G. F. Unger 2275 (eBook)

Ich warte auf dich, McGill!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6628-9 (ISBN)

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G. F. Unger 2275 - G. F. Unger
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Als die schwarze Nacht über dem weiten Land und den Seven Sisters Hills liegt, weil am Himmel die Sterne verborgen bleiben, da vermag McGill die Rinderfährte nicht mehr sehend zu verfolgen.
Dafür aber kann er sie gewissermaßen mit der Nase wittern, weil die kleine Herde den Staub des trockenen, weiten Landes aufwirbelte, der sich noch lange in der Luft hält, bevor er sich endlich senkt und die Luft wieder klar und rein wird.
Doch selbst wenn der Staub in der schwarzen Nacht nicht in der Luft schwebte, McGill ist sich schon seit dem Nachmittag darüber klar, wo die Fährte enden wird.
Eine halbe Stunde später reitet er aus der Schwärze der Seven Sisters Hills hinaus auf die Ebene, auf der ein paar Lichter schimmern.
McGill hält seinen grauen, narbigen Wallach an. Und plötzlich ist alles ganz einfach. Er weiß, dass sein langer Ritt zu Ende ist.
Denn die Lichter gehören zum Endpunkt einer Nebenlinie der Union Pacific. Es ist nur eine kleine Nebenlinie, die zum großen Schienenstrang führt. Sie endet hier bei einem kleinen Verladebahnhof.
Und so weiß er, dass dort seine Rinder verladen werden sollen, wahrscheinlich noch in dieser Nacht.
Er reitet wieder an, und es ist nun ein bitterer Zorn in ihm. Er hasst Rinderdiebe. Sie sind für ihn nicht weniger schlimm als Pferdediebe, und die Kerle, die ihm die Rinder raubten, werden dafür bezahlen müssen ...

Ich warte auf dich, McGill!

Als die schwarze Nacht über dem weiten Land und den Seven Sisters Hills liegt, weil am Himmel die Sterne verborgen bleiben, da vermag McGill die Rinderfährte nicht mehr sehend zu verfolgen.

Dafür aber kann er sie gewissermaßen mit der Nase wittern, weil die kleine Herde den Staub des trockenen, weiten Landes aufwirbelte, der sich noch lange in der Luft hält, bevor er sich endlich senkt und die Luft wieder klar und rein wird.

Doch selbst wenn der Staub in der schwarzen Nacht nicht in der Luft schwebte, McGill ist sich schon seit dem Nachmittag darüber klar, wo die Fährte enden wird.

Eine halbe Stunde später reitet er aus der Schwärze der Seven Sisters Hills hinaus auf die Ebene, auf der ein paar Lichter schimmern.

McGill hält seinen grauen, narbigen Wallach an. Und plötzlich ist alles ganz einfach. Er weiß, dass sein langer Ritt zu Ende ist.

Denn die Lichter gehören zum Endpunkt einer Nebenlinie der Union Pacific. Es ist nur eine kleine Nebenlinie, die zum großen Schienenstrang führt. Sie endet hier bei einem kleinen Verladebahnhof.

Und so weiß er, dass dort seine Rinder verladen werden sollen, wahrscheinlich noch in dieser Nacht.

Er reitet wieder an, und es ist nun ein bitterer Zorn in ihm. Er hasst Rinderdiebe. Sie sind für ihn nicht weniger schlimm als Pferdediebe, und die Kerle, die ihm die Rinder raubten, werden dafür bezahlen müssen ...

In weiser Voraussicht beginnt er nun auf der Ebene einen weiten Bogen zu schlagen, denn er weiß, dass er nicht auf der Fährte seiner Rinder zu den Lichtern kommen darf. Er muss aus einer völlig anderen Richtung kommen.

Er wird sich der kleinen Verladestation von Norden her nähern, so als käme er von Cheyenne.

Er reitet also ein Stück nach Norden, und als er dann nach Süden abbiegt, da sieht er wieder die Lichter der Station und dahinter die geheimnisvolle Kette der Seven Sisters Hills vor sich.

Er reitet auf einem von Radfurchen und Hufspuren geprägten Weg, welcher wirklich von Cheyenne her kommen mag. Doch genau weiß er es nicht. Es hat sich in diesem Land seit dem Bau der Union Pacific eine Menge verändert.

Er fragt sich, wen er bei der kleinen Station wohl vorfinden wird. Kennt er die Viehdiebe? Stand er vielleicht schon in Arapahoe mit ihnen dann und wann an der Bar oder saß mit ihnen am Spieltisch?

Was dann?

Er findet keine Antwort auf diese Frage. Und so reitet er weiter und weiter.

Als er nahe genug ist, hört er das Gebrüll seiner Rinder aus einem Corral. Es ist gewiss ein Verladecorral, von dem aus man die Rinder direkt in die Viehwaggons treiben kann. Er weiß, die Tiere sind nach dem gnadenlosen Treiben nervös und deshalb wild. Die ohnehin halbwilden Longhorns wittern Unheil.

McGill reitet langsam im Schritt, erreicht den Schienenstrang zwischen zwei Schuppen und überquert ihn.

Nun sieht er die Station. Zu ihr gehören ein kleiner Store und ein Saloon. Das alles wird umgeben von Magazinen, halb offenen Schuppen und Corrals.

Vor dem Saloon stehen einige Sattelpferde.

Im Stationshaus tickt der Telegraph. Er kann es deutlich hören, indes er bewegungslos im Sattel verharrt und in die Runde wittert.

Aus dem Stationshaus kommt ein Mann gelaufen, der vor dem Saloon verhält, die Tür öffnet und laut in den Saloon ruft: »Der Zug kommt in etwa einer Stunde!«

Dann kehrt der Stationsmann wieder zum Stationshaus zurück.

John McGill reitet vorwärts, und als er sein Pferd vor dem Saloon neben die anderen Tiere an den Wassertrog stellt, da tritt ein Mann hinter der Hausecke hervor und schnippt die aufsprühende Zigarettenkippe dicht vor McGills Füße.

»He«, sagt der Mann dann. »Ziemlich spät noch unterwegs. Kommen Sie von Cheyenne herüber?«

»Es sieht so aus, nicht wahr?« In McGills Stimme ist ein Klang von Spott.

Der Mann kommt näher. Im Lichtschein einiger Laternen und der aus den Gebäuden fallenden gelben Barriere betrachten sie sich.

McGill kann wittern, dass der Mann noch stark nach Pferdeschweiß, Staub und Rindern riecht. Und so weiß er, dass es einer der Treiber sein muss, die seine Rinder fast drei Tage und Nächte durch das raue Land vorwärts prügelten.

Aber er kennt den Mann nicht, den er nun fragt: »Bekommt man im Saloon auch ein Steak und was sonst noch dazu gehört?«

»Gewiss«, murmelt der Mann, wippt auf den Fußsohlen und fragt: »Wohin wollen Sie eigentlich, mein Freund?«

»Nach Süden, einfach nur nach Süden«, erwidert McGill.

Der Mann tritt nun näher an McGills Wallach heran, und es ist klar, dass er sich das Brandzeichen ansehen will.

Aber der Wallach trägt nicht den M-im-Kreis-Brand wie McGills Rinder. McGill war nicht so dumm, auf einem Pferd mit diesem Brand hinter seinen Rindern herzureiten. Dieser Wallach trägt noch den Brand der ehemaligen Texasbrigade.

Und so tritt der Mann wieder zurück bis an die Hauswand und lehnt sich dort dagegen, um sich eine neue Zigarette zu drehen.

McGill aber betritt den Saloon.

Er braucht etwa eine Sekunde, um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen, und er ist in dieser Sekunde voller Sorge.

Doch dann kann er alle Anwesenden im Lampenschein recht gut sehen. Seine Sorge legt sich von einem Atemzug zum anderen. Denn weil er keinen der Anwesenden kennt, kann er wohl annehmen, dass er auch ihnen unbekannt ist.

Drei Männer, denen man ansieht, dass sie vor einer Stunde noch Rinder durch raues Land trieben, stehen am Schanktisch. Sie wandten sich dem Eintretenden mit noch halb vollen Gläsern in den Händen zu.

Doch weil ihr Partner draußen den Fremden eintreten ließ, sind sie noch recht sorglos. Man sieht ihnen auch an, dass sie erschöpft und ausgebrannt sind vom harten und langen Treiben.

Der Mann hinter dem Schanktisch aber fragt: »He, Mister, wollen Sie ein Abendbrot? Dann sage ich meiner Frau in der Küche Bescheid.«

»Ja, ein großes Steak, wenn's geht. Und ein Bier, wenn Sie welches haben«, erwidert McGill und geht zu einem Tisch in der Ecke.

Am Tisch in der anderen Ecke sieht er einen Mann sitzen, der sich das Äußere eines seriösen Geschäftsmannes gibt, also einen Anzug trägt mit Hemd und Krawatte. Auf seinem Kopf sitzt eine zurückgeschobene Melone. Sein Bart ist gepflegt.

Der Mann hat noch ein halb volles Bierglas vor sich stehen und trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte, so als könnte er seine Ungeduld nicht anders bekämpfen.

Ja, dieser Mann macht für McGill den Eindruck, als säße er auf einer heißen Ofenplatte.

Aus der Ferne hört man das Pfeifen einer Lok. Sie muss noch einige Meilen weit entfernt sein mit ihren scheppernden Wagen, denn über die Prärie klingt sogar ein Schuss in dieser stillen Nacht meilenweit.

Einer der Männer an der Bar sagt in die Stille: »Da kommt er. He, Mister Miller, da kommt der Zug!«

Gemeint ist der Mann in der Ecke, welcher wortlos nickt und dann das Bierglas leert.

»Wollen Sie noch ein Bier, Mister Miller?« So fragt der Mann hinter der Bar.

Aber der Mann mit der Melone knurrt: »Nein, Fargo. Dies ist kein Bier, sondern Affenpisse. Und es würde mir beim nächsten Glas wieder aus den Ohren herauslaufen.«

Als er verstummt, herrscht eine Weile Schweigen.

Dann bringt Fargo das Bier zu McGill an dessen Tisch und sagt dabei: »Mister, dies ist gewiss keine Affenpisse. Probieren Sie. Das ist gutes Bier.«

Nach diesen Worten kehrt er wieder hinter den Schanktisch zurück. »Das Steak kommt gleich«, sagt er von dort.

McGill trank indes einige Schlucke vom Bier.

Da fragt der Wirt: »Na, ist es Affenpisse oder nicht, Mister?«

»Es schmeckt irgendwie nach einem toten Hund«, erwidert McGill.

Die Männer an der Bar – aber auch jener mit der Melone – beginnen zu lachen.

Dann aber tönt in der Ferne wieder das Pfeifen der Lok, nun jedoch schon deutlich näher.

Der Wirt bringt das Steak mit Bratkartoffeln aus der Küche zu McGill an den Tisch und knurrt dabei: »Mister, Sie tun mir verdammt unrecht. In meinem Bierfass schwimmt kein toter Hund.«

Beleidigt kehrt er wieder zu seinem Platz hinter den Schanktisch zurück und beginnt dort Gläser zu putzen, die er aber wahrscheinlich mit dem Tuch schmutziger macht als sie zuvor schon waren.

McGill beginnt das Steak zu verputzen.

Abermals tönt das Pfeifen der Lok.

Einer der drei Viehdiebe wendet sich wieder an den Mann mit der Melone in der Ecke: »Nun, Mister Miller. Jetzt zahlen Sie uns endlich aus. Der Zug ist gleich hier. Und wenn wir die Rinder ...«

»Wenn die Rinder verladen sind«, unterbricht der Mann mit der Melone ihn, »keine Sekunde früher.« Und er wirft einen forschenden Blick zu McGill herüber. »He, Mister, woher kommen Sie eigentlich?« So fragt er.

McGill schiebt sich mit der Gabel erst noch ein Stück Fleisch in den Mund, lässt ihn noch eine Weile auf Antwort warten. Dann erwidert er endlich: »Aus Cheyenne. Warum interessiert Sie das, Mister Miller?«

»Aaah, nur so«, murmelt dieser und will sich...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2024
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-6628-6 / 3751766286
ISBN-13 978-3-7517-6628-9 / 9783751766289
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