Mord zur Teatime - Das Geheimnis von Sans-Soleil (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
374 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3835-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord zur Teatime - Das Geheimnis von Sans-Soleil -  Olga Wojtas,  Helena Marchmont
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Die in der Zeit reisende Bibliothekarin Shona McMonagle findet sich im Frankreich des Fin-de-Siècle wieder. Diesmal verschlägt es sie in das abgelegene Bergdorf San-Soleil, das so tief in einem Tal liegt, dass dort nie die Sonne scheint. Seit einiger Zeit verschwinden hier Menschen in den dunklen Wäldern. Treibt ein Mörder sein Unwesen in dieser Region? Shona beginnt zu ermitteln und dabei stellen sich ihr weitere Fragen: Welches Geheimnis verbirgt der Bürgermeister? Leidet der auf einer abgelegenen Burg lebende Lord wirklich an Zahnschmerzen? Und was hat es mit dem obskuren Käsehandel auf sich? Kann sie rechtzeitig die Wahrheit aufdecken und das Dorf vor seinem düsteren Schicksal bewahren?

Gönnen Sie sich ein Glas Rotwein und ein leckeres Stück Käse und begleiten Sie die resolute schottische Bibliothekarin bei einem weiteren amüsanten und skurrilen Abenteuer! Von der Autorin der beliebten Krimi-Serie »Bunburry - Ein Idyll zum Sterben«.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!





<p>Olga Wojtas ist eine schottische Autorin, die unter dem Pseudonym Helena Marchmont die erfolgreiche BUNBURRY-Serie schreibt. Jetzt erscheint auch ihre Reihe »Mord zur Teatime« auf Deutsch. Die Autorin lebt in Edinburgh und arbeitet als Journalistin.</p>

Kapitel Eins


Ich war im Dunkeln, im buchstäblichen und im übertragenen Sinne. Was würde passieren, wenn ich mich rührte? Ich könnte in mein Verderben stürzen oder in etwas Ekliges treten. Ein Risiko, das es nicht wert war, eingegangen zu werden. Stocksteif stand ich da, was sich als recht schwierig erwies, da ich immer noch an den abscheulichen Bauchschmerzen litt, die ein Nebeneffekt von Zeitreisen waren.

Um mich herum war es pechschwarz, und kein Lüftchen regte sich. Ich musste in etwas drinnen sein. Aber wo drinnen? Im Bauch eines Wals? In einer unterirdischen äthiopischen Kirche? Einer Salzgrube?

In der Ferne konnte ich ein schwaches, metallisches Geräusch ausmachen, wie ein Scheppern schwerer Ketten, und Schlüssel, die sich in Vorhängeschlössern drehten. Unwillkürlich wandte ich mich in die Richtung dieser Geräusche – ein schwerer Fehler. Mit der Wade stieß ich gegen etwas und kippte nach hinten.

Ich fiel in irgendein Behältnis. Es fühlte sich sehr eng an. Zu eng. Ich steckte fest. Meine Arme waren seitlich eingeklemmt, aber zumindest konnte ich die Hände bewegen. Vorsichtig begann ich, meine Umgebung abzutasten.

Ich war von Holz eingeschlossen. Die Seiten waren an die fünfzig Zentimeter hoch, und es fühlte sich an, als wären Erdbrocken und Kieselsteine um mich herum. Mit einiger Mühe und vielen Atemübungen konnte ich die nach oben hieven und aus dem Behältnis herausschieben.

Mein Bauch schmerzte noch immer, und mein Kopf dröhnte, als wäre ein strammes Band um meine Stirn gebunden. Ich bewegte die Hand nach oben, um mir den Kopf zu massieren, und stellte fest, dass tatsächlich ein strammes Band um meine Stirn gebunden war. Ich trug eine Grubenlampe. Die hatte ich einen Moment zuvor – in der Bücherei von Morningside – eindeutig nicht auf dem Kopf gehabt.

Es war ein Kampf, meine Schultern freizubekommen, die Ellbogen auf die hölzernen Seiten von dem Ding aufzustützen, in dem ich mich befand, und mich halb aufzurichten. Dann schaltete ich die Stirnlampe ein und kippte beinahe wieder rückwärts in den Behälter: Licht explodierte förmlich um mich herum, und ich sah mich hundert-, tausendfach gespiegelt – bis in die Unendlichkeit und darüber hinaus.

Ich befand mich in einem Spiegelsaal. Nein, es war der Spiegelsaal. Der im Schloss von Versailles. Blinzelnd erkannte ich die siebzehn Bögen wieder, die jeweils einundzwanzig Spiegel enthielten, getrennt von Marmorsäulen und herrlich vergoldet.

Doch etwas stimmte nicht. Die endlosen Spiegelungen bedeuteten, dass die Spiegel gespiegelt wurden, nicht einer Fensterfront gegenüber waren. Und entweder war der Spiegelsaal geschrumpft, oder ich war gewachsen. Ich hatte Alice im Wunderland stets um ihren »Iss mich«-Kuchen beneidet, der sie größer machte. Er wäre genau das Richtige gewesen, um die Jungen von der Heriot einzuschüchtern. Doch ich hatte keinen Kuchen gegessen; nicht einmal einen Bourbon-Biscuit.

Ich legte meine Hände auf die rauen Kanten des Holzbehälters und hievte mich nach draußen, wobei meine Augen immer noch Mühe hatten, sich auf das grelle, gespiegelte Licht der Stirnlampe einzustellen. Doch nun konnte ich sehen, dass ich definitiv nicht in Versailles war. Ich war in einem großen, fensterlosen Raum, wo sich an den beiden Längswänden Kopien der Spiegel aus dem berühmten Palast befanden. Von der Decke hingen Kronleuchter mit unbenutzten Bienenwachskerzen. Am Kopfende des Raums stand eine hölzerne Bühne, an der stapelweise Klappstühle lehnten. Die Wand hinter der Bühne war enttäuschend kahl, ohne eine Spur von Gold oder Glas. Der einzige Schmuck bestand aus einem großen Schild mit einer Reihe von schwarzen, auf dem Kopf stehenden Abbildungen des Großbuchstabens V auf grauem Untergrund.

Neben den Stufen zur Bühne befand sich ein Klavier. Ich ging hinüber, um es mir näher anzuschauen, und stellte fest, dass es von der berühmten französischen Firma Érard stammte – nicht erstklassig, aber recht gut. Ich hätte gerne sofort einige Noten gespielt, hielt mich jedoch zurück. Schließlich war ich nicht zum Vergnügen hier, und nach dem erfolgreichen Abschluss meiner Mission würde sicherlich noch genug Zeit für das Schullied bleiben.

Es mochte noch unklar sein, um was für eine Mission es sich handelte, aber Erfolg musste sie haben. Meine letzte Begegnung mit Marcia Blaine, der namengebenden Gründerin meiner Alma Mater, der Marcia-Blaine-Mädchenschule, war extrem unangenehm gewesen, und ich würde den Auftrag hier erfolgreich durchführen müssen, sowohl um der Ehre meiner Schule als auch um der Wiederherstellung meiner eigenen Glaubwürdigkeit willen.

Der Anblick des Spiegelsaals ließ mich das Behältnis vergessen, dem ich kürzlich entstiegen war. Als ich nun zum anderen Ende des Saals schlenderte – noch eine trostlose, karge Wand, wo es außer einer großen Holztür nichts zu sehen gab –, konnte ich es mir genau anschauen. Ich war in einem Sarg gewesen. Einem Sarg, in dem ein Zettel lag. Ich nahm das Stück Papier heraus und las die wenigen französischen Worte darauf: »Souviens-toi, tu dois mourir

Die englische Übersetzung in meinem Kopf klang schmissiger: »Vergiss nicht, dass du sterben musst.«

Ich fragte mich, ob diese Nachricht eine Tautologie war. Schließlich erinnerte nichts so sehr an die eigene Sterblichkeit wie ein Sarg. Ich tastete den restlichen Boden ab, doch sonst waren dort keine Hinweise, abgesehen von kleinen Erdbrocken. Ich beschloss, weiter nachzuforschen, leckte meinen Finger an, drückte ihn auf die Erde und leckte erneut daran. Sie schmeckte recht schottisch – wie der mineralische Gley, den man überall im Land fand. Was mich überraschte, da die Nachricht, die Machart des Klaviers und erst recht der Spiegelsaal sehr frankofon anmuteten. Andererseits ist das Französische in Schottland nicht direkt unbekannt, seitdem wir 1295 unsere Kräfte gegen den skrupellosen Expansionsdrang der Engländer vereinten.

Vielleicht würde ich einen Hinweis darauf erhalten, wo und in welchem Jahr ich gelandet war, wenn ich mir genauer anschaute, was für eine Kleidung ich trug.

Ich trat vor einen der Spiegel. Aufgrund des grellen Stirnlichts und seiner Spiegelungen war es mir nicht möglich, meinen Kopf zu sehen. Doch ich konnte erkennen, dass ich ein rotbraunes Kostüm trug: eine enge, in der Taille eingenommene Jacke, eine hochgeschlossene weiße Rüschenbluse und ein langer Tulpenrock, dessen Saum meine Knöchel umspielte. Ich streckte einen Fuß vor und war froh, meine verlässlichen Doc Martens zu sehen. Man wusste nie, was einen auf einer Mission erwartete, folglich war festes, bequemes Schuhwerk unverzichtbar.

Wieder erregte ein Geräusch in der Ferne meine Aufmerksamkeit; es klang wie Wolfsgeheul. Ich schloss die Augen und lauschte. Jetzt waren leise Stimmen zu hören, so als hätte jemand irgendwo ein Radio eingeschaltet gelassen, in dem ein Hörspiel lief. Das Heulen und Scheppern mussten Klangeffekte gewesen sein. Die Stimmen waren jedoch zu undeutlich, um den Dialog zu verstehen oder wenigstens zu erkennen, um was für eine Sprache es sich handelte. Inzwischen hatte ich Kopf- und Bauchschmerzen nebst einem leichten Kribbeln in den Extremitäten. Ein flotter Fußmarsch wird mir guttun, dachte ich.

Als ich mich umdrehte, stolperte ich beinahe über etwas. Die endlosen Spiegelungen von meiner Stirnlampe waren derart verwirrend, dass ich nicht gesehen hatte, was neben dem offenen Sarg auf dem Boden lag. Es war ein kleiner Koffer mit Holzrahmen, Lederbespannung und Messingkappen an den Ecken. Er war neu, und seine Form legte nahe, dass er aus dem späten neunzehnten Jahrhundert stammte, als Koffer erstmals in Mode kamen und die sperrigen Reisetruhen abzulösen begannen. Mit Schablonen war ein Name auf den Koffer gemalt worden: »S. A. McMonagle.« Ich war mir ziemlich sicher, dass es mein Koffer war, denn schließlich hieß ich Shona Aurora McMonagle, und Miss Blaine hatte mir bei früherer Gelegenheit versichert, mich mit allem Nötigen für eine Mission auszustatten.

Ich hob den Koffer an. Er war schwer, aber mein Gewichtstraining kam mir hier zugute. In den Dreißigern begann ein Mensch, Muskelmasse zu verlieren, und zwar bis zu fünf Prozent in zehn Jahren, falls man nicht regelmäßig Krafttraining machte.

Ich ging mit dem Koffer in der Hand durch den Spiegelsaal auf die Flügeltüren zu. Dort hing ein Schloss, das dem Aussehen nach nur schwer zu knacken war, doch die Türen waren lediglich mit einem Riegel verschlossen worden. Ich öffnete sie und trat hinaus in die frische Luft. Hohe Berge ragten überall um mich herum auf – eine zerklüftete, bedrückende Welt aus Felsen. Es musste Morgen- oder Abenddämmerung sein; die Sonne war eben untergegangen oder stand kurz davor, aufzugehen. Ich konnte nicht erkennen, was von beidem der Fall war, denn die Berge versperrten den Blick auf die Sonne, wo immer sie sein mochte. Dies war auf keinen Fall Schottland – die schroffen Gipfel hier waren deutlich höher als der Ben Nevis.

Ich schaltete die Stirnlampe aus und studierte meine unmittelbare Umgebung. Einen Hang hinunter war ein Bergdorf, prekär in einem hohen Gebirgstal gelegen. Zwischen den Chalets, deren Erdgeschosse aus Stein, die Stockwerke darüber aus Holz erbaut und deren Mauern weiß verputzt waren, verliefen enge, Gassen mit Kopfsteinpflaster. Bei den unteren Geschossen handelte es sich offenbar um Lagerräume, denn Holztreppen führten zu Türen im ersten Stock. Von meiner Warte aus sah ich, dass sich große Gärten, praktisch Viehweiden, hinter den meisten Chalets befanden.

Ich blickte mich zu dem Gebäude um, das ich gerade verlassen hatte. Es war nur eingeschossig, ganz aus Holz, aber...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Reihe/Serie Die außergewöhnlichen Fälle der Bibliothekarin Shona McMonagle
Übersetzer Sabine Schilasky
Sprache deutsch
Original-Titel Miss Blaine's Prefect and the Vampire Menace
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bibliothekarin • Bunburry • COSY • Ermittlung • Frankeich • Graf Drakula • Helena Marchmont • Krimis • lustig • Mord • Schottland • Vampire • witzig • Zeitreise
ISBN-10 3-7517-3835-5 / 3751738355
ISBN-13 978-3-7517-3835-4 / 9783751738354
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