Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben (eBook)

Kriminalroman | Ein Amsterdam-Krimi zum Wohlfühlen

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
320 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491963-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben -  Amy Achterop
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Vier Privatdetektive, fünf skrupellose Freunde und ein verschollenes Gemälde - der vierte Wohlfühl-Krimi mit der Amsterdamer Hausboot-Detektei Der alte Onno hat gleich zwei Probleme: In seinem Wohnzimmer sitzt ein toter Mann, an seiner Wand fehlt ein Bild. Den Mann kennt er nicht, aber das Bild ist die selbst angefertigte Kopie eines verschollenen Gemäldes. Da Onno nicht will, dass die Polizei von seiner kurzen und wenig erfolgreichen Zeit als Kunstfälscher erfährt, wendet er sich an die Hausboot-Detektei. Die Ermittlungen führen Arie, Maddie, Jan und Elin auf eine wilde Schatzsuche quer durch Amsterdam, und sie müssen feststellen, dass es Menschen gibt, die für Kunst über Leichen gehen ...

Amy Achterop alias Heidi van Elderen wollte eigentlich selbst auf ein Hausboot in Amsterdam ziehen. Dann wurde ihr klar, dass man dort zwar Hunde, aber keine Esel und Schafe halten kann. Deshalb genießt die am Niederrhein aufgewachsene Autorin heute nur echte und fiktionale Ausflüge in die Grachtenstadt. Die übrige Zeit lebt sie zusammen mit ihrem niederländischen Ehemann, ihren Kindern und vielen Tieren auf einem kleinen Bauernhof in Schweden.

Amy Achterop alias Heidi van Elderen wollte eigentlich selbst auf ein Hausboot in Amsterdam ziehen. Dann wurde ihr klar, dass man dort zwar Hunde, aber keine Esel und Schafe halten kann. Deshalb genießt die am Niederrhein aufgewachsene Autorin heute nur echte und fiktionale Ausflüge in die Grachtenstadt. Die übrige Zeit lebt sie zusammen mit ihrem niederländischen Ehemann, ihren Kindern und vielen Tieren auf einem kleinen Bauernhof in Schweden.

2


Als Elin das Wohnzimmer betritt, sieht sie zuerst die Möwe. Das Tier sitzt bewegungslos im offenen Fenster, mit hungrigem, lauerndem Blick starrt es Richtung Ohrensessel. Sein Gefieder ist leuchtend weiß, einzig auf der Brust sind rostrote Flecken, die Elin an Blut denken lassen.

Eigentlich mag Elin Blomgren Möwen und ihr wildes, helles Lachen, das selbst an den düstersten Tagen nach Sommer klingt. Fast so klug wie Papageien und Raben sind sie außerdem, das hat Elin irgendwo mal gelesen. Aber ausgerechnet in dieser kuriosen Wohnung, in der sich außer dem Vogel und ihr noch die drei anderen Hausboot-Detektive, etliche Katzen, der erstaunlich gefasste Onno sowie eine Leiche mit bemerkenswertem Modegeschmack befinden, fällt ihr noch etwas anderes aus der Rubrik Tierwissen ein: Möwen mögen nicht nur Fischbrötchen und Eiswaffeln, sie fressen auch Aas.

Plötzlich hat Elin einen schlechten Geschmack im Mund. Sonst ist sie nicht so empfindlich, schließlich war sie Ziegenbäuerin in Lappland, bevor sie vor einigen Jahren nach Amsterdam gezogen ist. Wer einen Bauernhof hat, arrangiert sich zwangsläufig mit dem Tod, Aasfresser inklusive. Doch es ist eine Sache, wenn sich der Vielfraß über einen Rentierkadaver hermacht oder, gruselig genug, die Raben einem totgeborenen Zicklein die Augen aushacken. Und eine komplett andere Sache, wenn eine Möwe einem toten Menschen …

Elin denkt das lieber nicht zu Ende. Mit lautem Händeklatschen versucht sie die Bilder im Kopf und den Vogel im Fenster zu verscheuchen. Die Möwe öffnet ihren Schnabel, kreischt – und bleibt sitzen.

»Sie tut nichts«, sagt Onno, ob über die Möwe zu Elin oder über Elin zur Möwe, das ist schwer zu sagen. Dann bietet der Alte an, das Fenster zu schließen, nur um es sich gleich darauf wieder anders zu überlegen. »Ist vielleicht doch keine gute Idee – wegen der Seele.« Er macht eine vage Bewegung in Richtung Sessel.

Elin hat keine Ahnung, wie lange so eine körperlos gewordene Seele braucht, um das Weite zu suchen, und ob sie im Notfall nicht einfach durch Wände fliegen könnte. Aber sie ahnt, dass es auch geruchstechnisch besser ist, wenn das Fenster offen bleibt. Und wer weiß, vielleicht befinden sich am Fenster auch Fingerabdrücke, Haare oder irgendwelche anderen Spuren, die besser nicht verwischt werden.

»Soll ich die Polizei rufen?«, fragt sie.

»Aber nein«, protestiert Onno, dessen Nachnamen Elin nicht kennt. Vor diesem Abend ist sie ihm nur ein paarmal im Hausflur begegnet, weil er Maddies und Isas Nachbar ist. Er sieht aus wie ein in die Jahre gekommener, zu groß geratener Hobbit, mit kleinen, wachen Augen, einer knubbeligen Nase und weißem Haar, das fast wie Zuckerwatte aussieht.

»Gleich«, sagt Arie und nickt Elin zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann im Sessel richtet. Arie ist der Gründer der Hausboot-Detektei und als Ex-Polizist der einzige Profi-Ermittler der Truppe. Er war es auch, der alle Detektive vor Betreten der Wohnung mit Schuhüberziehern aus Plastik und Gummihandschuhen ausgestattet hat. Aber Schuhüberzieher hin oder her – Unbekannte würden Arie im Moment wohl eher für einen Straßenkünstler halten, mit seinem grauen Patchwork-Anzug und dem T-Shirt, auf das Isa einen schlummernden Fettschwanzmaki gezeichnet hat.

Ursprünglich sollte der kleine Primat Arie beim Einschlafen helfen, doch nun hatte er auf Isas erster Modenschau einen großen Auftritt. Isa ist Maddies Schwester, und Maddie arbeitet wie Elin in der Hausboot-Detektei. Diese hat (wenn auch auf nicht ganz legalem Weg) dafür gesorgt, dass Isa ihre Kollektion auf der Amsterdam Fashion Week präsentieren kann. Und weil sie inzwischen füreinander mehr Familie als Kollegen sind und Isa kein Geld für richtige Models hatte, sind sie eben alle eingesprungen. Elin schaut an ihrem Kleid hinunter, ein wie von Elfen gesponnener Traum aus grüner Spitze. Auf dem Laufsteg hat es viel Applaus bekommen, zur After-Show-Party auf dem Hausboot hat sie es auch gleich angelassen. Dann hat Onno angerufen, und die Sache schien zu dringend, um sich umzuziehen. Die Outfits der Hausboot-Detektive könnten für den Anlass kaum unangebrachter sein, andererseits fällt das in dieser Wohnung gar nicht besonders auf, so vollgestellt mit Kuriositäten ist sie. Sie würde fast als Trödelladen durchgehen.

Und zur Leiche passt das Erscheinungsbild der Hausboot-Detektive eigentlich auch ganz gut.

Elin tritt neben Arie und betrachtet den Mann, wegen dem sie hier sind. Er trägt ein voluminöses gelbes Rüschenkleid mit Korsett, das Elin an Rokoko und alte Sissi-Filme denken lässt, dazu graue Socken, keine Schuhe. Zwischen Socken und Kleid sieht man nur wenige Zentimeter hell behaarter Beine.

Für einen Moment richtet Elin ihre Augen auf die schwarze Katze, die lang ausgestreckt auf dem Schoß des Mannes liegt und leise schnurrt. Dann atmet sie aus und hebt den Blick zum Kopf des Toten, der wie bei einem Nickerchen ein wenig zur Seite gekippt ist. Blonde Haare, militärisch kurz geschnitten, die Haut ist grau und großporig. Elin schätzt den Mann auf Mitte Fünfzig. Sein eckiges Kinn ist glattrasiert, der Mund steht leicht offen und entblößt die untere Reihe auffällig kleiner Zähne. Die Augen sind geschlossen, auf dem geraden Nasenrücken klebt Blut. Sehr wenig Blut, wenn man bedenkt, dass sich zwei Zentimeter über der Nase ein rundes Einschussloch befindet.

»Durchschuss, nicht aufgesetzt«, murmelt Arie leise.

Elin sieht, dass sich das in Pastellfarben geblümte Polster des Sessels rund um den Hinterkopf des Toten dunkel verfärbt hat. Sie guckt schnell wieder weg, hinüber zu Jan.

Der steht in einem bunten Kapuzen-T-Shirt und mit nachdenklichem Gesicht zwischen der Schaukel, die von der Decke hängt, einer Zimmerpalme und einer mannshohen gelb-türkisen Holzgiraffe und schaut sich suchend um. Das tut Jan öfters, wenn er woanders ist, meist um zu verhindern, dass Fru Gunilla, sein Eichhörnchen, zu wild auf Lampenschirmen schaukelt oder Teetassen zerdeppert. Aber an diesem warm-schwülen Abend Ende August ist Fru Gunilla wegen Onnos Katzen gar nicht mitgekommen. Ob Jan Ausschau nach der Waffe hält?

Elin folgt seinem Blick. An der hellblauen Wand hängt wenig überraschend keine rauchende Pistole, dafür sonst allerlei Kram: eine Wolldecke an einem schmiedeeisernen Haken, zwei schauerliche Masken, Hummeln aus Glas, drei Hängekörbe mit und ohne Pflanzen, ein alter Strohhut, Gemälde sowie Schwarz-Weiß-Fotografien von schönen Frauen und noch schöneren Katzen.

Ein Bild fehlt. Man sieht nur noch den Abdruck auf der Wand, etwa fünfzig Zentimeter breit und dreißig Zentimeter hoch.

Onno räuspert sich. »Können wir die Leiche irgendwo anders hinbringen?«

»Hast du uns deshalb angerufen?«, fragt Maddie.

Onno zuckt mit den Schultern. »Allein kann ich ihn nicht tragen.«

Das stimmt. Es stimmt auch, dass es nicht die erste Leiche wäre, die mit Hilfe der Hausboot-Detektive … nun ja, ihren Standort ändert. Aber letzteres sollten weder Onno noch sonst irgendjemand, der nicht dabei war, erfahren.

Arie wechselt das Thema: »Hast du ihn erschossen, Onno?«

Onno verzieht entrüstet den Mund. »Ich kenne den armen Kerl doch gar nicht. Außerdem habe ich keine Pistole und war auch nicht hier, sondern auf dem Poezenboot. Als ich zurückgekommen bin, saß er tot in meinem Lieblingssessel.«

»Wie sind sie denn überhaupt in die Wohnung gekommen?«, fragt Jan. »Da es nicht so aussieht, als hätte er sich selbst erschossen, müssen es ja mindestens zwei gewesen sein.«

Onno reibt sich die Stirn. Plötzlich sieht er um zwanzig Jahre gealtert und sehr müde aus. Maddie nimmt ihn am Arm und führt ihn zu einem rubinroten Rokokosofa auf der anderen Seite des Zimmers, dann verschwindet sie in der angrenzenden Küche. Onno lässt sich ächzend auf das Polster fallen, und wie auf Kommando springt die schwarze Katze vom Schoß des Toten. Sie rennt durch den Raum und legt sich neben ihren Besitzer.

Maddie kommt mit einem Glas Wasser zurück, neben ihr läuft ein weiterer Stubentiger, dieser ist rot-weiß und langhaarig. Onno trinkt einen Schluck, dann schaut er Jan an: »Die Wohnungstür war abgeschlossen, das Schloss ist unversehrt. Ich würde sehen, wenn sich da jemand dran zu schaffen gemacht hat.« Er fügt hinzu, dass er vom Fach ist, schließlich hatte er früher einen Schlüsseldienst.

Was Onno nicht sagt, Elin aber weiß, weil Maddie es ihr mal erzählt hat: Vor dem Schlüsseldienst war er einige Jahre lang erfolgreich als Einbrecher tätig. Er ist also doppelt kompetent, was aufgebrochene Türen angeht.

»Und das Fenster?«, fragt Arie.

»Ist im Sommer fast immer offen«, sagt Onno. »Damit die Katzen über die Katzentreppe raus und rein können. Und damit Kimiko sich ihren Nachmittagssnack abholen kann.«

»Kimiko?«, fragt Jan nach.

Onno deutet auf die Möwe, die immer noch an der gleichen Stelle sitzt. Hinter dem Vogel schimmert das Licht der Abendsonne wie flüssiger Honig auf den Grachtenhäusern und ihren langen, schmalen Hinterhöfen.

Arie schaut, als könnte er sich nur mit Mühe eine Belehrung zum Thema Einbruchschutz verkneifen.

Völlig übertrieben, findet Maddie: »Wie soll denn hier jemand einsteigen? Es gibt hintenraus weder Balkone noch eine Feuerleiter. Und ich glaube nicht, dass die Katzentreppe einen Menschen trägt. Außerdem sind wir hier im zweiten Stock und es wäre bestimmt aufgefallen, wenn ein Einbrecher die Hauswand hochklettert.«

»Hat irgendjemand einen Zweitschlüssel?«, fragt Jan.

»Nur Maddie«, sagt Onno. »Und die erschießt keine...

Erscheint lt. Verlag 28.8.2024
Reihe/Serie Die Hausboot-Detektei
Die Hausboot-Detektei
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amsterdam • Amsterdam-Krimi • Amsterdam Roman • Cosy Crime • Cosy Krimi • Cozy Crime • Entspannung • Hobby-Detektive • Holland • Klüpfel Kobr • Krimi Amsterdam • Krimi Holland • Kriminalroman • Krimi Niederlande • Krimireihe • Krimiserie • Kunstfälschung • Kunstraub • lustiger Krimi • Niederlande • Privatdetektive • Richard Osman • Urlaubskrimi
ISBN-10 3-10-491963-1 / 3104919631
ISBN-13 978-3-10-491963-8 / 9783104919638
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