Berber und der Tod am Karpfenteich (eBook)

ein Franken-Krimi
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
358 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-7872-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Berber und der Tod am Karpfenteich -  Georg Steinweh
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Der nicht besonders erfolgreiche Privatdetektiv Daniel Berber soll eine von seinen Auftraggebern fingierte Entführung aufklären. Daraus entwickelt sich eine tatsächliche Entführung, die sich zu einem Mord aus Rachsucht steigert. Trotzdem lassen Familie und Geschäftsführung Berber im Dunkeln tappen. Berber scheitert mehrfach bei der Spurensuche und wird fast totgeschlagen. Der Fall wird zu groß für ihn. Plötzlich taucht seine Tochter Lisbeth auf, Computercrack und fantastische Bogenschützin. Dazu ihr Freund Mago, ein Hacker und Waffennarr. Alles läuft auf einen so gefährlichen wie außergewöhnlichen dreifachen Showdown hinaus.

Georg Steinweh war während seiner Schulzeit drei Jahre lang Minigolf-Pächter, Shakespeare-Fan und Motorrad-Schrauber. Nach dem Kamera-Studium in Berlin drehte er weltweit Imagefilme, Dokumentationen und SWR-Tatorte. Zwischendurch erzählte er seinen drei Kindern selbsterfundene Einschlafgeschichten. Die Kinder sind aus dem Haus, die Phantasie lässt sich nicht stoppen ...

Mein Name ist Daniel Berber. Ich liege bewusstlos am Rand eines Karpfenteiches und sehe gar nicht gut aus. Wenn mich nicht bald jemand findet, werde ich kaum Gelegenheit haben, das Arschloch aufzuspüren, das mich in diese missliche Lage gebracht hat.

*

MITTWOCH


Es begann an einem jener Abende, die man nicht braucht. Jeder kennt das, ich kenn das. Die Geschichte endet meist katastrophal, egal ob der Beginn privater oder geschäftlicher Natur ist. Hier war es eine ganz private Angelegenheit. Zunächst.

Ich saß in einem nüchternen Mehrzwecksaal des Turn- und Sportvereins Buckenhofen und versuchte, mir den Abend schön zu trinken. Ich war nicht mehr nüchtern, meine ehemaligen Schulkameraden auch nicht, trotzdem wollten mir ihre sehr offen und lebhaft ausgebreiteten Lebensgeschichten immer noch nicht gefallen. Dreißig Jahre Realschulabschluss, da war einiges geschehen. Aber oft nichts passiert. Vorhersehbare Reihenhäuser, Grundstück neben dem Schwiegervater, Auslandsmontage bei Siemens Asia. Spektakulär.

Wie so oft galt mein Groll dem nicht Vorhandenen. Hier den nicht Vorhandenen. Mit großer Trefferquote waren vier der sechs oder sechs der acht (ganz so eng wollte ich es dann doch nicht sehen) engsten Kumpel aus vergangenen Zeiten nicht da. Hatten einfach Wichtigeres zu tun. Was gab es Wichtigeres, als mich zu treffen? Daniel Berber, der immerhin extra aus der Schwabenmetropole angereist war, um sich zu vergewissern, dass sich jeder einzelne so entwickelt hatte, wie es ihm damals schon ins Gesicht geschrieben stand. Und sie hatten sich so entwickelt, inklusive Wohlstandsbauch, abnehmender Haarpracht, kompensiert von zunehmender Trunksucht. Vorurteile? Ich doch nicht. Stand es mir ins Gesicht geschrieben, wie ich ende? Noch ende ich nicht, aber die große weite Welt hatten mir die Jungs schon zugetraut, wie sie mir mit wohlwollendem Schulterklopfen versicherten. Sollte wohl bedeuten: Einer von uns hat es geschafft.

Keine Ahnung haben die, keine Ahnung. Nicht ich habe es geschafft, es hat mich geschafft. Ein Privatdetektiv, der immer noch auf den großen Wurf wartete, dem alle Ganoven zu klein, alle Ehebrüche zu banal und jeder Versicherungsbetrug zu dämlich eingefädelt war. Und auch hier konnte ich nicht abschalten, hielt meine Fassade aufrecht und versuchte, zwischen den Zeilen hinter die kleinen Geheimnisse der Schulfreunde zu gelangen. Betrog Uwe seine Frau oder warum schielte er so unauffällig zu den Mädels der Parallelklasse? Wo war Helmut? Vorstand im Fußballverein, heut Abend große Sitzung. Und Gregor? Der hatte die Baufirma seines Vaters verkauft und tourte durch Afrika. Jürgen wollte... ja komisch, Jürgen hatte sich nicht mal abgemeldet, meinte Walter, ganz Polizist. Großartig.

Die Mädels waren auch nicht mehr das, was sie noch vor zehn Jahren versprachen. Außerdem war mir sowieso egal, was Frauen versprachen. Ich versuchte, nichts zu versprechen und keinen Versprechungen zu erliegen. War früher anders. Und wischte sofort den Gedanken weg. Hier hockten locker siebzig Leute aus vier Klassen, redeten querbeet, lachten, präsentierten ihr Leben auf Fotos. Und ich dachte – Hauptsache an was anderes. Hastig trank ich den einfachen Rotwein. Die Auswahl an Reservespielern der hiesigen Bezirksliga-Mannschaft war sicher größer als die im Weinkeller.

„Rot oder Weiß? Griechischer Salat mit oder ohne Thunfisch?“

Der Erstkontakt mit der hundertprozentig lächelnd zur Welt gekommenen Bedienung markierte unwiderruflich die wichtigsten Eckfahnen für die Entwicklung dieses Abends.

Es muss gegen halb elf gewesen sein, als mein Alkoholpegel endlich hoch genug war, um mich verabschieden zu können. Zum letzten Mal. Zumindest sah ich das so. Ich pinkelte mit Genuss ans Auto neben meinem und war sicher, die Wohnung meiner Tochter in Forchheim gerade noch so zu finden. Die paar Kilometer. Als ich endlich im Wagen saß, ärgerte ich mich schon wieder. Unter meinem Scheibenwischer klemmte ein Fetzen Papier. Aussteigen, Zettel entfernen, endlich losfahren. Nur an meinem Wagen fand sich ein Zettel. Mit Telefonnummer. Warum mein Auto? Das Auto mit der offensichtlich weitesten Anreise vielleicht? Die anderen Kennzeichen kamen nicht über Nürnberg hinaus, der große Rest regionale Treue.

Ich unterdrückte meine Nummer und wählte. Ein Detektiv war schließlich immer im Dienst.

„Becker“, klang es nüchtern von irgendwoher auf dieser Welt.

Ich legte auf. Die Stimme kam mir bekannt vor. Der Name sowieso. Augenblicklich. Was war das denn? Wollte sich da jemand heimlich entschuldigen, mich an diesem ausufernden Abend nicht mit seiner Gegenwart erfreut zu haben?

Becker. Es gab einen Clemens Becker. Mein bester Freund. Damals.

Ich setzte mich ins Auto und wurde nüchtern. Verdammter Mist. Es war nicht die zunehmende Klarheit, die mir zu schaffen machte. Ich hatte mit einem Schlag zweihundert Dinge parat, die ich mit Clemens angestellt hatte. Bis ihm seine Mutter verboten hatte, mit mir zu spielen.

„Mit Straßenkindern spielt man nicht“, krächzte ich der Windschutzscheibe zu. „Blöde Kuh“, war dann schon etwas aggressiver. Ja, die Beckers. Das waren immerhin Industrielle und die Alte sowieso was Besseres. Ich und meine Kumpel kamen nur aus dem Genossenschaftsviertel oder vom Zeughof. Da spielte man eben auf der Straße, weil man auf der Straße spielte. Alles andere war schließlich langweilig.

Der Zettel wanderte zusammengeknüllt in die Jacke, und der Wagen fand wie von selbst die Wohnung meiner Tochter. Ich hatte ganz vergessen, dass ich am Nachmittag schon bei ihr gewesen war. Hatte schließlich wichtigeres zu tun, als mich mit solchen Lappalien aufzuhalten.

Johanna, die unbedingt Lisbeth nach der Filmheldin aus „Verblendung“ genannt werden wollte, saß am Computer. Natürlich, wie ihre Namenstante. Da würde sie sicher noch Stunden sitzen. Dabei hatte sie soviel von einem Nerd oder Online-Freak wie ich von Philip Marlowe.

Wobei ich gerne etwas von Marlowe hätte. Er hatte einen so wunderbar destruktiven Blick auf die Welt. Das Leben konnte so ungerecht sein.

Nach zwei Sätzen war der Abend erzählt und ich kam zu Clemens Becker. „War natürlich auch nicht da. Steckt sicher seine Mutter dahinter.“

„Papa! Dein Clemens ist ein erwachsener Mann. Wie du. Da hört man nicht mehr auf seine Mutter.“

„Soso. Du hoffentlich auch nicht.“

„Das gehört jetzt nicht hierher. Ruf ihn an.“

„Ich bin ein erwachsener Mann und soll also auf meine Tochter hören?“

Lisbeth stand auf und stellte sich vor mich. Es hätte den Anschein haben können, als wollte sie zwei Zentimeter größer sein als ich. Was mir sowas von egal war – aber trotzdem störte.

„Ja“, antwortete sie lakonisch.

Ich rief also an. „Becker“, meldete sich Clemens.

„Berber“, antwortete ich.

„Daniel?“

„Clemens?“

„Du musst sofort kommen. Es ist etwas passiert.“

„Danke für die Einladung. Aber es ist schon spät.“

„Das ist egal.“

„Ich bin betrunken.“

„Das wundert ... äh, stört hier niemanden.“

Das Städtchen war echt übersichtlich. Zehn Minuten später passierte ich das Tor der Becker-Villa. Ein alter Jaguar XJS und ein noch älterer 220er Pagode thronten mehr als sie parkten unter einem weiten Baldachin.

Clemens öffnete, reichte mir die Hand.

Ein leichtes Schulterklopfen hielt ich nach jahrzehntelanger Abstinenz für angemessener und natürlich einen Kommentar zu seinen Autos. „Steht der Jaguar nicht öfter in der Werkstatt?“

„Hält sich in Grenzen. Komm doch rein“, meinte er unverbindlich und deutete verbindlich die Treppe hoch.

Seine Stimme klang angestrengt. Ich schaute mich schon mal um. Er schob mich in den Salon. Der Weg dahin war in ein ausgeklügeltes Effektlicht getaucht. Alles vom Feinsten. Hier hatte sich ein begabter Innenarchitekt ausgetobt.

„Ihr seid also umgezogen“, begann ich. Irgendwie war Clemens nicht sehr gesprächig. Dabei wollte er doch etwas von mir und nicht umgekehrt.

„Auch schon wieder zwanzig Jahre her. Magst was trinken?“

„Danke.“

“Danke ja oder danke nein?“

„Danke ja.“

Clemens schlenderte zur Bar, die wohl in allen Salons dieser Welt an identischen Plätzen zu finden war. Prima. Übersichtliche Wege für Alkoholiker.

Er schenkte mir einen Whiskey ein und reichte mir das Nosing Glas mit salbungsvollen Worten: „Irischer Connemara. Schön, dass du so schnell kommen konntest.“

„Ja, find ich auch. Ganz im Gegensatz zu dir. Bist schon wieder nicht zum Klassentreffen erschienen. Weiter Weg wohl, oder?“

Clemens hob sein Glas. Entschuldigend?

„Nein, meine Mutter, weißt du ...“

Ich musste riechen und trinken, mal sehen, womit die Familie so angab. „Ach, darfst du immer noch nicht mit den Straßenkindern spielen?“ Clemens schwieg, also nippte ich noch mal. Großartig.

„Wie geht´s ihr...

Erscheint lt. Verlag 10.11.2023
Reihe/Serie BERBER
BERBER
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bücher Mordfall Franken • Deutsche Kriminalliteratur Privatdetektiv • Familienkonflikte • Gefahren • humorvolle Krimis • Kleinstadtkrimis • Mord • Nervenkitzeln • private Ermittler • regional • Regionale Thriller • Regionalkrimis • Spannendes Buch Sommer Strand • Spannende Unterhaltungsliteratur Deutsch • Spannung • Sprachwitz • Tatort Deutschland • thriller & suspense • traditionelle Detektive • Überraschende Krimis
ISBN-10 3-7583-7872-9 / 3758378729
ISBN-13 978-3-7583-7872-0 / 9783758378720
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