Schnitzel Surprise (eBook)
352 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44875-5 (ISBN)
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um 'Die Zwerge' gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Er schrieb über 60 Romane und wurde etliche Male ausgezeichnet. Mit der Bestsellerserie um "Die Zwerge" gelang dem Saarländer der nationale und internationale Durchbruch. Dazu kamen erfolgreiche Thriller um Wandelwesen, Vampire, Seelenwanderer und andere düstere Gestalten der Urban Fantasy und Phantastik. Die Ideen gehen ihm noch lange nicht aus.
KAPITEL 1
Wer anderen ein Schnitzel klopft, wird selbst zum Tier
THERAPIETAGEBUCH
Ich soll das schreiben, hat meine Therapeutin gesagt. Aufschreiben. Alles.
Würde mir helfen, hat sie gesagt. Und könnte mir bei der bevorstehenden Verhandlung wegen schwerer Sachbeschädigung inneren Halt geben.
Tja.
Dann mach ich das mal.
Aber wenn ich merke, dass das alles nur Quatsch ist, lass ich es.
Die Verhandlung, das wird eh ein Spaß … Dabei bin ich das Opfer, wirklich! Bin provoziert worden. Vom Sender und von Max.
Und richtig abgezockt! Wie sollte ich da ruhig bleiben?
Also, das war in Wahrheit nämlich so …
Shit, das ist doch super! Sie werden verfilmt, Herr Mann! Nein, wir werden verfilmt!«
Thom saß Max, dem jugendlichen TV-Producer sämtlicher bisheriger Vorkommnisse, im kleinen Aufenthaltsraum von Studio 3 gegenüber.
Vorkommnisse. Anders konnte Mittvierziger Thom diese aufgezeichneten Test-Episoden quer durch die Koch- und Backsendungen nicht bezeichnen, abgesehen vielleicht von Unfall oder Shit Show. Wenigstens hatte es Unterhaltungswert und ihm ein Einkommen beschert, das seine Schulden reduzierte. Wenn auch nicht tilgte.
Und was sie nicht alles gemacht und angedacht hatten!
The Löffelchen, Bäcker sucht Frau, Restaurantretter am Limit, German Streetfood – was Deutschland wirklich isst, SchmeckDown - Wrestling Cooking, Um Topf & Kragen, Durchfall oder Durchstart, The Masked Chefs Sing Along, Sanftes Töten: Besuch im Schlachthof, Kitchen Machinista – Küchengeräte im Test, Deadly Cooking, Die Essensflüsterer: Tier vs. Pflanze … und vieles mehr. Den Titel Fart Food hatte er verweigert, obwohl es um Bohnen, Erbsen und Linsen gegangen wäre. Alles hatte Grenzen.
Wenn auch keine sehr engen. Für Deadly Cooking hätten sie ihn beinahe nach Japan geflogen und Fugu zubereiten lassen. Ohne Vorbereitung und Ausbildung. Um ein Haar wäre er zudem dank SchmeckDown beim Wrestling in den USA gelandet. Im Ring. Was für ihn als Laien ähnlich tödlich wie Fuguverzehr gewesen wäre.
Thom, charismatisch, Durchschnittsmann mit braunen Haaren im Standardkurzschnitt und gewinnendem Lächeln, kam das alles gerade sehr absurd vor.
Max nicht. Niemals.
Max war 25, frisch von der Filmakademie, überambitioniert und freakig, von der Frisur bis zu den Klamotten. Irgendwas zwischen Hipster und Schlunz. Für Thom waren alle Menschen, die sich außerhalb der Wohnung oder des Sportbereichs in Trainingskleidung bewegten, einfach nur Schlunz.
Doch Max kam beim jüngeren Publikum verdammt gut an.
Er war genau der Richtige für sämtliche überdrehten Formate, die sie bislang quotenstrategisch und erfolgreich für den Privatsender Sat7 VoxTL in die Testphase gebracht hatten. Obwohl Thom bis heute nicht wirklich verstand, wie die Millionen Views auf Social Media passiert waren. Diese Bildschirmküchenunfälle begeisterten offenkundig alle unter Zwanzigjährigen.
Thoms defizitäres Mann’is Schnitzeleck verkaufte hingegen kein einziges Essen mehr als vorher – dabei hatte er lediglich dafür bei dem TV-Kram überhaupt mitgemacht. Sich breitschlagen lassen wie ein Schnitzel, um seinen Laden und sich vor dem Ruin zu retten.
»Na ja, Verfilmung. Ich weiß nicht«, entgegnete Thom unsicher.
Eigentlich war er froh, dass es fast vorbei war. Gleich begann die Aufzeichnung des Formats Plus 1 Panade, in dem es – o Wunder – um panierte Lebensmittel ging, um die man keine Panade erwartete. Suppe zum Beispiel. Oder Butter. Kuchen. Pasta. Und Markklößchen. Noch fünf weitere Testsendungen, danach endete sein Vertrag mit dem Sender.
»Keine Angst. Sie werden von jemand anderem gespielt. Jemand, der zwanzig Jahre jünger ist. Wir haben einen französischen Kitchenfluencer gefunden mit mehr als anderthalb Millionen Follower auf Insta. Und auf TikTok das Doppelte.« Max lächelte, als wäre Thom zu dämlich für das alles.
»Aha.« Alleine für das Wortspiel um Kitchen und Influencer hätte er Max gerne mit dem Kopf in den Pizzateig gedrückt, bis Blasen aufstiegen, die nicht von der Hefe stammten.
»Ist nix Persönliches. Nur wegen des Zielpublikums. Und Auslandslizenzen. Wir haben schon Anfragen.« Max lachte meckernd und falsch wie eine billige Spielzeugfigur, der die Batterie ausging. »Kommen Sie! Was wollen Sie mehr? Sie sind bereits international bekannt als Desaster Chef und Catastrophy Cook. Also übersetzt –«
»Desasterküchenchef und Katastrophenkoch. Is klar.« Thom nickte dabei so langsam, dass Max die stumme, unflätige Beleidigung hätte erkennen müssen.
»Ich hab hier meine erste Drehbuchversion. Sat7 VoxTL gefällt’s. Ist eine Mischung aus Stromberg, mega Erfolg, und Der kleine Mann, leider quotenmäßig bissl abgekackt«, sagte Max, begeistert von sich selbst. »Nur mal das Intro. Ist das geil, oder was?« Er schob ihm die Handvoll Blätter zu. »Das ist größer als jedes Scheiß-Küchen-Koch-Sonst-was-Format! Damit versenken wir Kitchen Impossible beim nächsten Deutschen Fernsehpreis in der Heißluftfritteuse! Das wird der Grimme-Preis!«
Thom nahm die Blätter und las, ohne dass er Max korrigierte, denn: In einer Heißluftfritteuse konnte man nichts versenken.
BARES FÜR GARES
- Skript/Serial -
INTRO
*Close-up, schnelle Schnitte
Einkaufswagen rollt durch generischen Discounter.
Nacheinander werden eine Palette Blaubeeren, Champignonkistchen und Quarkpackungen aus dem Rabattregal wegen knappem MHD hineingeworfen. Das Datum ist der aktuelle Tag.
Danach kommen einige Flaschen günstiger Wodka rein.
– Schnitt –
*Close-up
In geschwungener Handschrift wird auf eine abgeranzte Tafel unter Tagesempfehlung mit quietschender Kreide Folgendes geschrieben:
Frischer, gesunder Blaubeerquark
LECKER!
– Schnitt –
*Close-up
In einer Küche werden die Champignons auf die Anrichte geschüttet. Ein paar fallen auf den Boden und werden wieder auf die Anrichte gelegt, schwarze Erdkrümel mit mehrmaligem feuchtem Pusten entfernt.
*Kamera zieht auf.
Azubi macht Wasser für das Waschen der Pilze klar.
Held kommt dazu: »Was habe ich dir gesagt?« Zeigt aufs Wasser. »Pilze niemals waschen! Sonst geht der Geschmack ab.«
Azubi: »Aber die sind …« Deutet erklärend auf die schwarzen Krümel.
Held: »Das bisschen Erde schadet keinem. Die großen Brocken machst du weg. Bau ’ne dunkle Soße, dann fällt das nicht auf.« Geht weiter.
Azubi betrachtet die Pilze – und pustet wieder auf einen Krümel, hustet dabei.
Held aus dem Off: »Und wenn du fertig bist, füll den Billigwodka in die Nobelflaschen um!«
– Schnitt –
*Close-up
Wieder die abgeranzte Tafel.
Unter
Frischer, gesunder Blaubeerquark
LECKER!
wird jetzt mit quietschender Kreide hingekritzelt:
handgepflückte Keller-Champis
an dunkler Biersoße
im Pannenkuchen
LECKER, LECKER!
– Schnitt –
*Totale
Flug durch leeren Gastraum, der aus den Achtzigern stammt.
Schwenk auf zwei Typen Ende vierzig. Sie sitzen an der Theke, bestellen Bier.
Held: »Hunger, Männer? Leckere Pilzpfanne …«
Mann 1: »Lass mal. Hab schon gegessen.« Zeigt hinter sich. – Kurzer Kamerazoom durchs Fenster auf den Fastfood-Laden, der brechend voll ist – »Zwei Burger.«
Held verzieht das Gesicht »Ach, die machen doch nix frisch. Alles nur aufgetauter Mist. Mein Koch gibt sich solche Mühe, und ich war extra auf dem Markt heute Morgen!«
Mann 2: »Also gut, ich nehm eine.«
Held strahlt und schreit die Bestellung in die Küche: »Einmal Pannenpilze!«
– Schnitt –
*Close-up & schnelle Schnitte + passende Geräusche, Küche
Azubi macht den Pfannkuchen // streut noch Glutamat-Pulver in die Pilzpfanne // rührt einmal durch // klatscht alles auf den Teller // fegt lose Petersilie von der Anrichte auf das Essen und trägt es raus. Findet im Gehen noch einen Pilz am Boden, hebt ihn auf und drapiert ihn obendrauf.
– Schnitt –
*Totale Gastraum
Azubi stellt Gericht Gast 2 hin: »Mahlzeit! Pilzpannenkuchen.«
Gast 2 schaut auf das Essen, schnuppert dran: »Riecht lecker! Wie bei meiner Omma.« Bekommt von Held Besteck gereicht, das nicht poliert ist. »Sogar mit Deko-Pilz.«
Held nimmt Edel-Wodkaflasche in die Hand: »Freut mich! Hier, der geht aufs Haus.«
Gast 2 grinst und trinkt sofort, beginnt zu essen.
Gast 1: »Sach mal, wieso machst du keine Burger? Das läuft wie dumm, und du...
Erscheint lt. Verlag | 2.4.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga |
Schlagworte | bestseller buch humor • bücher zum lachen • buch schwarzer humor • Comedy • Der Frittenberg • Der Tannenbaum des Todes • Kochen Roman • Kochshow • Lustige Bücher • lustige bücher für männer • lustige Romane • Markus Heitz • Markus Heitz Bücher • markus heitz humor • Persiflage • Reality show • romane über kochen • Roman Schwarzer Humor • Satire • Satire Bestseller • satire bücher • Satire Roman • satirische bücher • Satirische Romane • Schnitzel • Schnitzeleck • Schnitzel-Tod in Venedig • schwarzer Humor Bücher • schwarzer humor geschenk • schwarzer humor romane • SPIEGEL-Betsellerautor • Thom Mann • Tim Mälzer |
ISBN-10 | 3-426-44875-0 / 3426448750 |
ISBN-13 | 978-3-426-44875-5 / 9783426448755 |
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