Dreimal Fantasy für den Strand: Drei Romane (eBook)

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2024 | 1. Auflage
500 Seiten
Alfredbooks (Verlag)
978-3-7452-3627-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dreimal Fantasy für den Strand: Drei Romane -  Alfred Bekker
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Dieses Ebook enthält folgende Bände: Die Drachen-Attacke Sturm auf das Elbenreich Gefährten der Magie Der Boden erzitterte unter den Füßen von zehntausend elefantengroßen Hornechsen. Auf jedem dieser zumeist dreihörnigen Reptilien ritt mindestens ein schwer bewaffneter Ork-Krieger - auf vielen saßen sogar zwei oder drei. Man hätte meinen können, ein Gewitter würde aufziehen, solch einen Donner verursachten die trampelnden Füße der Hornechsen. An der Spitze dieser gewaltigen Ork-Streitmacht ritt Rhomroor, ihr junger Anführer. Nie hatte es einen jüngeren Anführer als Rhomroor gegeben. Alle drei Orkländer hatten ihn inzwischen anerkannt. Es gab keinen Stamm, der sich zurzeit gegen ihn wandte. Das galt für die auf Hornechsen reitenden Orks ebenso wie für die zu Fuß gehenden Clans, die im Grenzgebirge zu den Menschenreichen hausten, oder die Stämme aus der Skorpion-Senke am Blutfluss, deren Dörfer auf gewaltigen Riesenskorpionen gebaut waren. Selbst die sehr eigenwilligen Bewohner der Orkstadt und die seefahrenden Orks der Insel Orkheim, die sich selbst als zivilisierter ansahen, weil sie das Wasser nicht auf Riesenschildkröten oder Flößen überwanden, sondern richtige Schiffe bauten, hatten ihn anerkannt. Vorerst jedenfalls.

1


Die Flügel der Riesenlibelle surrten. Candric, der junge Prinz von Aladar, klammerte sich an dem riesenhaften Insekt fest, das plötzlich in die Höhe schoss.

„Haltet sie zurück! Fasst sie hinter den Kopf und lenkt sie, mein Prinz!“, rief eine heisere Männerstimme, die schon nach wenigen Augenblicken kaum noch zu hören war.

Candric blickte nur kurz in die Tiefe. Fast wurde ihm schon von diesem einen Blick schwindelig. Er sah unter sich den Palast von Aladar mit seinen mächtigen Türmen und Mauern. Umgeben wurde dieser Palast von einer großen Stadt mit ausgedehnten Hafenanlagen. Sie lag auf einer Flussinsel – dort, wo der rote Fluss sich teilte und ins Meer floss. Auf dem Westturm des Palastes standen Candrics Vater König Hadran und Batak, ein Hauptmann der königlichen Libellenreiter-Garde. Die meisten dieser Libellenreiter waren im weit entfernten Grenzgebirge zu den Ländern der Orks damit beschäftigt, darüber zu wachen, dass keine Orks die Grenze überschritten. Zwar herrschte momentan Waffenstillstand zwischen dem Königreich Beiderland und den Orks, aber das konnte sich im Handumdrehen ändern.

König Hadran war allerdings der Meinung, dass sein Sohn unbedingt lernen sollte, perfekt mit einer Riesenlibelle umgehen zu können. Und so hatte er Hauptmann Batak dazu abgestellt, mit dem jungen Thronfolger zu üben.

Candric freute das überhaupt nicht. Er hätte viel lieber in der Bibliothek gesessen und ein interessantes Buch gelesen. Auf dem Rücken einer Riesenlibelle zu sitzen und sich an deren Haaren festhalten zu müssen, um nicht in die Tiefe zu fallen, gefiel ihm überhaupt nicht. Ganz schwindelig konnte einem dabei werden. Und außerdem gehorchten manche der Riesenlibellen auch schlecht. Eigentlich sollten sie auf leichten Druck an einer bestimmten Stelle hinter dem Kopf reagieren und ihre Flugbahn nach den Wünschen des Reiters ändern.

Aber manche dieser surrenden Biester versuchten offenbar auszuprobieren, wie viel sie sich gegenüber ihrem Reiter herausnehmen konnten.

„Candric! Du sitzt doch nicht zum ersten Mal auf einer Riesenlibelle!“, hörte er noch den Ruf seines Vaters.

Die Riesenlibelle machte einen scharfen Schwenk nach links, so dass Candric sich dicht an ihren Rücken pressen musste. Er war etwas überrascht, denn er hatte das völlig wie von selbst getan. Während die Riesenlibelle hinaus auf das Meer strebte, wurde ihm klar, woran das lag.

„Es ist doch genauso, als wenn du als Ork auf einer Hornechse sitzt und nicht herunterfallen willst!“, meldete sich eine Gedankenstimme.

Sie gehörte seinem Ork-Freund Rhomroor, mit dem er wegen eines Zauberfluchs immer bei Vollmond für einige Zeit den Körper tauschte. Dann wohnte die Seele des Königssohns im Körper eines wilden Orks, während die Seele des ungehobelten Orks Rhomroor gleichzeitig den Körper des eigentlich eher vorsichtigen jungen Prinzen bewohnte. Jeden der beiden hatte das schon in große Schwierigkeiten gebracht, aber sie hatten auch viel dabei gelernt. Vor allem waren sie Freunde geworden, wozu die Gedankenverbindung sicher beigetragen hatte, die stets bestand, wenn ihre Seelen im jeweils anderen Körper waren.

Dass auch jetzt diese Verbindung zustande kam, war ungewöhnlich.

„Verdammt, es ist doch noch gar nicht Vollmond!“, rief Candric laut aus, während die Riesenlibelle jetzt zu einem mörderischen Tiefflug ansetzte. Sie stürzte regelrecht herab, geradewegs auf das schäumende Meer zu. Candric griff nun beherzt in die Kerbe zwischen dem Kopf und dem Körper der Libelle – so, wie man es ihm gezeigt hatte. Aber irgendetwas stimmte mit dem Geschöpf einfach nicht. Es ließ sich nicht beruhigen.

Dicht über der Wasseroberfläche fing es seinen Sturz ab und schnellte dann im Tiefflug über das schäumende Meer. Das Wasser der Wellenkronen spritzte bis zu Candric hinauf und benetzte seine Schuhe und Hosenbeine.

„Es muss wahnsinnig geworden sein!“, ging es Candric durch den Kopf.

Abermals antwortete ihm die Gegenstimme seines Ork-Freundes Rhomroor. Candric konnte den hässlichen, schlammfarbenen Kerl mit vor seinem inneren Auge sehen, mit den vier Hauern, die aus seinem gewaltigen Maul herausragten und an denen noch die Reste der letzten Mahlzeit hingen.

„Mach es wie bei den Hornechsen!“, riet ihm die Stimme des Ork.

„Ach – aber den kleinen Unterschied zwischen einer Hornechse und einer Riesenlibelle hast du aber schon bemerkt ja? Letztere kann nämlich fliegen und das bedeutet, es ist noch sehr viel unangenehmer, von ihrem Rücken zu fallen, als es bei jeder Hornechse der Fall ist!“

„Auch Riesenlibellen werden müde, Candric! Lass sie sich austoben und halt dich fest. Dann wirst du sie irgendwann wieder unter deine Kontrolle bekommen und kannst vielleicht sogar herausfinden, was sie so wild gemacht hat!“

Die Gedanken des Orks machten auf Candric einen überraschend besonnenen und vernünftigen Eindruck. Also entschied sich der Königssohn dafür, diesem Rat zu folgen. Es blieb ihm ohnehin keine andere Möglichkeit. Alles, was man Candric inzwischen über die Lenkung von Riesenlibellen beigebracht hatte, schien im Moment sowieso nicht zu funktionieren. Wenn Candric die Druckpunkte am Hals berührte, reagierte das Tier überhaupt nicht. Zumindest nicht auf die Weise, wie es eigentlich sein sollte.

Springfische schnellten aus den Fluten empor. Sie waren etwa so lang wie Candrics Arme und schnappten nach der Riesenlibelle, die dadurch erneut aufgescheucht wurde. Fluchtartig stob sie in die Höhe. Die Springfische schossen zu Dutzenden aus dem Wasser. Ein ganzer Schwarm schien dicht unter der Meeresoberfläche auf Beute gelauert zu haben. Normalerweise hatten sie es auf Möwen abgesehen, aber offenbar waren sie nicht besonders wählerisch.

Einer von ihnen erwischte Candric am Fuß. Die nadelspitzen Zähne drangen durch das Leder seines Stiefels und rissen ihn dem Prinzen vom Fuß. Aber da war die Riesenlibelle auch schon so hoch, dass selbst die kräftigsten unter den Springfischen Candric nicht mehr erreichen konnten. Ein schrilles Geräusch ging jetzt von dem Tier aus. Es schien durch die Begegnung mit den Springfischen noch aufgeregter zu sein.

„Lass das Tier sich austoben – oder warte ab, bis wir die Körper und Seelen tauschen!“, meldete sich noch einmal die Gedankenstimme des Orks zu Wort. „Ich kriege das bestimmt hin!“

„Aber es ist doch noch gar nicht Vollmond!“, gab Candric in Gedanken zurück. Er war ärgerlich. Auf keinen Fall wollte er, dass Rhomroor diese Riesenlibelle für ihn bändigte.

„Wer weiß, vielleicht findet der Austausch diesmal früher statt!“, meinte Rhomroor. „Wer sagt, dass er immer genau zu Vollmond geschehen muss – und die Tatsache, dass wir jetzt schon eine Gedankenverbindung haben, muss doch auch einen Grund haben!“

„Wenn du mich jetzt freundlicherweise nicht mit deinen Ork-Gedanken ablenken würdest!“, erwiderte Candric.

Er versuchte sich auf das zu konzentrieren, was man ihm über die Lenkung von Riesenlibellen beigebracht hatte. Beherzt griff er nun mit beiden Händen an die Vertiefung hinter dem Kopf des Reittieres. Er versuchte es zurück in Richtung des Palastes von Aladar zu lenken – und tatsächlich reagierte die Riesenlibelle diesmal.

Sie flog einen Bogen und hielt dann geradewegs auf den Turm zu, auf dem König Hadran und Hauptmann Batak standen und noch immer besorgt nach dem Prinzen Ausschau hielten.

Die Flugbahn der Riesenlibelle senkte sich. Eigentlich hatte Candric vorgehabt, auf jenem Turm zu landen, von dem aus er auch gestartet war.

Aber die Riesenlibelle schien anderes im Sinn zu haben. Sie schoss so tief über den Turm hinweg, dass König Hadran und Hauptmann Batak sich zu Boden werfen mussten, um nicht umgerissen zu werden.

Unter sich sah Candric den gepflasterten inneren Palasthof. An den Zinnen der inneren Burgmauer bemerkte er Kara, seine Freundin und Vertraute, mit der er sich oft in der Bibliothek traf und die als erste bemerkt hatte, dass etwas mit ihm nicht stimmte, als Rhomroors Ork-Seele zum ersten Mal seinen Körper übernommen hatte.

Neben ihr befand sich der hochgewachsene Elbenkrieger Lirandil. Der Fährtensucher aus dem Fernen Elbenreich weilte schon ziemlich lang am Hof von König Hadran. Aber da Elben so langlebig waren, dass man sie im Vergleich zu Menschen schon fast als unsterblich bezeichnen konnte, kam ihm die vergangene Zeit, die er schon in Aladar verlebt hatte, wohl gar nicht so lang vor.

Der Elbenkrieger streckte seine Hand aus. Was sich in der Handfläche befand, konnte Candric so schnell nicht erkennen.

Die Riesenlibelle ließ sich zuerst scheinbar in die Tiefe fallen, fing sich dann aber wieder und landete schließlich im inneren Burghof des Palastes – nur ein paar Schritte von Lirandil entfernt.

Candric warf sich zur Seite und rollte sich auf dem Boden ab. Schließlich wollte er keinen Augenblick länger als unbedingt nötig auf dem Rücken dieser anscheinend verrückt gewordenen Riesenlibelle bleiben! Womöglich fiel es diesem Biest gleich wieder ein, aufzusteigen und ihn auf einen Flug ins Ungewisse mitzunehmen! Es reichte, dass ihm die Springfische einen Stiefel vom Fuß gezogen hatten! Auf ein weiteres Erlebnis dieser Art konnte er getrost verzichten!

Kara lief auf ihn zu. Das...

Erscheint lt. Verlag 22.1.2024
Verlagsort Lengerich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7452-3627-0 / 3745236270
ISBN-13 978-3-7452-3627-9 / 9783745236279
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