Berber und die flotte Lotte (eBook)

ein Stuttgart-Krimi
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
372 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-8040-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Berber und die flotte Lotte -  Georg Steinweh
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Der nicht besonders erfolgreiche Privatdetektiv Daniel Berber soll Lotte, die Geliebte des mächtigen Großbordell-Betreibers König finden. Zufälligerweise eine frühere Freundin von Berber. Gleichzeitig beauftragt ihn Königs Ex-Frau, den ebenfalls verschwundenen Sohn Astor zu suchen. Berber wird jäh hineingerissen in die Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türkenclans, die um die Hoheit im Rotlichtmilieu kämpfen. Lottes Rolle wird immer undurchsichtiger. Wie bei Berbers erstem Fall kommt ihm ungewünscht seine Tochter Lisbeth zu Hilfe. Zwischen versuchtem Mord, Intrigen und Erpressung behält sie den Überblick. Gemeinsam mit Berber gerät sie in eine lebensbedrohliche Situation.

Georg Steinweh war während der Schulzeit drei Jahre lang Minigolf-Pächter, Shakespeare-Fan und Motorrad-Schrauber. Nach dem Kamerastudium in Berlin drehte er weltweit Imagefilme, Dokumentationen und SWR-Tatorte. Zwischendurch erzählte er seinen drei Kindern selbsterfundene Einschlafgeschichten. Die Kinder sind aus dem Haus, die Phantasie lässt sich nicht stoppen ... Bisher erschienen diverse Krimis, ein Jugend-Fantasy-Roman und eine Bodensee-Geschichte. Weitere Infos unter www.georg-steinweh.de

SAMSTAG


Normalerweise ließ mich mein Gedächtnis nicht im Stich. Aber wann ich vor einem Date so aufgewühlt war, wie beim ersten Rendezvous – das musste Steinzeiten her sein.

Die Nacht war kurz, aber lang genug um auf die Person zu kommen, die Punkt acht Uhr meinen Anruf erwartete. Es war Lotte Dorf, deren auffälligsten Merkmale knallrote arschlange Locken und smaragdgrüne Augen waren, die mit den roten Haaren um die Wette strahlten. Am stärksten war ich allerdings beeindruckt – zumindest vor fast zwanzig Jahren – von ihrer elfenbeinartig weißen Haut, die sie stolz wie Mata Hari schützte, um ja nicht braun zu werden. Ach ja, Sommersprossen, sie hatte das Gesicht voller Sommersprossen. Trotzdem oder gerade deswegen war sie eine Schönheit.

Auf die ich am Rand des Wochenmarktes herzklopfend wartete. Ich hatte vergessen, dass Samstag war. Ich hatte vergessen, wie schwer es war, nur in der Nähe vom Cannstatter Markt zu parken. Ich hatte vergessen, wie unrühmlich unsere Beziehung nach einem heftigen knappen Jahr zerbrach.

Es war halb zehn und zwischen Gemüseständen und Geflügelhändlern tobte schon der Wettbewerb um die längste Schlange unter dem eigenen Schirm. Es war ein lautloses Werben und ein ruhiges Wählen. Die Kundschaft am Cannstatter Markt war so vielfältig wie das Angebot. Und so wenig es trendmäßig gehypte Köstlichkeiten in homöopathischen Dosen zu horrenden Preisen gab, so gar nicht fand sich die entsprechende Kundschaft dafür. Das mochte ich an der Ecke hier: Ein völlig durchwachsenes Völkchen, häufig schlicht bis gelegentlich schrill, aber keine Spur von Killesberg.

Sie würde mich schon finden, meinte sie.

Und sie fand mich auch. Sie umarmte mich wie einen alten Freund und schob mich zielstrebig zum Roten Hirsch. Mein erstes Stirnrunzeln lag nicht an Lotte, das war zu früh. Die Kneipe gefiel mir nicht, etwas zu glatt von der Außenwirkung, gerade richtig, um meine Vorurteile zu pflegen. Ich schob Lotte durch die Sulzgasse und lenkte sie mit einem gut gemeinten „Hier ist es doch viel gemütlicher“ zum Café 44.

Ich bemerkte, wie Lotte vor der weißen Plastikbestuhlung zurückwich. Nach einem skeptischen Rundblick steuerte sie den uneinsehbarsten Tisch an der Hauswand an und setzte sich mit dem Rücken zur Wand. Fürs erste zufrieden ließ ich mich neben ihr nieder.

„Alles okay hier“, fragte ich sie.

„Sind das Türken?“

Achtzehn Jahre waren eine lange Zeit, aber ob das jetzt eine fremdenfeindliche Bemerkung war, wollte ich nicht werten. Noch nicht. Lotte schaute sich um, starrte die Marktstraße entlang, als erwartete sie jeden Moment eine Büffelherde, die die sittsam chaotisch spazierenden Einkäufer rücksichtslos niederwalzen würde.

„Wirst du verfolgt“, präzisierte ich meine Neugier, die sie schließlich mit dem Wunsch nach einem Treff geweckt hatte. Ihr unruhiges Verhalten wäre selbst einem nicht so routinierteren Detektiv wie mir aufgefallen.

„Ich freu mich auch, dich zu sehen, lieber Daniel.“

Ungeduldig winkte sie dem Kellner, der vom Nebentisch zwei Karten aufnahm und sie uns reichte.

„Danke“ sagte ich, ökonomisch den Kellner und Lotte ansprechend.

Sie nahm die Karte und schaute mich vorwurfsvoll an.

„Okay“, nickte ich, „die Karten sind etwas abgegriffen. Aber die Teller sind echt schön gemacht.“

Ich machte sie auf die Werbetafel an der Gasse aufmerksam, sie boten Weißwürste mit Brezel, Caprese und Muhammara mit Fladenbrot zum Frühstück.

Lotte brummelte etwas wie „Die wollen wohl auch jede Nation ansprechen“ und winkte dem Kellner mit der Karte.

Sie bestellte Caprese, dazu eine Roséschorle. Als ob es einen Gegenpol bräuchte, nahm ich die Weißwürste. Und ein Apfelschorle. Morgens Alkohol ging gar nicht, zumindest nicht, wenn ich einer Frau gegenübersaß, die irgendetwas von mir wollte. Lotte nippte an ihrem Rosé, schien zufrieden und berichtete in Stichworten, warum sie hier mit mir saß. Ein Stalker würde ihr auflauern, die Polizei nähme das nicht ernst, sie bräuchte aber zwei Tage Ruhe für ein großes Geschäft und Hotels hasste sie.

Ich schwärmte von ihrem guten Aussehen, fragte, ob der Typ jemand aus ihrem Umfeld sein könnte und ob sie noch beim Theater arbeite. Letzteres war eher rhetorisch, so wie Lotte gekleidet war, passte sie vielleicht in die Intendanz, auf keinen Fall zu ihrer schlecht bezahlten, ambitionierten Regieassistentinnen-Zeit. Das satte Grün ihres Kostüms betonte auffällig die roten Haare und ich würde jetzt schon wetten, dass sie selbst bei Minusgraden in Stöckelschuhen daherkam.

Der Caprese stellte sie kurzfristig zufrieden, meine Weißwürste kamen in einem weißen Porzellantöpfchen nebst Salatgarnitur. Donnerwetter. Das beeindruckte mich mehr als das, was Lotte erzählte. Sie erzählte viel und doch war nichts Habhaftes für mich dabei.

„Wo wohnst du eigentlich“, kam so unvermittelt wie die Frage, ob es mir schmeckte.

Sie fingerte eine Zigarette aus der Box, ich zündete sie an. Eingespielte Teams hatten schon mit kleineren Ritualen begonnen.

Lotte aß, schaute sich um, trank, schaute sich um. Schaute mich an. Ich pellte meine zweite Wurst, ließ mich von dem unaufgeregt daherkommenden kunterbunten Menschengetümmel auf der Gasse gerne ablenken. Hier gab es nun wirklich keinen Dresscode, aber so richtig reinpassen wollte Lotte nicht.

„Was ist nun mit dem Stalker?“

„Du glaubst mir nicht.“

„Warum soll ich dir nicht glauben? Hast du Feinde, Neider? Eine Konkurrentin in deinem Job?“

So wie Lotte aussah, konnten sich Hunderte arme Seelen in sie verlieben und unerhört bleiben. Könnte eine Möglichkeit sein, dachte ich.

„Gibt es einen abgeblitzten Verehrer, eine arme Seele, die du in den Rinnstein gestoßen hast?“

„Also ich finde das nicht lustig. Bist du schon mal ständig nachts angerufen worden, hast das Gefühl gehabt, ein Schatten klebt an deinen Absätzen und die Haustür schlägt nicht richtig zu?“

Lotte starrte mich an. Fünf Sekunden länger und das Besteck in ihren Händen würde sich verbiegen.

„Ich kenn den Typen nicht. Verzerrte Stimme, hab ihn nie gesehen.“

Lotte entspannte sich wieder, sie legte das Besteck neben den Teller und griff meine Hand.

„Du musst mir helfen, Daniel. Um alter Zeiten willen.“

Ich schaute sie an. Lotte musterte mich. Ihren heftigen Erklärungen folgte kurzes Schweigen. Wie abgesprochen. Ich trank. Lotte aß weiter. Ich war fertig.

„Lebst du allein“, fragte sie unvermittelt und entschuldigte sich sofort, dass sie mit vollem Mund sprach.

Also nach großer Angst sah das nun wieder nicht aus. Ich verstand sie genauso wenig wie damals zur Zeit unsrer Trennung. Als ich sie gerne erwürgt hätte. Dafür verstand ich endlich, worauf sie hinauswollte.

„Also ich wohne in Neugereut und bin überhaupt nicht auf Besuch eingerichtet.“

Das sollte nach der Beschreibung einer kontaminierten Zone klingen.

„Neugereut. Wo ist das denn?“

In ein bedenklicheres Gesicht hatte ich lange nicht geschaut.

„Noch in Stuttgart?“

Ich nickte.

„Weit?“

„Gleich hinter Cannstatt.“

Vorsichtig tupfte sie sich mit der Papierserviette die Lippen, knüllte das dünne Papier und warf es auf den komplett leer gegessenen Teller.

„Ist ja ein richtig kleines Spießerbiotop hier.“

Trotz Lottes abfälliger Bemerkung blieb mir ihre latente Unruhe nicht verborgen.

„Immerhin können wir in deinem Neugereut bestimmt ungestört über alte Zeiten reden“, lächelte sie mich an und drückte mit einer Vehemenz ihre Zigarette aus, als müsste die für alles Hässliche, was sie hier betrachten musste, bestraft werden.

Meine Rolle wurde mir immer unklarer. Keiner von uns beiden war auf schnellen Sex aus, und erkaltete Geschichten aus dem Leben interessierten mich nicht. Schade, damals hatte sie mich nicht kalt gelassen. Der Fall – mittlerweile betrachtete ich Lotte als Fall – stagnierte im Moment und das, was ich spürte, war nicht das, was ich sah. Und wie damals wuchs die Lust, sie zu erwürgen.

Die Aufmerksamkeit der Bedienung war mir sicherer.

Lotte stand plötzlich auf und wirkte ganz schön groß. Sie war groß und dann noch diese Schuhe. Lackschwarz das Leder, bleistiftdünn die Absätze. Und hoch.

„Kannst du mich in zwei Stunden in der Mauserstraße 19 abholen? Und stell bitte keine Fragen.“

Bevor ich keine Frage stellen konnte war sie verschwunden.

Der Kellner kam.

„Sie möchten zahlen?“

Ich hatte es mir anders überlegt.

„Bringen Sie mir ein Bier.“

„Pils, Weizen, alkoholfrei? Vielleicht ein Efes?“

Schlagartig ein Gefühl, als kümmerte sich der...

Erscheint lt. Verlag 7.11.2023
Reihe/Serie BERBER
BERBER
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Deutsche Kriminalliteratur über organisiertes Verbrechen • Dunkle Abgründe • Einfallsreiche Krimis • Familienkonflikte • Gefahren • Mord • Privatdetektive • private Ermittler • Prostitution • regional • Regionale Thriller • Regionalkrimis • Spannender Kriminalroman für den Urlaub • Spannung • Sprachwitz • Tatort Deutschland • thriller & suspense • traditionelle Detektive • Vermisst
ISBN-10 3-7583-8040-5 / 3758380405
ISBN-13 978-3-7583-8040-2 / 9783758380402
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