Perry Rhodan 3286: Stadt der Schemen (eBook)

Perry Rhodan-Zyklus 'Fragmente'
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
64 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-6286-1 (ISBN)

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Perry Rhodan 3286: Stadt der Schemen -  Michael Marcus Thurner
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Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Vielleicht kann Perry Rhodan, der als erster Mensch auf Außerirdische gestoßen ist, endlich sein großes Ziel erreichen: Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Milchstraße - das Geisteswesen ist in Fragmente zersplittert worden, die sich an verschiedenen Stellen im Kosmos befinden. Eines dieser Refugien wurde bereits von dem Raumschiff TEZEMDIA und seiner Besatzung entführt. Während Perry Rhodan sich an die Verfolgung macht, hat Gucky in der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte ein anderes Fragment gefunden - und Shinae, Reginald Bulls Tochter, die das gesuchte Fragment in ihrem Bewusstsein aufnimmt. Mithilfe der Tassparen können die beiden sich auf die RAS TSCHUBAI transferieren und nehmen Kurs auf die STADT DER SCHEMEN ...

1.

Wetterhahn

Erstes Erwachen

 

»Es gibt Arbeit, Chef.«

Diese Stimme. Sie klang wie das Gravotriebwerk eines verschrottungsreifen Personengleiters, aus dessen Ansaugkanal sich Rostteile lösten. Oder aber wie die Stimme eines von Hustenanfällen geplagten Cheborparners.

»Es gibt Arbeit, Chef.«

Wenn er diese Worte noch einmal, nur ein einziges Mal noch, sagt, zerstrahle ich ihn. Ich bin müde, verdammt!

»Es gibt Arbeit, Chef.«

John Wetterhahn tastete nach dem Schwebekästchen neben seinem Bett, fühlte den Griff seiner Waffe und zielte in die ungefähre Richtung seines Kriminal Anayltischen Assistenten – KAA. Er zog den Abzug durch, ohne die Augen zu öffnen.

Wie immer erreichte er nichts damit. KAA hatte mit seinem Zorn gerechnet.

»Das war der hundertachtundneunzigste Versuch, sich meiner zu entledigen, Chef. Ich werde eine Beschwerde einreichen. Wie bei den vorangegangenen hundertsiebenundneunzig.«

»Und man wird dich zum hundertachtundneunzigsten Mal abwimmeln.« Wetterhahn setzte sich in seinem Bett auf, legte die Waffe beiseite und rieb sich die Augen.

198.

Es dauerte einige Sekunden, bis er bei sich war und erkannte, dass er eine quietschbunte Wasserpistole in der Hand gehalten hatte. KAA pendelte vor seinem Bett auf und ab, der kegelförmige Körper und zwei der vier Arme waren nass gespritzt.

Er war ein spannender und interessanter KAA. Auch wenn Wetterhahn es nur ungern zugab, hatte er den ehemaligen Kampfroboter der TARA-Klasse gerne um sich. Er verfügte über einen Verstand, der ... anders war. Er war vor vielen Jahrhunderten auf einer mit Terra assoziierten Welt in Lizenz erschaffen und vor nunmehr drei Jahrzehnten dort zum Kriminalanalytischen Assistenten umprogrammiert worden.

Diese Prägung auf einer Außenseiterwelt hatte einen sonderbaren Effekt bewirkt: KAA vertraute nur sich selbst. Er verweigerte die Zusammenarbeit mit NATHAN und den anderen großen Biopositroniken des Solsystems. Er nutzte deren Wissensfundus, trat aber nie über eine Schnittstelle mit ihnen in persönlichen Kontakt. Was den KAA zu einer ganz besonderen »Persönlichkeit« hatte reifen lassen.

»Kommen wir zum Thema!« KAA zeichnete mit einer Greifhand ein Omega-Symbol in die Luft. Ein Datenholo entstand. »Es handelt sich um eine dringende Angelegenheit.«

Wetterhahn ignorierte den Holotext vorerst und blickte auf die Uhr, die in die Fensterscheibe seines Appartements gespiegelt wurde. Es war 4.58 Uhr morgens. Es wurde eben hell. Erste Sonnenstrahlen legten sich über die dicken, dünnen, gebogenen, geschwungenen, geraden und schrägen Fronten der Wohnhochbauten Karakotos. Auf der Gleiterstrecke C-3, deren Tangente auf einer Höhe von 3000 Metern vergleichsweise knapp an seiner Wohnung vorbeiführte, herrschte mäßiger Verkehr. Das würde sich innerhalb der nächsten Stunde ändern. Wobei ... Eigentlich herrschte in Terrania City niemals so etwas wie Ruhe.

Ein Gleiter modernster Bauart in diesem schrecklichen, allgegenwärtigen Onryonengelb zischte nahe an seinem Wohnturm vorbei. Viel zu nahe. Der Pilot würde für diesen offensichtlichen manuellen Eingriff in die Steuerung ein ordentliches Bußgeld berappen müssen.

Das hat er auch verdient! Wer einen Gleiter in dieser fürchterlichen Farbe kauft, verdient Bestrafung.

»Also schön«, sagte Wetterhahn. »Was hast du für mich, KAA?«

»Einen Mord, John.«

»Weiter!« Er erhob sich, streckte sich ausgiebig und gähnte. Erst dann wandte er sich wieder dem Datenholo zu. Er versuchte zu lesen, war aber noch zu müde und sein Geist zu träge, um Zusammenhänge zu verstehen.

»Du erinnerst dich an die Yaqana, Chef?«, fragte KAA.

»Nein.«

Ein weiteres Holo ploppte auf. Es zeigte ein kakerlakenähnliches Wesen, das aufrecht neben mehreren Terranern stand.

Wetterhahns Nackenhaare stellten sich auf. Er hatte es nicht so mit Insekten und Insektoiden. Ein Instinkt, gegen den er kaum ankam, erzeugte unangenehme Assoziationen.

»Sie landeten Ende Juni 2096 NGZ auf Terra und sorgten für Aufsehen im Zusammenhang mit dem Club der Lichtträger. Einige Mitglieder ihres Raumschiffs setzten unter Zwang parapsychische Fähigkeiten ein. Sie waren von einem Lichtträger manipuliert worden, um im Solaren Haus für Durcheinander zu sorgen. Dem Hintermann gelang es, im entstehenden Chaos wichtige Informationen zu entwenden.«

»Ah, richtig, ich weiß es wieder.« Wetterhahn kratzte sich am Kopf und gähnte erneut. »Ich hatte damals Urlaub, aber ich habe von Kollegen gehört, die vor Ort Dienst taten. Diese Initiation fühlte sich schrecklich an, erzählte man mir.«

»Ihre Gabe nennt sich Irreführung, Chef. Wenn sich die Yaqana in Angstsituationen zusammentun, erzeugen sie in ihrem Umfeld lähmende Panik.«

»Wie auch immer du es nennst. Also: Diese Irreführung soll schmerzhaft gewesen sein. Ein Grund mehr, Kakerlaken nicht zu mögen.«

»Du hast Vorurteile, Chef.«

»Richtig. – Kommen wir zum Mord. Was ist geschehen?«

»Einer von ihnen wurde ... hingerichtet. Ein männliches Exemplar namens Kraqaq. Man fand ihn im Soltermore-Park in Ganaru. Ihn und sein Reittier. Ein sogenannter Katü.«

»Auch daran erinnere ich mich wieder! Diese Viecher sehen aus wie Pinguine mit längeren Beinen, nicht wahr?«

»Wenn du es so nennen willst, Chef.«

»Also schön. Wir haben einen Mord, der aufgeklärt gehört. Um den wievielten handelt sich's in diesem Jahr?«

»Um den zweihundertachtundvierzigsten.«

Wetterhahn überdachte diese Zahl und fühlte kurz so etwas wie Stolz. 248 Gewaltopfer waren für eine Stadt, die weit als mehr 100 Millionen Einwohner hatte, lächerlich wenig.

Jeder einzelne ist einer zu viel, korrigierte sich Wetterhahn. Aber ich darf trotzdem stolz auf meine Stadt sein. Terrania City beweist, was alles möglich ist, wenn sich die Bewohner um Respekt und Toleranz bemühen. Auf Welten wie Lepso sind die Zahlen ein Vielfaches so hoch. Außerdem klären meine Kollegen und ich weit über 90 Prozent aller Gewaltverbrechen auf.

»Na schön. Dann sehen wir uns diesen Toten namens Kraqaq an. Der Park wurde gesichert, die Spurensicherung ist vor Ort?«

»Ja, Chef.«

»Nicht nur Roboter? Matton ebenfalls?«

»Ja.«

»Mein Gleiter ist am Dach bereitgestellt, der Kaffee steht neben dem Pilotensitz?«

»Selbstverständlich.«

»Warum sind wir dann noch nicht unterwegs, KAA?«

»Weil du, mit Verlaub, noch nicht dienstbereit bist, Chef. Außer, du möchtest diesen Mord in der Unterhose aufklären.«

 

*

 

Der Soltermore-Park war klein und – gemessen an der Größe, Weite und Erhabenheit der Stadt insgesamt – etwas schmuddelig. Er lag unweit des Sirius River, höchstens zwei Kilometer vom Duyyun-Veyt-Zentrum an dessen Ufer entfernt, in dem Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Lemuroiden und Jülziish-Kulturen gefeiert wurden.

Wetterhahn hatte nur selten in dieser Ecke Terranias zu tun. Morde, so hatten ihn mehr als zehn Jahre Berufserfahrung als Kriminalkommissar gelehrt, geschahen zumeist in den Kreisen der Reichen und Schönen. Entgegen den Klischees also nicht etwa in Ganaru, dem Stadtteil mit der größten Durchmengung von Terranern und Extraterrestrischen.

Wetterhahn schlenderte einen der geschwungenen Pfade des Parks entlang. Die da und dort postierten Polizeiroboter blinkten grün, sobald er sie passierte.

Zwei Schnüffler hielten ihre metallenen Nasen in den Boden des gekiesten Weges und bewegten sich mit geringer Geschwindigkeit vorwärts. Sie suchten nach Ungewöhnlichem im Untergrund, genauso wie ein Flugroboter, der kartografische Aufgaben übernommen hatte und Sauerstoffproben nahm.

Das Veyt-Zentrum war in der Ferne gut zu erkennen. Etwa ein Viertel des Diskuskörpers, der 200 Meter dick war und 800 Meter durchmaß, hing über das Ufer des Sirius River.

Wetterhahn kniff die Augen zusammen, um den Aufbau des Gebäudes besser erkennen zu können. Er war von erlesenem, blaubuntem Muranoglas eingefasst, das wie eine Vase weitere 200 Meter in die Höhe ragte und am oberen Kranz 400 Meter maß.

Die Gartenlandschaft im Inneren der Vase war ungewöhnlich und exotisch. Wetterhahn erinnerte sich, das Gebäude einmal ohne großes Interesse besucht zu haben. Der Garten wurde als Tempelanlage verwendet.

Der Hain der Kreaturen, erinnerte er sich an den Namen dieser künstlichen, glasumfassten Landschaft. Die vielen Kreaturen der gatasischen Götterwelt spielten im Veyt-Zentrum die Hauptrolle, mit der Steinernen Kreatur des Erbarmens im Zentrum.

Wetterhahn sollte sich eigentlich auf die Arbeit konzentrieren. Doch es kamen unvermittelt weitere Erinnerungen an Dinge hoch, die er im Rahmen seines Besuchs aufgeschnappt hatte. Er hatte die Steingraue Kreatur des Jagdglücks gesehen und von der Steinernen Kreatur des Erbarmens gehört, ihrem Gegenstück, das den Gatasern auch als moralischer Kompass diente. Der Jäger hatte mit seiner Beute Erbarmen zu zeigen und durfte nicht grausam sein ...

Schluss jetzt!, mahnte sich Wetterhahn und folgte entschlossen dem schmalen Pfad, der ihn zum eigentlichen Tatort führte.

In einer Ecke des Soltermore-Parks waren akonische Lapinien angepflanzt worden. Ihr stechend süßer Geruch legte sich besonders in den frühen Morgenstunden aufs Gemüt.

Unter den weit nach unten reichenden Ästen des mehr als drei Meter hohen Hauptbusches lag der...

Erscheint lt. Verlag 8.8.2024
Reihe/Serie Perry Rhodan-Erstauflage
Perry Rhodan-Erstauflage
Verlagsort Rastatt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction
ISBN-10 3-8453-6286-3 / 3845362863
ISBN-13 978-3-8453-6286-1 / 9783845362861
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