Fischland-Falle (eBook)

Küsten Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-145-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fischland-Falle -  Corinna Kastner
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Auf dem Fischland nimmt ein Krimi-Dinner eine mörderische Wendung . . . und Kassandra und Paul stecken mittendrin. Wustrows Prominenz wird zu einem Krimi-Dinner auf ein beliebtes Hotelschiff eingeladen. Doch der vergnügliche Abend gerät schnell außer Kontrolle, als vor aller Augen ein Gast stirbt und per Videobotschaft verkündet wird, dass weitere Tote folgen, wenn es den Anwesenden nicht gelingt zu entkommen. Fieberhaft suchen Kassandra und Paul einen Weg ins Freie, aber das Schiff ist mit gefährlichen Fallen ausgestattet, und die Gäste beäugen sich gegenseitig misstrauisch - denn der Mörder muss mitten unter ihnen sein.

Corinna Kastner wurde 1965 in Hameln geboren. Sie arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten Krimis, die auf dem Fischland spielen; außerdem seit 2020 die (Schauplatz-)Kalender »Fischland«. www.corinna-kastner.de

Corinna Kastner wurde 1965 in Hameln geboren. Sie arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten Krimis, die auf dem Fischland spielen; außerdem seit 2020 die (Schauplatz-)Kalender »Fischland«. www.corinna-kastner.de

1

Zwei Monate zuvor

Kassandra lehnte sich zurück und hielt die Augen geschlossen. Alles um sie herum nahm sie mit anderen Sinnen wahr: die warmen Sonnenstrahlen des Frühlings auf ihrer Haut, die leichte Brise in ihren Haaren, das Plätschern der Wellen um den Bootsrumpf, hin und wieder einen Wasserspritzer auf ihren Armen, den Geruch des Holzes, der Taue und der Segel. Es war wunderbar, auf dem Bodden dahinzugleiten, sich treiben und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Nur sie und Paul – und der Skipper.

Der störte sie nicht. Kassandras Nachbar Jonas Zepplin hatte ihnen diese Sonderfahrt auf seinem Zeesboot Tante Mine schon zu Weihnachten geschenkt, und jetzt zur Saisoneröffnung lösten sie das Geschenk ein. Kassandra genoss die Stille in der Natur und das Nichtstun. Bald genug würde sich das ändern, wenn aus den hin und wieder anreisenden Urlaubern, die die Zimmer ihrer Pension »Woll tau seihn« in dieser Jahreszeit bewohnten, Ströme von Menschen wurden, die sich ohne einen Tag Pause bei ihr abwechselten. Sie mochte den Trubel, aber diese Ruhe auf dem Bodden war etwas ganz Besonderes.

Kassandra hatte keine Ahnung, wo sie gerade unterwegs waren, und wollte eben träge die Augen öffnen, als in unmittelbarer Nähe Glocken erklangen. Sie setzte sich auf und blinzelte hinüber zur Fischländer Kirche. Die Turmuhr zeigte drei, sie waren schon fast zwei Stunden unterwegs. Wie schnell die Zeit verging. Ein Seitenblick zu Paul verriet ihr, dass das Geläut ihn anscheinend auch aus seiner kontemplativen Stimmung gerissen hatte.

Jonas schmunzelte. »Wach?« Dann deutete er zum Ufer, an dem nun nach Hafen und Kirche die Stinne in Sicht kam – das Schiff mit den zwei Masten, dem schwarzen Rumpf und dem weißen Aufbau, das seit Jahrzehnten dort friedlich auf dem Trockenen lag. Seit einiger Zeit war es auf der Stinne und um sie herum weniger friedlich. Baulärm tönte herüber. Nicht zu laut, aber auch nicht zu überhören.

»Du weißt doch immer alles, Herr Gemeindevertreter«, wandte Jonas sich an Paul. »Wie weit ist es denn gediehen?«

Paul lachte. »In dem Fall muss ich dich enttäuschen. Ich weiß nicht mehr als das, was in der Zeitung steht. Allerdings kennen wir eine Person, die sehr wahrscheinlich bald viel besser informiert sein dürfte.«

»Ob wir was davon haben, ist eine andere Frage«, schaltete sich Kassandra ein. »Violetta wurde zu strengstem Stillschweigen verdonnert.«

»Violetta und Schweigen?«, fragte Jonas ungläubig, während er das Segel reffte. »Nicht euer Ernst.«

»Sei nicht ungerecht«, sagte Kassandra. »Violetta mag ja beim Reden weder Punkte noch Kommata kennen, eine Klatschtante ist sie trotzdem nicht.«

»Meinetwegen. Aber wie kommt ihr darauf, dass sie mehr erfahren könnte als Paul?«

»Wegen des Fischländer Lesezirkels, den sie vor ein paar Jahren gegründet hat«, erklärte Kassandra. Sie amüsierte sich über Jonas’ noch ratloseren Blick und beschloss, ihn aufzuklären. »Neulich war Violetta zum Kaffee bei uns«, begann sie.

»Das ist besser gesichert als Fort Knox, kann ich euch sagen, echt unglaublich, nicht mal mir verrät sie, was für Tricks und Finessen da eingebaut werden, obwohl sie doch so viel Wert darauf legt, mit mir zusammenzuarbeiten, muss man sich mal vorstellen, mit mir, ist doch der Wahnsinn, oder?« Violetta brauchte eine kleine Pause zum Luftholen, was ungewöhnlich war und ein Zeichen dafür, wie sehr sie die Anfrage von Nicola Hülskamp überraschte und offenbar auch freute.

So aufgeregt hatte Kassandra ihre Freundin selten erlebt.

»Na ja«, nutzte sie die Gunst der Sekunde, »du kannst nicht erwarten, dass sie dir schon beim ersten Gespräch sämtliche Geheimnisse der neuen Stinne verrät.«

»Sämtliche natürlich nicht, aber vielleicht das eine oder andere, schließlich soll ich doch mitwirken an den Szenarien für die Krimi-Dinner.«

»Eben«, schaltete Paul sich ein. »An denen für die Krimi-Dinner, nicht an denen für die … ähm … Escape-Room-Adventures.« Er verdrehte ein wenig die Augen, und Kassandra wusste, warum.

»Was willst du denn, Paul?«, fuhr Violetta jedoch auf, der seine Mimik nicht verborgen geblieben war. »Ist doch allemal besser als Verfall, wäre ja nicht das erste Mal gewesen, dass hier was ewig verrottet, weil alle Pläne fehlschlagen und windige Investoren sich die Klinke in die Hand geben, ich sag nur Seefahrtschule, von den Leerständen der Geschäfte und dem Gastronomiemangel nicht zu reden, was beschwerst du dich also?«

»Ich beschwere mich nicht«, stellte Paul richtig. »Ich bin nur vorsichtig mit meinen Erwartungen. Auch das lehrt die Erfahrung. Die Stinne ist einmalig. Wir sind ihr was schuldig, das Bewahren von Geschichte nämlich, und ich weiß nicht, ob dem neuen Besitzer beziehungsweise seiner Projektleiterin Frau Hülskamp das gelingt, wenn aus dem Schiff ein Abenteuerspielplatz gemacht wird.«

»Ja, ja, jetzt kommst du gleich wieder mit den ollen Kamellen vom dänischen Schoner, der in der Steinzeit vor der Küste Wustrows gestrandet ist und …

»1965«, warf Paul ein, seine Mundwinkel zuckten. »Nicht ganz so alt, aber du warst nicht mal angedacht.«

»Haha, siehste, genau, und dass die Stinne seit fast ebenso ewig am Bodden auf dem Trockenen liegt, ein FDGB-Heim zuerst und später ein Hotel- und Restaurantschiff und so heimelig und urig und maritim ausgestattet war und zu Wustrow dazugehört wie die See und die Zeesboote, die Rohrdachhäuser und die alten Linden auf der Strandstraße.«

Paul grinste und applaudierte lautlos. »Dann muss ich ja nichts mehr sagen. Noch Kaffee?«

Violettas Miene entspannte sich. Sie nickte und blinzelte in die Sonne, die auf Pauls Terrasse niederschien.

»Und noch ein Stück Rhabarbertorte?«, fügte Kassandra hinzu, den Tortenheber bereits in der Hand. Über ihnen kreischte eine Möwe, hinter dem Deich rauschte leise die See, eine Brise fuhr durch die Kartoffelrosenhecke und die Bäume jenseits des Grundstückes. Es war ein viel zu schöner Tag, um zu streiten, vor allem um Dinge, die sich ohnehin nicht ändern ließen.

Ein Investor aus Baden-Württemberg mit deutschlandweiter Erfahrung im Eventbereich hatte die Stinne gekauft und nach zwei, drei persönlichen Auftritten in Wustrow Nicola Hülskamp als Projektleiterin eingesetzt. Ausgestattet mit einer allumfassenden Vollmacht und Handlungsfreiheit in jeglicher Beziehung machte sie daraus nun das ihrer Meinung nach aufregendste, innovativste und lukrativste Eventschiff, das die Ostseeküste jemals gesehen hatte.

Kassandra platzierte die Rhabarbertorte mit dem Baiser-Topping auf Violettas Teller und leistete der Projektleiterin im Stillen Abbitte. Sie konnten nichts beurteilen, solange sie das Ergebnis nicht gesehen hatten, und gegen Nicola Hülskamp persönlich war nichts einzuwenden. Die Pläne mochten etwas abgehoben sein, aber sie selbst kam bodenständig rüber und war sogar bei Skeptikern im Ort durchaus beliebt.

»Auf jeden Fall«, nahm Violetta den Faden wieder auf, nachdem sie sich einen Happen Kuchen einverleibt und etwas Baiserschaum von der Oberlippe geleckt hatte, »finde ich die Sache total spannend, ich wollte schon immer mal an einem Krimi-Dinner teilnehmen, und jetzt soll ich sogar beim Entwurf der Szenarien dabei sein.« Sie pickte ein Mandelblättchen auf die Kuchengabel, runzelte die Stirn und sah Paul nachdenklich an. »Oder ist es das, bist du beleidigt, weil sie mich gefragt hat und nicht dich, den berühmten Bestsellerautor?«

Kassandra wollte schon aufbrausen, doch Paul schüttelte belustigt den Kopf.

»Da du mich eindeutig besser kennst, nehm ich diese Bemerkung jetzt mal nicht ernst.«

»War sie auch nicht gemeint«, gab Violetta zurück. »Im Gegenteil, ich habe sogar gefragt, ob sie dich nicht ins Boot holen will, dann könnte sie immerhin mit einem bekannten Namen hausieren gehen, und letztlich hast du ja viel mehr Ahnung vom Schreiben, als ich je haben werde, und wenn ich noch so viel lese.«

»Was hat sie dazu gesagt?«, fragte Kassandra.

Violetta zuckte bedauernd mit den Schultern. »Dass sie gerade die Interessen der Leser spannend findet, also, was die wiederum spannend finden, welche Geschichten die mögen und so, und da wäre ich mit meinem Lesezirkel …« Sie unterbrach sich und lachte. »Ist es nicht übrigens göttlich, dass ich den nie gegründet hätte ohne den Fall damals, für den wir so was als Alibi brauchten?« Ohne eine Bestätigung abzuwarten, redete sie gleich weiter. »Also, jedenfalls wäre ich nun mal die beste Quelle, weil ich nicht nur selbst Krimis verschlinge, sondern auch noch jede Menge andere Leute kenne und deren Vorlieben, die ich ebenfalls einbringen könnte.«

»Stimmt alles«, sagte Kassandra. »Trotzdem seltsam, dass sie auf die Expertise eines arrivierten Schriftstellers verzichtet. Das eine würde ja das andere nicht ausschließen.«

»Hab ich auch gesagt, und da rückte sie damit raus, dass sie so ganz ohne doch nicht auskommen will.« Violetta machte eine gezielte Kunstpause und guckte Kassandra und Paul erwartungsvoll an.

»Inwiefern?«, erlöste Paul sie.

Ein breites Lächeln legte sich über Violettas Gesicht. »Sie will dich als Krimi-Dinner-Test-Gast, natürlich noch mit ein paar anderen, aber dein Urteil ist ihr besonders wichtig, weil sie wissen möchte, wie schnell du als Profi auf die Lösung der Fälle kommst.«

»Ich bin kein Krimi-, sondern Thriller-Autor. Das kann ein großer Unterschied sein«, gab Paul zu bedenken.

»Deswegen gibt es ja unterschiedliche Szenarien, beides wird bedient, wobei ich glaube, dass die Escape-Rätsel eher was von Thrillern haben werden, aber sie meint, du...

Erscheint lt. Verlag 23.5.2024
Reihe/Serie Kassandra Voß
Kassandra Voß
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amateurdetektivroman • Cosy Krimi • düster • Entführung • Fischland • Krimi-Dinner • Krimi mit Humor • Küsten Krimi • Mecklenburg-Vorpommern • Mord • Ostsee • packend • Rachedrama • Regiokrimi • spannend • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-98707-145-1 / 3987071451
ISBN-13 978-3-98707-145-4 / 9783987071454
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