African Samurai (eBook)

Roman nach einer wahren Begebenheit | Historischer Roman über das Leben von Japans erstem und einzigem afrikanischen Samurai Yasuke

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
360 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46848-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

African Samurai -  Craig Shreve
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Ein Roman nach wahrer Begebenheit: die Geschichte über den beeindruckenden Aufstieg eines schwarzen Sklavenjungen zu Japans berühmtem Samurai Im Jahr 1579 läuft ein portugiesisches Segelschiff in den Hafen von Kinchotsu, Japan, ein. An Bord: europäische Güter, Feuerwaffen und ein Sklave aus Ostafrika.  Als Kind aus seinem Heimatdorf entführt, an Söldner verkauft und dazu verdammt, in zahlreichen Schlachten zu kämpfen, soll er als Leibwächter einen italienischen Priester auf seiner Reise nach Kyoto begleiten.  Dort angekommen, findet der beru?hmte Kriegsherr Oda Nobunaga Gefallen an dem hochgewachsenen Soldaten. Im Austausch für seine Mission bietet der Priester ihm den Sklaven mit dem Namen Yasuke als Geschenk an. Und verändert damit sein ganzes Leben ... Zeitlos, episch und grandios recherchiert: In seinem historischen Roman rekonstruiert Autor Craig Shreve die außergewöhnliche Reise von Yasuke in der Sengoku-Zeit. »Eine einzigartige, mitreißende Geschichte von Entdeckung und Durchhaltevermögen.« Kevin Hardcastle »Von den vielen bewundernswerten Aspekten dieses Romans ist vielleicht der größte die Leistung von Shreve, der Hauptfigur Yasuke Leben einzuhauchen und diesen bemerkenswerten Mann aus der Vergessenheit zu befreien.« David Bezmozgis

Craig Shreve studierte Informatik in Guelph, Kanada, bevor er sich in Afrika sowie Mittel- und Südamerika ehrenamtlich beim Häuserbau engagierte. Es folgten ein Studium in Kreativem Schreiben am Humber College in Toronto, und die Veröffentlichung seines Debütromans. African Samurai ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung. Craig Shreve wohnt in Toronto.

Craig Shreve studierte Informatik in Guelph, Kanada, bevor er sich in Afrika sowie Mittel- und Südamerika ehrenamtlich beim Häuserbau engagierte. Es folgten ein Studium in Kreativem Schreiben am Humber College in Toronto, und die Veröffentlichung seines Debütromans. African Samurai ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung. Craig Shreve wohnt in Toronto.

Kapitel 2


Mein erster Eindruck von Japan war enttäuschend. Wir wollten in Nagasaki anlegen, in der Provinz Hizen, wo portugiesische Händler einen lukrativen Außenposten betrieben. Ich rechnete mit einer geschäftigen Hafenstadt, doch über der Bucht hing ein dichter Nebel, der alles verhüllte, was sich hinter dem gebogenen hölzernen Landesteg befand. Auch am Dock selbst war nicht übermäßig viel los. Ich sah vor allem Kanus, die Reissäcke und stapelweise Birnen und Äpfel geladen hatten. Männer in lockerer dunkler Kleidung, die geschickt auf den Bordwänden ihrer Boote balancierten, warfen die Fracht aufs Dock oder stakten mit langen Stangen näher zum Ufer.

Als der Kapitän »Land in Sicht!« rief, kamen alle Besatzungsmitglieder grinsend und jubelnd an Deck geeilt. Die finstere Stimmung der letzten Wochen war wie weggeblasen. Pater Valignano, der neben mir stand, brummte etwas Unverständliches. Ich folgte seinem Blick. Eines der Kanus löste sich vom Dock. An Bord befand sich ein Mann, der eine schwarze Kutte trug. Valignano entging kaum etwas.

»Wirf hier den Anker«, befahl er dem Kapitän leise. »Und bereite dich darauf vor, einen Besucher an Bord zu nehmen.« Der Kapitän bellte Befehle, woraufhin seine Männer sofort in hektische Betriebsamkeit verfielen.

Valignano beobachtete, wie sich das Gefährt näherte. Es schien fast, als würde es sich allein kraft seines Willens über das Wasser bewegen. Der Priester wurde an Bord gehievt und zu Valignano gebracht. Er verschränkte die Hände vor dem Bauch und senkte den Kopf.

»Bruder Ambrosius.«

»Pater Valignano, ich danke Gott, dass Eure Reise erfolgreich war. Es ist uns eine große Ehre, einen so hochgeschätzten Besucher aus Rom empfangen zu dürfen.«

»Die Ehre ist so groß, dass du mich hier und nicht an Land empfängst.«

Die Schultern des Priesters versteiften sich, als wäre er geschlagen worden, doch er schwieg und hielt weiterhin den Kopf gesenkt.

Valignano schloss seufzend die Augen und kniff sich kurz in die Nase. »Also gut.« Sichtlich ungeduldig wandte er sich zum Kapitän um. »Wir brauchen deine Kajüte.«

 

In der Kapitänskajüte angekommen, sah Bruder Ambrosius mich einen Moment lang forschend an. Ich war daran gewöhnt. Meine Haut war selbst für afrikanische Verhältnisse dunkel, so Schwarz, dass sie zu glänzen schien. Meine Haare, einst geschoren, waren zu Zöpfen geflochten und mittlerweile so lang, dass sie mir fast bis zum Kragen reichten. Ich war rund einen Kopf größer als die meisten Europäer und dank meiner Übungen so breitschultrig und muskulös, dass nicht einmal meine weite Kleidung meine kräftige Statur verbergen konnte. Das Krabbenschwert an meiner Hüfte ließ mich noch furchterregender wirken. Ich hatte es komplett schwarz lackiert, damit es während der langen Zeit auf See gegen Rost geschützt war und nicht verräterisch funkelte, wenn ich es im Dunkeln zückte.

Bruder Ambrosius schwankte. Offenbar war er nicht einmal den leichten Seegang in der Bucht gewöhnt, doch er verbarg sein Unbehagen gut. Seine ordentlich geschnittenen braunen Locken fielen ihm über die Ohren, und sein Stoppelbart verdeckte nur halb eine lange Narbe auf der linken Seite seines Gesichts.

Die meisten Priester, denen ich begegnet war, ließen sich in zwei Kategorien einteilen – die rosigen Gelehrten mit runden Gesichtern, die jahrelang studiert hatten, um sich auf ihre Aufgaben vorzubereiten, und die drahtigen, wettergegerbten Männer mit scharfen Augen, denen das Leben hart mitgespielt hatte, bevor sie ihre wahre Berufung fanden. Dieser Mann gehörte zur zweiten Gruppe. Genau wie Valignano. Immer wieder hörte ich das Gerücht, Valignano, der in Venedig aufgewachsen war, habe in seiner Jugend bei einem Straßenkampf einen Mann erstochen. Ob es stimmte, wusste ich nicht, doch ich hielt es für durchaus denkbar. Manche Männer wurden zum Glauben geboren, andere erst nach einem sündhaften Leben dazu bekehrt.

Ambrosius war offensichtlich klar, weshalb Valignano ihm weder Speis noch Trank anbot. »Eure Reise war lang, Pater. Daher will ich Euch nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln aufhalten und gleich zur Sache kommen: Ich bitte Euch, Eure Reise um einen Tag zu verlängern.«

»Gibt es in der Siedlung Probleme?«

»Nein, Pater. Zumindest keine schwerwiegenden.«

Valignano drehte sich zu dem vergitterten Bullauge hinter dem Schreibtisch des Kapitäns um und blickte auf die sanft plätschernden Wellen hinaus.

»Der Herrscher über diese Region ist ein Mann namens Ōmura Sumitada. Er erhebt zwar keine Einwände gegen unsere Anwesenheit, aber er könnte der Kirche gegenüber … freundlicher eingestellt sein. Von unserer Mission in Kuchinotsu wissen wir, dass der dortige Fürst kooperativer ist.«

Ich beobachtete Pater Valignano, doch der zeigte keine Reaktion. Er war der erste hochrangige Vertreter der Jesuitenkirche, der Japan besuchte. Sein Titel Apostolischer Visitator verlieh ihm in allen Kirchenangelegenheiten Indiens und Asiens die höchste Autorität. Da es über ein Jahr dauern würde, eine Nachricht nach Rom zu schicken, und ein weiteres, bis die Antwort einträfe, fungierte er in diesem Teil der Welt als Papst. Ihn zu beherbergen wäre für jeden Herrscher eine enorme Ehre. Ambrosius war klug genug, ihm nicht zu schmeicheln, indem er ihn eigens darauf hinwies. Valignano besaß zwar ein enormes Ego, doch während der letzten Monate hatte ich kein einziges Mal erlebt, dass er seine eigenen Interessen über die der Kirche stellte. Ihm ging es einzig und allein um den Erfolg seiner Mission. Mittlerweile kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, was er als Nächstes fragen würde.

»Und dieser Sumitada, wie wird er auf so eine Beleidigung reagieren?«

»Sicher nicht gut. Doch er wird nichts gegen uns unternehmen. Die Handelssperre zwischen China und Japan besteht noch immer, und wir profitieren weiterhin davon. Jeden zweiten Monat trifft eines unserer Schiffe mit Gütern aus China ein und transportiert anschließend japanische Waren nach Macao und von dort zu den chinesischen Märkten. Diesen Handelsweg wird Fürst Sumitada nicht durch Vergeltungsschläge gefährden.«

»Und was ist mit dem Gleichgewicht zwischen Nagasaki und Kuchinotsu?«

»Das wird dadurch gewiss nicht instabiler werden, als es ohnehin schon ist.«

»Dann ist Japan also noch immer gespalten.«

»Ja, aber nicht mehr ganz so tief wie zum Zeitpunkt unseres letzten Berichts an Euch.«

»Was meinst du damit?«

Mit diesem Themenwechsel war die Entscheidung gefallen. Die Männer würden über den zusätzlichen Tag auf See nicht erfreut sein, und ich genauso wenig, doch Valignano neigte nicht dazu, sich mit anderen abzusprechen, bevor er einen Entschluss fasste – oder sich im Nachhinein davon abbringen zu lassen. Die Männer träumten bereits vom Festland, bequemen Betten und frischem Essen, doch ihre Wünsche waren Valignano einerlei.

Er wandte sich vom Bullauge ab und deutete auf die rudimentäre Karte von Japan, die den Tisch des Kapitäns bedeckte.

Ambrosius räusperte sich und trat näher an den Tisch heran. »Oda Nobunaga ist nach wie vor der prominenteste Daimyo und hat seine Vormachtstellung in Zentraljapan weiter ausgebaut. Er hat in Nagashino die Kavallerie der Takeda geschlagen. Takeda Katsuyori hat zwar nicht offiziell kapituliert, doch sein Clan ist seither zu geschwächt, um in der Gegend noch eine große Rolle zu spielen. Fürst Nobunagas Belagerung von Ishiyama Hongan-ji hat bisher noch nicht zu einem Sieg geführt, aber die Kriegermönche werden nicht mehr lange durchhalten …«

Bruder Ambrosius deutete auf die entsprechenden Stellen auf der Karte, während er sprach. Ich hätte mich gern nach den taktischen Einzelheiten, den Truppenstärken und der Art der Bewaffnung erkundigt, doch ich wusste, dass Valignano meine Einmischung nicht geduldet hätte. Ich hatte von Nobunaga gehört, dem Oberhaupt des Oda-Clans der vor rund zwanzig Jahren das Shogunat gestürzt und den Daimyos – den Kriegsherren Japans – signalisiert hatte, dass er in Zukunft über sie alle herrschen wolle. Nachdem Japan seit mehr als hundert Jahren zersplittert war und die Lokalfürsten sich in jedem Frühling gegenseitig bekriegten, um ihre Territorien entweder zu sichern oder zu erweitern, wollte Nobunaga das Land nun unter seiner Herrschaft wiedervereinen, egal, wie viel Druck er dazu auf die anderen Daimyos ausüben musste. In dieser Situation kündigten viele kleine Fürsten uralte Allianzen auf und schlossen neue mit mächtigeren Herrschern, die sie zu beschützen versprachen und danach trachteten, Japan unter ihrem eigenen Banner zu vereinen. Ich verkniff mir meine Fragen und hörte weiter zu, um so viel wie möglich über diesen Konflikt in Erfahrung zu bringen.

»In der Provinz Iga hat sich Widerstand formiert. Die Alten sagen, dass diese Region niemals erobert worden sei und es auch nie so weit kommen werde, doch Nobunaga wird sie schon bald ins Visier nehmen. Sein Sohn, Nobutada, hat dort trotz zahlenmäßiger Überlegenheit eine Niederlage erlitten, und Nobunaga wird diese Schmach sicher nicht tatenlos hinnehmen. Die Takeda sind wie gesagt zwar erheblich geschwächt, doch sie halten noch immer die Gegend um den Fuji, und diese Bergregion muss Nobunaga unbedingt unter Kontrolle bringen, wenn er über Japan herrschen will.«

Valignano deutete so ruckartig auf mich, dass Ambrosius erschreckt verstummte. »Nun sprich schon«, befahl er.

»Aber ich habe doch gar...

Erscheint lt. Verlag 2.5.2024
Übersetzer Urban Hofstetter
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 16. Jahrhundert • Afrika • afrikanischer Samurai • Alessandro Valignano • Allianzen • Ausbildung • biografische Romane • bücher wahre begebenheit • Bürgerkriege in Japan • Clankämpfe • Clans • Daimyo • Feldherr • Historische Bücher • Historische Persönlichkeit • historische Romane Bestseller • historische romane neuerscheinungen • historische romane wahre begebenheit • Historischer Roman • Historischer Roman 16. Jahrhundert • historischer roman japan • Indien • Japan • Japanologie • Jesuiten • Kämpfe • Katholische Kirche • Kindersklave • Kindersoldat • Krieg • Kriegsherr • Macht • Machtkampf • Missionare • Netflix • oda nobunaga • Portugal • Romanbiografie • Roman wahre Begebenheiten • Samurai • Samurai aus Afrika • Samurai Roman • schwarzer Samurai • Sengoku-Zeit • Seppuku • Sklave • Sklaverei • Tatsachenroman • Tauschhandel • Tod • Yasuke • yasuke samurai • zeit der streitenden reiche
ISBN-10 3-426-46848-4 / 3426468484
ISBN-13 978-3-426-46848-7 / 9783426468487
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