Psyche: Verdammt frei (eBook)

Roman

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-377-90071-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Psyche: Verdammt frei -  Lucia Herbst
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Mythologie mal anders. Der Endkampf um den Olymp beginnt. Mittendrin steht die Göttin der Seele: Psyche. Für alle Fans von Katee Robert und Bea Fitzgerald Der Mythos um Eros und Psyche gilt als die romantischste Geschichte der Antike, allerdings weiß Psyche nichts davon. Sie hat alles vergessen, was vor ihrer Erhebung zur Göttin lag. Mitten im Krieg gegen Zeus beginnt Psyche sich zu erinnern. Und was sie sieht, ist alles andere als romantisch.  Sie fragt sich: Muss man aus Liebe alles verzeihen? Die eigene Freiheit opfern und was würde passieren, wenn man der Liebe das Herz bricht? Zeus lauert bereits darauf, Eros auf seine Seite zu ziehen, denn die gefährlichste Macht der Welt ist die Liebe.  

Lucia Herbst, Jahrgang 1982, schreibt Fantasy mit Bezug auf Märchen und antike Sagen. 2020 begann sie die Arbeit an ihrem Debütroman. In ihrem anderen Leben ist sie Gutachterin und lebt mit Mann, Kind und Kater über den Dächern von München. Das Schreiben gelingt ihr am besten, wenn es regnet, das Kind schläft und der Kater satt ist. 

Lucia Herbst, Jahrgang 1982, schreibt Fantasy mit Bezug auf Märchen und antike Sagen. 2020 begann sie die Arbeit an ihrem Debütroman. In ihrem anderen Leben ist sie Gutachterin und lebt mit Mann, Kind und Kater über den Dächern von München. Das Schreiben gelingt ihr am besten, wenn es regnet, das Kind schläft und der Kater satt ist. 

1. Flashbacks


Etwas streichelt mich im Gesicht. Es ist keine Hand, auch keine Feder … Wind. So fühlt sich Wind auf der Haut an. Ich habe seine Berührung vergessen. Durch meine geschlossenen Lider dringt kein Licht. Jemand trägt mich in den Armen durch die Dunkelheit. Ich hole tief Luft. Eros. Sein unverkennbarer Geruch nach Blumen und Gewürzen umgibt mich. Ich höre das Schlagen seiner weißen Flügel. Seine Aura fühlt sich nicht wie üblich an. Statt mich wie sanftes Sonnenlicht zu wärmen, verbrennt sie mich fast. Er ist wütend. Ich würde gern die Farbe seiner Seele sehen, möchte die Augen öffnen. Warum gelingt es mir nicht? Und warum pocht mein Kopf so unerträglich? Ich stöhne, kämpfe dagegen an. Was ist passiert?

Eros drückt mich fester an sich. »Das wird sie mir büßen«, entfährt es ihm. Der Hass in seiner Stimme macht mir Angst. Noch mehr die Verzweiflung. So kenne ich ihn nicht. Wer wird was büßen? Er fliegt schneller.

Wind.

Der Lufthauch trägt mein Bewusstsein davon. Aus der Ferne dringen Licht und Musik zu mir. Trotz der fröhlichen Melodie und Trommelschläge schluchzen alle.

Ich hole tief Luft und öffne die Augen. Warum verschonen sie mich nicht mit ihrer Trauer? Noch bin ich nicht tot. Mitten unter ihnen erklimme ich den Berg, auf dem ich geopfert werden soll. Mit ihren Tränen erleichtern sie sich ihr eigenes Dasein. Nicht meins.

»Wartet wenigstens, bis ihr auf dem Rückweg seid. Mutter, Vater. Ich bitte euch. Hört auf zu weinen. Lasst es nicht meine letzte Erinnerung an euch sein.«

»Die Götter«, jammert Mutter, »wie können sie so grausam sein? Womit haben wir das verdient?«

»Ihr hättet das Orakel nicht befragen dürfen. Wer fragt, muss auch mit einer Antwort rechnen, die ihm nicht gefällt.«

»Bei deinem Aussehen konnte es nur ein Fluch der Götter sein, dass du bislang nicht verheiratet bist«, erwidert Mutter. »Du bist so schön wie …«

»Hör auf«, falle ich ihr scharf ins Wort, »bitte nicht. Sieh an, was du mit deinen ewigen Vergleichen angerichtet hast. Nun darf ich bei lebendigem Leib meinem eigenen Leichenzug folgen. Wenn du so weitermachst, werden sich die Götter noch etwas Schlimmeres für mich ausdenken.«

»Verärgere nicht die Götter«, sagt Vater mit gedämpfter Stimme und sieht sich um.

»Ja«, bringt eine meiner Tanten zwischen zwei Schluchzern hervor, »ertrage die Strafe der Götter, und eines Tages wird dich der Tod erlösen.«

Ich drehe mich zu ihr um, öffne den Mund, um sie zu fragen, warum sie mich denn nicht gleich töten, um mich zu erlösen, wenn er solch eine Gnade sei, verkneife es mir aber. Auch sie sollen keine bittere Erinnerung an mich zurückbehalten.

Betrübt und voller Sorge betrachte ich Vater und Mutter. Meine geliebten Schwestern sind heute zum Glück abwesend. Ich habe meine Eltern gebeten, sie erst dann von meinem Schicksal zu unterrichten, wenn alles vorbei ist.

»Ich hoffe, dass dir die Erinnerungen an die glückliche Zeit bei deiner Familie die dunklen Stunden mit deinem monströsen Ehemann erhellen werden«, jammert Mutter.

»Bestimmt.« Ich tröste sie, obwohl ich ihr am liebsten sagen würde, dass sie mein Schicksal besiegelt hat, als sie mir zum ersten Mal göttliche Schönheit angedichtet hat. Ich wusste sofort, dass es kein gutes Ende nehmen würde. Die Götter sind eitel. Wie oft habe ich Mutter angefleht, nicht mit mir zu prahlen. Wie sehr habe ich es verabscheut, wenn mich die Menschen für meine Schönheit gepriesen haben.

Ich seufze und sehe hoch zum Felsen auf dem Berggipfel, der vom Orakel als meine Opferstätte benannt wurde. Dort wird mich mein zukünftiger Gemahl abholen. Laut Prophezeiung ist er kein Mensch, sondern jemand, der fliegen kann und überall Schrecken verbreitet. Sogar Zeus und Styx sollen vor ihm erschaudern.

Ich beschleunige meine Schritte, erstaunt blicken mich die Fackelträger an. Es bringt nichts, zu zögern. Sobald ich allein dort oben warte, muss ich zumindest die Tränen meiner Liebsten nicht mehr ertragen. Also eile ich dem laut Orakel furchtbarsten und erschreckendsten Geschöpf der Welt entgegen.

 

Wind.

Was war das gerade? Mutter? Vater? Ich dachte, ich sei eine Göttin, die keine Eltern hätte. Eros hat stets gesagt, dass er mich in einem Blumenfeld fand, von Schmetterlingen umgeben. Er habe mich für eine Nymphe gehalten. Aber das gerade … es war so klar und deutlich. Ich hatte eine Mutter, einen Vater und zwei Schwestern. In diesem Albtraum sollte ich einem Monster geopfert werden, von dem mich nur der Tod erlösen würde.

»Psyche.« Eros schüttelt mich leicht in seinen Armen und drückt mich an sich. »Wach auf. Bitte, meine Seele, komm zu dir.«

Meine Lider sind zu schwer, auch meine Glieder. Ich kann mich nicht bewegen. Wieso trägt er mich durch die Dunkelheit in seinen Armen? Ich versuche, meine Flügel zu spreizen. Auch sie spüre ich nicht mehr.

Wind.

Ich habe seine Berührung vergessen, genauso wie Mutter und Vater.

»Psyche«, fleht Eros.

Ich höre seine Stimme nur noch von Weitem. Der Wind trägt sie davon.

Ich blicke meinem Hochzeitszug, oder besser gesagt meiner Leichenprozession, hinterher. Vater hält Mutter im Arm. Ich weiß, es fällt ihm schwer, stark zu sein.

Hier auf der Bergspitze peitscht mir der Wind unerbittlich ins Gesicht. Er ist so scharf, dass es wehtut und mir die Augen brennen. Mein Hochzeitsgewand flattert. Der Blumenkranz wurde längst fortgeweht. Es fühlt sich an, als würde mich nur noch mein schwerer Schmuck am Boden halten. Meine Grabbeigaben. Ich lege die großen Ohrhänger ab, die Armreife, die Kette. Wenn derjenige, den die Götter für mich vorgesehen haben, kommt, um mich zu holen, soll er den Schmuck selbst aus dem Staub aufklauben.

Dann blicke ich in die Weite der Landschaft und in den blauen Himmel, den ein paar weiße Wölkchen verzieren, als gäbe es kein Übel in der Welt. Meine letzten Minuten in Freiheit. Tief atme ich die klare Luft ein.

Der Wind beruhigt sich. Er liebkost mein Gesicht, kann mich dennoch nicht von dem, was mir bevorsteht, ablenken. Der Abgrund ist ganz nah. Ich trete an den Rand, breite die Arme aus und stelle mir vor, ich könnte von hier davonfliegen. Nur ein Sprung, und es wäre vorbei. Aber wenn ich mich der göttlichen Strafe für die Blasphemie meiner Mutter entziehe, werden sich die Götter stattdessen an meinen Schwestern, Eltern oder dem Königreich meines Vaters rächen.

Nein, das haben sie nicht verdient. Auch Mutter nicht. Sie hat mir nie etwas Böses gewünscht. Es reicht, wenn eine geopfert wird. Und so trete ich einige Schritte vom Abgrund zurück. Götter … Ich hasse sie. Auf einmal kommen mir die Tränen und laufen heiß meine Wangen hinunter. Der Wind trocknet sie sogleich. Wozu weinen? Auch das bringt nichts. Und so strecke ich das Gesicht dem Himmel entgegen und genieße die letzten Minuten meiner Freiheit.

Ein leises Lachen lässt mich herumfahren. Es ist niemand zu sehen, nur der Felsen. Es ist also so weit. Mein Bräutigam ist gekommen.

»Zeig dich«, fordere ich ihn auf.

»Hast du keine Angst?«

»Natürlich fürchte ich mich.«

»Warum läufst du dann nicht weg, schreist nicht oder liegst nicht schluchzend auf dem Boden?«, fragt die körperlose Stimme, wobei es nur ein Flüstern ist, als würde der Wind zu mir sprechen.

»Würde es etwas an meiner Situation ändern?«

»Du hast recht. Dennoch verstehe ich das nicht. Jeder andere Mensch würde bis zuletzt kämpfen. Das ist doch eure große Tugend. Planst du selbst dann nicht wegzulaufen, wenn du dir all die Schrecken vorstellst, die auf dich zukommen?« ...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2024
Reihe/Serie Greek Goddesses
Greek Goddesses
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Antike • Ariadne • Bestimmung • Bücher • Fantasy Buch Mythen • Fantasy Neuerscheinung 2022 • Fantasy Romane für junge Frauen • Feminimus • gorgone • Götter • Götterfantasy • Griechenland • griechische Mythologie • historische Romane Antike • Ich bin Circe • Köln • Medusa • Mythos • Persephone • Perseus • Prophezeiung • Prozess • Romane für Frauen • Romane über griechische Götter • Romane zum Verschenken • Roman Frauenemanzipation • Schlangen • Spannende Götterfantasy • starke Frauenfigur • Urban Fantasy
ISBN-10 3-377-90071-3 / 3377900713
ISBN-13 978-3-377-90071-5 / 9783377900715
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