Unter dem grauen Himmel (eBook)
588 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-1346-9 (ISBN)
Angelina Schnitzler wurde 2004 in Köln geboren und lebt zurzeit in dessen näherer Umgebung. Sie schloss im Jahr 2023 erfolgreich ihr Abitur ab und bereitet sich derzeit auf ihr Studium vor. In Ihrer Freizeit spielt sie Schach, erlernt unterschiedliche Sprachen und sammelt für ihre literarischen sowie künstlerischen Werke Inspiration auf Reisen. Sie schreibt seit ihrem vierzehnten Lebensjahr Romane, Kurzgeschichten und Gedichte in verschiedenen Sprachen, arbeitete bereits als Werbetexterin, Redakteurin sowie Lektorin und verfasste als Reporterin mehrere Sportberichte.
Angelina Schnitzler wurde 2004 in Köln geboren und lebt zurzeit in dessen näherer Umgebung. Sie schloss im Jahr 2023 erfolgreich ihr Abitur ab und bereitet sich derzeit auf ihr Studium vor. In Ihrer Freizeit spielt sie Schach, erlernt unterschiedliche Sprachen und sammelt für ihre literarischen sowie künstlerischen Werke Inspiration auf Reisen. Sie schreibt seit ihrem vierzehnten Lebensjahr Romane, Kurzgeschichten und Gedichte in verschiedenen Sprachen, arbeitete bereits als Werbetexterin, Redakteurin sowie Lektorin und verfasste als Reporterin mehrere Sportberichte.
Kapitel 1:
Zu Beginn der Geschichte
Ihr Bein wippte nervös auf und ab, wurde dabei immer schneller. Ashley bemerkte es nicht einmal wirklich. Es war nur einer ihrer vielen nervösen Ticks, die sich jedes Mal bei ihr einstellten, sobald sie mit ihrer … Krankheit konfrontiert wurde. Auch wenn man es nur schwer als solche bezeichnen konnte, wirkte es sich doch ähnlich auf ihr Leben aus. Nur ob diese ›Krankheit‹ – dieser ganz und gar einzigartige Zustand ihrer selbst – eher physischer oder doch psychischer Natur war, ließ sich nicht allzu leicht sagen.
Eine ihr nur zu vertraute Stimme ertönte sanft und gleichzeitig besorgt neben ihr: »Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?« Die Frage kam von Tamina, welche auf dem Stuhl zu ihrer Rechten saß und ihr fragend ins Gesicht blickte, die dunkelbraunen, dünnen Augenbrauen dabei zu einem verwunderten Stirnrunzeln hochgezogen hatte.
Ashley, die von ihrer besten und streng gesehen auch einzigen Freundin in diesem Moment kaum Notiz nahm, unterdrückte nun das Wippen ihres Beines. Ihren Blick angespannt auf die farblose Tür gegenüber von ihnen gerichtet, antwortete sie: »Du weißt doch, wie nervös mich solche Dinge machen.«
Tamina neigte den Kopf ein wenig zur Seite, wodurch ihre langen braunen Haare elegant von der einen Schulter auf die andere tanzten. »Weißt du, ich habe gehört, dass die da drinnen sogar einen Lügendetektor benutzen.«
Von wem weiß sie denn das schon wieder?, fragte sich Ashley verblüfft. Sie selbst arbeitete bereits seit Jahren in der Chemiefabrik, und doch kannte sie hier kaum jemanden. Sie wusste, dass es ihrer verschlossenen Natur geschuldet war: Sie unterhielt sich, wenn sie ehrlich mit sich war, alles andere als gerne mit den meisten anderen. Und diejenigen, mit denen sie bereits mehr als einmal bewusst gesprochen hatte, hatten sich kaum genügend in ihr Gedächtnis gebrannt, als dass sie sich an mehr als ihre Namen erinnern konnte. Sollte Tamina die Fabrik jemals verlassen, so würde Ashleys Verbindung zum Rest der Arbeiterschaft mit einem Mal gekappt werden …, falls sie selbst bis dahin überhaupt noch lebte, was unter den momentanen Umständen anzuzweifeln war.
»Wenn sie da drinnen wirklich einen Lügendetektor haben«, meinte Ashley und seufzte, »… dann macht das die Situation doch nur umso schlimmer.«
»Wieso?«, fragte Tamina. Der Ausdruck in ihren dunklen Augen strahlte ehrliche Verwunderung aus. »Es macht die Sache doch eigentlich wesentlich leichter. Dadurch werden die Ermittler sofort wissen, dass wir nichts getan haben.«
Da Ashley ihr nicht die Wahrheit sagen konnte, nickte sie nur knapp. »Das mag sein, aber denk doch mal genau nach: Solche Dinger können sich doch manchmal irren. Und falls so etwas passiert, dann ...«
»Dann was?« Tamina wirkte noch immer irritiert.
»Dann würde das bedeuten, dass die einen umbringen«, antwortete Ashley flüsternd, damit keiner der anderen in der Warteschlange sie hören konnte. »Sieh mich nicht so an. Du weißt genau, dass ich recht habe. Es gehen doch zurzeit massenhaft Gerüchte um, dass jetzt auch in der Delta-Sphäre Nahrungsknappheit herrscht – davon habe ja sogar ich was mitbekommen. Die Sphären-Regierung wartet jetzt nur darauf, dass man irgendeine Straftat begeht, und sei sie noch so unbedeutend. Die Exekutionsrate wird bald schon explodieren.«
Tamina setzte sich augenblicklich aufrecht hin, ihr Körper wurde von Anspannung übernommen. Bei dem Wort ›Exekution‹ wurde sie, so wie jeder andere, stets blitzschnell hellhörig. »Du denkst doch nicht etwa, dass sie jetzt anfangen werden, auch Kleinkriminelle ohne Atemgeräte nach draußen zu schicken?«
Ashley nickte finster. »Doch, genau das glaube ich.«
Tamina schüttelte missbilligend den Kopf. »Du bist nur wieder viel zu paranoid.«
»Vielleicht bin ich das«, gab Ashley zu, da sie nach all den Jahren der Verfolgung tatsächlich einen gefährlich gewaltigen Hang zur Paranoia besaß, »aber du musst trotzdem zugeben, dass es Sinn ergibt. In den meisten Sphären ist kaum noch Platz für die Menschen – sogar in der Alpha-Sphäre wird es allmählich eng –, und dass es eine allgemeine Ressourcenknappheit gibt, ist ohnehin schon seit Langem bekannt. Das Schlimmste von allem ist, dass die Bevölkerungsrate trotz der momentanen Bedingungen weiterhin exponentiell ansteigt. Von daher schafft die Regierung durch die Exekutionen gleich mehrere Probleme auf einmal aus der Welt. Ich sage nicht, dass ich es für richtig halte, aber so ist es momentan nun mal.«
Tamina dachte angestrengt nach, dann erwiderte sie: »Wenn die Regierung verordnet, dass in Zukunft auch an Kleinkriminellen Exekutionen durchgeführt werden, dann wird es bald gar keine Verbrechen mehr geben. Das wirkt sich doch praktisch paradox aus – sie würden damit nicht länger als für einen Monat etwas erreichen.«
Ashley wusste genau, auf welche Statistiken Tamina sich mit ihrer Aussage bezog. Auf gewisse Weise hatte sie recht: Aufgrund der knappen Ressourcen gab es mehr Diebe denn je, jedoch traute sich kaum noch jemand, Mord zu begehen, da allen die Strafe für ein solches Verbrechen bekannt war. Nur gab es da ein großes Problem …
»Sie müssen ja niemandem sagen, was mit all den Kleinkriminellen passiert«, entgegnete Ashley mit leiser Stimme.
Tamina war sprachlos. Sie öffnete den Mund lautlos und schloss ihn wieder, wodurch sie Ashley für einen Moment an einen kleinen Goldfisch erinnerte. Auch wenn die meisten es ihr nicht glauben würden, hatte Ashley in ihrem Leben tatsächlich bereits einen echten Goldfisch gesehen, als sie noch in einem riesigen Aquarium am anderen Ende der Welt gearbeitet hatte. Allerdings lag diese Zeit bereits ganze zwei Jahrzehnte hinter ihr. Es war kurz nach ihrer Flucht gewesen, als sie noch ein völlig anderes Leben mit einem völlig anderen Namen geführt hatte.
»Ich sage dir, dass sie es tun werden«, betonte sie. »Die einzige Frage, die sich stellt, ist, wann sie damit anfangen.« Sie hob den linken Zeigefinger hoch, als Tamina zum Protest ansetzte. »Ich bin’s mir mehrmals im Kopf durchgegangen. Meine Schätzung liegt bei fünf bis sieben Monaten.«
Tamina erwiderte nichts. Ashley kannte sich mit politischen Themen wesentlich besser aus als sie, jedoch war sie sich nicht genau dessen bewusst, warum. Wann auch immer sie Ashley darauf ansprach, erwiderte diese lediglich, dass sie ›Erfahrung in solchen Dingen habe‹.
»Na super, jetzt hast du mich auch nervös gemacht«, meinte Tamina und stützte ihren Kopf auf ihre blassen Hände, welche ihr herzförmiges Gesicht dabei wie ein Bilderrahmen umfassten.
»Tut mir leid«, sagte Ashley ehrlich – das war nicht ihre Absicht gewesen. »… Aber vermutlich hast du auf gewisse Weise auch recht.«
»Inwiefern?«
»Es gibt vermutlich keinen Grund, wegen der Befragung in Panik auszubrechen. Selbst wenn die Resultate des Lügendetektors darauf hinweisen, dass man gelogen hat, würde das als Beweis sicherlich noch nicht ausreichen, um einen aus der Sphäre zu verbannen.«
Tamina setzte zu einer Antwort an, doch sprang die Tür vor ihnen im selben Moment auf.
Aus dem sich dahinter befindenden Raum trat ein recht dünner Mann, dessen abgemagerte Gestalt jedoch nichts weiter Besonderes darstelle, da nahezu jeder, dem Ashley in der Delta-Sphäre bisher begegnet war, zumindest leichtes Untergewicht besaß. Auf seiner Miene trug er einen gelangweilten Ausdruck – ein eindeutiger Gegensatz dazu, wie Ashley sich in diesem Augenblick fühlte. Er war einer derjenigen, an dessen Namen sie sich nicht erinnern konnte, von dem sie jedoch wusste, dass er in derselben Fabrikhalle wie sie arbeitete. »Sie können jetzt rein«, murmelte er im Vorbeigehen in ihre Richtung, woraufhin sie sich steif von ihrem Stuhl erhob.
Sie sah zu Tamina, welche sichtlich versuchte, ihren Blick möglichst ruhig und zuversichtlich zu erwidern, woraufhin sie die Gesichter der zehn Leute, die hinter ihnen in der Schlange standen, suchend überflog, als ob irgendeiner dieser Halbfremden sie vor der anstehenden Befragung retten könnte.
Mit einem inneren Seufzen gab sie sich den nötigen Ruck, sich der offenstehenden Tür zuzuwenden, woraufhin sie den dahinterliegenden Raum betrat, welcher für gewöhnlich nur als eine etwas größere Abstellkammer diente. Nun jedoch waren die Kisten beiseite gestellt und ein Tisch in der Mitte des Zimmers platziert worden, wo er wohl noch bis zum Ende der Woche verweilen würde. An ihm saßen zwei Ermittlerinnen, die scheinbar der lokalen Polizei angehörten. Eine von ihnen starrte genervt auf ihre Armbanduhr, während die andere entspannt an ihrem synthetischen Kaffee nippte – keine der beiden würdigte Ashley auch nur eines einzigen Blickes.
Jene erkannte, als sie über den kalten Boden zur anderen Seite des Tisches schritt, noch einen dritten Ermittler, welcher mit bedrohlichem Blick und verschränkten Armen in der Ecke gegenüber der Tür stand. Momentan war er noch der einzige, der ihr seine Aufmerksamkeit schenkte: So wie er sie anblickte, bekam sie den Anschein, dass er bereits wusste, dass sie schuldig war. Allerdings, so sagte sie sich zur Beruhigung...
Erscheint lt. Verlag | 11.10.2023 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | dramatisch • düster • Dystopie • Krieg • Sci-fi • spannend • Zukunft |
ISBN-10 | 3-7584-1346-X / 375841346X |
ISBN-13 | 978-3-7584-1346-9 / 9783758413469 |
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Größe: 442 KB
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