Hamish Macbeth macht sich die Finger schmutzig (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
270 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-5623-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hamish Macbeth macht sich die Finger schmutzig -  M. C. Beaton
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Wenn der Müllmann ins Gras beißt ...

Als Fergus Macleod, der schnell beleidigte und oft betrunkene Müllmann von Lochdubh, zum Leiter des örtlichen Recyclingzentrums und zum Umweltbeauftragten ernannt wird, wittert der schottische Dorfpolizist Hamish Macbeth bereits Ärger. Fergus wird durch seine neuen Befugnisse tatsächlich zu einem Tyrannen, und als seine Leiche in einer Mülltonne gefunden wird, tut es niemandem leid - noch nicht einmal seiner Familie ... An Verdächtigen mangelt es also nicht. Als der Täter ein zweites Mal zuschlägt, muss der schlaksige Gesetzeshüter schnell den Schuldigen ausfindig machen - bevor der Mörder sich aus dem Staub machen kann!



<p><strong>M. C. Beaton</strong> ist ein Pseudonym der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen tätig war, widmete sie sich ganz der Schriftstellerei. Mit ihren Krimi-Reihen um die englische Detektivin Agatha Raisin und den schottischen Dorfpolizisten Hamish Macbeth feierte sie große Erfolge in über 17 Ländern. Sie verstarb im Dezember 2019 im Alter von 83 Jahren.</p>

Kapitel 1


Muss Liebe bei Brot und Wasser in der Kate leben,
Bleibt von ihr Asche nur und Staub – möge sie uns vergeben!

JOHN KEATS

In Großbritannien heißen sie noch »Müllmänner«. Nicht »Abfall-« oder »Sanitärmanager«. Einfach »Müllmänner«, wie schon zu Zeiten von George Bernard Shaws Pygmalion und Charles Dickens’ Unser gemeinsamer Freund.

Lochdubhs Müllmann Fergus Macleod wohnte mit seiner Frau Martha und vier Kindern in einem kleinen, heruntergekommenen Cottage am oberen Dorfrand. Er war ein sauertöpfischer kleiner Mann, der zu gelegentlichen Besäufnissen neigte, doch da er die zwischen die Mülltage legte, beachtete es niemand weiter. Es hieß, dass er früher mal Steuerberater gewesen sei, bevor er das Trinken angefangen hatte. Niemand in dem ruhigen Highland-Dorf in der Grafschaft Sutherland ganz im Norden Schottlands hätte sich jemals vorstellen können, was für ein Monster in ihm schlummerte und bald zum Leben erwachen sollte.

Mrs. Freda Fleming hatte sich kürzlich in den Kommunalrat von Strathbane gedrängt und war zur Umwelträtin ernannt worden. Diesen Posten hatte man eigens für sie geschaffen, damit sie den Mund hielt und sich aus anderen Ratsangelegenheiten raushielt. Sie war die einzige Frau im Kommunalrat, und dass sie in den chauvinistischen Highlands überhaupt dort hatte landen können, war der Tatsache geschuldet, dass die ehrgeizige Witwe den Provost verführt hatte – das schottische Pendant zum Bürgermeister.

Das war nach einem Burns Supper gewesen, dem Fest, das in Schottland alljährlich zu Ehren des Dichters Robert Burns gefeiert wurde. An diesem Abend hatte der sonst eher hasenfüßige kleine Provost, Mr. Jamie Ferguson, zu viel Whisky getrunken.

Mrs. Fleming hatte einen Traum, und der war, ins Fernsehen zu kommen. Der Spiegel warf ihr das Bild einer gut gepolsterten Frau mittleren Alters mit gold getöntem Haar und kampflustiger Miene zurück. Mrs. Fleming indes sah eine Dame, die erheblich schlanker war und ein blendendes Charisma besaß.

Ihr Ehemann war drei Jahre zuvor gestorben. Er war ein bekannter Geschäftsmann gewesen und hatte eine Fabrik für Elektrogeräte in Strathbane geleitet. Sein Tod durch Herzinfarkt hatte Mrs. Fleming zu einer sehr vermögenden Witwe mit großen Ambitionen und viel Zeit gemacht. Zunächst hatte sie den Posten der Umwelträtin nur widerwillig angenommen, jedoch kürzlich erkannt, dass »Öko« in war – definitiv in.

Und sie dachte sich, wenn sie sich einen Plan zurechtlegte, wie die Umwelt besser geschützt wurde, kämen die Kameras von ganz allein. Sie glaubte fest daran, dass sie zum Fernsehstar geboren war. Und Strathbane brauchte dringend einige Verbesserungen. Die Stadt war ein Schandfleck der Highlands mit ihren Hochhäusern, der Kriminalität, der Arbeitslosigkeit und dem Dreck im Allgemeinen.

Nur war das eine gewaltige Aufgabe und ganz und gar nicht telegen. Mrs. Fleming ging es um das überregionale Fernsehen, und das flog bekanntlich auf Fotogeneres und Landestypischeres. Dann fiel ihr Lochdubh ein, das sie einmal an einem sonnigen Tag besucht hatte. Sie würde Lochdubh »grün« machen.

An einem heißen Sommermorgen traf sie in Lochdubh ein. Und das Erste, was sie erblickte, waren aufgereihte stinkende Müllsäcke vor dem Gemeindesaal. Das ging gar nicht! Sie drehte sich um und sah wütend zum Ufer. Ihr Blick fiel auf die blaue Lampe der Polizeiwache, die teils von üppig blühenden Hängerosen über der Tür verdeckt war.

Mrs. Fleming marschierte auf die Wache zu und spähte über die Hecke.

Hamish Macbeth, der kürzlich zum Sergeant befördert worden war, spielte im Garten mit seinem Hund Lugs, den er seit einer Weile hatte.

»Ähem!«, räusperte sich Mrs. Fleming streng. »Wo ist der Constable?«

Hamish war nicht in Uniform. Stattdessen trug er ein altes Karohemd und eine ausgebeulte Cordhose. Die Sonne schien auf sein feuerrotes Haar und das freundliche Gesicht. Er lächelte ihr zu. »Ich bin Sergeant Macbeth. Kann ich Ihnen helfen?«

»Was ist mit Lochdubh passiert?«, fragte sie.

»Lochdubh«, korrigierte Hamish sanft. »Es wird ›Lochdu‹ ausgesprochen.«

»Egal.« Mrs. Fleming mochte es nicht, verbessert zu werden. »Warum steht der ganze stinkende Abfall vor dem Gemeindesaal?«

»Wir hatten ein Fest, um Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln«, antwortete Hamish. »Wer sind Sie?«

»Ich bin Mrs. Freda Fleming. Die Umwelträtin von Strathbane.«

»Nun, Mrs. Fleming, der viele Müll ist von dem Fest.«

»Und warum ist er noch nicht abgeholt worden?«

»Fergus Macleod, unser Müllmann, holt die Müllsäcke an festen Tagen ab. Und bis zum nächsten Termin dauert es noch ein bisschen.«

»Das werden wir ja sehen. Wo wohnt er?«

»Wenn Sie zu Patels Laden gehen und dann die Straße daneben rauf, ist es das letzte der vier Cottages da.«

»Und warum sind Sie nicht in Uniform?«

»Es ist mein freier Tag«, antwortete Hamish und hoffte, sie würde es nicht überprüfen.

»Na gut. Sie werden mich künftig häufiger sehen. Ich habe vor, Lochdubh ›grün‹ zu machen.« Mit diesen Worten schritt sie von dannen, während Hamish dastand und sich verwundert am Kopf kratzte. Was in aller Welt könnte sie meinen? Bäume vielleicht oder Gärten?

Doch er hatte genug andere Probleme, um sich wegen Mrs. Flemings Plänen Gedanken zu machen. Hinter ihm und hoffentlich im Büro war sein neuer Constable, Clarry Graham. Clarry war ein unordentlicher Faulpelz, der es nie zu einer Beförderung gebracht hatte, sich selten wusch und in einer speckigen alten Uniform herumschlurfte.

Und dann war da noch die Sache mit dem neuen Hotel. Einige Jahre lang hatte das Lochdubh Hotel am Hafen leer gestanden. Vor Kurzem war es jedoch von einem griechischen Unternehmer namens George Ionides gekauft worden. Es bedeutete Arbeit für die Dorfbewohner, worüber Hamish froh war, aber ihm war auch bewusst, dass es eine Konkurrenz zum Tommel Castle Hotel wäre. Letzteres führte Colonel Halburton-Smythe, dessen schillernde Tochter Priscilla einst Hamishs große Liebe gewesen und die im Augenblick wieder in Lochdubh war.

Er ging in die Wache, gefolgt von Lugs. »Lugs« war das schottische Wort für »Ohren«, und Hamish hatte den Hund so genannt, weil dessen Ohren sehr groß waren. Lugs hatte blaue Augen. Am Schreibtisch schnarchte der dicke Clarry leise vor sich hin.

Ich sollte ihn aufwecken, dachte Hamish, aber wozu? Dieser Tage ist es hier totenstill. Clarry hatte sich das strähnige graue Haar über die rosige Halbglatze gekämmt und trug einen dichten grauen Schnauzbart, der sich bei jedem Atemzug hob und senkte. Sein Gesicht war rund und rosig wie das eines vorzeitig gealterten Babys. Die wurstigen Finger hatte er auf dem Bauch gefaltet. Das Einzige, was für Clarry sprach, war, dass er gut kochen konnte und wahrlich nicht geizig war. Er gab den Großteil seines Lohns für Essen aus – das er mit Freuden für Hamish und sich zubereitete.

Ach, dachte Hamish und schloss die Tür leise wieder. Sie hätten mir jemand Schlimmeres an die Seite stellen können.

Fergus war mitten in einem seiner Saufexzesse, und wäre er zu Hause gewesen, hätte Mrs. Fleming dafür gesorgt, dass er seinen Job verlor. Doch Fergus lag oben in der Heide und schlief seinen Rausch aus, weshalb es seine Frau Martha war, die die Tür öffnete.

Martha war früher ein hübsches Mädchen gewesen, aber die Ehe, vier Kinder und reichlich Prügel hatten sie verblassen lassen. Ihr einst dickes schwarzes Haar war von Grau durchzogen, und sie hatte einen ängstlichen Blick.

Mrs. Fleming befragte sie eingehend zu ihrem Ehemann, und Furcht bewirkte, dass Martha den schrecklichen Fergus in Schutz nahm. Denn wovon sollten sie leben, wenn er keine Arbeit mehr hatte?

Sie sagte, er sei ein hart arbeitender Mann und hole den Müll nur einmal die Woche ab, weil er einen dieser altmodischen Laster hatte, bei denen alles von Hand reingehoben werden musste.

Mrs. Fleming gefiel Marthas schüchterne, unterwürfige Art. Sie gab ihr ihre Karte und erwiderte, Fergus solle sich um elf am nächsten Morgen bei der Kommunalverwaltung melden. »Wir müssen sehen, dass er einen neuen Wagen bekommt«, fügte sie gönnerhaft hinzu. »Ich habe Pläne für Lochdubh.«

Nachdem sie gegangen war, wies Martha ihren Ältesten, Johnny, an, auf die Kleinen aufzupassen, und machte sich auf die Suche nach ihrem Mann. Darüber wurde es Abend, und sie hatte beinahe aufgegeben. Müde lehnte sie an der Buckelbrücke über den Fluss Anstey.

Und sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie hoffte, er wäre tot. Es wäre anders als der Verlust seines Jobs. Sie würde eine Witwenpension bekommen, und wenn ihr drittes Kind, Sean, im Schulalter war, könnte sie vielleicht in dem neuen Hotel arbeiten, sofern sie während ihrer Schicht jemanden für das Baby fand.

Mrs. Wellington, die Pfarrersfrau, hatte vor einiger Zeit wenig mitfühlend bemerkt: »Sie müssen doch gewusst haben, dass er ein Säufer ist, als Sie ihn geheiratet haben.« Aber das hatte Martha nicht. Sicher trank er gern mal ein Glas, was allerdings auf eine Menge Highlander zutraf. Martha hatte ihn auf einer Hochzeit in Inverness kennengelernt. Er hatte ihr erzählt, dass er Steuerberater sei und drüben in Dingwall arbeite. Und er hatte sie eifrig umworben.

Erst nachdem sie geheiratet hatten und er in das Cottage gezogen war, das sie von ihren Eltern geerbt hatte, war ans Licht gekommen, dass er keinen Job mehr hatte und ein...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2024
Reihe/Serie Schottland-Krimis
Schottland-Krimis
Übersetzer Sabine Schilasky
Sprache deutsch
Original-Titel Death of a Dustman
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • agatha raisin • Ann Granger • Cosy Crime • England • Englisch • Ermittler • Häkelkrimi • Highlands • jessica campbell • Krimis • Landhauskrimi • Miss Marple • Mitchell und Markby • Mord in bester Tradition • Polizei • Polizist • Schottland • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-7517-5623-X / 375175623X
ISBN-13 978-3-7517-5623-5 / 9783751756235
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