Die Straße nach Roswell (eBook)
536 Seiten
Cross Cult (Verlag)
978-3-98666-427-5 (ISBN)
Paul: »Tja, na ja, du wirst dich noch umbringen. Kein Freund kann das wert sein.«
Hogy: »Und woher willst du das wissen? Hattest du je einen?«
– Die Leute von der Shiloh Ranch
Serena stand nicht im Wartebereich des Flughafens, als Francie in Albuquerque gelandet war, nur ein Mann, der ein Schild hielt, auf dem ERSTKONTAKTKOMITEE – WILLKOMMEN AUF DER UFO-CONVENTION stand.
Ufo-Convention? Serena hatte nichts davon gesagt, dass gleichzeitig mit ihrer Hochzeit eine Ufo-Convention stattfinden würde. Vielleicht ist sie nicht in Roswell, dachte Francie hoffnungsvoll. Doch natürlich war sie das. Wo sonst sollte eine Ufo-Convention stattfinden?
Und wie um das zu bestätigen, tauchten zwei Kerle in Star Trek-Uniformen und mit Spock-Ohren auf und eilten zu einem dritten Typen, der einen silbernen Einteiler und eine graue Alien-Maske mit großen schwarzen Mandelaugen, aber ohne Nase trug.
Gott sei Dank konnte ich Ted nicht davon überzeugen, mit mir zu dieser Hochzeit zu kommen, dachte sie. Oder schlimmer noch Graham. Sie hatte irgendjemanden, egal wen, aus dem Büro dazu überreden wollen, sie zu begleiten, damit Serena nicht versuchen würde, sie mit jemandem zu verkuppeln. Aber als sie ihnen erzählte, wo die Hochzeit stattfinden würde, sagten alle Nein.
»Roswell?«, sagte Graham. »Wo diese ganzen Ufo-Spinner rumhängen?«
»Warum denn in Roswell?«, fragte Ted. »Lebt deine Freundin da?«
»Nein, sie lebt in Phoenix. Sie heiraten nur in Roswell.«
»Warum?«, hakte Graham nach. »Warum würde irgendwer, der bei klarem Verstand ist, nach Roswell wollen?« Und sie sah sich gezwungen, ihnen zu erzählen, dass Serena einen ebendieser Ufo-Spinner heiraten würde, woraufhin beide nicht nur ablehnten, mit ihr zu kommen, sondern ihr auch erklärten, sie sei verrückt, selbst hinzugehen.
»Ich habe keine Wahl«, erwiderte sie. »Serena hat mich gebeten, ihre Trauzeugin zu sein, und sie ist eine meiner besten Freundinnen. Sie war im ersten Jahr am College meine Mitbewohnerin. Uns verbindet etwas ganz Besonderes.«
»Euch verbindet etwas Besonderes?«, stutzte Graham. »Wer seid ihr, Hanni und Nanni?«
»Nein«, entgegnete sie kleinlaut, »aber ich verdanke ihr viel. Sie hat mir damals das Leben gerettet.« Dann versuchte sie zu erklären, wie Serena sie damals, als sie im College von Tucson ankam und niemanden kannte, Heimweh nach Neuengland hatte und geschockt war von der Hitze und Ödnis des Südwestens, davon abgehalten hatte, sich in den ersten Flieger zurück nach Hause zu setzen. Sie führte sie auf dem Campus herum, stellte ihr Leute vor, brachte ihr bei, was Steppenläufer, Halsbandpekari und Saguaros waren, und überzeugte sie davon, dass es auf dem Campus keine Klapperschlangen gab (wenn doch, wäre Francie schreiend zurück nach Connecticut geflohen). Und als Francies Freund aus der Highschool zwei Wochen später mit ihr Schluss machte und sie heulte, saß Serena neben ihr und versicherte, dass er »einfach nicht der Richtige für dich war«, und päppelte sie insgesamt wieder auf.
»Sie ist eine tolle Freundin«, sagte Francie. »Mitfühlend, lustig und …«
»Und durchgeknallt, wenn sie an diesen Außerirdischenquatsch glaubt«, hielt Graham dagegen. »Ich weiß nicht, wie’s dir geht, aber ich versuche, Spinnern grundsätzlich aus dem Weg zu gehen, alte Mitbewohner hin oder her.«
Ted nickte. »Ich hatte im zweiten Jahr einen Mitbewohner, der geglaubt hat, die Vögel würden ihn ausspionieren. Auf seiner Hochzeit werde ich mich ganz sicher nicht blicken lassen.«
»Sie ist keine Spinnerin«, protestierte Francie. »Sie ist nur … ein bisschen naiv und neigt dazu, sich der Meinung ihrer Freunde anzupassen.«
Und sie hat einen schrecklichen Männergeschmack, fügte Francie in Gedanken hinzu. Noch schlimmer als schrecklich. Als Francie sie kennengelernt hatte, war Serena mit einem Kamikaze-Basejumper zusammen gewesen, der unbedingt gemeinsam mit ihr kopfüber in den Grand Canyon springen wollte. Und seither hatte sich ihr Geschmack nicht verbessert. Sie war mit einem Waffen hortenden Prepper und einem Lichtnahrungsanhänger zusammen gewesen, der glaubte, er könne allein von Luft und positivem Denken leben, und war mit einem Seelenschamanen und einem Sturmjäger verlobt gewesen.
»Noch ein Grund mehr, nicht hinzugehen«, sagte Graham. »Damit unterstützt du nur, dass sie diesen Kerl heiratet.«
Ted nickte. »Du machst dich definitiv mitschuldig. Es sei denn, du willst hinfahren, um ihr die Sache auszureden.«
Daraufhin setzte Graham nach: »Genau das hast du vor, oder? Eine von diesen dramatischen ›Wenn jemand Einwände hat, möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen‹-Nummern, hab ich recht?«
Sie beharrte darauf, dass sie das nicht vorhatte, aber sie glaubten ihr nicht und weigerten sich ihr zuzuhören, als sie ihnen erklären wollte, dass sie Serena nichts ausreden musste – sie besann sich immer ganz von allein und bekam Zweifel. So war es auch bei dem Sturmjäger gewesen. »Er glaubt, Tornados seien ein Abenteuer, wie im Zauberer von Oz oder so«, erzählte sie damals Francie, »aber sie sind gefährlich! Und er erwartet von mir, dass ich mich mit ihm zusammen direkt ins Auge des Sturms begebe!«
Während Serena sich selbst davon überzeugte, die Hochzeit abzusagen, musste Francie einfach nur Gewehr bei Fuß stehen. Aber damit das passieren konnte, musste Francie da sein und sich ihre Zweifel anhören und ihr versichern, dass sie das Richtige tat. Serena verließ sich darauf, dass Francie ihr ein Ohr leihen und sie unterstützen würde, um sie vor einem schrecklichen Fehler zu bewahren, genau wie sie Francie so oft gerettet hatte. »Freunde sind dazu da, einander zu helfen, oder nicht?«, fragte Francie Ted und Graham.
»Ja, aber das hat Grenzen«, erwiderte Ted. »Was, wenn sie das nächste Mal auf die Idee kommt, einen Serienkiller zu heiraten, und du redest es ihr aus, nur damit er dann hinter dir her ist?«
»Sie wird keinen Serienkiller heiraten.«
»Mein Rat wäre, ihr zu erzählen, dass dir was dazwischengekommen ist und du nicht kommen kannst«, meinte Graham.
»Ja, sag, du hast dir das Bein gebrochen oder so was«, fügte Ted hinzu.
»Das kann ich nicht. Ich kann sie nicht einfach im Stich lassen. Sie braucht mich.«
»Okay«, sagten sie, »aber heul uns nicht die Ohren voll, wenn das Ganze in einem totalen Desaster endet.«
Was durchaus passieren könnte, dachte Francie, während sie sich jetzt im Wartebereich umsah. Wo war Serena? Sie hatte ganz klar gesagt, dass sie am Flughafen wäre, um Francie nach Roswell zu fahren. »So haben wir Gelegenheit zu quatschen«, hatte sie gemeint, was Francie als Zeichen wertete, dass Serena längst Zweifel hatte. Also wo ist sie?
WO BIST DU?, schrieb Francie ihr.
Keine Antwort. Vielleicht denkt sie, wir treffen uns an der Gepäckausgabe, überlegte Francie, schulterte ihr Handgepäck und fuhr mit der Rolltreppe hinunter, um nachzusehen, ob Serena dort war.
Sie war nicht da, dafür aber eine Menge Leute, die zur Ufo-Convention wollten, und ja, sie fand wirklich in Roswell statt, wie ihr die T-Shirts verrieten. Und als wäre das noch nicht genug, redeten sie alle von einer Ufo-Sichtung Montagnacht.
»Wo?«, fragte eine Frau in einem kurzen silbernen Kleid und grüner Schminke am ganzen Körper.
»Westlich von Roswell. Außerhalb von Hondo, in der Nähe dieser großen roten Felsen«, antwortete einer der Typen in den T-Shirts.
»Ich erinnere mich an keine Felsen in der Nähe von Hondo«, meinte die grüne Frau.
»Keine Ahnung, so stand es auf UfosAreReal.net.«
Francie schrieb Serena noch einmal, suchte an den anderen Gepäckbändern und ging dann nach draußen, um nachzusehen, ob sie im Auto wartete.
Fehlanzeige. Für den Fall, dass sie sie irgendwie an den Gepäckbändern übersehen hatte, ging Francie wieder nach drinnen, checkte ihre Textnachrichten und rief Serena an. »Wo bist du?«, fragte sie, als ihre Freundin ans Telefon ging.
»In Roswell.« Serena klang gestresst. »Es tut mir so leid. Ich wollte kommen, um dich abzuholen, aber es gab hier so viele Probleme und ich muss immer noch mein Kleid abholen und hier herrscht das totale Chaos wegen der...
Erscheint lt. Verlag | 15.4.2024 |
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Verlagsort | Ludwigsburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Aliens • Awards • Begegnung der dritten Art • Chemtrails • Elvis • Invasion • Roadtrip • Roswell • UFOs • Verschwörung |
ISBN-10 | 3-98666-427-0 / 3986664270 |
ISBN-13 | 978-3-98666-427-5 / 9783986664275 |
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