von Riverdale glaubten, eine Chance gegen ihn zu haben, würde er ihnen eine Botschaft zukommen lassen. Eine, die das Schicksal der Stadt besiegelte...

Die letzte
Fahrt der
Southern Belle

von Katja Martens

»Verdammter Bastard.« Chad Hardwick bewegte seinen Zigarrenstummel von einem Mundwinkel in den anderen, während er auf seinen Gefangenen hinabstarrte. Sekundenlang war es so still im Lager, dass nichts als das Schlagen der Wellen auf dem Missouri zu hören war.

Wie eine mächtige Schlange wand sich der Fluss durch die endlosen Weiten des Westens. Hier war das Gesetz dünn gesät, und die Zivilisation hatte ihre Fesseln noch nicht ausgebreitet. Männer wie Hardwick standen dafür, dass das auch so blieb. Sein Gefangener hielt schützend die Arme vor das zerschlagene Gesicht.

»Wo ist er?« Hardwick holte aus und versenkte seine Faust in der Magengrube des anderen Mannes. Er war noch lange nicht fertig mit dem Kerl. Wenn die Bewohner von Riverdale glaubten, eine Chance gegen ihn zu haben, würde er ihnen eine Botschaft zukommen lassen. Eine, die das Schicksal der Stadt besiegelte...

Noch vor wenigen Wochen hatte der Missouri Hochwasser geführt. Frühjahrsregenfälle und Schneeschmelze hatten das Flusstal mit einer schier endlosen Flut wogender brauner Wassermassen überschwemmt. Abertausende entwurzelter Bäume waren den Fluss entlang geschossen wie Speere, und der Fluss war über und über mit Treibholz bedeckt gewesen. Inzwischen war der Flusspegel gesunken, aber noch immer stellten die Bäume, welche sich der Fluss geholt hatte, eine Gefahr dar. Viele waren an Sandbänken hängen geblieben. Teilweise oberhalb der Wasserkante, teilweise unterhalb und verborgen von den Fluten des Big Muddy.

Ein Verhängnis für jeden unerfahrenen Schiffsführer auf dem Fluss.

So manches Schiff havarierte.

Auch jetzt saß ein Frachter eine halbe Meile flussabwärts an einer Sandbank fest. Das Schaufelrad musste sich im Geäst verfangen haben, das im Wasser verborgen gewesen war. Die Mannschaft kämpfte seit über einer Stunde darum, das Schiff wieder flottzubekommen. Die schaukelnden Lichter an Deck bewegten sich kein Inch und verrieten, dass sie noch immer festsaßen. Unter anderen Umständen hätte Chad Hardwick die Gelegenheit genutzt, um sich die Ladung mit seinen Männern unter den Nagel zu reißen und zu verschwinden, bevor die Crew ihnen folgen konnte.

Nicht so jedoch an diesem Abend.

An diesem Abend gab es etwas anderes für ihn zu tun.

Er musste sich Antworten holen.

Genauer gesagt, nur eine Antwort.

»Wo ist mein Bruder?«, knurrte er. »Rede endlich?«

»Ich –« Sein Gefangener spuckte einen Schwall Blut aus. »Ich weiß es nicht.«

»Und warum glaube ich dir das nicht?«

»Weil Sie noch dümmer sind, als Sie aussehen?«

Wompf!

Es gab ein dumpfes Geräusch, als Hardwicks Faust erneut in den Magen des anderen Mannes fuhr. Der kippte seitlich in den Dreck und gab ein unterdrücktes Geräusch von sich, das ein Stöhnen, aber auch ein Fluch sein konnte.

»Ich gebe dir noch eine Chance«, sagte Hardwick mit erzwungener Ruhe. »Wenn du mir sagst, was ich wissen will, lassen wir dich ziehen. Wenn nicht, werde ich dich meinen Männern überlassen. Dann dürfen sie dich foltern und umlegen, auf welche Weise auch immer es ihnen beliebt.«

Sein Gefangener blinzelte aus seinem einen noch nicht zugeschwollenen Auge zu ihm hoch. Blut sickerte von einem Riss in seiner Unterlippe. Er war ein kleiner, untersetzter Mann und von einer Zähigkeit, die Hardwick ihm nicht zugetraut hätte. Sie hatten ihm schon deutlich zugesetzt. Trotzdem schwieg er sich aus.

Hardwick presste die Zähne so fest aufeinander, dass sie knirschten.

Er packte seinen Gefangenen am Kragen und zog ihn zu sich hoch.

»Wo. Ist. Mein. Bruder?« Jedes einzelne Wort wurde von einem Fausthieb gegen den Kiefer des anderen Mannes begleitet. Der schwoll zusehends blau an.

Der letzte Treffer ließ einen abgebrochenen Zahn durch die Luft fliegen. Blut quoll zwischen den Lippen des Gefangenen hervor.

»Ich weiß es nicht.« Henry Bouchard spuckte noch mehr Blut aus. Ihm gehörte der Generalstore drüben in Riverdale, einer kleinen Stadt am oberen Missouri. Riverdale war umgeben von dichten Wäldern und einer Wildnis, die einen Mann verschlucken und nie wieder ausspucken konnte.

Der Fluss war die Lebensader und der Zugang zur Stadt. Der einzige Trail über Land führte durchs Indianerland und war entsprechend gefürchtet.

Doch Bouchard war das Wagnis eingegangen.

Mit zwei Gehilfen war er unterwegs gewesen, um einen voll beladenen Frachtwagen mit Waren für seinen Laden nach Riverdale zu bringen.

Ein böser Fehler.

Hardwick griente in sich hinein.

Er hatte von der Unternehmung erfahren und die Kutsche samt Ladung an sich gebracht. Die beiden Gehilfen waren unter seinen Kugeln gefallen, während Bouchard nun in seinem Lager festsaß. Umringt von einem Dutzend Männern, die den Fluss befuhren und sich nahmen, was sie wollten und von wem sie es wollten. Hardwick hatte nur eine Handvoll verlässlicher Handlanger bei seinem Schiff zurückgelassen.

»Wir lassen dir deine Fracht«, lockte Hardwick nun – und ignorierte das unwillige Brummen seiner Männer, die bereits mit den frischen Lebensmitteln und dem Whisky liebäugelten. »Du darfst alles mitnehmen, wenn du mir sagst, wo sie Dylan festhalten.«

»Das weiß ich nicht. Und wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht verraten. Sie und Ihre Bande von Halsabschneidern machen unser Leben schon lange zur Hölle. Ich würde mir eher einen Finger abbeißen, als Ihnen behilflich zu sein.«

»Du glaubst, wir machen euch das Leben zur Hölle?« Ein breites Grinsen schlich sich auf Hardwicks bärtiges Gesicht. »Wir haben noch nicht mal richtig damit angefangen, mein Freund.«

»Ich bin nicht Ihr Freund«, nuschelte der Ladenbesitzer an seinen abgebrochenen Zähnen vorbei. »Sie sind ein dreckiger Flusspirat und weiter nichts!«

»Sag mir, was ich wissen will, oder du kehrst Stück für Stück zu deinen liebreizenden Töchtern heim. Finger für Finger. Fuß um Fuß.« Hardwick fuhr vielsagend mit der Hand über die die Messerscheide, die er am Gürtel trug.

Sein Gegenüber wurde eine Spur blasser – und schwieg weiterhin.

Hardwick fluchte in sich hinein. Sein Geduldsfaden wurde allmählich dünner. Dachte der Kerl etwa, er würde nur bluffen? Wenn Bouchard nicht endlich redete, würde er seine Drohung wahrmachen. Womöglich half es, dem Kerl mit einem glimmenden Holzscheit im Hemd die Zunge zu lockern?

Hardwick war nicht zu Späßen aufgelegt.

Sein jüngerer Bruder hatte sich heimlich nach Riverdale geschlichen, um einem der Girls aus dem Bordell einen Besuch abzustatten. Hardwick hatte ihn tausendmal gewarnt, aber Dylan hatte nun mal eine Schwäche für Gina. Das rothaarige Girl konnte einem Mann aber auch einheizen. Oha. Doch ihr war nicht zu trauen. Das wussten sie nun. Gina hatte ihn verpfiffen und dafür gesorgt, dass Dylan vom Marshal geschnappt worden war.

Den Weibern kannst du nicht über den Weg trauen, dachte Hardwick grimmig. Ich hoffe, der Kleine hat seine Lektion gelernt. Wir müssen ihn befreien, bevor der Richter wieder in der Stadt ist, sonst endet er vor seiner Zeit am Galgen. Und das darf einfach nicht geschehen.

»Der Kerl ist verstockt.« Birdie schob sich neben Hardwick und strich sacht, beinahe liebevoll über das Rasiermesser in seiner Hand. »Lass mich mal mit ihm reden, Boss. Ich werde ihm garantiert die Zunge lockern.«

Hardwick stockte kurz – und nickte dann. »Lockern, nicht rausschneiden«, mahnte er dann. »Er soll hinterher noch reden können.«

»Kann ich nicht versprechen.« Birdie gluckste. Er war ein hagerer Kerl mit kahlem Schädel und Gliedern, die zu lang und dürr zu sein schienen. Eine tote Krähe war in seine rechte Schläfe geritzt. Er war ein Künstler mit dem Messer – auf jede nur erdenkliche Art.

Sein Ruf schien ihm vorauszueilen, denn Bouchard wurde bleich und presste die blutverschmierten Lippen zusammen. Das zuckende Licht des Lagerfeuers warf gespenstische Schatten auf sein Gesicht und enthüllte die nackte Angst in seinen grauen Augen.

Gut so. Sollte er sich ruhig fürchten. Vielleicht würde er nun endlich reden.

Hardwick ballte die Hände zu Fäusten.

Sein Bruder war in die Fänge des Marshals geraten. Und der war nicht so dumm wie seine Vorgänger. Die hatten ihr Amt kaum lange genug innegehabt, um sich an dem funkelnden Stern an ihrer Brust zu erfreuen. Pickett jedoch war anders. Gerissen. Hardwick hätte ihn bewundert, hätten sie nicht auf verschiedenen Seiten des Gesetzes gestanden. Der Marshal hielt seinen Bruder an einem unbekannten Ort fest, bis der Richter wieder nach Riverdale kam.

Die Frage war nur: Wo?

Hardwick hatte sich in die Stadt geschlichen und nach Dylan gesucht.

Vergebens.

Sein Bruder war weder im Jail noch im Haus des Marshals gewesen.

Hardwick warf Birdie einen Blick zu, bevor er seinen Gefangenen scharf in den Blick fasste. »Wenn mein Bruder nicht wohlbehalten auf...

Erscheint lt. Verlag 20.7.2024
Reihe/Serie Lassiter
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6939-0 / 3751769390
ISBN-13 978-3-7517-6939-6 / 9783751769396
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