Maddrax 627 (eBook)

Schwestern im Geiste

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-6186-4 (ISBN)

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Maddrax 627 - Ian Rolf Hill
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Freiwillig ist Haaley bei Aruula geblieben, die sich in der Todeszone langsam erholt. Sie will versuchen, ihr den Lauschsinn wiederzugeben, der durch Matts Schuld verloren ging. Als Angehörige der Dreizehn Inseln hat auch Haaley telepathische Kräfte, wenn auch nur schwache. Mit dem Gift des Jaguarpriesters will sie diese potenzieren und die Mauer in Aruulas Geist niederreißen.
Doch damit öffnet sie eine Büchse der Pandora - denn etwas aus ihrem Geist erhält die unverhoffte Chance, auf Aruula überzugehen...


Schwestern
im Geiste

von Ian Rolf Hill

»Du wirst uns noch beide umbringen!«

»Werde ich nicht, und jetzt halt die Klappe!«

Das etwa neunjährige Mädchen, das rittlings vor Haaley auf dem mit Pilzfäden überwucherten Hals des mutierten Kondors saß, schlug sich die Hand vor den Mund.

»Kam ipf pfo ma'en, tropf'em wirpf tu unf umpfring'n!«

Haaleys Augen hinter der Fliegerbrille ve‍rengten sich zu Schlitzen. Am liebsten hätte sie nach ihrer kleinen Schwester geschlagen, doch in Anbetracht der Geschwindigkeit, mit der der Geier zurück in die Todeszone flog, sowie der schwindelerregenden Höhe verzichtete Haaley auf jede überflüssige Bewegung.

Außerdem war es nicht mehr weit. Und sobald Aruula ihren Lauschsinn zurückbekommen hatte, war Choyganmaa Geschichte.

San Ignacio, Frühjahr 2523

»Aber das Versuchsobjekt macht Fortschritte!« Gaa'hal'barat ließ Dampf ab. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Zischend entwich der heiße Wasserdampf aus dem Inneren seines thermophilen Wirtskörpers.

»Du hast doch den Ruf des Oqualuns1 ebenfalls vernommen«, entgegnete Dra'sil'emro.

»Sicher«, bestätigte Gaa'hal'barat. »Es ist nur so, dass wir schon lange nicht mehr solch vielversprechende Exemplare hatten. Wir stehen kurz vor dem Durchbruch. Wenn wir jetzt abbrechen, war alles umsonst.«

»Willst du dich meiner Anweisung widersetzen?«, grollte der ranghöhere Daa'mure. »Oder gar dem Ruf des Oqualuns?«

»Nein.« Erneut spürte Gaa'hal'barat die Hitze in sich aufsteigen. Devot senkte er das Haupt, ehe er es in einem letzten Aufbegehren wieder anhob. »Doch diese Körper... sie... sind so... schwer!«

»Sie sind robust und widerstandsfähig«, konterte Dra'sil'emro. »Sie erfüllen ihren Zweck äußerst effektiv.«

»Dem kann ich nicht widersprechen«, gestand Gaa'hal'barat. »Dennoch betrachte ich es als meine Pflicht, dich darauf hinzuweisen, dass es eine Verschwendung von Ressourcen wäre, jetzt abzubrechen.«

»Wir haben keine andere Wahl. Meiner Ansicht nach haben wir bei der Steigerung der Intelligenz ein kritisches Niveau erreicht. Ich gebe dir recht, dass es eine Verschwendung ist, aber das Risiko, die Kontrolle über die Versuchsobjekte zu verlieren, ist zu groß. Daher erteile ich dir hiermit den Befehl, sie zu liquidieren.«

Wieder zischte Dampf zwischen den Schuppen von Gaa'hal'barats Wirtskörper hervor. Er versuchte gar nicht erst, einen Hehl aus seiner Enttäuschung zu machen. Dennoch fügte er sich der Anweisung. Allein schon deshalb, weil er genau wusste, dass Dra'sil'emro recht hatte.

»Ich habe verstanden«, sagte er daher. »Ich werde die Versuchsobjekte umgehend zerstören.«

Dra'sil'emro antwortete nicht; er war bereits mit den Vorbereitungen für ihre Abreise beschäftigt. Nichts sollte auf ihre Experimente hindeuten.

Seit der Schaffung der neuen Wirtskörper hatten die meisten Daa'muren ihre Experimente mit den intelligenteren heimischen Spezies, die für eine mögliche Übernahme in Frage kämen, eingestellt.

Zu diesem Zeitpunkt war die Versuchsreihe von Dra'sil'emro und Gaa'hal'barat jedoch schon so weit gediehen, dass beide nicht willens gewesen waren, ihre Experimente zu diesem Zeitpunkt einzustellen. Bis heute.

Der Ruf des Oqualuns war zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt gekommen, aber daran war nun mal nichts zu ändern. Ignorieren konnten sie ihn nicht, und so blieb ihnen praktisch gar keine andere Wahl, als ihre Experimente nicht nur einzustellen, sondern zu beseitigen.

Das Krachen und Bersten, das mit der Zerstörung der Gerätschaften einherging, begleitete Gaa'hal'barat auf seinem Weg zu den Versuchsobjekten, die in zwei Käfigen voneinander getrennt kauerten. Bei seinem Anblick fing das Weibchen an, aufgeregt zu keckern. Ihr Bauch war schon leicht geschwollen. In wenigen Zyklen würde sie Nachwuchs gebären.

Nein, dachte Gaa'hal'barat in einem Anflug von Bedauern. In wenigen Zyklen hätte sie Nachwuchs geboren. Gerade von dieser neuen Generation hatten sich die beiden Daa'muren viel versprochen.

Gaa'hal'barat schob sein Bedauern beiseite und öffnete die Tür zum Käfig des männlichen Exemplars, das sein beeindruckendes Gebiss bleckte.

Der feuerrote Kopf leuchtete noch intensiver; eine Folge der stärkeren Durchblutung, ausgelöst durch die Furcht, die das Versuchsobjekt empfand. Seine kognitiven Fähigkeiten waren bemerkenswert.

Ein weit weniger scharfer Verstand als der des Daa'muren hätte dem Geschöpf womöglich übernatürliche Kräfte zugesprochen. Gaa'hal'barat indes wusste, dass es lediglich gelernt hatte, auch winzigste Veränderungen in Körpersprache und Gebaren des Daa'muren wahrzunehmen und folgerichtig zu interpretieren.

Vielleicht nahm er sogar die gesteigerte Körpertemperatur wahr, die ein deutlicher Hinweis auf seine Erregung war.

Gaa'hal'barat streckte den Arm aus, um das Versuchsobjekt zu packen, das sich in den hintersten Winkel verkroch und eine schnelle Abfolge schriller Schreie ausstieß, die den Daa'muren in den Ohren schmerzten. Er musste sich ein wenig nach vorne beugen, während er nach dem Geschöpf tastete. Dabei verlor er es kurz aus den Augen.

Plötzlich hing es an Gaa'hal'barats Arm. Der Daa'mure grunzte unwillig und richtete sich auf. Er holte mit der freien Hand aus, um den Schädel des Versuchsobjekts zu zertrümmern, doch die Kreatur war schneller. Geschwind kletterte sie an seinem Arm empor.

Eine beißende Flüssigkeit spritzte Gaa'hal'barat in die Augen. Der Wissenschaftler brüllte auf und wankte zurück.

Das Männchen war längst abgesprungen. Gaa'hal'barat hörte, wie es sich am Käfig des Weibchens zu schaffen machte.

Der Daa'mure kochte vor Wut. Die Schmerzen ignorierend, stapfte er auf den Käfig zu. Noch in der Vorwärtsbewegung holte er mit der Faust aus und ließ sie auf den stählernen Zwinger hinunterfahren.

Der Käfig zersprang.

Doch die Insassin war bereits fort. Geflohen mit ihrem männlichen Artgenossen, der das Weibchen befreit hatte. Und die Tür stand noch immer offen!

Gaa'hal'barat wirbelte herum. Hektisch wischte er sich über die Augen und versuchte, den brennenden Urin wegzublinzeln. Schemenhaft sah er die beiden Versuchsobjekte durch den offenen Zugang in den dahinterliegenden Gang verschwinden.

Der Daa'mure nahm umgehend die Verfolgung auf. Kurz überlegte er, ob er die Gestalt wechseln sollte, doch ihm war nicht klar, in welche Form. Außerdem würde es viel zu lange dauern. Bis dahin waren die beiden Kreaturen längst fort. Und zwar für immer.

Gaa'hal'barat erreichte den Gang. Von den Versuchsobjekten war nichts zu sehen. Dafür tauchte Dra'sil'emro am anderen Ende des Flures auf.

»Was ist geschehen?«, wollte er wissen.

»Sie... sie sind entkommen«, meldete Gaa'hal'barat wahrheitsgemäß.

Dra'sil'emro schnaubte. »Dann fang sie ein. Sie dürfen nicht entkommen!«

Als ob er das nicht selber wüsste.

Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit, wohin die beiden Geschöpfe gelaufen sein konnten. Wären sie Dra'sil'emro begegnet, hätte dieser anders reagiert. Sie mussten also über die Treppen nach unten gelaufen sein.

Gaa'hal'barat stieß abermals Wolken heißen Wasserdampfs aus, als er begriff, wohin die beiden Versuchsobjekte wollten. In das Tiefgeschoss. Dorthin, wo die primäre Spezies namens Mensch vor der Ankunft des Wandlers ihre Fortbewegungsmittel abgestellt hatte.

Das Tor zur Auffahrt stand offen. Wenn sie es bis dahin schafften, bestand praktisch keine Chance mehr, sie einzuholen.

Gaa'hal'barat beschleunigte seine Schritte.

Die Intelligenz der Kreaturen übertraf ihre Erwartungen bei weitem! Vor dem Ruf des Oqualuns wäre das ein Grund zur Freude gewesen, doch alles, was Gaa'hal'barat empfand, war Scham und Frust.

Er erreichte das Tiefgeschoss. Die Stahltür war schon vor langer Zeit aus den Angeln gebrochen worden. Dräuende Finsternis empfing ihn.

Die Wracks der Fahrzeuge, die im Lauf vergangener Zyklen mehr und mehr verfallen waren, zeichneten sich als schattige Hindernisse vor den Augen des Daa'muren ab, der immer noch nicht klar sehen konnte.

Im Hintergrund schimmerte es heller. Dort befand sich der Ausgang.

Über der breiten Zufahrt befand sich ein schweres Metallgitter. Mit ein wenig Glück hatten die Versuchsobjekte den Ausgang noch nicht erreicht. Sobald er das Tiefgeschoss abgeriegelt hatte, konnte sich Gaa'hal'barat in aller Ruhe auf die Suche nach den Kreaturen machen.

Der Motor des Gitters war längst defekt, doch Gaa'hal'barat traute sich durchaus zu, es per Hand herunterzuziehen. Diese Wirtskörper waren nicht nur robust und widerstandsfähig, wie Dra'sil'emro richtig festgestellt hatte, sie verfügten darüber hinaus über eine bemerkenswerte Kraft.

Gaa'hal'barat blieb unter dem Tor stehen und reckte die Arme. Da er in seiner jetzigen Gestalt nicht ganz an das untere Ende des Gitters heranreichte, verlängerte er kurzerhand seine säulenförmigen Beine.

Die Finger des Daa'muren schlossen sich um den...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2024
Reihe/Serie Maddrax
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus
ISBN-10 3-7517-6186-1 / 3751761861
ISBN-13 978-3-7517-6186-4 / 9783751761864
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