Sylter Rivalen (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
320 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3538-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sylter Rivalen - Ben Kryst Tomasson
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Ein dunkler Verdacht.

Sylt hat eine neue Attraktion: Eine Zirkusfamilie bietet von einem restaurierten Schiff aus eine Erlebnisfahrt an. Doch während die Touristen mit einem Speedboot über das Wasser jagen, leert jemand an Bord ihre Brieftaschen. Als einer der Gäste den Diebstahl bemerkt, fällt der Verdacht auf den jungen Jasper, der auf dem Schiff jobbt. Aber die Sache wird noch krimineller: Der Animateur, der eine Aussage zu den Diebstählen machen will, wird ermordet, und alle Spuren weisen auf Jasper. Kari Blom, Undercover-Ermittlerin auf Sylt, tritt in Aktion, denn Jasper ist ihr Stiefsohn ... 

Ein spannender Kriminalroman mit viel Sylt-Flair und einem besonderen Ermittlerteam.



Ben Kryst Tomasson, geboren 1969 in Bremerhaven, ist Germanist und promovierter Diplompsychologe. Seine Leidenschaft gehört den Geschichten, die das Leben schreibt, den vielschichtigen Innenwelten der Menschen und dem rauen Land zwischen Nordsee und Ostsee.

Im Aufbau Taschenbuch liegen bereits seine Kriminalromane um die Ermittlerin Kari Bloom vor: »Sylter Affären«, »Sylter Intrigen«, »Sylter Blut«, »Sylter Gift«, »Sylter Lügen«, »Sylter Schuld«, »Sylter Sünden«, »Sylter Gier« und »Sylter Rivalen«.

2. Alma Grieger, die Bäckerwitwe mit den orangerot gefärbten Haaren, drehte am Justierrad ihres Opernglases. Witta Claaßen, die ehemalige Gattin eines Kampener Landarztes, zupfte ungeduldig an ihrer weißen Dauerwelle. »Nun sag schon! Was siehst du?«

Marijke Meenken tauschte einen verständnisinnigen Blick mit Grethe Aldag, der Klempnerwitwe mit den eisgrauen Haaren, die sich ungerührt ihrem Eisbecher widmete. Sie saßen auf einer der Restaurantterrassen gegenüber der alten Tonnenhalle in List, zwischen dem Erlebniszentrum Naturgewalten auf der einen und dem Anleger der Rømø-Fähre auf der anderen Seite. Alma hatte den Ausflug vorgeschlagen, weil ihr Lebensgefährte Albert arbeiten musste und sie gern wieder einmal aus Westerland hinaus wollte. Im Sommer war es dort überlaufen, überall waren Touristen. Das war natürlich in List nicht viel anders, aber ein wenig ruhiger war es hier doch, auch wenn der Umbau der alten Tonnenhalle vor einigen Jahren neues Publikum angelockt hatte. Früher hatten hier die Seezeichen gelagert – Fahrwassertonnen, mit denen die Schifffahrtswege gekennzeichnet waren, und andere Markierungen. Jetzt war die Halle eine Einkaufsmeile mit vielen kleinen Geschäften.

Auch die Restaurants auf der gegenüberliegenden Seite mit den großen Sonnenterrassen waren ein Publikumsmagnet und natürlich der Hafen mit seinen Ausflugsschiffen.

Genau dort spielte sich das Schauspiel ab, das Alma mit ihrem Opernglas verfolgte. Zuerst waren zwei Streifenwagen der Sylter Polizei vorgefahren, und die vier Beamten waren zum Anleger gelaufen. Kurz darauf war auch eines der zivilen Fahrzeuge des Polizeireviers Sylt eingetroffen. Marijke und ihre Freundinnen kannten die Wagen, schließlich hatten sie in den vergangenen Jahren oft genug mit der Sylter Polizei zu tun gehabt.

Die Frau, die den Wagen fuhr, war ihnen ebenfalls bestens bekannt. Kriminalkommissarin Hannah Behrends, eine dynamische junge Frau mit blondem Bob und hellblauer Windjacke. Die Kollegin auf der anderen Seite hatten sie dagegen noch nie gesehen. Groß, schlank, mit langen brünetten Haaren und ernster Miene. Sie trug ein Businesskostüm in Taubengrau, dazu elegante schwarze Pumps. Das musste die Frau sein, die Jonas Voss während seiner Elternzeit vertrat.

Die beiden Zivilbeamtinnen gesellten sich zu den uniformierten Kollegen und sahen gemeinsam mit ihnen dem Schiff entgegen, das gerade in den Hafen einlief. Es war die Sea Shell, das neue Ausflugsschiff der Zirkusfamilie Brunelli. Marijke und ihre Freundinnen hatten schon darüber nachgedacht, eine Tour zu buchen. Auf Teneriffa waren sie mit einem Katamaran mit einem ähnlichen Angebot mitgefahren. Allerdings hatten sie nur die Fahrt und das Essen genossen. Auf die Aktivitäten – schwimmen, schnorcheln, Jetski fahren – hatten sie verzichtet, obwohl Grethe eine Weile mit dem Jetski geliebäugelt hatte. Sie hatte sich schließlich dagegen entschieden, doch mit dem Speedboot, das zur Sylter Variante des Abenteuerausflugs gehörte, wollte sie unbedingt mitfahren. Dass sie bisher nicht dabei gewesen waren, lag daran, dass Witta wieder einmal zauderte. Vor allem, weil die Fahrt nicht ganz billig war, nahm Marijke an.

Die Sea Shell hatte angelegt, und die Polizisten waren an Bord gegangen. Verlassen hatte niemand das Schiff. Einer der uniformierten Beamten hielt an der Gangway Wache.

Doch jetzt kam offenbar Bewegung in die Sache. Der Beamte gab den Weg frei, und die Fahrgäste verließen das Schiff.

»Sie gehen von Bord«, berichtete Alma.

Witta atmete geräuschvoll aus. »Das sehe ich selbst. Auch ohne dein albernes Opernglas.«

Alma, die an Wittas Art gewöhnt war, ließ sich nicht beirren. »Jetzt kommen die Polizisten.« Sie rutschte aufgeregt auf ihrem Stuhl herum. »Ich glaube, sie haben jemanden festgenommen.«

»Aha.« Grethe schob sich den letzten Löffel Eis in den Mund.

Marijke sah, wie zwei uniformierte Polizisten an der Reling auftauchten, die einen jungen Mann eskortierten, einen Teenager offenbar. Der erste Polizist betrat die Gangway und bedeutete dem jungen Mann, ihm zu folgen. Der zweite Beamte ging hinter ihnen an Land. Als sie die Mole erreicht hatten, nahmen die Beamten den Teenager in die Mitte und führten ihn zum Streifenwagen. Mit hängendem Kopf rutschte er auf die Rückbank.

»Ach du liebe Güte!«, rief Alma aus.

»Was denn?« Witta sah aus, als würde sie Alma das Opernglas am liebsten aus der Hand reißen.

»Das ist Jasper.«

»Wer? Wo?« Witta blickte sich hektisch um.

»Der junge Mann, den sie gerade verhaftet haben.«

»Unsinn.« Witta schüttelte den Kopf. »Warum sollten sie den Sohn von Hauptkommissar Voss festnehmen? Deine Augen sind auch nicht mehr die besten. Gib mir mal das Glas!«

Alma ließ das Opernglas sinken, reichte es aber nicht Witta, sondern Marijke.

Marijke richtete das Glas auf den Streifenwagen und stellte fest, dass Alma recht hatte. »Er ist es wirklich.«

Alma schlug die Hände vor den Mund. »Was mag er nur angestellt haben?«

Grethe legte energisch ihren Eislöffel beiseite. »Das werden wir gleich wissen.«

Marijke schwenkte das Opernglas und sah, wie Hannah Behrends und die Frau im Businesskostüm das Schiff verließen.

Die Bedienung trat an ihren Tisch, eine blasse junge Frau mit weißer Bluse und schwarzer Schürze. »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«

»Nein. Hier ist überhaupt nichts in Ordnung«, schnauzte Grethe.

Marijke gab Alma das Opernglas zurück. »Das war nicht auf Sie gemünzt«, sagte sie, an die Kellnerin gewandt. »Es war alles bestens, aber jetzt würden wir gerne zahlen.«

»Zusammen?«

»Nein«, setzte Witta an, doch Marijke ging dazwischen. »Ja. Ich zahle.« Für ein langwieriges Auseinanderrechnen der einzelnen Posten war nun wirklich keine Zeit. Marijke gab der Bedienung ein großzügiges Trinkgeld. Dann eilten sie alle vier zum Anleger, so schnell sie konnten.

Marijkes Hüfte schmerzte immer noch, trotz der wochenlangen Reha, die sie nach dem Unfall im Herbst absolviert hatte, aber sie biss die Zähne zusammen. Grethe war schneller wieder auf den Beinen gewesen und marschierte wie immer energisch vorneweg, dicht gefolgt von Alma. Witta, die nach wie vor nicht auf ihre hübschen hochhackigen Schuhe verzichten mochte, bildete das Schlusslicht.

Marijke schüttelte innerlich den Kopf. Wann würde ihre Freundin endlich akzeptieren, dass man irgendwann in das Alter kam, in dem Trittsicherheit wichtiger war als modische Überlegungen? Ein Alter, in dem sie sich, wenn man ehrlich war, schon seit etlichen Jahren befanden.

Grethe erreichte Hannah und die Frau im Businesskostüm, als sie gerade in das Zivilfahrzeug steigen wollten. »Hallo! Frau Behrends!«

Hannah hielt inne und drehte sich um. »Ach, Frau Aldag.« Sie entdeckte die anderen drei und lächelte. »Was machen Sie denn hier?«

»Wir haben einen kleinen Ausflug unternommen«, erklärte Marijke, die jetzt auch beim Wagen angekommen war. »Einen Eisbecher auf der Sonnenterrasse, die Leute und die Schiffe beobachten, und dann wollten wir noch ins Wattforum gehen.«

Die Frau im Businesskostüm trat neben Hannah. »Dann lassen Sie sich nicht aufhalten«, sagte sie.

Grethe wies auf den Streifenwagen, der gerade vom Platz fuhr. »Wir haben gesehen, dass Sie Jasper Voss festgenommen haben.«

Hannah nickte betrübt, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen, weil ihr die Kollegin in die Parade fuhr. »Darüber können wir keine Auskunft geben. Das ist eine Polizeiangelegenheit.«

Witta streckte sich und rückte ihre Marlene-Dietrich-Frisur zurecht. »Junge Frau«, näselte sie. »Wir sind mit dem Vater des Jungen gut bekannt und mit der Arbeit der Sylter Polizei bestens vertraut.«

Der Blick der Beamtin stand dem von Witta in puncto Hochnäsigkeit nichts nach. »Schön für Sie. Aber wir dürfen Ihnen trotzdem nichts sagen. Wenn Sie den Vater so gut kennen, fragen Sie ihn. Wir informieren ihn umgehend.«

»Besten Dank.« In Wittas Stimme klirrten die Eiswürfel. »Das werden wir tun.«

Sie wandte sich ab und stöckelte davon. Fehlte nur noch der Schal, den sie sich mit großer Geste über die Schulter warf. Aber Witta war schon immer eine Diva gewesen, selbst in der Grundschule, als Marijke sie kennengelernt hatte.

Hannah warf ihr einen bedauernden Blick zu und hob die Schultern. Was wohl bedeuten sollte, dass sie ihnen gerne eine Erklärung gegeben hätte, es aber in Anwesenheit der überkorrekten Kollegin nicht konnte.

Die beiden Beamtinnen stiegen in den Wagen und fuhren davon. Grethe sah zum Ausflugsschiff ...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2024
Reihe/Serie Kari Blom ermittelt undercover
Kari Blom ermittelt undercover
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Krimi • Morden im Norden • neuerscheinung 2024 • Norddeutschland • Regionalkrimi • Schleswig-Holstein • Sylt • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-8412-3538-7 / 3841235387
ISBN-13 978-3-8412-3538-1 / 9783841235381
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