Sie ist mein Tod (eBook)

Die Tudor-Dynastie Band II
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2024 | 1. Auflage
414 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-8725-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sie ist mein Tod -  Martina Gabriele Lorenz
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England ist in Aufruhr. König Henry VIII. will die Scheidung von seiner Ehefrau Katharina von Aragón. Doch Katharina beharrt auf der Rechtmäßigkeit ihrer Ehe. Während Katharina mit dem Kaiser und dem Papst mächtige Verbündete hat, sehen die Reformatoren in 'des Königs großer Sache' die Chance, England von Rom zu spalten. Der erbitterte, von Intrigen geschürte Kampf fordert viele Opfer auf beiden Seiten.

Martina Lorenz wurde 1963 geboren, studierte Linguistik, Anglistik und Germanistik und war Lehrerin für Fremdsprachen. Ihre Hobbys sind Schreiben, Malen, Geschichte und Königshäuser. Sie lebt mit in der Nähe von Schwäbisch Gmünd und betreibt mit ihrem Mann und ihren Söhnen einen Fahrradladen. »In den Tudors vereint sich eine bewegte Familiengeschichte mit spannenden historischen Ereignissen, die England grundlegend und nachhaltig veränderten. Ich hatte meine erste Begegnung mit den Tudors in meinem Englischbuch der 8. Klasse, und seither haben sie mich nicht mehr losgelassen.« M.L.

Martina Lorenz wurde 1963 geboren, studierte Linguistik, Anglistik und Germanistik und war Lehrerin für Fremdsprachen. Ihre Hobbys sind Schreiben, Malen, Geschichte und Königshäuser. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Schwäbisch Gmünd. »In den Tudors vereint sich eine bewegte Familiengeschichte mit spannenden historischen Ereignissen, die England grundlegend und nachhaltig veränderten. Ich hatte meine erste Begegnung mit den Tudors in meinem Englischbuch der 8. Klasse, und seither haben sie mich nicht mehr losgelassen.« M.L.

9. Nan Bullen


Anfang Juni begab sich der Hof auf Sommerreise nach Windsor. Anne scheuchte in übelster Laune ihre Hofdamen umher, die mit dem Packen ihrer Kleider beschäftigt waren. »Nicht das grüne Kleid, es ist mir zu weit geworden, Madge. Das solltest du eigentlich wissen.«

Margaret Shelton nickte und nahm das Kleid, das Anne erst vor kurzem hatte machen lassen (der Stoff war ein Geschenk Henrys), wieder aus der Reisetruhe. Sie betrachtete ihre Cousine, die, ihr den Rücken zuwendend, am Fenster stand und in den Schlosshof hinabsah, wo bereits die ersten Wagen beladen wurden. Anne war wirklich dünn geworden. Auch das Kleid, das sie jetzt trug, hatte trotz der engen Schnürung des Mieders keine richtige Passform mehr. Ihr ohnehin schon schmaler Hals sah noch schmaler aus, der Kehlkopf ragte hervor, und unter der weißen Haut ihres Dekolletees zeichneten sich spitz die Knochen ab.

»Das ist … nein, das glaube ich einfach nicht«, murmelte Anne auf einmal, dann drehte sie sich um. »Madge, sieh dir das an, das sind doch Katharinas Hofdamen da unten, nicht wahr?«

Margaret Shelton trat an das Fenster und nickte.

»Dann kommt sie also auch mit? Hast du das gewusst, Madge?«

Margaret Shelton sah verlegen zu Boden und war froh, dass Anne in ihrem Zorn nicht auf einer Antwort bestand.

»Natürlich, ich hätte es mir ja denken können«, zischte Anne wütend und fegte mit der Hand die Nachthemden vom Tisch, die ihre Damen dort zum Einpacken bereitgelegt hatten. »Sie ist ja immer noch die Königin, und ich, ich bin nichts als des Königs Zeitvertreib. Oh, Gott, wie ich das satthabe!« Sie riss die Tür auf und verließ den Raum.

Als sie kurz darauf in Henrys Arbeitszimmer stürzte, saß der Herzog von Suffolk bei ihm.

»Anne!« Henry trat ihr entgegen. »Ist etwas passiert?«

Sie konnte kaum die Tränen zurückhalten, die ihr vor Wut und Enttäuschung in die Augen stiegen. »Warum kommt sie wieder mit?«

Henry wusste sofort, was sie meinte. »Liebes, es ist eine reine Formsache. Sie ist nun einmal offiziell immer noch die Königin – zumindest sieht sie das so.«

»Ach! Und wenn eine Katharina von Aragón das so sieht, dann sieht der König von England geduldig zu, oder wie soll ich das verstehen?«

»Anne! Sie stört uns doch nicht. Der Aufwand, sie vom Hierbleiben zu überzeugen, ist größer, als dass wir sie einfach mitreisen lassen. Du wirst sie kaum zu Gesicht kriegen. Sie wird ohnehin die meiste Zeit mit Mary beschäftigt sein …«

»Mary? Deine Tochter? Kommt sie etwa auch mit? Was gibt das denn? Ein großes Familientreffen?« Annes Stimme überschlug sich, und sie wankte, als würde sie ohnmächtig werden. Sie sank auf einen Stuhl, den Brandon ihr hinschob.

Henry nahm ihre kalte Hand und tätschelte sie. »Anne. Beruhige dich. Ich lasse es zu, dass Katharina mit dem Hof reist, weil ich die Zeit nutzen will, sie noch einmal davon zu überzeugen, vernünftig zu sein und ihren Appell an Rom zurückzuziehen. Ich habe soeben mit meinem Freund Charles das Vorgehen erörtert.«

Anne sah zu Brandon hinüber, der bestätigend nickte.

»Warum dann der ganze Aufwand mit der Befragung der Universitäten und der Lösung von Rom, wenn du dich doch wieder davon beeinflussen lässt? Ich dachte, wir wären endlich am Ziel.« Nun schluchzte sie doch.

Henry hatte Anne verschwiegen, dass im Parlament ein heftiger Streit um seine Scheidungsaffäre tobte und eine Entscheidung bis jetzt immer noch nicht in Sicht war. Es hatte am Anfang so einfach ausgesehen, aber die Durchführung gestaltete sich schwieriger als erwartet. Viele fürchteten, dass mit der Auflösung seiner Ehe mit Katharina automatisch die Reformation in England in Gang gesetzt würde, und schreckten davor zurück. Henry war sich nicht sicher, inwieweit Thomas More seine Hand dabei mit im Spiel hatte, und dies trieb ihn mehr um, als er sich selbst eingestehen wollte. Mit der immer noch leise vor sich hin weinenden Anne verließ Henry das Zimmer.

Charles Brandon sah den beiden nach. Er verstand nicht, was Henry an dieser Anne Boleyn fand. In seinen Augen war sie nicht besonders hübsch, und sie war viel zu dünn und nervös, um anziehend zu sein. Seine Mary war ganz anders, für ihn war sie immer noch die schönste Frau in ganz England, und er wusste, dass er nicht allein so empfand. Charles Brandon seufzte, als er an seine Frau dachte. In letzter Zeit war sie oft krank gewesen, ständig wurde sie von einem hartnäckigen Husten geplagt, und das hatte an ihren Kräften gezehrt und sie abmagern lassen. Charles war es nicht recht, dass er nun mit dem Hof auf Sommerreise gehen musste. Viel lieber hätte er sich zu Mary auf ihren gemeinsamen Landsitz zurückgezogen und dafür gesorgt, dass sie viel gute Nahrung zu sich nahm und wieder ganz gesund wurde. Stattdessen hatte ihn Henry mit der unangenehmen Aufgabe betraut, der Königin noch einmal ins Gewissen zu reden und sie davon zu überzeugen, dass es für sie die beste Lösung war, wenn sie Henry freigab. Charles wusste jetzt schon, dass er keinen Erfolg haben würde, nachdem Katharina diesen Vorschlag damals sogar von dem päpstlichen Gesandten Campeggio abgelehnt hatte.

 

Charles Brandon sollte recht behalten. Am Nachmittag des 10. Juli 1531 konnte er Henry in Windsor nur Folgendes mitteilen: »Die Königin ist bereit, in allem den Willen des Königs zu befolgen, solange es nicht dem Gehorsam widerspricht, den sie zwei höheren Mächten schuldig ist.«

»Und? Welche zwei Mächte sind das?«, fragte Henry gereizt. »Der Papst und der Kaiser?«

Charles Brandon schüttelte den Kopf. »Nein. Gott und ihr Gewissen.«

Henry sprang auf. »Sie macht mich wahnsinnig! Dieses sture, alte Weib! Ich habe es satt, ein für alle Mal! Ich will sie nicht mehr sehen! Wir reisen ab, gleich morgen früh. Katharina soll erst davon erfahren, wenn wir weg sind. Soll sie doch an ihrer Überzeugung festhalten, es wird ihr nichts mehr nützen.« Er drehte sich um. »Was stehst du denn hier herum?«, brüllte er den fassungslosen Brandon an. »Sorg dafür, dass alles für die Reise gepackt wird!«

 

Katharina stand am Fenster und sah zu, wie die letzten voll bepackten Wagen aus dem Hof fuhren. Der König war mit Anne schon vorausgeritten. Katharina hörte Schritte. In den leeren Gängen, die sonst um diese Zeit vom Geschwätz und Treiben der Höflinge erfüllt waren, hallten sie unheimlich und bedrückend. Mary trat ein. Sie war neben ein paar Hofdamen und Bediensteten die Einzige, die nun mit Katharina noch in Windsor weilte. Katharina streckte die Hand nach ihrer Tochter aus. »Komm her, mein Kind.«

Mary ging zu ihr und schmiegte sich in ihren Arm. Ihr Gesicht trug einen verbitterten Ausdruck, der nicht zu einem fünfzehnjährigen Mädchen passen wollte. Katharina konnte sich nicht daran erinnern, wann sie Mary zum letzten Mal richtig befreit und unbeschwert gesehen hatte. Dabei war sie als Kind immer so fröhlich gewesen. Aber da, dachte Katharina für sich und fühlte den Schmerz fast körperlich, da waren wir auch noch eine richtige Familie, Henry, ich und Mary. Mary war sein ein und alles gewesen. Nun musste sie darum kämpfen, dass er seine leibliche Tochter nicht zum Bastard erklären ließ. Katharinas Körper spannte sich. Nein, das würde sie bis zu ihrem letzten Atemzug verhindern.

»Er hat uns verlassen, Mama.« Marys graue Augen waren ohne Tränen, doch ihrer Stimme merkte man an, dass die Nüchternheit, mit der sie gesprochen hatte, nicht ihrem innersten Empfinden entsprach.

Katharina schüttelte den Kopf. »Er kann uns nicht verlassen, Mary. Ich bin seine rechtmäßige Ehefrau und du seine rechtmäßige Tochter und Erbin. Er ist nur schon vorab nach Woodstock geritten, in drei Tagen wollte der Hof sowieso dorthin aufbrechen.«

»Aber er hat sich nicht verabschiedet!«

Katharina ergriff Marys Hand. »Vielleicht wollte er uns so früh nur nicht wecken. Und wir sehen einander ja bald wieder.«

Mary riss sich los. »Immer verteidigt Ihr ihn! Er kann mit Euch machen, was er will, und Ihr findet immer eine Erklärung! Warum …«

»Dein Vater hat sich mir gegenüber immer wie ein Gentleman verhalten. Es gibt keinen Grund für mich, ihm wegen seines Verhaltens zu grollen. Wir treten weiterhin als König und Königin auf, er speist mit mir, und er erweist mir allen Respekt.«

»Respekt? Ist es etwa respektvoll, dass er mit dieser Hure …«

»Mary! Nicht dieses Wort!«

Marys Gesicht glühte vor unterdrücktem Zorn. »Soll ich sie lieber Hexe nennen? Es passt beides. Sie hat ihn verhext, das sagen immer mehr. Mein Vater ist nicht mehr er selbst, seit sie um ihn ist. Und sie hat veranlasst, dass man Bischof Fisher vergiftet! Habt Ihr das gewusst? Sie wollte ihn aus dem Weg räumen, versteht Ihr? Könnt Ihr Euch vorstellen, wen sie noch als Hindernis sieht, um mit meinem Vater und Eurem Ehemann an den Traualtar zu treten?« Mary kniete sich vor ihre Mutter, die in einem Lehnstuhl Platz genommen hatte. »Wisst Ihr noch, als ich im Frühjahr diese furchtbaren Krämpfe hatte und die Ärzte schon um mein Leben fürchteten? Wisst Ihr, was ich damals dachte? Ich dachte, sie hätte mich auch vergiftet. Und danach würde sie es mit Euch machen. Um mein Leben war es mir in dem Moment egal, aber ich hatte wahnsinnige Angst um Euch, Mama.« Nun weinte Mary.

Katharina zog sie zu sich heran und legte die Hände auf ihren Kopf. »Mein Kind. Mein liebes Kind. Gott wird uns schützen. Vertrau auf ihn. Und bete auch für deinen Vater, dass er auf den richtigen Weg zurückfindet. Ich bete jeden Tag dafür.«

Mary kauerte immer noch zu den Füßen ihrer Mutter, als Katharinas Hofdame María de Salinas ins Zimmer trat...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anne Boleyn • Henry VIII. • Jane Seymour • Katharina von Aragón • Reformation • Tudors
ISBN-10 3-7584-8725-0 / 3758487250
ISBN-13 978-3-7584-8725-5 / 9783758487255
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