Die Ärztin - Gefährliche Nachtschicht (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Aufl. 2024
270 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-5616-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Ärztin - Gefährliche Nachtschicht - Meike Dannenberg
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Dr. Eva Mares, Gynäkologin im Krankenhaus Bremen, führt nach einer brutalen Vergewaltigung in der Nachtschicht eine anonymisierte Spurensicherung durch. Das Opfer, eine junge Frau, wünscht keine Nachverfolgung, weil sie die Ereignisse möglichst schnell vergessen will. Wenig später wird eine andere lebensgefährlich verletzte Frau mit ähnlichen Misshandlungen eingeliefert. Eva fürchtet, dass derselbe Mann erneut zugeschlagen hat. Nur sie wüsste dann, dass DNA eines Serienvergewaltigers im geheimen Archiv des Krankenhauses lagert. Eva ahnt nicht, dass der Täter längst weiß, wer sie ist und wie gefährlich sie ihm werden kann - und dass er begonnen hat, Katz und Maus mit ihr zu spielen...



<p><strong>Meike Dannenberg</strong>, geb. 1974 in Bremen, arbeitet seit dem Studium der Angewandten Kulturwissenschaften als freie Journalistin für verschiedene Medien, u. a. <i><b>WESERKURIER</b></i>, Neue Woche. Seit 2010 ist sie Redakteurin und seit 2011 verantwortliche Ressortleiterin Krimi beim <i><b>BÜCHER</b></i>magazin. Sie wurde zweimal für den Avj-Medienpreis nominiert und lebt mit ihrer Familie in Bremen.<br /></p>

JULI
TAG EINS


FRAUKE


Der Pfleger, der ihnen die Tür zur Intensivstation öffnete, lächelte. »Wir hoffen, dass sie über den Berg ist. Aber sie ist erschöpft und hat Beruhigungsmittel bekommen. Dr. Wenner war schon außer Haus, aber Dr. Mares war dabei, als sie wach wurde.«

Frauke nickte. Es war gut zu wissen, dass die Ärzte sich so intensiv um Selin kümmerten.

Laiba saß auf dem Besucherstuhl neben ihrer Schwester. Auch sie wirkte erleichtert. Unter Selins Haut war das Veilchen um das Auge fast schwarz geworden. Die Pflaster kaschierten nur unvollständig die weiteren Verletzungen im Gesicht, ihre Lippe war nach wie vor dick geschwollen, der Kiefer schimmerte blau. Selins Blick wanderte benommen zwischen Frauke und Dünya hin und her. Nur langsam schien sie zu begreifen, wer sie waren, und ihre Hände krallten sich unvermittelt in die Bettdecke. Frauke konnte förmlich spüren, wie viel Wut und Ohnmacht sich in diesem Mädchen angesammelt hatte, und es tat ihr leid, Selin nun weiteren Anstrengungen aussetzen zu müssen.

»Hallo Frau Bayar, ich bin Kommissarin Frauke Herrschmann, und dies ist meine Kollegin Dünya Çelik. Wir möchten mit Ihnen darüber sprechen, was passiert ist. Fühlen Sie sich dazu in der Lage?«

Selin Bayar starrte sie an. Wie in Zeitlupe schüttelte sie den Kopf. Frauke ließ ihr Zeit. Das Mädchen zögerte, zog die Schultern hoch, schloss die Augen und nickte dann knapp. Frauke war erleichtert. Augen zu und durch, Selin wusste, was auf dem Spiel stand.

»Soll Ihre Schwester hier bei Ihnen bleiben?«

Selin schüttelte erneut den Kopf, vehementer.

Laiba drückte Selins Hand, stand auf und ging aus dem Zimmer. Dünya näherte sich dem Bett. »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.

Selins Blick flackerte. »Geht so«, murmelte sie schließlich.

»Wissen Sie, wer der Mann war, der Sie angegriffen hat?«

Selin sah Dünya an und schüttelte den Kopf. In ihren Augen sammelten sich Tränen.

Dünya versuchte es nun anders. »Können Sie mir in eigenen Worten schildern, was passiert ist?«

Selin legte ihr Kinn auf die Brust und schloss die Augen, als wolle sie diesen Albtraum ausschließen, der sich ihr Leben gekrallt hatte.

»Ich stelle Ihnen ein paar einfache Fragen, und Sie antworten mit ja oder nein, okay?«

Selin ließ die Augen geschlossen, nickte aber zögerlich.

»Hat Sie jemand verfolgt, als Sie von der Diskothek nach Hause gingen?«

Es dauerte einen Augenblick, dann flüsterte das Mädchen kaum hörbar: »Er war in der Wohnung. Bei mir zu Hause.«

Plötzlich riss Selin die Augen auf, wirkte desorientiert und heftete ihren Blick auf Dünya.

»Okay, das ist eine wichtige Information. Er hatte also auf Sie gewartet?«

»Ja.«

»Kam er Ihnen vertraut vor?«

»Nein, er trug eine Maske.« Selin stöhnte und schloss kurz die Augen. »Er hat …« Ihre Lippen bebten, als friere sie.

Frauke sah sich nach dem Rufknopf für das Krankenhauspersonal um. Doch dann ließ das Zittern des Mädchens nach.

»Kam etwas an ihm Ihnen bekannt vor? Seine Stimme vielleicht? War er besonders groß oder klein?«

»Ich weiß es nicht … Es ist alles schwarz, ich …«

Nun schaltete sich auch Frauke ein. »Hat er vielleicht etwas zu Ihnen gesagt?«

Selin schüttelte wieder heftig den Kopf.

»War er allein?«

Selin nickte knapp, blinzelte, während ihr eine Träne die Wange herunterlief.

Fraukes Stimme wurde sanfter. »Wir würden gerne Ihre Eltern benachrichtigen.«

»Nein!« Selin drehte ihren Kopf zur Seite, weg von Dünya und Frauke. »Ich kann nicht. Bitte sagen Sie niemandem etwas! Holen Sie Laiba, bitte.«

Frauke und Dünya wechselten einen Blick, sie würden jetzt gehen. Das Wichtigste hatten sie erfahren: Selin kannte den Täter nicht, hatte ihn nicht erkannt oder schützte jemanden. Der Mann war bereits in der Wohnung und allein gewesen. Zusammen mit den mitgebrachten Kabelbindern und der Maske sprach das für eine sorgfältig geplante Tat.

Frauke räusperte sich. »Ich weiß, das ist nicht leicht für Sie, aber dürfen wir Ihr Mobiltelefon und den Computer nach Hinweisen durchsehen? Wir haben beides mit ins Präsidium genommen und können Spähsoftware ausmachen oder die Menschen finden, die Ihnen in den sozialen Netzwerken gefolgt sind.«

Selin nickte. Es schien ihr egal zu sein, Hauptsache, sie gingen endlich.

»Geben Sie uns PIN und Passwort?«

Selin zog so langsam die Beine an den Körper, dass sie sehen konnten, welche Schmerzen ihr diese Bewegung verursachte.

»Laiba«, flüsterte sie. »Und die PIN fürs Handy ist 022040, ihr Geburtstag, mit einer Null davor und dahinter.«

»Vielen Dank!«, sagte Frauke. Das würde ihre Arbeit deutlich vereinfachen.

»Die Rechtsmedizinerin Dr. Irida Sawati wird Sie später noch aufsuchen«, sagte Dünya. »Es tut uns sehr leid, Sie weiter zu behelligen, doch sie muss ein paar Fotos machen. Aber jetzt erholen Sie sich erst einmal. Sie sind hier in Sicherheit. Wir kommen wieder, wenn es Ihnen besser geht. Zögern Sie nicht, Hilfe anzunehmen oder nach uns zu fragen, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«

Selin schloss die Augen und antwortete nicht mehr.

Gut so, ruh dich aus, dachte Frauke. Wir schnappen uns den Kerl.

EVA


Eva betrat erneut Selins Zimmer. Dieses Mal schloss sie die Tür hinter sich. Sie war nervös. Auf dem Gang der Intensivstation hatte sie Kommissarin Herrschmann und eine Kollegin getroffen. Sie hatten ein paar Worte gewechselt, und Eva hatte das Gefühl, dass die Kommissarin ihre Anspannung bemerkt hatte.

Laiba war noch bei Selin und sah völlig fertig aus, aber Selin war im Vergleich zu vorhin in einem deutlich besseren Zustand. Mitgenommen, aber wach. Eva schämte sich erneut, dass sie ihr keine Ruhe gönnten. Gönnen konnten. Sie lächelte entschuldigend.

»Hallo Frau Bayar, ich bin Dr. Mares aus der Gynäkologie. Ich war hier, als Sie wach wurden, aber vermutlich erinnern Sie sich nicht.« Sie sah Laiba an. »Würdest du uns einen Augenblick allein lassen?«

Laiba küsste Selin vorsichtig auf die Stirn, dort, wo kein Pflaster war. »Ich warte draußen.«

Eva setzte sich auf den freien Stuhl. Selins Pupillen waren geweitet. »Keine Angst, ich habe gute Nachrichten für Sie. Alles ist heil, Sie müssen sich nicht sorgen, ob Sie noch Kinder bekommen können.«

Tränen traten in Selins Augen, und ihr Gesicht verzog sich in gequälter Erleichterung. »Das hat Laiba schon gesagt, aber es tut gut, es von einer Ärztin zu hören.«

»Sie haben auch schon ein Antibiotikum gegen Geschlechtskrankheiten bekommen. Wir hätten Sie normalerweise gefragt, aber diese Mittel wirken besser, je schneller sie verabreicht werden.« Eva lächelte beruhigend. »Ich weiß, wie schwer das für Sie ist, jetzt darüber nachzudenken, aber möchten Sie eine Verhütungstablette nehmen? Die Pille danach?«

Das Mädchen wirkte entsetzt, nickte aber knapp. Eva machte ein Kreuz in der entsprechenden Spalte auf ihrem Formular. Die Pille danach war nicht für jede Frau, selbst in dieser Situation, eine simple oder logische Entscheidung. »Sie haben bereits prophylaktisch Antibiotika und ein Virostatikum bekommen, gegen mögliche Infektionen.«

»Ich kann mich an nichts erinnern.«

Eva wollte Selin gerne berühren. Studien hatten gezeigt, dass Patienten, die von ihren Ärzten angefasst wurden, schnellere Heilungserfolge erzielen. Nur bei Menschen, bei denen sie das Gefühl hatte, sie würden das unangenehm finden, vermied Eva Körperkontakt. Und bei Selin wusste sie nicht, was sie tun sollte. Eva wollte ihr mit einer kleinen Geste zu verstehen geben, dass sie nicht glauben sollte, zu einer Unberührbaren zu werden. Wir müssen sie gemeinsam ins Leben zurückholen und ihr zeigen, dass sie wertvoll und liebenswert ist, dachte sie.

Eigentlich sollte Eva jetzt aufstehen, gehen und Selin Ruhe gönnen, aber sie saß wie festgeklebt auf dem Stuhl.

»Können Sie sich an gar nichts erinnern?«, fragte sie vorsichtig. Vielleicht würde es ihr guttun, darüber zu sprechen, oft vertrauten Menschen Ärzten mehr an als der Polizei.

Selin verzog das Gesicht. »Nur an ganz wenig. Dass jemand bei mir zu Hause war, aber alles danach ist wie ein schwarzes Loch.« Sie schaute zur Decke. »Er trug eine Maske.« Sie schien jetzt nicht mehr verängstigt, eher zu Tode erschöpft.

»War etwas ungewöhnlich, zum Beispiel ein Geruch?«

Selin sah sie an. »Ich weiß nicht …«

»Verzeihen Sie, ich will Sie nicht drängen. Es ist nur …« Sie verstummte. Ja, was? Dass sie unbedingt wissen wollte, ob es weitere Parallelen gab außer den Verletzungen?

»Ich werde Ihnen eine Kollegin mit dem Verhütungsmittel schicken. Wir sehen uns morgen noch einmal und besprechen alles Weitere.«

Eva stand auf, legte Selin kurz die Hand auf den Arm, fühlte den steifen Stoff des Krankenhausnachthemds und darunter den dünnen Arm der jungen Frau. Selin sah sie dankbar an. Ihr war die Berührung nicht unangenehm.

Als Eva die Tür öffnen wollte, flüsterte die junge Frau: »Doch, ich glaube, da war ein Geruch. Schweiß, altes Leder.«

Eva umfasste die Klinke fester, bevor sie sie hinunterdrückte.

»Danke, jetzt schlafen Sie noch ein wenig.«

Sie trat vor die Tür, nickte Laiba zu, die zurück in das Zimmer ging.

Tief in Gedanken verließ Eva die Intensivstation und machte sich auf den Weg in ihr Büro....

Erscheint lt. Verlag 27.9.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Ärztin • DNA • Ermittlerin • Erpressung • Geest • Missbrauch • Opfer • Schweigepflicht • Serienmörder • Srienkiller • Täter • Thriller
ISBN-10 3-7517-5616-7 / 3751756167
ISBN-13 978-3-7517-5616-7 / 9783751756167
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