Mord auf dem Königssee -  Felix Leibrock

Mord auf dem Königssee (eBook)

Ein Berchtesgaden-Krimi
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
368 Seiten
Servus (Verlag)
978-3-7104-5080-8 (ISBN)
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Simon Perlingers dritter Fall: Blutiger Ritualmord am Königssee So hatten sich die Gäste aus dem Berchtesgadener Land ihren Ausflug aufs Wasser wohl nicht vorgestellt: Statt das herrliche Bergpanorama vom Königssee aus zu genießen, setzen sechs tote Priester in Ruderbooten liegend der Überfahrt ein jähes Ende. Im Instrumentenkoffer des Schiffsbegleiters findet sich zudem eine abgetrennte Hand mit einem wertvollen Ring - der jedoch kurz darauf verschwindet. Mysteriöse Fälle wie dieser sind für Simon Perlinger, Polizeibergführer und Leiter der Kripo Berchtesgaden, nichts Neues mehr. Wird es ihm auch diesmal gelingen, die richtige Fährte zu finden? - Band 3 der erfolgreichen Krimireihe rund um den jungen Bergfex mit einem Gespür für Verbrechensaufklärung - Hexenprozesse, alte Schuld und Fährunglücke: Geschichtsträchtiger Schauplatz Königssee - Bayerischer Regionalkrimi: Perfekte Urlaubslektüre für Bergfreunde - Sechs tote Priester: Was hatten die Brüder des Bartholomäus-Ordens damit zu tun? - Ein weiterer spannender Bayern-Krimi von Erfolgsautor Felix Leibrock Mord-Ermittlungen im Kloster: Wer hat die gekreuzigten Priester auf dem Gewissen? Sechs Tote, ein verschwundener Ring und ein vermisster Ordensbruder - Simon Perlinger hat alle Hände voll zu tun, um Licht in das Wirrwarr der Spuren zu bringen. Zum Glück hat er nicht nur kompetente Kollegen, sondern schickt zur Not auch seinen Großvater Undercover in die Klosterbibliothek. Wie kam es, dass die Priester von der Hochgebirgswallfahrt gekreuzigt in Ruderbooten auf dem See endeten? Was haben der gestohlene Ring, die Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts und die Skandale der modernen Kirche damit zu tun? Simon Perlinger arbeitet sich Stück für Stück zur Lösung des Falls vor - und stößt dabei auf Abgründe, die man in der vermeintlich heilen Bergwelt Berchtesgadens nie vermutet hätte.

Felix Leibrock ist Leiter des Evangelischen Bildungswerks in München, erfolgreicher Krimiautor, wöchentlicher Kolumnist und Sprecher des Formats »Nachgedacht« auf Antenne Bayern. Als Seelsorger der Bayerischen Bereitschaftspolizei ist ihm fast kein menschlicher Abgrund fremd. Grund genug für den bergbegeisterten Autor, seine Lieblingsgipfel in den Berchtesgadener Alpen zur Kulisse für Mord und Totschlag zu machen.

Felix Leibrock ist Leiter des Evangelischen Bildungswerks in München, erfolgreicher Krimiautor, wöchentlicher Kolumnist und Sprecher des Formats »Nachgedacht« auf Antenne Bayern. Als Seelsorger der Bayerischen Bereitschaftspolizei ist ihm fast kein menschlicher Abgrund fremd. Grund genug für den bergbegeisterten Autor, seine Lieblingsgipfel in den Berchtesgadener Alpen zur Kulisse für Mord und Totschlag zu machen.

Kapitel 1 • Hexenjagd


Salzburg, Rathaus, 1678

»Hat Sie mit dem Schinderjackl den Beischlaf gehalten?«

Sebastian Zillner, Doktor der Rechte und Hexenkommissar, starrte an der Angeklagten vorbei auf die raue, feuchtfleckige Wand der Zelle. So viele Verhöre hatte er die letzten Monate geführt! Früher oder später hatte er die Malefikanten alle gekriegt! Irgendwann haben sie alle gestanden! Kriminelles zum Beispiel: Ja, ich habe die Schafherden verzaubert, deswegen sind die Tiere alle gestorben! Lüsternes: Natürlich habe ich es mit dem Teufel getrieben und auch ansonsten mit vielen Männern kopuliert! Sensationelles: Ich gebe zu, den Bauch der Schwangeren beschworen und besprochen zu haben, sodass das Kind mit zwei Köpfen zur Welt gekommen ist!

Agnes Fresner mied den Augenkontakt mit Zillner. Ihr dünnes, fast schon weißes Haar erinnerte an ausgeblichenes Stroh. Die Kopfhaut mit ihren Narben und Krusten schimmerte überall durch und gab dem Haar zusätzlich einen Stich ins Aschfahle. Die Pupillen ihrer blutunterlaufenen Augen sprangen hin und her wie ein Hase, der vor den Jägern im Zickzack flieht. Sie verströmte einen penetranten Geruch, der vom Urin herrührte. Mit ihm hatte sie den ganzen Körper eingerieben, um den juckenden Grind zu bekämpfen. Der eigene Urin war das einzige Mittel gegen die eitrigen Blasen und das Jucken. Das einzige Mittel jedenfalls, das einer Bettlerin wie ihr zur Verfügung stand. Zwanzig Jahre alt war sie, schaute aber aus wie eine Greisin. Sie trug den groben Leinenkittel der Gefangenen. An den Kehlkopf hatte man ihr ein geweihtes Amulett mit dem Bild der Allerheiligsten Jungfrau Maria mit einer Schnur eng festgezurrt. Sie würgte deswegen ständig, keuchte, röchelte. Das kalte Gemäuer, in dem sie sich befanden, gab diesen Lauten einen apokalyptischen Hall.

»N-e-e-i-n. Ha-a-a-b ich ni-i-i-cht«, hechelte sie. Zillner wandte ganz langsam seinen Blick den Gerichtsdienern zu.

»Dreißig Mal die Rute, wohlempfindlich. Außerdem rasieren und in Weihwasser baden. Ist ja nicht auszuhalten, dieser Höllengestank«, beschied Zillner den Dienern. Zwei von ihnen packten Agnes grob am Arm und zerrten sie über den grauen Gang in den Vorraum der Folterkammer. Einer der Diener flüsterte dem Freimann zu, was Zillner befohlen hatte. Der riss der Fresnerin mit einem kräftigen Ruck den Kittel vom Leib. Barbusig, nur mit einem leinenen Tuch um die Hüften stand sie vor ihm. Auch der Körper war mit ausgeprägten Narben und offenen Wunden übersät. Ungeniert glotzte der stiernackige Henker die schweren Brüste der Angeklagten an. Lange. Endlos lange. Immer wieder schnalzte er mit der Zunge, stieß mit einem Holzstab mal die eine, mal die andere Brust an und kicherte vor Geilheit. Dann tauchte er ein Rutenbündel in das vor einer Stunde von einem Priester geweihte Wasser. Die Rute weichte ein, wurde geschmeidiger, die Schläge mit ihr schmerzvoller. Auch befolgte er damit eine Anordnung des Fürsterzbischofs Max Gandolf. Für ihn geschah das Foltern und Züchtigen in einem höheren Auftrag. Folglich wollte er solches Handeln mit einer religiösen Weihe vollzogen wissen. Eine mit Weihwasser besprengte Missetäterin hatte deshalb größere Aussichten, von ihren Dämonen mittels erprobter Foltermethoden geheilt zu werden. Starb sie dabei, stand auch das im Einklang mit dem biblischen Gebot: »Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen!« Letztlich lag alles, was sie an missratenen Frauen wie Agnes Fresner taten, in Gottes Hand. Davon war der geistliche Herrscher von Salzburg fest überzeugt.

Überhaupt gab sich der Herrscher gnädig, christlich, erbarmungsvoll. Wenn Zauberer Reue zeigten. Wenn Hexen sich einsichtig gaben. Wenn Kinder vor Angst schrien. Nein, das ließ ihn nicht unberührt. Allen diesen Sündern wollte er die Qualen ersparen. Sie sollten nicht langsam auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe verbrennen. Also ließ er sie auf dem Scheiterhaufen erdrosseln, bevor der Freimann und seine Knechte ihre Leiber den Flammen übergaben. Der Freimann stellte dazu eine Säule auf, band das Opfer daran und legte ihm einen Strick um den Hals. Mit einem Knebel drehte er den Strick Stück für Stück so lange zu, bis das anfängliche Röcheln versiegte. Allerdings zweifelte Max Gandolf gelegentlich an dieser Praxis, als ihn Zillner einmal darauf ansprach. Der Doktor der Rechte meinte, es sei wohl weniger schmerzhaft, auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, als vorher erdrosselt zu werden. Denn auf dem Scheiterhaufen ließ der aufsteigende Rauch die Zauberer und Hexen in Ohnmacht fallen, bevor die Flammen ihre Körper angriffen und hinwegfraßen. Der Fürsterzbischof hielt dem die Schreie entgegen, die die Verurteilten auf dem Scheiterhaufen ausstießen. Das ginge ja kaum, wenn man ohne Bewusstsein sei.

Aber sei’s drum, für Max Gandolf war das Erdrosseln ein weithin sichtbares Zeichen für die christliche Gnade. Auch starb keiner dieser Missetäter, ohne dass ihn ein Geistlicher vorher mit Weihwasser besprengte und auf dem Scheiterhaufen segnete.

Die Arme von Agnes Fresner band der Freimann ihr jetzt auf dem Rücken zusammen. Das Amulett mit dem Bild der Heiligen Jungfrau schob er ihr in den Mund, um ihre Schreie etwas abzudämpfen. Erst gab es die Peitschenhiebe, hart, wuchtig, schnell nacheinander. Mit den aufgebrochenen Wunden schubste er die Fresnerin in eine Wanne mit eiskaltem Wasser. Sie wand sich wie eine Forelle auf dem Trockenen hin und her vor Schmerzen. Nachdem der Folterer sie an den Haaren aus der Wanne gezogen hatte, stellte er sie an die Wand. Er rasierte ihr eine Glatze. Noch mehr Wunden und Narben platzten dabei auf. Das Blut floss in Strömen über ihr Gesicht, die Brüste, die Beine. Zum Rasieren der Scham und der Achselhaare rief er seine Frau herbei. Man wollte ja anständig bleiben. Die Fresnerin blieb auf einer Pritsche liegen, bis das Blut nicht mehr aus den offenen Wunden lief. Dann brachte sie der Gerichtsdiener in die Verhörzelle zu Zillner zurück.

»Hat Sie mit dem Schinderjackl den Beischlaf gehalten? Mit diesem vermaledeiten Zauberer?«, hob dieser mit schneidender Stimme an.

Sie schüttelte wie benommen und mit unkoordinierten Bewegungen den Kopf. Die Schläge auf den Rücken hatten ihr das Blut aus dem Kopf gesaugt.

»Zugestimmt«, murmelte der Protokollführer. Zillner fuhr mit dem Verhör fort.

»Ob sie der Teufel markiert hat, brauche ich bei ihr ja nicht zu fragen«, lachte er zum zweiten Kommissar hin. Der nickte unterwürfig, obwohl er vom Rechtsstatus her Zillner ebenbürtig war. Zillner erhob sich, betrachtete die vom frischen Blut schimmernden Narben auf der Kopfhaut der Fresnerin.

»Na, da hat er sich aber sehr wohlgefühlt, der Satan«, sagte er spitz und stach mit einem Stift in eine der Narben. Blut lief Agnes über die Stirn in die Augen. Sie stöhnte auf.

»Hat der Teufel Ihren Namen mit Blut auf einen Zettel geschrieben?«

Wieder nickte die Fresnerin apathisch. Zillner diktierte das, was er diktieren wollte, dem Protokollanten.

»Und welche der Wunden hat Ihr der Koller Jackl zugefügt? Weil Sie Mitglied in seiner Diebes- und Teufelsbande wurde, hä?«

»Keine«, jaulte Agnes auf. Die Bilder rutschten vor ihrem inneren Auge ineinander. Der Jackl, den sie ein einziges Mal nur kurz, noch dazu aus der Ferne gesehen hatte. Der leibliche Vater, der sie über Jahre hinweg missbraucht hatte. Ihr mit einer Holzkeule den Kopf und den ganzen Körper geschlagen, an ihr sogar seine fleischliche Lust ausgelebt hatte. Von ihm alleine stammten alle Wunden, die nicht der jahrelange Grind verursacht hatte. Er war ihr der leibhaftige Teufel. Aber solche Antworten zählten hier nicht. Vorhin, im Vorraum, hatte sie gesehen, wie eine andere Gefangene die eigentliche Folterkammer verließ. Ein gebrochener Mensch, in der doppelten Bedeutung des Wortes. Der Blick leer und blödsinnig, der Rücken gebeugt, schwere Wundmale an Armen und Beinen, die Daumen zerquetscht, der Kittel blutverklebt.

»Keine?«, brüllte Zillner jetzt.

»Doch, doch, wohl, wohl«, pflichtete Agnes schnell bei und zeigte ihm irgendwelche Narben, die demnach vom Jackl stammen sollten. Der Zauberer Jackl galt den Behörden im Fürsterzbistum Salzburg als die Inkarnation des Teufels. Der Anführer einer jugendlichen Bettlerbande verhexte das ganze Land und verführte die Jugend zum Betteln und Stehlen, davon waren sie überzeugt. Alle, die ihn auch nur kannten, waren dadurch selbst vom Teufel befallen worden. Sie waren ihrer gerechten Strafe zuzuführen, um die Menschheit vor ihnen und ihren Dämonen zu schützen.

»Hat Sie heilige Hostien geschändet?«, wollte Zillner wissen. Agnes wusste von Gerüchten, was man hier von ihr erwartete. Nicht nur das Geständnis, dass sie das getan hatte, sondern auch wie. Allein schon Zillners lüsterner Blick machte ihr das deutlich. Auch ließ er ihr die Schnur mit dem Amulett am Kehlkopf...

Erscheint lt. Verlag 23.5.2024
Reihe/Serie Servus Krimi
Servus Krimi
Verlagsort Wals
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte alte Schuld • Antenne Bayern • Bayern Krimi • Berchtesgadener Alpen • Boot • Fährenunglück • geschenke für krimifans • heimatkrimi buch • Hexenprozesse • Kloster Höglwörth • Königssee • königssee bayern • Krimireihe • Mord • mysteriöse fälle • Opus Pius • Polizeibergführer • Priester • Regionalkrimi • Ritualmord • Salzburger Hexenprozesse • Schatz • Schuld • Seelsorge • Simon Perlinger • spannende krimi bücher • St. Bartholomä • Tourismus • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-7104-5080-2 / 3710450802
ISBN-13 978-3-7104-5080-8 / 9783710450808
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